Sekiro: Shadows Die Twice – „Heute schon gestorben?“

                                 Getestet und verfasst von General M 

81H82mJmZoL. SL1500 Todesmutige, ich grüße euch. Ihr, die ihr euch abermals dazu entschlossen habt, der Herausforderung mutig entgegenzutreten, seid gewarnt: Auch im neuesten Abenteuer von FROM SOFTWARE, den Machern von Dark Souls und Bloodborne, wird wieder am laufenden Band gestorben, wenn man nicht gewillt ist, geduldig zu sein, zu lernen und seine Fähigkeiten zu perfektionieren. Doch statt düsterer Fantasiewelt geht es dieses Mal ins alte Japan. Und das ist längst nicht alles, was Sekiro: Shadows Die Twice anders macht als seine geistigen Vorgänger. Wir haben für unseren Test das Samuraischwert gezückt und uns durch unzählige Gegner gekämpft. 

                              Hinweis: Sämtliche Screenshots stammen aus der PC – Version. 

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Die Legende vom einarmigen Wolf

Japan, im späten 16. Jahrhundert. Unweigerlich blickt die sogenannte Sengoku-Periode ihrem Ende entgegen. Nach einem blutigen Aufstand gelang es dem Kriegsfürsten Isshin Ashina, das gleichnamige Land zu besetzen. Zur gleichen Zeit findet ein umherziehender Shinobi einen namenlosen Waisen auf den mit Leichen übersäten Schlachtfeldern und entschließt sich, diesen in den Künsten der Ninja auszubilden. Zwanzig Jahre dauert währenddessen die Herrschaft des Ashina – Clans an, doch der mächtige Kriegsfürst von einst ist längst alt und krank geworden und kaum noch imstande, die zahlreichen Feinde des Clans abzuwehren. Um den Niedergang seines Clans doch noch abwenden zu können, fasst Isshin´s Enkelsohn Genichiro einen kühnen Plan. Mithilfe des sogenannten Heiligen Erben, der einer uralten Blutlinie mit übermenschlichen Kräften entstammt, sollen die Streitkräfte des Ashina – Clans unsterblich gemacht werden.

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Doch der noch blutjunge Erbe wird ausgerechnet vom mittlerweile erwachsenen und selbst zum Shinobi ernannten Waisen beschützt. Dessen Fertigkeiten reichen jedoch nicht aus, um Genichiro zu besiegen. Stattdessen verliert der Shinobi nach einem zähen Kampf seinen linken Arm und kann dem Tode nahe nur noch zusehen, wie sich der feindliche Heerführer mit dem Erben aus dem Staub macht. Was Genichiro jedoch nicht ahnt: Der Shinobi hat bereits vor langer Zeit das Geschenk des Erben erhalten und ist daher trotz schwerster Verletzungen nicht gestorben. Stattdessen erwacht er eine ganze Weile später in der kargen Hütte eines uralten Bildhauers und erfreut sich nicht nur rasch wieder bester Gesundheit, sondern auch einer praktischen, vielseitig einsetzbaren Armprothese. Seinem Eid folgend, setzt der Shinobi, der vom Bildhauer nur Sekiro (grob übersetzt „Einarmiger Wolf“) genannt wird fortan alles daran, den Heiligen Erben zu befreien und dem Schreckensregime des Ashira – Clans endgültig ein Ende zu setzen…

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Dass die Story in Sekiro: Shadows Die Twice deutlich präsenter ist als in den bisherigen Titeln aus dem Hause FROM SOFTWARE, merkt man sofort. Denn anders als beispielsweise bei der Dark Souls – Reihe erlebt man die Geschichte um den einarmigen Shinobi nicht primär durch die vielen, in der Spielwelt versteckten Hinweise, sondern durch einen viel klarer gestrickten roten Faden. Dadurch gewinnt auch der Protagonist an Substanz und dient nicht nur als ein weiterer namenloser Retter aus der japanischen Spieleschmiede. Gleichzeitig animieren die Macher den Spieler aber auch weiterhin, während ihrer Reise die Augen offen zu halten, denn optionales Hintergrundwissen versteckt sich trotzdem noch hinter vielen Ecken und Enden. Für ein gutes Grundverständnis der Handlung und deren Charakteren wird aber dieses Mal dank zahlreicher Dialoge und Cutscenes auch ohne viel Sucherei gesorgt. Dazu trägt auch bei, dass Sekiro kein stummer Held ist und so nie die ungeliebte Rolle eines bloßen Statisten einnimmt. Wirklich redselig ist der Shinobi aber ebenso wenig, was hier aber gut zur Figur passt. Gesprochen wird standardmäßig übrigens in Japanisch, wer will kann aber auch jederzeit auf eine komplett deutsche Sprachausgabe zurückgreifen, die sogar mit guten Sprechern aufwartet. Die japanische Standardeinstellung sorgt allerdings (auch dank sauber lokalisierter deutscher Untertitel) für die beste Atmosphäre, zusätzlich steht auch englischer und sogar koreanischer Ton zur Verfügung. Sehr hörenswert: Der stimmige Soundtrack aus der Feder von Yuka Kitamura – den bekommen Vorbesteller auf allen Plattformen frei Haus mit dazu. 

