Kommentar: Sind smarte Fans falsch bei World Wrestling Entertaiment? Eine Analyse der Fastlane-Reaktionen.

Wenn man so online schaut ist die Meinung zu WWE Fastlane mies. 

Richtig, richtig mies.

So mies, Kollege General M ist aus seinem M-Factor Ruhestand zurückgekehrt ist und um ihn auf die Beine zu bekommen muss man ihm im Normalfall ein Brazzers Einjahresabo bieten. Und dann erstmal 2 Wochen warten bis die Sehnenscheidenentzündung abgeklungen ist.

Gründe findet man einige :

– Absolut hirnrissiges Booking im Diven-Match. Warum wurde Bayley durch Eingreifen von Sasha Banks nicht disqualifiziert? 
– 2 Filler Matches um die 3 Stunden zu füllen. Jinder Mahal hat beim letzten PPV vor WrestleMania NICHTS auf der Card zu suchen, auch wenn es mich natürlich gefreut hat Cesaro zu sehen, getrübt wurde die Freunde jedoch dadurch dass dieses Match absolut NICHTS bedeutet hat.
– Braun Strowman wird CLEAN von Roman Reigns gepinnt um ihn auf sein Undertaker-Match vorzubereiten und ihn kredibiler darzustellen. Weil er davor ja so abgrundtief schlecht gebookt wurde und deswegen ein cleanes Finish gegen das Monster Among Men absolut notwendig war.
– Goldberg squasht Kevin Owens in 22 Sekunden, angeblich weil man nicht wirklich sicher ist ob Goldi ein längeres Match überhaupt absolvieren kann. Ich meine, der Kerl sah nach 3 Moves aus als wär er ein Teil von Shield und hätte sich eine ganze Flasche Wasser über den Kopf geschüttet. 

Prinzipiell war es eine werbefreie RAW-Episode. Lichtblicke waren das Cruiserweight Match in dem endlich auch ein bisschen Charakter zu sehen war statt NUR Wrestling und Sami Zayn gegen Samoa Joe. 

So ist zumindest die, fast durchweg gleiche oder zumindest sehr ähnliche, Meinung der Internet Wrestling Community, kurz IWC. Und jeder, der diesen Artikel hier lesen wird darf sich gar nicht beschweren denn ihr seid integraler Teil der IWC. 

Wir haben alle ein eingeschränktes Sichtfeld. Die IWC ist die laute Minderheit, ähnlich wie die AfD (Ohoho, politscher Witz. Ganz dünnes Eis Mathias…). Man hört dauernd von ihr und sie kann auch gut verkaufen dass ihre Meinung von dem Großteil der Fans und Bevölkerung gedeckt und unterstützt wird, Umfragen zeigen jedoch oft dass es eben nicht so ist, dass eben viele auch anderer Meinung sind diese aber nicht immer komplett äußern muss.

(Und wenn jetzt irgendein NfDAP-Spacken böse Kommentare hinterlassen will oder, oh Schreck, nicht mehr auf Wrestling-Point geht ist mir das relativ bumbel. In den Worten des großen Eric Cartmans – Suck my balls. Ich wäre froh drum einige Logik-Legosteiniker (sic!) los zu haben…)

Kommen wir aber zurück zum Thema – Auch wenn wir es uns nicht eingestehen wollen sind wir nicht die Mehrheit. Wir leben in unserer eigenen kleinen Blase. Smart Marks diskutieren normalerweise nicht mit Marks oder Casual-Fans über Wrestling, und wenn dann nur mit ehemaligen Fans die halt mal fragen ob es den Undertaker immer noch gibt. Smart Marks haben normalerweise entweder im realen Leben andere Wrestling-Fans, auch Smart Marks, oder diskutieren online hauptsächlich mit anderen Smart Marks. Und die Meinung der IWC ist oft ziemlich deckungsgleich. Es gibt einige Streitpunkte, ja, aber der Konsens ist zur Zeit :

Warum gewinnt Goldberg den Universal Title um ihn gegen Lesnar, einen weiteren Part-Timer zu verteidigen? 

