Super Mario Maker™ 2 – „(Fast) Unbegrenzte Möglichkeiten“

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                                                  Getestet und verfasst von General M 

81vKZ tiEdL. SL1500 Die Abenteuer von Mario haben das Genre des Gamings maßgeblich mitbegründet. Schon seit Jahrzehnten begleiten wir den legendären Klempner in seinem ikonischen roten Arbeitsanzug durch seine vielseitigen Abenteuer, der seinen ersten Auftritt bereits 1981 in Donkey Kong absolvierte und zwei Jahre später dann in Mario Bros. seinen endgültigen Durchbruch feierte. Über die Jahre designten Fans auf der ganzen Welt basierend auf den klassischen Titeln im Ramen inoffizieller Kreationen ihre eigenen Level und Herausforderungen, so richtig offiziell durfte man das aber erst 2015 mit Super Mario Maker für die Wii U und den 3DS. Das Konzept war simpel und effektiv, der Erfolg gewaltig. Mit Super Mario Maker™ 2 gibt es jetzt die Fortsetzung für die Nintendo Switch. Wir haben uns für euch im bisher größten Mario-Baukasten aller Zeiten gründlich umgesehen. 

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Im Sandkasten

Was der erste Teil in den Augen vieler Spieler vermissen ließ, war ein handfester Einzelspielermodus. Den liefert die Fortsetzung jetzt im Rahmen hundert seitens Nintendo vorgefertigter Level nach, allesamt verpackt in eine kleine Handlung rund um den Wiederaufbau des königlichen Schlosses von Mario´s Herzensdame Peach. Das ist in der Praxis tatsächlich so belanglos wie es schon auf dem Papier klingt, stört aber nicht großartig. Denn alleine schon der gewaltige Umfang an vorgefertigten Leveln wäre locker ausreichend für zwei separate Spiele gewesen. Wer also selbst keine Lust zum Bauen hat, kann hier direkt los legen und sich vielleicht doch noch die ein oder andere Inspiration für eigene Kreationen abholen, denn sämtliche von den Entwicklern genutzte Assets stehen auch bastelbegeisterten Spielern zur Verfügung und können von Anfang an ohne Umstände genutzt werden.

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Damit fällt bereits einer der größten Kritikpunkte des Vorgängers weg, denn sämtliche Wartezeiten wurden komplett gestrichen, das tagelange Warten auf neue Sets endlich passé. Innerhalb des Einzelspielermodus macht euch das Spiel gleichzeitig auch mit den vielen neuen Features vertraut, die zum Teil ebenfalls auf Communitywünsche zurückgehen. Nintendo hat zugehört und liefert auch entsprechend ab. Es gibt neue Areale zur Auswahl, ob trockene Sandwüste oder Schneegestöber, passende Vorlagen für mehr optische Abwechslung sind vorhanden. So sinnvoll Nintendo die optischen Variablen erweitert hat, so sehr bleibt man als Baumeister aber weiterhin an die internen Vorgaben gebungen und muss ausschließlich mit dem arbeiten, was von offizieller Seite zur Verfügung gestellt wird. Hier geht beispielsweise ein Little Big Planet 3 immer noch einen großen Schritt weiter. Texturdesign und Co. sind Möglichkeiten, die einem auch Super Mario Maker™ 2 nicht bietet – wahrscheinlich fürchtet man lizenzrechtliche Schwierigkeiten. 

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Genug Optionen sind aber trotzdem vorhanden. So lassen sich die Level im Stil von vier Ären Mario basteln, die nicht nur die Optik massiv beeinflussen und so von Retro bis Moderne alle Generationen Mario adäquat abdecken, auch das Spielgefühl unterscheidet sich zwischen den jeweiligen Modi deutlich voneinander. In Super Mario Bros. 3 kam zum Beispiel das Prinzip von Sonne und Mond zum Einsatz. Je nach Gestirn am Firmament spielten sich auch die Level unterschiedlich und boten teilweise verschiedene Items, die es geschickt zu nutzen galt. Das könnt ihr in Super Mario Maker™ 2 nun ebenfalls zur Anwendung bringen. Via einfachem Tastendruck könnt ihr außerdem jederzeit bequem zwischen den verschiedenen Stilen hin- und herschalten und euer Werk gleich auf entsprechende Kompatibilität testen. Da sich Mario nämlich zu jeder Generation immer etwas unterschiedlich bewegt hat, kann es vorkommen, dass für einen bestimmten Stil manche Elemente nochmal etwas angepasst werden müssen. 

Wir haben die Werkzeuge, wir können es bauen!