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Die Geschichte selbst ist spannend inszeniert und kombiniert gekonnt historische und übernatürliche Elemente miteinander, bietet immer mal wieder Twists und wie immer natürlich auch mehrere Enden, die auf euren jeweiligen Entscheidungen basieren. Mehr wollen wir spoilerbedingt an dieser Stelle dazu aber nicht verraten. Was wir aber verraten können ist, dass euch ein Durchgang je nach Fertigkeit locker zwischen 30 und 60 Stunden beschäftigen wird, inkl. vieler optionaler Gebiete, wie man sie aus den geistigen Vorgängern kennt und liebt. Oft findet man dort besonders happige Herausforderungen, bekommt dafür aber auch gleichermaßen wertvolle Belohnungen ausgehändigt. Sekiro: Shadows Die Twice ist zwar generell kleiner als seine geistigen Vorgänger ausgefallen, die lange Spielzeit resultiert aber wenig überraschend aus den eisenharten Kämpfen und den häufigen, darauf basierenden Try and Error – Passagen. Da diese einen wichtigen und ganz gezielten Teil des Gameplays ausmachen, wirkt diese Form der Streckung nie künstlich. Zudem lädt der nach dem erstmaligen Durchspielen freigeschaltete New Game+ – Modus zu einem zweiten Durchgang ein. Dann warten stärkere Feinde auf Sekiro, aber auch mehr Gold und bessere Items. Eure Freischaltungen aus dem vorherigen Durchgang dürft ihr praktischerweise behalten.

Gestatten: Der Tod

Soulsborne – Veteranen, vergesst alles was ihr bisher über die klassischen Mechaniken dieses so speziellen Genres gewusst und angewandt habt, denn Sekiro: Shadows Die Twice verabschiedet sich von vielen altbekannten Elementen wie der Vielzahl von Waffen und Rüstungsgegenständen. Penibles im Auge behalten der Ausdauer? Nicht mehr notwendig. Werte wie Glück, Stärke und Co. managen? Gibt es auch nicht. Stattdessen zieht der einarmige Wolf von Anfang bis Ende mit seinem bewährten Kusabimaru in den Kampf, später gesellt sich mit dem Fushigiri noch ein zweites Katana hinzu. Und auch seine Kleidung wechselt der wortkarge Shinobie nie. Wer jetzt aber entsetzt aufschreit und glaubt, die Macher würden das Spiel dadurch seines Anspruchs berauben, der irrt mehr als nur gewaltig. 

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Statt nämlich permanent den Fokus auf Werte und deren Boni zu legen, steht in Sekiro: Shadows Die Twice der Kampf selbst mit all seinen Facetten im Vordergrund – und spielt sich damit ähnlich und doch ganz anders als die eher klassischen Titel von FROM SOFTWARE. Im Kampf gegen die wieder mal herrlich abstrus designten Feinde gilt es, geschickt zu parieren, auszuweichen und vor allem, im richtigen Moment zu kontern. Stumpfes Einprügeln bestraft das Spiel abseits der ganz wenigen harmlosen Gegnertypen nämlich sofort mit dem Tod. Neben einer klassischen Lebensleiste ist vor allem das Durchbrechen der gegnerischen Haltung wichtig, ebenso aber auch der Schutz der eigenen. Wird eines davon durchbrochen, ist der Weg frei für den finalen Todesstoß. Und wer möchte den schon selbst kassieren? Um das zu vermeiden, zählen abermals Timing, Reflexe und besonders: Lernen, lernen, lernen. Jeder Gegner verfügt über bestimmte Schwachpunkte. Wichtig ist, die feindlichen Angriffsmuster zu beobachten, Lücken zu erkennen und diese geschickt ausnutzen. Und bis man das meistert, wird man je nach Skill locker öfter den Löffel abgeben, als man zählen kann. Zu Beginn beherrscht der Held nicht viel mehr als eine normale Attacke, das Parieren und das Kontern. Mit zunehmender Erfahrung lassen sich aber neue Mechanismen freischalten, um auch bis dato unblockbaren Angriffen wie Lanzenanstürmen effektiv zu begegnen. Das Arsenal an Fertigkeiten erweitert sich dadurch konsequent, fordert aber gleichzeitig auch immer wieder eine Menge Try and Error, ehe man sie wirksam in der Praxis anwenden kann.