Hört man jedoch die Reaktion aus der Crowd bildet sich ein anderes Bild. Ein komplett anderes Bild. Milwaukee hat Goldberg gefeiert wie einen Gott. Er ist ein Draw. Er zieht die Menschen an. Nur halt, aus der Sicht der IWC, die falschen Menschen.

Er zieht die Nostalgie-Fans an, die damals in den Monday Night Wars zu WCW gestanden haben und es super finden, ihr Kindheitsidol doch noch einmal im Ring zu sehen. Sie finden es toll, 2 Giganten des Business noch einmal im Ring zu sehen. Sie feiern Roman Reigns, denn der Casual schert sich nicht wirklich drum ob es andere Wrestler gibt, die es deutlich mehr verdient hätten in dieser Situation zu stehen, die besser am Mikrofon oder im Ring sind. Er sieht das was WWE ihm zeigt und wie WWE es ihm verkauft. 

Für diese Menschen ist Wrestling eben nur das – Wrestling. Diese Fans hat man überall.

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Es gibt Videospielenthusiasten die dir in einem einstündigen Youtube-Video erklären warum Call of Duty ein absolut beschissenes Spiel ist – und es gibt Leute die nehmen es einfach so für Face-Value und spielen es, weil es sie nicht schert dass das Spiel seit Jahren recycled wird und dass es horrende Balancing-Probleme gibt weil es sie trotzdem unterhält.

Es gibt Filmenthusiasten, die obwohl sie erst 1980 geboren wurden alles über die Geschichte und den Kampf von Orson Welles wissen und die Filme analysieren, jedes kleine Detail von Citizen Kane oder Othello aus dem FF aufzählen können – und es gibt Menschen die Adam Sandler Komödien schauen und jene, auch die neuen Werke, zum schreien finden. 

Musikfans – Einige hören Musik mit Texten die verschiedene Meta-Ebenen besitzen und auch musikalisch anspruchsvoll sind und es gibt SWR4 Schlager-Bratzen, die sich einfach mit dem zufriedengeben was ihnen vorgesetzt wird und auf Schlagerparaden gehen oder, noch schlimmer, auf Veranstaltungen wie dem SWR4 Wanderspaß mit anschließendem Konzert einer dieser wandelnden Kotzbrocken.

Comedy – George Carlin oder Mario Barth.

Kabarett – Volker Pispers oder Dieter Nuhr.

Politik – DIE PARTEI oder CSU.

Literatur.

Sport.

Kaffee. Es gibt Leute die Starbucks als Kaffee bezeichnen.

Klar, es hört sich hier an als würde ich diesen Menschen irgendwas vorwerfen, weil sie diese Art von, objektiv gesehen, dummer Unterhaltung auf sich einprasseln lassen aber dem ist so nicht – auch wenn ich Schlagersängern jedes Mal mit meinen Stiefeln ins Gesicht treten könnte. Für diese Menschen sind jene Formen von Unterhaltung eben nicht mehr als das – Unterhaltung. Zurücklegen und berieseln lassen. Zum 5.000 Mal einen frauenfeindlichen und absolut beschissenen Witz von Mario Barth hören. Nicht viel hinterfragen sondern einfach nur Urlaub fürs Gehirn. 

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Auch Götter wie Tarek, Nico und Maxim haben es verstanden. Und DJ Craft. 

Diese Menschen haben ihren Spaß am Produkt der WWE, vielleicht auch weil sie nicht wissen was hinter den Kulissen abgeht und weil sie keine Spoiler lesen. Als ich Kind war fand ich den Cruiserweight-Titel-Gewinn von Hornswoggle auch toll. Man ist nunmal jung und dumm. Oder alt und dumm. 