Zum Glück geht das Basteln auch dieses Mal wieder wunderbar zugänglich von der Hand. Hier muss man Nintendo einfach ein dickes Lob aussprechen, denn den Japanern ist es abermals gelungen, trotz immenser Fülle an Werkzeugen für eine übersichtliche und leicht erlernbare Bedienung zu sorgen. Alle wichtige Elemente werden rundherum in großen Blöcken dargestellt, sind also jederzeit griffbereit. Die Platzierung geht ebenfalls gut von der Hand, selbst ohne den optionalen Stylus für mehr Präzision lassen sich mühelos wahre Kunstwerke aus dem Boden stampfen, die ihr anschließend entweder mit Freunden oder der weltweiten Community teilen könnt – gerade im Handheldmodus funktioniert das alles perfekt mit der Hardware der Switch. Nicht mehr ganz so gut, aber immer noch annehmbar funktioniert die Bedienung dann im Dock via Controller. Auch hier gibt ein neues Feature, denn erstmals dürft ihr gemeinsam mit einem Freund oder bezahlten Minion gemeinsam an einer Konsole werkeln. Die Arbeitsteilung sorgt für noch schnellere Ergebnisse, wird aber empfindlich dadurch gestört, dass sich beide Spieler einen Satz Joy Con´s teilen müssen. Das hätte man deutlich besser regeln können. 

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Umfangreiche Tutorials sind für die Umsetzung der Kernmechaniken zum Glück gar nicht nötig, denn das Prinzip ist sehr intuitiv gestaltet und schnell erlernt, egal für welche Bedienungsweise ihr euch auch immer entscheiden mägt. Wer aber trotzdem lieber mit Anleitung arbeitet, bekommt ein toll strukturiertes Arsenal an Hilfen an die Hand gereicht, dass über knapp 2 Stunden Gesamtmaterial zu bieten hat und überraschend immersiv ausgefallen ist. Besonders für die Feinmechaniken ist das sehr hilfreich und bietet darüber hinaus sogar einen recht hohen Unterhaltungscharakter. Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten Jahren ein so liebevoll gemachtes Tutorial gesehen zu haben. Das Gelernte lässt sich anschließend prima zur Anwendung bringen, macht man mal einen Fehler beim Design lässt sich der genauso leicht beheben wie er erschaffen wurde. Was ihr dann aus dem macht, was euch gegeben wird, liegt ganz bei euch. Bastelt ihr lineare Level mit Fokus auf Sprungpassagen, oder soll es kniffliger sein? Verstreut ihr Items wie Kostüme und Co. lieber großzügig in der Gegend oder nur an schwer zugänglichen Plätzen? Wofür ihr euch auch immer entscheiden mögt, selbst einfachere Ergebnisse können bereits den typischen, unverwechselbaren Charme erzeugen, den ein klassisches Mario schon immer ausgemacht hat. 

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Ohnehin sieht das Spiel durchaus ansprechend aus. Durchgehend in mindestens 900p gerendet, ist in beiden Modi sogar natives Full HD möglich. Die dynamische Auflösung skaliert dabei je nach Hardwarelast so gut wie unauffällig hin und her und wird hauptsächlich genutzt, um in den moderneren Grafikmodi die angepeilten 60 Frames pro Sekunde halten zu können. Das Unterfangen gelingt ausnahmslos gut, anders als noch der Vorgänger auf der Wii U läuft die Fortsetzung auf der Switch stets butterweich, egal ob unterwegs oder daheim im Dock. Und all das bei nur minimalem Kantenflimmern. Selbst im neuen KoOp-Modus für den heimischen TV bleibt das Geschehen geschmeidig. Bis zu vier Spieler können jetzt gemeinsam durch die Level springen, allerdings immer nur zwei Spieler pro Konsole. Leider hat sich Nintendo entschieden, den Storymodus ausschließlich für Solisten zu öffnen, den müsst bzw. dürft ihr also ganz alleine bewältigen. Ein gelungener Soundtrack rundet das in kunterbunter Atmosphäre gehaltene Spiel technisch solide ab. 

Schwachpunkt Online

Bis zu diesem Punkt hat sich das Spiel eigentlich auf dem sicheren Weg zu einer absoluten Spitzenwertung befunden. Es ist ausgerechnet wieder die Onlinekomponente, die für einen schwerwiegenden Fallstrick sorgt. Super Mario Maker™ 2 setzt zum einen zwingend eine kostenpflichtige Nintendo Switch Online-Mitgliedschaft voraus, ohne die euch einige der wichtigsten Features des Spiels einfach vorenthalten werden. Ohne den Premiumdienst bleiben die Funktionen auf die Story sowie das lokale Erstellen und Spielen eigener Inhalte beschränkt. Damit bleibt zwar immer noch ordentlich Umfang, auf die Level anderer Spieler habt ihr dann aber ebenso wenig Zugriff wie auf die Möglichkeit, eigene Inhalte mit der Community zu teilen. Für Nachschub muss dann selbst gesorgt werden. 

