UHD/BD: „Death Wish“

                                                 Getestet und verfasst von General M 

                        Quelle Bildmaterial: „Death Wish, ©2018 MGM. All rights reserved.“ 

                                Auf UHD, Blu-Ray und DVD erhältlich ab 10. August 2018

91TCVstz7XL. SL1500 Für seinen ersten Spielfilm abseits des Horrorgenres hat sich „Hostel“ – Regisseur Eli Roth für das Remake eines absoluten Klassikers entschieden, nämlich den 1974 gedrehten Low Budget – Thriller „Death Wish“, hierzulande besser bekannt unter dem Titel „Ein Mann sieht rot“, der es nach Jahrzehnten auf dem Index Anfang 2018 endlich vom Index geschafft hat und bereits in seiner Neuauflage von uns getestet wurde. Wie immer gehen wir in unserer Besprechung zu Heimkinoveröffentlichung des Remakes nicht nur der Frage nach deren Qualität nach, sondern vergleichen im Rezensionsteil auch Original und Neuauflage. Wer ist am Ende der bessere Rächer, Bronson oder Willis?

Der Film

Der erfolgreiche Unfallchirurg Paul Kersey (Bruce Willis, „Stirb Langsam“) kann das Leben abseits der alltäglichen Straßengewalt, mit der er in seinem Job tagtäglich konfrontiert wird, in vollen Zügen genießen. Ein großes Haus in lauschiger Gegend, eine hübsche Frau und ein Musterbeispiel an Tochter versüßen ihm seine Tage. Dieses gesegnete Leben ändert sich jedoch schlagartig, als eine Bande vermummter Krimineller in Paul´s Abwesenheit in dessen Haus einbrechen und auf der Suche nach Wertsachen Frau und Tochter in ihre Gewalt bringen. Doch die Frauen wehren sich, die Situation eskaliert. Nach einem Schusswechsel stirbt Paul´s Frau Lucy noch auf dem Operationstisch, Tochter Jordan liegt schwerverletzt im Koma. Die Polizei unter dem ermittelnden Detective Raines (Dean Norris, „Breaking Bad“) kommt trotz umfassender Ermittlung nicht voran.

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Die einst so heile Welt des Chirurgen weicht innerhalb weniger Momente einem nicht enden wollenden Strudel aus Verzweiflung, Hilflosigkeit und Trauer, aus der ihn auch sein Bruder Frank nicht befreien kann. Als einer der mutmaßlichen Gehilfen der Bande selbst tödlich verletzt in der Notaufnahme landet und Paul aus dessen Habseligkeiten erste Spuren auf die Identitäten der Verantwortlichen finden kann, nimmt er das Gesetz kurzerhand selbst in die Hand. Die ebenfalls vom Verblichenen hinterlassene Pistole leistet ihm dabei gute Dienste. Nach einem eher zufälligen Schusswechsel auf nächtlichen Straßen wird der dank eines Videomitschnitts schnell als „Grim Reaper von Chicago“ gefeierte Kersey in den Medien zum Schutzengel stilisiert. Als dieser arbeitet er sich gnadenlos zu den Haupttätern vor, hat dabei aber mehr und mehr Mühe, seine nächtlichen Aktivitäten vor Polizei und Familie zu verbergen…

Die Rezension  

Wenn jemand in die Fußstapfen des mürrischen, aber charismatischen Charles Bronson treten kann, dann ist es wohl Bruce Willis. Dank Eli Roth im Regiestuhl habe ich mir von deren erster Zusammenarbeit allerdings deutlich mehr erhofft, als der fertige Film letztendlich zu bieten hat. Abseits weniger Änderungen (Kersey ist hier anders als im Original als Chirurg und nicht als Architekt tätig), die hauptsächlich die modernen Medien und deren viralen Auswirkungen miteinbeziehen, gibt sich das Remake kaum Mühe, irgendetwas groß anders zu machen als der Kultklassiker von Michael Winner. Für dessen Kenner wird der Film entsprechend kaum Überraschungen zu bieten haben. Von „Besser gut kopiert als schlecht interpretiert“ kann dann hier auch keine Rede sein. In den meisten Momenten unterliegt das Remake den Qualitäten des 44 Jahre alten Klassikers nämlich deutlich. Dort werden Frau und Tochter auf so explizite und verstörende Weise vergewaltigt, dass man dem rachsüchtigen Kersey anschließend bei jeder nachfolgenden Handlung nichts weiter als Sympathie entgegenbringen kann, ganz gleich wie brutal er auch agiert. Hier jedoch wird bei weitem nicht genug gezeigt, um dem Zuschauer dieselbe ungebrochene Unterstützung abringen zu können. Weder ist das Schicksal von Frau und Tochter hier auch nur ansatzweise so von Brutalität geprägt, noch bekommt man von dem Schusswechsel etwas mit – der spielt sich vollständig im Off ab. Wahrscheinlich hatte man Angst vor einer schlecht vermarktbaren Alterseinstufung auch außerhalb der in Sachen Gewalt weniger empfindlichen U.S.A. – besonders in Deutschland wird Selbstjustiz alles andere als gern gesehen. 