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Glücklicherweise wartet nahe des zentralen Ausgangspunkts immer ein Untoter, der sich dazu bereit erklärt, all diese Mechaniken mit euch beliebig oft zu trainieren. Doch was ein echter Shinobi ist, der greift nicht immer zwingend von vorne an, sondern nutzt auch das Element der Heimlichkeit aus. Wem es gelingt, sich schleichend hinter Gegner zu bewegen, kann die meisten Feinde mühelos mit einem verheerenden Schlag töten oder zumindest deutlich für die restliche Auseinandersetzung schwächen. Zahlreiche Items dienen zudem der Ablenkung, können Gegner von ihren vorgegebenen Pfaden weglocken oder Sekiro einen kleinen Vorteil im Kampf verschaffen. Mit Öl gefüllte Ballons beispielsweise sorgen bei Entzünden für heftigen Feuerschaden. Genussmittel aller Art bieten außerdem höhere Resistenzen gegen bestimmte Angriffe oder steigern kurzzeitig Angriffskraft und Verteidigung – manche Hilfsmittel sind sogar essentiell nötig, um bestimmte Gegner überhaupt schädigen zu können. Kluges Überlegen und Taktik sind zentrale Elemente des Spiels, die in ihren besten Momenten an Klassiker wie ein Splinter Cell erinnern, sich aber mechanisch doch bestens ins Gesamtbild einfügen.

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Sekiro: Shadows Die Twice ist durch die Herausarbeitung seiner Kernelemente insgesamt sogar noch ein Stück schwerer zu meistern als Dark Souls und Co., bleibt dabei aber trotzdem immer nachvollziehbar im Ausgang. Wer selbst nach dem x-ten Versuch, einen Boss oder Zwischengegner zurück ins Dämonenreich zu schicken, immer noch chronisch scheitert, hat einfach die falsche Taktik gewählt oder war zu voreilig. Jeder Gegner besitzt im Rahmen seiner Angriffsmuster eigene Stärken und Schwächen und erfordert deswegen auch ganz eigene Taktiken. Diese zu erkennen ist von zentraler Bedeutung, das Sterben Teil des Weges zum Ziel. Also: Gebt nicht auf, bleibt am Ball, schaut notfalls im Netz nach. Irgendwann kommt dann dieses einzigartige, dieses wunderbare Aha! – Gefühl, welches euch für eure Geduld mit einem unvergleichen Rausch der Endorphine belohnt. Hier ist das Spiel ganz klassisch: Brutal schwer, aber immer fair. 

Victorinox kann einpacken!

Praktisch sind sie ja, diese Schweizer Taschenmesser. Für jeden Nutzen hat man das passende Werkzeug parat, vom Zahnstocher bis zum Schraubenzieher kompakt für die Hosentasche. Die Prothese des Shinobi bietet zwar keine Möglichkeit zur Zahnreinigung zwischendurch, erweist sich aber dennoch als unverzichtbares Element bei der Befreiung des Heiligen Erben. Mit der ersten von vielen Komponenten wird man direkt nach dem Prolog vertraut gemacht: Dank Fanghaken kann sich der Sekiro nicht nur durch viele, scheinbare unüberquerbare Gebiete bewegen, sondern auch lautlos über Dächer und Äste hinter die feindlichen Linien gelangen. Später kann diese Technik sogar für Angriffe genutzt werden. Weitere nützliche Aufsätze lassen sich überall finden, sind sie nicht gerade hervorragend in der Welt versteckt, lässt sich nicht selten bei einem der gewaltigen Bosse neues Equipment finden, welches euch der Bildhauer zu gerne in den Arm implementiert. 

