UHD/BD: „Angel Heart“

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                                                  Getestet und verfasst von General M 

                                      Quelle Bildmaterial: „Angel Heart, ©1987 STUDIOCANAL. All rights reserved.“ 

                                             Ab sofort erhältlich als UHD und Blu-Ray

717lDH5OoAL. SL1200 Weil man Mickey Rourke heute nach kurzer Boxkarriere, jeder Menge Schönheitsoperationen und Unmengen von Exzessen heute eher als zerknautschten und vom Leben gezeichneten Darsteller kennt, der nach seinem grandiosen Comeback in The Wrestler gegenwärtig eher wieder häufiger in preiswert produzierten Filmen direkt für den Heimkinomarkt unterwegs ist, erinnern sich wohl nur wenige daran, dass der New Yorker seinerzeit als Sexsymbol in vielen namhaften Werken unterwegs gewesen ist. Einer davon ist Angel Heart von 1987. Der Mysterythriller zählt auch dank Robert De Niro zu den erinnerungswürdigsten Filmen seiner Zeit und wurde kontrovers diskutiert. Ob der Film heute noch die gleiche Wirkung entfalten kann, haben wir im Rahmen unserer Rezension zur neuen UHD und Blu-Ray geklärt. 

Der Film

Wir schreiben die Fünziger Jahre. Der abgehalfterte New Yorker Privatdetektiv Harry Angel (Mickey Rourke, The Expendables) wird vom geheimnisvollen Louis Cyphre (Oscar©-Preisträger Robert De Niro, The Irishman) damit beauftragt, den Musiker Johnny Favorite aufzuspüren, der seit den Wirren des zweiten Weltkriegs als verschollen gilt. Angel akzeptiert – und findet schnell heraus, dass der im Krieg entstellte Favorite nach einem Sanatoriumsaufenthalt in New Orleans abgetaucht ist. Der ehemals behandelnde Arzt wird kurz nach der Konfrontation mit dem Detektiv tot mit einem Kopfschuss aufgefunden. 

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Im wilden Süden angekommen erhofft sich Harry neue Spuren über die Wahrsagerin Maraget Krusemarck (Charlotte Rampling, Red Sparrow), mit der Favorite verlobt gewesen sein soll. Die aber weigert sich, irgendwelche Auskünfte zu geben. Auch eine ehemalige Geliebte bringt Angel in seinen Ermittlungen nicht weiter, dafür entdeckt er aber, dass der Sänger offenbar eine Tochter hinterlassen hat, zu der er sich schnell hingezogen fühlt. Dass die sich genau wie ein Mitglied aus Johnny´s ehemaliger Band exzessiv mit Okkultimus befasst, scheint zunächst keine große Rolle für den Fall zu spielen. 

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Nachdem Harry aber immer häufiger von grausamen Albträumen geplagt wird und nach und nach sämtliche mit Johnny Favorite und seinen Ermittlungen im Zusammenhang stehenden Personen grausam ermordet werden, erkennt der Detektiv, dass hinter seinem Auftrag mehr stecken muss, als eine bloße Suchaktion. Als sich dann schließlich auch die Polizei für Harry zu interessieren beginnt, der sämtliche Opfer kurz vor ihrem Ableben getroffen hat. Die Wahrheit über alle Geschehnisse der letzten Tage ist am Ende schockierender als alles vorstellbare und geht weit über alle Rationalität hinaus…

Die Rezension

Mit Angel Heart ist Regisseur Alan Parker ein vielschichtiger, extrem düsterer Film gelungen, der auf sehr gekonnte Weise übernatürliche Elemente mit einem waschechten Detektivthriller kombiniert und bis heute als einer der besten Vertreter seines Genres zählt. Das völlig überraschende Ende darf sich auch heute noch dafür rühmen, zu den gewaltigsten Plottwists aller Zeiten zu zählen. Der Weg dahin ist eine albtraumhafte Tour de Force, die sich mit dem Bösen in Menschen ebenso auseinandersetzt wie mit uralten Voodoomythen und dabei nicht mit expliziten Schauwerten geizt. Alleine die legendäre Sexszene zwischen Mickey Rourke und der damals erst neunzehnjährigen Lisa Bonet galt damals als Tabubruch, Sittenwächter und konservative Religiöse liefen Sturm gegen die Veröffentlichung des Films. Bei den Kritikern erfuhr Angel Heart erst viel später die verdiente Anerkennung und obwohl der Mysterythriller bei seinem Run in den weltweiten Kinos eher als Flop abschnitt, mauserte er sich dank Videotheken und Kaufvideo mit den Jahren doch noch zu einem geschätzen Hit. 