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Besser ist es als Abonnement, denn nur dann wird auch das volle Paket geboten. Via Codes könnt ihr eure Level direkt verlinken, andere Level finden und diese dann wahlweise für unterwegs auf die Konsole laden (maximal 45 Slots sind dafür verfügbar, weitere 90 für eure eigens erstellten Kreationen) oder direkt im Dock online alleine oder mit anderen Spielern angehen. Und gerade hier wird es verdammt ärgerlich, denn da die Server bei der Spielersuche keinen regionalen Beschränkungen unterliegen, landet man oft mit Leuten in einem Level, die alle aus ganz unterschiedlichen Teilen der Welt kommen und die das Spiel anschließend mit hohen Pings völlig zum Erliegen bringen. In einem hauptsächlich auf Timing und Geschicklichkeit ausgelegten Spiel eine absolute Katastrophe. Die Ranglisten zeigen jeweils nur die Zeit des besten Spielers, zudem muss man sich nach jedem Level wieder ganz von Anfang an durch die vielen Suchmenüs zur nächsten Herausforderung kämpfen. 

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Auch auf anderen Konsolen längst zum Standard gewordene Features wie Kommunikation via Text und Sprache gibt es wieder nicht, stattdessen muss man sich mit wenigen Vorgaben verständigen. Selbst die praktische App für Smartphones, mit der Kommunikation ohne weitere Hardware möglich sein soll, wird nicht unterstützt. Für einen First Party-Titel ist das einfach nur inakzeptabel. Einmal mehr entpuppt sich eine Mehrspielerkomponente bei Nintendo als nur deswegen frustanfällig und manchmal sogar völlig disfunktional, weil die Japaner einfach nicht dazu imstande sind, ihre allgemeinen Mechaniken auf einen aktuellen Stand zu bringen. Da ist die Konkurrenz einfach schon seit Jahren um Längen weiter. Dafür funktioniert wenigstens das Balancing bei der Mitspielersuche. Und auch das Teilen und Beziehen von Inhalten funktioniert problemlos. An allem anderen muss aber dringend gearbeitet werden, anderenfalls droht der Bezahlservice auf Dauer zur Lachnummer zu verkommen. Schade bleibt außerdem, dass die Codes für Level aus dem Vorgänger nicht zur Fortsetzung kompatibel sind. Und auch Inhalte von anderen Spielern können nicht nachträglich von euch überarbeitet werden. 

Fazit und Wertung

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Super Mario Maker™ 2 ist mechanisch und inhaltlich eine rundherum gelungene Erweiterung all dessen, was den Vorgänger berühmt und bis heute beliebt gemacht hat. Dank vieler neuer Werkzeuge könnt ihr nun noch herausforderndere Level erstellen, sogar gemeinsam mit einem Mitspieler an einem System. Alleine die (wenn auch extrem lasche Story) bietet euch bereits über hundert vorgefertigte Level, die zum Entdecken und Adaptieren einladen. Selbst ohne Onlinedienst wird also einiges geboten. Aber nur dort lassen sich eben Inhalte teilen und beziehen, nur dort wird quasi für unendlichen Nachschub beim Gameplay gesorgt und nur dort lassen sich die Inhalte mit bis zu drei Mitspielern erleben. Leider entpuppt sich eben diese Komponente wieder mal als desaströs veraltete Implementierung auf technischer Ebene. Wer auf das miese Matchmaking und die mangelnden Komfortfeatures verzichten will, ist hier abseits der Bezugsquelle neuer Inhalte am besten mit lokalen Freunden aufgehoben. Super Mario Maker™ 2 ist ein grandioser Spielplatz für kreative Köpfe, der in mancher Hinsicht konkurrenzlos gut, in anderer aber stark verbesserungswürdig daherkommt.“ 

Pay-2-Win/Miktrotransaktionen: Super Mario Maker™ 2 bietet keinerlei Möglichkeiten, sich via Echtgeld spielerische Vorteile oder spielrelevante Inhalte zu verschaffen. Eine Abwertung nehmen wir daher nicht vor. 

PRO:

+ Gewaltiges Arsenal an Werkzeugen verschiedenster Art…
+ …die sich allesamt klug miteinander kombinieren lassen
+ Storymodus mit hundert vorgefertigten Leveln
+ Vier unterschiedliche Grafikstile – vier unterschiedliche Arten zu Spielen
+ Unterhaltsame KoOp-Optionen für maximal vier Spieler 
+ Unkompliziertes Teilen und Beziehen von Inhalten via Code
+ Umfangreiches, extrem unterhaltsam gestaltetes Tutorial
+ Ansprechender Look mit guter Auflösungsskalierung und Kantenglättung
+ Saubere Performance
+ Klasse Soundtrack, der die besten Elemente des Marioversums vereint
+ Zugängliche Bedienung (ein Spieler, Touchpad/Stylus)

CONTRA: 

– Belanglose Story
– Nicht auf Regionen beschränkte Spielersuche sorgt oft für Lags und Ruckler
– Minimalistische Bestenlisten und Kommunikationsfeatures
– Fummeliger Gemeinschaftsbau dank Joy Con-Zwang…
– …der außerdem nur lokal möglich ist
– Eigenes Design von Objekten ist nicht erlaubt
– Keine Abwärtskompatibilität zum Vorgänger
– Inhalte anderer Spieler können nicht editiert werden

                                             GESAMTWERTUNG:     8.2/10

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