UHD: „Forrest Gump“

                                                  Getestet und verfasst von General M 

             Quelle Bildmaterial: „Forrest Gump, ©1994 Paramount Pictures. All rights reserved.“

                                                                   Ab sofort erhältlich

81FPJHcZd4L. SL1500 Manchmal frage ich mich ja: Gäbe es ´Forrest Gump´ nicht, hätte Kabel 1 dann überhaupt eine Daseinsberechtigung?“ Der sechsfach oscarprämierte Klassiker von „Zurück in die Zukunft“ – Regisseur Robert Zemeckis, der auf einem Buch von Winston Groom basiert, gehört zu den jährlich am meisten wiederholten Spielfilmen und erfreut sich über Generationen einer selten dagewesenen Beliebtheit. Warum auch nicht, immerhin ist die zeitlose, warmherzige Geschichte über den wohl größten Underdog der Filmgeschichte ebenso Kult wie das berühmte Zitat über die Pralinenschachtel. Die nun erhältliche UHD – Veröffentlichung schickt sich an, den Klassiker in Sachen Bild- und Ton auf ein neues Level zu heben. Als Basis für die Neuauflage dient die bereits seit einer Weile erhältliche 20th Anniversary – Edition, die seinerzeit bereits umfassend remastered wurde. Das Ergebnis haben wir natürlich ausgiebig für euch getestet.

Der Film 

Mit einer Pralinenschachtel in der Hand auf den Bus wartend, erzählt Forrest Gump (Oscar© für die besten Hauptrolle: Tom Hanks, „Inferno“) verschiedenen Personen seine Lebensgeschichte: Im konservativen Süden der Vereinigten Staaten aufgewachsen, wird bei dem jungen Forrest früh ein unterdurchschnittlicher IQ diagnostiziert, zusätzlich ist er aufgrund eines Problems mit der Wirbelsäule auf mechanische Beinstützen angewiesen. All das ist natürlich ein gefundenes Fressen für seine Mitschüler. Doch dank der liebevolle Erziehung seiner Mutter (Sally Field, „Mrs. Doubtfire“) und der von der ersten Begegnung an lebenslänglich andauernden Freundschaft zu seiner Mitschülerin sowie später auch großen Liebe Jenny (Robin Wright, „House of Cards“) steht der scheinbar unscheinbare Junge mit der langsamen Aussprache nie alleine da.

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Mit den Jahren ist er oftmals durch Zufall nicht nur an vielen historischen Begebenheiten beteiligt, sondern scheint auch immer dort zugegen zu sein, wo Geschichte geschrieben wird. So inspiriert Forrest Elvis Presley zu seinem bekannten Hüftschwung, erfindet das Joggen, überlebt hochdekoriert den Vietnam – Krieg und löst sogar den Watergate – Skandal aus. Durch seine zahlreichen Unternehmungen, unter anderem als weltbekannter Tischtennisspieler und erfolgreicher Krabbenfischer, gelangt er sogar zu unglaublichen Reichtum, ohne sich all dessen je vollständig bewusst zu werden. Denn bei allem, was der charmante Underdog angeht, seine Gedanken sind am Ende doch stets nur bei seiner Jenny, welche die Geschichte der damaligen Zeit aber auf ganz anderen Pfaden miterlebt…

Die Rezension 

„Forrest Gump“ vereint viele Zutaten, die man braucht, um ein fürwahr zeitloses Meisterwerk zu erschaffen. Zwar kann man dem Film eine gewisse Rührseligkeit und gelegentlich erzwungen wirkende Melodramatik nicht absprechen, durch die wunderbare Schauspielleistung von Tom Hanks und aller anderen Beteiligten, darunter natürlich auch Gary Sinise als Lieutenant Dan, fällt es dem Zuschauer schwer, sein Herz für das Geschehen am Bildschirm auch nur kurz zu verschließen. Der Film stellt zudem einen interessanten Querschnitt durch die amerikanische Geschichte des späten 20. Jahrhunderts dar. Dass man die fiktive Figur des Forrest Gump dabei natürlich durch Computertechnik zum Auslöser so vieler Ereignisse gemacht hat, sollte jedem bewusst sein.

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Und doch sorgt die warmherzige Naivität des Charakters dafür, dass man zwischen den vielem emotionalen Momenten immer auch etwas zu lachen hat. Dafür sind eben jene mit Tricks generierten Ereignisse maßgeblich mitverantwortlich. Wenn Forrest als Talkshowgast scheinbar ganz nebenbei John Lennon zu einem seiner berühmtesten Lieder inspiriert, den Smiley sowie den Spruch „Shit Happens!“ erfindet, kann man sich das Schmunzeln kaum verkneifen. Bei allem enthält der Film aber auch eine schöne, zeitlose Botschaft: Ganz gleich wer du bist, ganz gleich, was dich ausmacht – mach das Beste daraus und lass dich dabei nicht aufhalten. Mit der wunderbaren Filmmusik von Komponist Alan Silvestri enthält der Film übrigens auch eine der bekanntesten Leitmotive überhaupt. Erzählerisch nicht ganz perfekt, dramaturgisch nicht ganz ausbalanciert, ist „Forrest Gump“ bei allem doch ein Film, den man gesehen haben muss. Und immer wieder sehen will. 