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Bis in die Nebenrollen vorzüglich besetzt, ist Angel Heart einer jener Filme, die man nur dann sichten sollte, wenn man wirklich gewillt ist, sich mit den Themen und den Charakteren intensiv auseinanderzusetzen. Viele wiederkehrende Elemente stellen direkte Bezüge auf Bibelmythen und Co. dar und erschließen sich einem nicht sofort. Ein waches Auge ist ebenso notwendig wie ein gewisses Grundverständnis über Theologie. Und selbst wenn man all das nicht aufbringen kann oder will, bleibt immer noch der visuell einprägsame Stil mit den toll gefilmten Bildern von Kameramann Michael Seresin. Und der wirkt selbst auf Fans von eher gegenwärtigem Kino sofort vertraut, denn Angel Heart gilt als maßgeblicher Einfluss für die Werke eines Christopher Nolan, der auf ähnlich komplex verschachtelte Geschichten in Edeloptik setzt. Aber auch andere Regisseure zitieren in der visuellen Umsetzung ihrer Filme immer gerne Alan Parker´s gelungen Ausflug in den Wahnsinn. 

UHD und Blu-Ray: Das Bild

Mit den jeweiligen Neuauflagen leistet STUDIOCANAL ein Stück längst überfällig Wiedergutmachung, denn die HD-Premiere des Films aus dem Jahr 2010 ist alles andere als gelungen und liefert ein durch Weichzeichner durch und durch verunstaltetes Werk, dem man absolut nichts positives abgewinnen kann. Für die Neuauflage wurde der Film aufwendig in 4K vom Originalnegativ abgetstat und präsentiert sich daher zumindest in Form der UHD auch in nativer Form. Einen gewaltigen Unterschied erkennt man aber bereits zwischen der alten und neuen Blu-Ray, letztere liegt der UHD übrigens bei. Und was soll man sagen, die weit über zweihundert Stunden Arbeit, die in die Aufbereitung und Restauration des Films geflossen sind, können sich absolut sehen lassen! 

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Was alleine durch den Wegfall der Weichzeichner wieder an Details zum Vorschein kommt, rückt den Film sofort in ein komplett neues Licht. Zuallererst bekommt man mit der Neuabtastung einen geringfügig größeren Bildausschnitt geboten, hat man den aber erstmal verinnerlicht, kann man sich über die vielen Grundverbesserungen freuen, allem voran das Ende der permanenten Gründominanz des alten Masters zugunsten wesentlich natürlicherer, ausgewogener Farben. Sattere, nuancierte Farben sorgen dafür, dass der ursprüngliche Leinwandlook wiederhergestellt wird. Auch bei den Kontrasten hat sich merklich etwas getan, denn statt vernebeltem Grau gibt es jetzt sattes Schwarz. Das geht zwar auf Kosten der Durchzeichnung, stellt aber trotzdem eine massive Verbesserung dar. Dafür zeigt sich der neue Transfer in hellen Momenten dank einiger Überstrahlungen ebenfalls anfällig dafür, selbst auf der alten Blu-Ray existierende Details zu verschlucken. Aber auch hier rechtfertigt der Nutzen die Kosten. Auch ohne Weichzeichner ist Angel Heart kein Musterbeispiel in Sachen Schärfe, das hat schon das Negativ nicht hergegeben. Der Zugewinn an Details ist dennoch enorm und überzeugt besonders in Nahaufnahmen. Dafür muss man aber mit teils heftiger Körnung leben, die aber ebenfalls kein Dauerzustand ist, sondern nur ab und an auftritt. Dank der umfangreichen Restaurierungsarbeiten, bei denen alleine zahllose Stunden dafür aufgewendet worden sind, Frame für Frame Schmutzpartikel und Beschädigungen digital zu beseitigen, erstrahlt Angel Heart bereits in dieser Form in nie gekannter Schönheit. 