Und genau deswegen ist WWE, zumindest RAW, nichts mehr für uns von der IWC. Weil man uns, zumindest in der Zeit vor WrestleMania, nicht als Zielgruppe nehmen kann. Man füllt kein Stadion mit 80.000 Menschen und bringt gleichzeitig noch schön viele Network-Abos an den Mann wenn es nur nach den Wünschen der IWC geht. Die Wünsche der IWC sind sowieso komplett undurchsichtig. In einer Woche war Sami Zayn der absolute Gott, in der nächsten war er ein langweiliger Vanilla Midget wie es ihn tausendfach gibt.

Viele Casuals fanden Nakamura vs. Sami Zayn langweilig, haben aber Ricochet vs. Will Osprey, obwohl das Match absolut NICHTS mit einem guten Wrestling Match zu tun hatte und auch außerhalb eines WWE-Rings stattfand, fleißig auf Facebook geteilt. 

Klar, WWE macht in den letzten Jahren immer mehr für die Hardcore-Fans. NXT zum Beispiel. NXT ist ein Produkt was funktioniert weil es sich eben an jene Splittergruppe richtet, die schon vor seinem Debüt wussten, wer Kevin Steen, Nakamura oder Neville ist. NXT funktioniert, weil eben Wrestling für die Leute geboten wird, denen anspruchsvolle, technische Matches wichtig sind. NXT funktioniert weil es klein ist. 

NXT ist kein Produkt für den Massenmarkt. Auch wenn wir es gerne hätten.

Es gibt lediglich einen Weg WWE jemals umzustimmen – Geht nicht mehr zu Live Events. Lasst die Weekly Ausstrahlungen auf ProSieben Maxx komplett ersaufen. Kein Merchandise, kein Network-Abo. Und dann müsste diese Bewegung wirklich weltweit gehen. In den USA müsste es massive Abo-Einbrüche geben. 

Aber die wird es nicht. Denn egal wie oft wir uns beschweren – Ich wette ihr kommt morgen früh oder mittag auf genau diese Seite um euch die Ergebnisse von Monday Night Raw durchzulesen. Ich wette, ihr schaut WrestleMania, auch wenn es absolut klar ist dass Goldberg vs. Lesnar ein absolut beschissenes Match wird. Ich wette, ihr kauft euch ein weiteres Kevin Owens Shirt bei dem nächsten WWE Live Event. Und WWE weiß das. Paul Heyman weiß das. Vince McMahon weiß das. Triple H weiß das. 

Denn Wrestling ist für viele von uns ein integraler Teil, für viele Leser dieser Seite besonderes eben World Wrestling Entertaiment. Es gäbe bessere Alternativen dort draußen, das wissen wir alle. Ring of Honor, New Japan Pro Wrestling, CHIKARA, WCPW, wXw. Es gibt lediglich keinen direkten Konkurrenten mehr weil es absolut unmöglich ist gegen das Empire, was Vinnie Mac erobert hat, anzukämpfen – außer man selbst hat einige Milliarden auf dem Konto. 

Ted Turner

Wir müssen schlichtweg damit leben dass wenn WIR nichts an unserem Konsumverhalten ändern, warum sollte es WWE machen? Paul Heyman, gerade schon einmal angesprochen, hat es bei „Bring it to the Table“ passend zusammengefasst, was ich jetzt einmal sinngemäß wiederhole :

Die Leute beschweren sich. Gut, lass sie sich beschweren. Sie boykottieren aber nicht. Erst wenn sie boykottieren muss man einen neuen Weg einschlagen. Erst wenn der Cashflow weniger wird muss man einen neuen Weg einschlagen. WWE war schon an diesem Punkt – kurz vor der Attitude Ära. WWE ist weit von diesem Punkt entfernt, also warum sollten sie.

Achso : Die hier vertreteten Meinungen sind die Meinungen des Autors Mathias und müssen nicht unbedingt die Meinung von Wrestling-Point spiegeln.

Damit keiner meinem Boss irgendwas vorwirft.

Kontakt für verwerfliche, dreckige und durchschaubare politische Einflussnahme durch Bestechung : Mathias@wrestling-point.de 
Kontakt für aufgebrachte AfD-Wähler : PetryHeil@endlich-mal-völkisch-vögeln.de