Die UHD 

Wie bereits im Vorwort erwähnt, hat Paramount für die 4K – Umsetzung auf das bereits seit 2014 auf Blu-Ray erhältliche neue Master zurückgegriffen (welche der UHD übrigens auch als Dreingabe erneut beiliegt) und diesem neben dem obligatorischen Auflösungsupgrade auch einen erweiterten Farbraum in Form von HDR und Dolby Vision spendiert. Das Ergebnis stellt aber leider nur einen sehr geringen Mehrwert dar und leidet zudem auch weiterhin unter den Unzulänglichkeiten der Blu-Ray. Ursprünglich analog auf 35mm gedreht, waren große Quantensprünge aber ohnehin kaum zu erwarten. Hands down, was genau bietet die UHD denn nun genau? Dank der höheren Auflösung wirken besonders Close Up´s nochmal eine ganze Ecke detaillierter, was oft auch der Kleidung anzusehen ist, die nun mehr Texturdetail offeriert. Auch die Ränder wirken etwas definierter, ebenso darf man sich über klarere Kontraste freuen. In den Weitaufnahmen, darunter besonders die Szene am Lincoln Monumental, sackt die Gesamtqualität aber immer wieder ab.

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Die Farbgebung bewegt sich weiterhin in einem natürlichen Bereich, profitiert aber leider kaum von den Vorzügen aktueller Fernsehgeräte. Im direkten Vergleich mit der Blu-Ray fällt zudem hier deutlich stärker auf, dass man bei manchen Szenen mit Filtern nachgeholfen hat. In dunkleren Szenen präsentiert sich die UHD zwar dank besserer Schwarzwerte etwas besser als das gewöhnliche HD – Gegenstück, verschluckt aber dafür das ein oder andere dort noch sichtbare Detail. In eben jenen Szenen stört oft auch ein unnatürlich starkes Filmkorn den Sehgenuss, so dass das Bild unangenehm rauscht. Insgesamt stellt die UHD – Veröffentlichung eine in vielerlei Hinsicht inkonsequente, unstetige Veröffentlichung dar, die zwar in wenigen Belangen etwas besser ist als die normale Blu-Ray, nüchtern betrachtet aber viel zu wenige deutliche Verbesserungen mit sich bringt, um ein Upgrade für Besitzer der bereits sehr günstig erhältlichen 20th Anniversary Blu-Ray in irgendeiner Form lohnenswert zu machen.  

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Auch beim Ton stellt sich gemessen am gegenwärtigen Anspruch Ernüchterung ein. Während man der Englischen Originalspur eine frische Dolby Atmos – Abmischung spendiert hat, welche dem sehr centerlastigen Film besonders in Sachen Dialogen hörbar mehr Dynamik und Klarheit beschert, müssten Deutsche Kunden wieder mal nur mit der uralten Dolby Digital 5.1 – Tonspur Vorlieb nehmen. Die ist zwar als solche gar nicht schlecht, kommt aber zu keinem Zeitpunkt an die Qualität der neuen DA – Abmischung heran. Paramount sichert sich, dass muss man leider sagen, seit den Anfängen des HD – Zeitalters im Heimkino weiterhin die Marktführung in Sachen mangelhaftem Service für Deutsche Konsumenten, hat man auch dort jahrelang den Umstieg auf verlustfreie deutschsprachige DTS – Tonspuren verpasst. Dass das längst nicht mehr zeitgemäße Tonformat hier weiterhin zur Anwendung kommt, ist angesichts der hierzulande noch immer stolzen Preise für UHD´s einfach nur bitter. Auch in Sachen Extras darf man keine Neuerungen erwarten. Das bisher bekannte Bonusmaterial befindet sich komplett auf der beiliegenden Blu-Ray und besteht neben den Audiokommentaren und kleineren Featurettes vor allem aus einer sehenswerten Dokumentation zum Film.

Fazit

ava3„Sofern man sich nicht als absoluten Hardcore-Fan des Film bezeichnet und bereits im Besitz der handelsüblichen Blu-Ray ist, kann man sich das Upgrade auf 4K in diesem Fall beinahe komplett schenken. In Sachen Bild bietet der Klassiker einfach einen zu geringen Mehrwert und nutzt die Vorteile des erweiterten Farbraums kaum sichtbar aus. Zudem stört eine stark schwankende Bildqualität, die besonders abseits der Nahaufnahmen deutlich sichtbar ist, den Gesamteindruck merklich. Beim Ton wird dem Deutschen Interessenten abermals der veraltete Dolby Digital 5.1 – Ton aufgehalst, nur der Englischen Originaltonspur hat man eine qualitativ deutlich bessere neue Abmischung spendiert. Da es abseits davon auch bei den Extras nichts neues gibt, gehört die UHD von ´Forrest Gump´ für mich zu den bisher schlechtesten Veröffentlichungen seit Bestehen des neuen Mediums.“

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
 

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