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Daraus resultiert aber ein ganz zentrales, für die Neuauflage destruktives Problem: Denn ohne uneingeschränkten emotionalen Rückhalt für Kersey´s Rachefeldzug nimmt man diesen teilweise ablehnend bis abstoßend wahr, was jede Form von Unterhaltung nahezu unmöglich macht. Neben einer üblen, so im Original nicht vorhandenen Folterszene bleibt mir so besonders ein Moment des Films im Kopf, nämlich der, als Paul im Fernsehen hört, dass ein durch seine Taten motivierter, weniger glücklicher Nachahmungstäter bei seiner Aktion erschossen wurde. Dies nimmt Kersey völlig unbetroffen zur Kenntnis, sogar ein leichtes Schmunzeln ist zu erkennen. Momente wie diese sorgen dafür, dass man Bruce Willis´ Interpretation des Charakters nicht als harten, aber narrativ nachvollziehbaren Racheengel wahrnimmt, sondern nur noch als kaltblütigen Soziopathen. Und auf dieser Basis ist der Film nicht nur völlig unfunktionell, sondern muss sich dem viel düsteren, viel konsequenter inszenierten Original in nahezu sämtlichen Punkten unterordnen. Kurzum, Death Wish ist eines dieser Remakes, die die Welt nicht braucht. Das sahen übrigens auch Kinogänger und Kritiker so. Bei circa 30 Millionen Dollar Budget gelang es dem Film mit Müh und Not, weltweit gerade so seine Kosten einzuspielen. Die am Ende kurz implizierte Möglichkeit für ein Sequel kann man damit also (glücklicherweise) getrost zu den Akten legen. 

UHD und Blu-Ray
 
Wie viele andere Veröffentlichungen der Gegenwart wurde auch Death Wish mithilfe von Arriflex ALEXA-XT – Kamerasystemen eingefangen, dementsprechend liegt der Heimkinoveröffentlichung auf Blu-Ray und UHD ein von nativer 2.8K – Auflösung auf 2K runterskaliertes Ausgangsmaster vor, welches für die Blu-Ray auf Full HD weiter runterskaliert und für die UHD auf 4K aufgeblasen wurde. Das muss aber, auch das haben unsere Reviews in der Vergangenheit bereits oft gezeigt, nichts Schlechtes bedeuten. Im Gegenteil, bereits die Blu-Ray macht einen hervorragenden Job dabei, das düstere Chicagoer Setting auf die heimischen Bildschirme zu bringen. Der hauptsächlich im Dunkeln spielende Film wartet mit einem referenzverdächtigen Kontrastumfang auf, dadurch bleibt das Bild auch in seinen zahlreichen finsteren Einstellungen scharf, detailreich und hervorragend ausgeleuchtet. Dabei muss kaum erwähnt werden, dass bereits die reguläre HD – Version mit fantastischen Schwarzwerten aufwartet. Gerade die Thematik zwischen Kontrasten und Durchzeichung war zuletzt oft Gegenstand der technischen Aspekte, nur selten konnte eine Veröffentlichung auf Anhieb darin so überzeugen wie Death Wish. Die 4K – Version zeigt sich im direkten Vergleich nur noch minimal besser und nuancierter, kommt dabei wie immer beim Format aber auch etwas dunkler daher. Dadurch gehen selten ein paar Details verloren, die lassen sich aber wirklich nur wahrnehmen, wenn man explizit danach sucht. Auch gibt sich die UHD dank des erweiterten Farbraums und HDR10/Dolby Vision nochmal ein wenig wärmer saturiert, was die Gesamtoptik aber positiv unterstreicht. In den hellen Szenen darf man sich auf ein wunderbar natürliches Bild freuen. Der Mehrwert zur bereits sehr guten Blu-Ray ist hier aber letztendlich so gering ausgefallen, dass man bei der Anschaffung nur nach Budget entscheiden kann, nicht nach Bildqualität – die ist wie erwähnt bei beiden Versionen klasse. Da man die Blu-Ray aber zur 4K – Fassung frei Haus beigelegt bekommt, schneidet diese im Preisleistungsverhältnis allerdings besser ab. 