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Vom Flammenwerfer bis zur Abschussvorrichtung von Wurfsternen oder einfach einer guten, alten Axt ist einiges im Repertoir zu finden, nichts davon ist ohne Nutzen. So lassen sich mit der Axt gegnerische Schilde plätten, Feuer sorgt für deutlich abgelenktere Feinde und die Wurfsterne schalten kleinere Feinde aus sicherer Distanz aus. Besonders nützlich ist das beispielsweise, wenn man anders keine Chance hat, an jene Gegner zu gelangen, die bei Sichtkontakt sofort Alarm schlagen und einem schnell einer kaum besiegbaren Übermacht aussetzen. Wer aber trotzdem das Zeitliche segnet (und das wird wie gesagt oft passieren), muss nicht wie bei Dark Souls darum fürchten, gleich alles zu verlieren. Lediglich das gesammte Gold bleibt zurück und muss erneut aufgesammelt werden, wenn es nicht gerade in Brieftaschen gelagert ist. Außerdem sinkt mit jedem Ableben der Startboni. Wiedereinstieg ist aber auch direkt an der Leiche möglich – das hat aber seinen Preis und ist nicht unbegrenzt oft nutzbar. Zahlreiche Buddhastatuen dienen als Rücksetz- und Reisepunkte. Dort kann man auch jederzeit eine Rast einlegen, dann jedoch werden die meisten Gegner abseits der Bosse auch gleich wieder neu belebt. 

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Die Statuen dienen aber auch als Zugang zum Fertigkeitenmenü und auch ein Shop für den Munitionsnachschub, den die meisten Prothesen benötigen, ist von hier bequem ansteuerbar – wobei man dem Spiel vorhalten muss, dass sich nicht alle Fertigkeiten als brauchbar entpuppen oder gar nützlich ins Geschehen einfügen. Daher sollte man vor einem Kauf gut überlegen, ob man überhaupt Nutzen für die angebotene Verbesserung hat. Komplettisten können schließlich später im New Game+ nochmal nachrüsten. Apropos Shop: Sekiro: Shadows Die Twice ist komplett frei von Echtgeldinhalten und spielrelevanten Vorbestellerboni. Jeder bekommt von Anfang bis Ende die gleiche, vollständige Einzelspielererfahrung geboten. Schön, dass es sowas noch gibt. 

Konsolenkiller

So genial FROM SOFTWARE seine Titel in Sachen Gameplay über die letzten Jahre auch gestaltet hat, so sehr plagte doch angefangen beim noch PlayStation 3 – exklusiven Demon Soul´s jede Konsolenversion der Folgespiele deren Käufer bei der Erstveröffentlichung zusätzlich mit einer Vielzahl technischer Probleme, die besonders bei der Performance deutlich hervortraten. Egal ob die bis zur Unspielbarkeit neigenden Bildrateneinbrüche in Blight Town bei Dark Souls auf der Last Gen, die elendig langen Ladezeiten bei Bloodborne oder die allgegenwärtigen Probleme beim Frame Pacing in Dark Souls III, die Listen an technischen Unzulänglichkeiten ziehen sich ebenso sehr durch die Vita der Spieleschmiede wie die der Awards für Spieldesign. Die schlechte Nachricht ist: Den Großteil davon haben die Entwickler auch bei Sekiro: Shadows Die Twice nicht in den Griff bekommen. Zwar bewegen sich die Ladezeiten auf allen Konsolen in sehr erträglichen Bereichen und auch drastische FPS – Einbrüche bleiben aus, Ärgernisse bleiben aber genug. Das Grafikgerüst ist trotz netter Partikel- und Lichteffekte nicht mehr wirklich zeitgemäß und bleibt angefangen bei der allgemeinen Textur- und Animationsqualität bis zu den veraltet wirkenden Gesichtern und deren fast komplett fehlender Mimik weit hinter den aktuellen Möglichkeiten zurück. Es ist das grandiose Art Design, welches dank seiner Atmosphäre dafür sorgt, dass Sekiro: Shadows Die Twice optisch zumindest nicht ganz wie ein Reskin des bereits drei Jahre alten Dark Souls III wirkt. 

