UHD/BD: „Robin Hood“

                                                  Getestet und verfasst von General M 

              Quelle Bildmaterial: „Robin Hood, ©2019 STUDIOCANAL. All rights reserved.“

                                        Ab sofort erhältlich als UHD, Blu-Ray und DVD

914NBvIPFwL. SL1500 Bereits seit über 700 Jahren ranken sich Legenden und Mythen um die Sagenfigur des Robin Hood, immerhin einer der ikonischsten Figuren der britischen Geschichte. Dank Film und Fernsehen kennt man die Figur aber längst auch außerhalb der ausstiegsgeplagten Insel. Ob Erroll Flynn, Kevin Coster oder Russell Crowe, sie alle schlüpften über das letzte Jahrhundert mal mehr, mal weniger erfolgreich in die Rolle des Rächers der Armen und Unterdrückten. Nun durfte sich Taron Edgerton den Bogen umschnallen und präsentiert sich als deutlich jüngerer Robin Hood im gleichnamigen, auf Hochglanz polierten Actioner. Aber brauchen wir wirklich noch einen Robin Hood? Der langen Antwort vorweg genommen: Zumindest nicht so einen. 

Der Film

Als wohlhabender Lord genießt der junge Robin von Locksley (Taron Edgerton, Kingsmen – The Golden Circle) ein weitestgehend unbeschwertes Leben abseits der stetigen Kriegstreiberei Englands. Als er durch Zufall die schöne Marian (Eve Hewson, Papillon) beim Pferdediebstahl in seiner Scheune erwischt, ist es rasch um beide geschehen. Doch die glückliche Zeit des Paares endet jäh, als Robin für die Kreuzzüge zwangsverpflichtet wird. Der als kurzer Krieg gepriesene Feldzug hat aber auch vier Jahre später immer noch kein Ende gefunden. Desillusioniert und gleichermaßen angewidert von den englischen Verbrechen gegenüber den arabischstämmigen Feinden, die nur aufgrund ihres Glaubens gnadenlos gefoltert und abgeschlachtet werden, entschließt sich Robin zur Meuterei – und wird kurzerhand als Deserteur zurück auf den Weg nach England geschickt, seiner adligen Abstammung sei Dank mit dem Kopf auf den Schultern. 

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Doch daheim hat sich einiges verändert. Robin wurde längst für tot erklärt, die Ländereien vom ruchlosen Sheriff von Nottingham (Ben Mendelssohn, Ready Player One) beschlagnahmt und geplündert und seine geliebte Marian, mittlerweile Untergrundkämpferin, hat mit dem machtbesessenen Will Scarlett (Jamie Dornan, 50 Shades of Grey) angebandelt. Der Sheriff schickt munter weiter Männer in den Krieg, das Volk leidet unter den hohen Steuern, an denen sich nicht nur der oberste Gesetzeshüter, sondern auch die hiesigen Kirchenvertreter hemmungslos bereichern. Zum Glück ist Little John (Jamie Foxxx, Kill the Boss), einer der von Robin geretteten Gefangenen, seinem Erlöser nach England gefolgt und bietet seine Dienste als Mentor an. Der hat im Krieg nicht nur seine Hand eingebüßt, sondern auch seinen Sohn verloren und sinnt nun ebenfalls auf Rache gegen die Kriegstreiber. Unter dessen fachkundiger Anleitung und maskiert als Robin Hood sorgt der junge Locksley bald für einigen Trubel im Königreich…

Die Rezension

Erroll Flynn machte die Figur bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts weltbekannt. Disney verlegte das Setting in eine Welt voller humanoider Tiere, Kevin Costner erforschte lieber die romantische Seite des Charakters und Russel Crowe versuchte sich an einer actionlastigeren, düsteren Interpretation der Geschichte. Sprechende Tiere gibt es in Otto Bathurst´s Neuinterpretation der Legende vom Sherwood Forest zwar nicht, dafür sucht man allerdings auch abseits davon vergeblich nach frischen Impulsen. Stattdessen haben die Macher versucht, sich aus allen bisher bekannten filmischen Auslegungen der Geschichte die Rosinen herauszupicken und daraus irgendetwas brauchbares zu backen. Gebracht hat es nichts, denn das Ergebnis entpuppt sich als fades Flickwerk, welches über zwei Stunden lang darum bemüht ist, den Zuschauer durch das Hetzen von einer Effektsequenz zur nächsten irgendwie davon abzulenken, dass sich hinter der Computertrickserei nichts weiter befindet als ein uninspirierter Aufguss, dem es an allen Ecken und Enden an Qualität mangelt. 