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In Sachen Ton gibt es Höhen und Tiefen. Literally. Beide Fassungen bieten Deutschen und Englischen Ton im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format, beide leiden unter den gleichen Vor- und Nachteilen, wobei die Nachteile leider etwas überwiegen. Die jeweiligen Tonspuren sind überraschend leise abgemischt worden, was besonders die Verständlichkeit der Stimmen im Center teilweise extrem erschwert. Hier musste am Reciever ordentlich nachjustiert werden, selbst dann war das Ergebnis allerhöchstens annehmbar. Besonders im Deutschen neigt der mittlerweile etwas in die Jahre gekommende Stammsprecher von Bruce Willis, Manfred Lehmann, gelegentlich zum Nuscheln. Auch der Soundtrack und die Umgebungsgeräusche können nur wenig Dynamik aufweisen und verlieren mit jeder höheren Lautstärkestufe als der über gewohnter Norm hörbar an Qualität. Umso heftiger bin ich dann zusammengezuckt, als bei den ersten von Willis´ abgegebenen Testschüssen plötzlich ein glasklarer, perfekt durch die Boxen ausgegebener Effekt ausgegeben wurde, der einen total vom Hocker haut. Solche Momente gibt es dann im restlichen Film noch öfter, aber insgesamt ist das natürlich viel zu wenig, um den eher mittelprächtigen Ton zu retten. Eine gute Wertung kann man hier leider nicht geben. Die Extras fallen solide, aber nicht überragend umfangreich aus und befinden sich zudem komplett auf der Blu-Ray. UHD – Enthusiasten sind hier bei Interesse also einmal mehr gezwungen, die Discs zu wechseln. Geboten wird dann ein Audiokommentar von Regisseur Eli Roth und Producer Roger Birnbaun, ein Making Of sowie eine Handvoll Deleted Scenes sowie Extended Scenes. Von denen kann ich verraten, dass sie die Kinofassung aber auch nicht aufgewertet hätten, wären sie im Film verblieben, bzw. dort eingefügt worden. 

Fazit

ava4„Mit Bruce Willis hat Regisseur Roth eigentlich die perfekte Nachfolge für den bereits verstorbenen Charles Bronson an der Hand gehabt. Mürrischer wäre eigentlich nur Clint Eastwood gewesen, aber der ist mittlerweile zum einen viel zu alt für die Rolle, zum anderen bevorzugt er längst die Arbeit hinter der Kamera. Nein, es ist das uninspirierte Skript, welches viel zu sehr dem Original nachfolgen will, dabei aber so innovationsarm und kompromissbehaftet ist, dass der daraus resultierende Film zu keinem Zeitpunkt in der Lage ist, dem kultigen und harten Original das Wasser zu reichen. Es mangelt besonders an Identifikation mit Paul´s Motiven, der so in den Augen der Zuschauer zum eiskalten Psychopathen verkommt und anders als Bronson seinerzeit fast jeden Sympathiewert einbüßt. Ein Remake, dass es nicht gebraucht hätte, welches dafür aber auf BD und UHD mit hervorragender Bildqualität besticht – dafür aber beim Ton enttäuscht. Davon mal abgesehen ist das Fazit also klar: Besser zum Original greifen, das gibt es mittlerweile unzensiert auf Blu-Ray für einen schmalen Taler – und ist zudem um Welten packender und besser.“  

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
 

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