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Der erste Platz bei der Gesamtperformance geht ausnahmsweise nicht an die XBOX One X, sondern an die PlayStation 4 PRO. Zwar lösen beide Konsolen nativ auf 1800p auf und skalieren dann jeweils auf 4K hoch, allerdings sorgt das erweiterte Modell von Sony durchgehend für höhere Bildraten als die gerne als stärkste Konsole der Welt beworbene XBOX One X. Während die Standardversionen nämlich an festgelegte 30 FPS gebunden sind, gibt es hier dynamische Bildraten. Maximal 60 Frames pro Sekunde sollen hier für geschmeidiges Gameplay erreicht werden können. Das Problem: Weder die PRO noch die One X schaffen es auch nur ansatzweise in die Nähe davon, sondern bewegen sich eher in Bereichen von 30 Frames bis in den oberen Bereich der 40er – Marke. Eine Option für einen FPS – Lock sucht man leider vergebens, weshalb man gezwungen ist, eben damit zu leben. Und diese Unstetigkeit produziert abermals bekannte Probleme im Frame Pacing. Damit bezeichnet man die Dauer, in der ein Frame auf dem Bildschirm zu sehen ist. Konsequente Unregelmäßigkeiten darin führen nicht nur zu einem instabilen Bild, sondern wie in diesem Fall auch zu Eingabeverzögerungen – gerade bei einem Spiel wie diesem ein absolutes Unding. Zwar liefert die One X etwas höher aufgelöste Schatten und bietet auch einen optischen Mehrwert bei den Hintergrunddetails, da die PlayStation 4 PRO aber bei den Bildraten generell höhere Werte liefert und damit auch geringfügig weniger Anfällig für Pacingprobleme ist, wird hier das beste Gameplay im Konsolenbereich geboten.

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Natürlich wollen wir darüber nicht die Standardmodelle nicht aus den verlieren, die jeweils bald sechs Jahre auf dem Buckel haben und damit technisch längst nicht mehr ganz oben mitspielen können. Und trotzdem sind die Ergebnisse hier gemessen an der limitierten Hardware gut. Die PlayStation 4 löst in nativem Full HD auf, die XBOX One S muss sich dagegen mit 900p begnügen. Der optische Unterschied ist aber wirklich derart minimal, dass man nur deswegen kaum einen Sieger im Niedrigpreissegment bestimmen kann. Dank temporären Anti Aliasing wirken Kanten zudem sehr sauber und zwar auf allen Systemen. Da beide Konsolen sich trotz Framelock sogar noch anfälliger für die oben genannten Probleme zeigen, gibt es in dem Rahmen eigentlich gar keinen Gewinner, sondern nur Verlierer. Wer Sekiro: Shadows Die Twice so gut es geht genießen will, kommt um eines der verbesserten Konsolenmodelle nicht herum. Unspielbar ist der Titel auf keiner Konsole, aber wer nach einem harten Gefecht gegen einen Boss nur deswegen den Löffel abgibt, weil der Controller nicht so reagiert hat wie er hätte reagieren müssen, ist das einfach verdammt bitter. Trotz jahrelangen Erfahrungen mit der doch schon recht betagten Engine aus eigenem Hause und der jeweiligen Konsolenhardware scheitern die Macher abermals daran, neben herausragendem Gameplay auch für eine mindestens ebenso gut Performance zu sorgen. 

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Die bekommt man tatsächlich nur auf dem PC, der selbst unter Verwendung von Mittelklassehardware hemmungslos den Boden mit den Konsolenfassungen aufwischt. Das Framecap von 60 Bildern pro Sekunde tut dem Gameplay unglaublich gut und sorgt für ein absolut geschmeidiges Gameplayerlebnis ganz ohne die zahlreichen Probleme der Konsolen. Aber auch optisch holt der PC das bestmögliche Ergebnis aus der betagten Engine heraus. Dank nativem 4K – Support und zahlreichen Reglern für Texturqualität, Schatten und Co. spielt sich Sekiro: Shadows Die Twice auf dem PC nicht nur optimal, es sieht auch noch bestmöglich aus – und das für einen sehr kleinen Preis bei der Ausstattung. Ein grafisches Wunderwerk darf man hier zwar auch nicht erwarten, trotzdem wirkt alles knackiger, schärfer und noch einen Ticken atmosphärischer. Dass der Zahn der Zeit aber nicht spürbar am Grafikgerüst vorbeigegangen ist, merkt man im hochauflösenden Bereich aber umso mehr. Wer also wenigstens über einen Mittelklasse – PC verfügt, sollte um alle anderen Versionen einen großen Bogen machen. Klar ist aber: Ohne Gamepad läuft auch hier nichts, mit Maus und Tastatur spielt steuert sich der einarmige Wolf derart fummelig und unpräzise, dass man damit kaum einen Blumentopf gewinnen kann. Zum Glück unterstützt die PC – Version alle wichtigen Controller, darunter auch die der Konsolen. 