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Angefangen bei der miesen Leinwandchemie zwischen Taron Edgerton und Bono – Tochter Eve Hewson, die einfach von vorne bis hinten nicht glaubhaft zusammenpassen wollen bis zu den absurd vielen Anachronismen und letztendlich auch furchtbar blassen Antagonisten bietet Robin Hood nicht viel mehr als den angestrengten Versuch, die legendäre Sagengestalt für die gegenwärtige Generation anspruchsloser (hauptsächlich jüngerer) Kinogänger möglichst schmackhaft zu präsentieren. Bedient hat man sich bei der Umsetzung aber nicht nur schamlos bei der Legende selbst, sondern auch bei den Tributen von Panem und den nur minder erfolgreichen Filmen Assassin´s Creed sowie Arthur: Legend of the Sword hat man sich teils hemmungslos bedient. Nicht gerade die besten Vorbilder.

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Dazwischen wartet Robin Hood mit einem so offensichtlichen Mischmasch aus gänzlichen verschiedenen Handwerkselementen der Menschheitsgeschichte auf, dass es kaum noch möglich ist, dem Film überhaupt irgendein Handlungszeitalter zuordnen zu können. Der Held als Hipster, die Herzensdame als taffe Untergrundkämpferin und der Schurke als fast eins zu eins wiederverwertete Neuauflage des ebenfalls von Ben Mendelssohn verkörperten Orson Krennic aus Rogue One: A Star Wars Story…das will kombiniert mit der weiten Bandbreite der Unzulänglichkeiten des Films einfach nicht zünden. Und ist im Endeffekt so unglaubwürdig und unfreiwillig komisch, dass man sich anschließend lieber nochmal sprechende Füchse, einen mürrischen Rächer oder einen kongenialen Alan Rickman als Sheriff von Nottingham ansehen will. In dieser Form jedoch ist Robin Hood ein Film, den die Welt nicht braucht. 

UHD und Blu-Ray

Das ist umso mehr schade, da der Film zumindest auf technischer Seite absolut brillant abliefert. Für die hiesige Heimkinoauswertung zeigt sich das Label STUDIOCANAL verantwortlich, die dank nativem 4K-Transfer vor allem UHD-Enthusiasten mit einem referenzverdächtigen Bild verwöhnen. Schärfe und Detailgrad suchen ihresgleichen und sorgen für einen zu jedem Zeitpunkt augenöffnenden Gesamteindruck. Egal ob Panoramaeinstellungen wie der Überblick über Nottingham oder Einstellungen in den belebten Straßen der Stadt, ganz gleich ob Nahaufnahmen der Gesichter oder Kleidungsstücke, jeder Aspekt des Bildes präsentiert sich derart fein texturiert und dabei bis an die äußersten Bildränder so knackscharf, dass man nur begeistert zurückbleiben kann.

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Dazu gesellt sich neben einem erweiterten Farbraum und dem Support für HDR10 und Dolby Vision erstmals auch Unterstützung für das brandneue HDR10+ – Format, welches passenden Geräten im Vergleich zu Dolby Vision ähnlich dynamische, aber bessere Kontrastberechnung in Echtzeit ermöglichen soll. Austesten konnten wir das mangels passender Hardware allerdings nicht. Schlimm ist das aber nicht, denn bereits an den regulären Standards gemessen kann sich Robin Hood unter Einsatz der gegebenen Möglichkeiten locker eine Krone aufsetzen. Die UHD punktet durch satte, perfekt ausbalancierte Primär- und Sekundärfarben und sorgt in nahezu jedem Moment für den nötigen Punch. Flammen erstrahlen in leuchtendem Orange, Wälder in saftigem Grün. Ornamente, Dekorationen und Kleidung heben sich toll voneinander ab, ohne sich je störend zu vermischen, während Hauttöne durchgehend angenehm natürlich bleiben. Das alles wurde in Kombination mit den exzellenten Schwarzwerten, die selbst in dunkelsten Momenten für eine referenzwürdige Durchzeichung sorgen so perfekt ausbalanciert, dass man dabei leicht vergessen kann, dass sich all das nur auf einem Bildschirm bzw. einer Leinwand abspielt und nicht inmitten des eigenen Wohnzimmers. Grandios! Die Blu-Ray schafft es zwar nicht, an diese Leistung heranzureichen, muss sich aber gemessen an ihren Möglichkeiten dennoch nicht hinter dem höherpreisigen Bruder verstecken. Denn auch hier ist die Bildschärfe durchgehend exzellent, auch hier stimmen Schwarzwerte und Farbgebung ebenso wie die Detailwiedergabe. Zwar wirkt im Endergebnis alles etwas weniger kräftig und auch nicht ganz so homogen sowie gut durchzeichnet wie bei der UHD, für das reguläre Full HD-Segment ist den Verantwortlichen aber dennoch eine mehr als gute Veröffentlichung gelungen, die in ihrem eigenen Bereich ebenfalls neue Maßstäbe setzt und lediglich in helleren Momenten etwas überbeleuchtet wirkt. Bedenkenlos zugreifen kann man hier aber trotzdem. 