Fazit und Wertung

ava5„Da ist es wieder, diese vertraute Hassliebe, die mich stets an ein Zitat aus Harry Potter und der Gefangene von Askaban erinnert: Du wirst leiden, aber du wirst dich unheimlich darüber freuen. In Sachen Gameplay zeigt FROM SOFTWARE abermals, dass sie perfekter wie niemand sonst beherrschen, Spielern gleichermaßen extrem forderndes wie faires Gameplay zu bieten, an dessen Scheitern man stets die Schuld bei sich selbst suchen muss, nie beim Spiel selbst. Der Fokus auf das Parieren, das Brechen der gegnerischen Haltung sowie den gekonnten Einsatz der Gadgets und nicht zuletzt darauf zu achten, so gut es geht allem durch Springen und Rollen auszuweichen fordert selbst Soulsborne – Veteranen alles ab – und macht trotzdem so unglaublich viel Spaß! Dazu gesellen sich die üblichen Stärken der Macher beim Art Design, es gibt mehr Story, vielschichtigere Charaktere und eine coole Story im alten Japan, die Fakt und Fiktion gekonnt miteinander mischt. Sekiro: Shadows Die Twice ist in Sachen Gameplay ein ganz heißer Anwärter auf das Spiel des Jahres 2019, leidet dabei aber vor allem auf den Konsolen unter den ewig gleichen, teils gravierenden Performanceproblemen und seiner allgemein veralteten Technik. Was bleibt ist kein Spiel für Jedermann, kein Spiel für den Mainstream. Aber eines, dass die wenigen Mutigen mit einer unglaublich befriedigenden Erfahrung belohnt, ist man erst an deren Ende angelangt.“ 

Pay-2-Win/Miktrotransaktionen: Sekiro: Shadows Die Twice ist komplett frei von Echtgeldinhalten. Eine Abwertung nehmen wir dementsprechend nicht vor. 

PRO:

+ Hübsche Partikeleffekte
+ Stimmige Beleuchtung
+ Toll in Szene gesetzte Kämpfe
+ Brillantes Art Design (Gegner, Spielwelt)

+ Bis zum Schluss spannender Storymix aus Fakt, Fiktion und Fantasy
+ Stets präsenter roter Faden
+ Mehrere Enden und New Game+ laden zum Wiederspielen ein
+ Extrem forderndes, vielschichtiges und (gerade deswegen) motivierendes Gameplay
+ Immer harte, nie unfaire Kämpfe
+ Überraschend lange Kampagne
+ Viele optionale Gebiete
+ Stealth – Komponente fügt sich bestens ins Geschehen ein
+ Hoher Fokus auf dem Erlernen gegnerischer Angriffsmuster
+ Zahlreiche Statuen sorgen für faire Rücksetz- und Ankerpunkte 
+ Bekannte und neu erlernte Fähigkeiten können jederzeit trainiert werden
+ Gelungene, unaufdringliche Einbindung der Armprothese
+ Umfangreiche Fertigkeitenbäume
+ Übersichtlich gestaltete Menüs
+ Passender Soundtrack
+ Saubere, mehrsprachige Lokalisierung inkl. passender Untertitel
+ Zugängliche Bedienung
+ Exzellent portierte PC – Version

CONTRA:

– Nicht mehr zeitgemäßes Grafikgerüst
– Altbackene Gesichtsanimationen
– Nicht alle Texturen können qualitativ überzeugen
– Teils heftigste Performanceschwankungen…
– …die sogar für Eingabeverzögerungen sorgen können (Konsolen)
– Nerviger Bildratenmischmasch (Konsolen)
– Mit Maus- und Tastatur nahezu unspielbar (PC)
– Insgesamt kleiner und linearer als die geistigen Vorgänger
– Nicht alle Fertigkeiten sind nützlich

               
                   GESAMTWERTUNG:     
9.0/10 (PC)
                                               8.5/10 (Konsolen)

            
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