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Eine kleine Enttäuschung muss man dafür aber beim Sound hinnehmen, denn während sowohl Blu-Ray als auch UHD mit englischem Atmos-Ton versehen wurden, kommt die deutsche Synchronfassung jeweils „nur“ im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format daher. Schade ist das allemal, denn im direkten Vergleich zwischen den beiden Tonformaten bietet die Atmos-Spur alleine in Hinblick auf die Dynamik auf der regulären Klangebene bereits einen kleinen Mehrwert, wobei besonders die Effekte etwas mehr Wumms entfalten und dadurch noch eindringlicher an den Zuschauer getragen werden. Die Effektverteilung dagegen ist bei beiden Formaten identisch gut gelungen und sorgt für eine hervorragende Grundimmersion. Auch über druckvolle Bässe muss man bei der deutschen Tonspur keineswegs verzichten. Dafür muss man aber ordentlich am Regler drehen, denn gemessen am Originalton präsentiert sich die der deutsche Ton insgesamt überraschend leise. Die starke Nachjustierung hat allerdings teils unschöne Auswirkungen auf die Dialoge im Center, wo es nach der satten Anhebung immer mal wieder zu hörbaren Verzerrungen bei der Stimmwiedergabe kam. Hier hat die englische Fassung deutlich die Nase vorne, auch der Filmscore zeigt sich insgesamt noch eine Spur präsenter. Dazu gesellt sich dann natürlich auch noch eine Deckenebene, was das actionlastige Spektakel nochmal deutlich nach oben hin in den Raum öffnet. Dort wird dann auch einiges geboten, von kleineren Untermalungen bis hin zu eindrucksvollen, gut platzierten Effekten und einer zusätzlichen Ebene für die Filmmusik wird das Erlebnis nochmal deutlich angehoben und sorgt für eine bestmögliche 3D – Atmosphäre. Darauf muss man beim deutschen Ton leider verzichten. Da wäre sicher mehr drin gewesen. 

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Zu guter letzt halten sich auch die Extras eher in Grenzen, die übrigens komplett auf der Blu-Ray untergebracht worden sind, welche der UHD als Dreingabe beiliegt. Dafür glänzen die wenigen Featurettes mit mehr als solidem Umfang, allem voran natürlich das knapp einstündige Making Of, welches von Interviews mit Cast und Crew bis zu einem Blick in Stunts und Tricks alles abdeckt, was so ein Blick hinter die Kulissen bestenfalls bieten sollte. Dazu gibt es nochmal fünf Minuten Outtakes und weitere acht Minuten an Deleted Scenes. Letztere erweitern den ohnehin schon arg gestreckten Film aber kaum sinnvoll, weshalb man den gebotenen Resten vom Schneidetisch auch nicht groß nachtrauern muss. 

Fazit 

ava7„Man kann keineswegs sagen, dass es sich bei der aktuellsten Neuauflage der Robin Hood – Saga um einen kompletten Totalausfall handelt. Ausstattung, Soundtrack und Action sind top. Was dabei aber furchtbar auf der Strecke bleibt sind Authenzität, glaubwürdige Charaktere und der Respekt vor der Vorlage. Der Film schafft es angesichts ständiger Actionorgien und zahlreicher Anachronismen einfach nicht, zu einer glaubhaften Identität zu finden. Als kurzweiliges Popcornkino allenfalls brauchbar, für wahre Fans des Rächers vom Sherwood Forest gibt es aber weitaus bessere Umsetzungen zu bestaunen. Das Bild bewegt sich dafür jeweils im absoluten Referenzbereich, lediglich beim deutschen Ton enttäuscht die Heimkinoveröffentlichung. Die Extras gehen dagegen in Ordnung.“

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