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Die nativ in 4K auflösende UHD bietet neben dem obligatorischen erweiterten Farbraum nach Rec.2020 auch Support für HDR10 und Dolby Vision und hebt das bereits gute Ergebnis der neuen Blu-Ray nochmal auf ein höheres Level. Die Farben wirken noch einen Ticken kräftiger, die Kontraste vor allem unter Dolby Vision minimal dynamischer und dank der im Vergleich zur Blu-Ray vierfach höheren Auflösung kommen nicht nur die Details erneut besser zur Geltung, auch das Filmkorn zeigt sich feiner und dementsprechend weniger präsent. Die Unterschiede zwischen HDR10 und Dolby Vision halten sich aber ausnahmsweise eher in Grenzen, richtig perfekt liefert keines der Formate ab. Dolby Vision hat zwar insgesamt knapp die Nase vorne, aber im generell etwas dunkleren Bild wirkt vor allem Lisa Bonet in hellen Einstellungen etwas unnatürlicher als auf der regulären Blu-Ray. Einmal mehr ist das aber zu verzeihen, weil dafür an allen anderen Stellen an den richtigen Reglern geschraubt wurde. Die UHD zu Angel Heart ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie lohnenswert es sein kann, Klassiker für eine neue Generation aufzubereiten und zu präservieren. In der Form kann man sich den Film guten Gewissens ins Regal stellen. 

UHD und Blu-Ray: Der Ton

Während STUDIOCANAL dem englischen Originalton ein Upgrade auf eine verlustfreie DTS-HD MA 5.1 – Spur verpasst hat (nämlich ausgehend von einer ebenfalls verlustfreien Stereospur), müssen sich Konsumenten deutscher Tonspuren weiterhin mit der altbekannten Stereovariante begnügen. Die klingt dann im Vergleich zum frischen Upmix der englischen Spur leider auch vergleichsweise dumpf, was besonders im Finale hörbar am Gesamtgenuss nagt. Die grundlegende Abmischung ist zwar nicht schlecht, auch weil Dialoge, Musik und Effekte trotzdem angenehm von links und rechts in den Raum laufen, ohne dabei unangenehm zu versumpfen, zeitgemäß ist das Gebotene aber keineswegs mehr.

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Im Englischen gelingt das besser, alleine schon dank des Splits auf mehrere Kanäle. Kaum erwähnenswert, dass der Film auch in Sachen Immersion hier die Nase vorne hat. Keine Granate zwar, aber eben auch nicht schlecht für einen Film aus den Achtzigern. Diese Tatsache hört man aber im Deutschen leider weiterhin konsequent raus. Warum man hier nicht auch Hand angelegt hat, ist mir ein Rätsel. So bleibt der deutsche Ton der große Makel im Rahmen einer sonst so mustergütigen Neuveröffentlichung. 

Die Extras

Beim Bonusmaterial, welches sowohl auf der Blu-Ray als auch der UHD untergebracht worden ist, hat man alte und neue Featurettes miteinander gemischt. Bereits bekannt ist der hörenswerte Audiokommentar des Regisseurs, ebenso der Blick hinter die Kulissen und die umfangreich geratene Erklärung über die spirituellen Hintergründe des Films, in diesem Fall natürlich der Voodookult. Ein paar Interviews und Nachbetrachtungen sind neu dazugekommen, wirklich interessant sind die aber nicht. Gleiches gilt auch für die kurzen Abrisse zu den wichtigsten Darstellern des Films. Deutlich spannender ist der etwas unter halbstündiger Laufzeit agierende Auftritt von Regisseur Alan Parker bei einem französischen Filmfest aus dem Jahr 2015, dass hier erstmals präsentiert wird und sich aus vielen hörenswerten Einblicke aus der Produktion des Films zusammensetzt. Und das entschädigt dann doch dafür, dass der Rest weitgehend bekannt und zudem nur in Standardauflösung verfügbar ist. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Was lange währte, wird endlich gut. So wie der Film selbst Jahre gebraucht hat, als Klassiker anerkannt und dementsprechend erfolgreich zu sein, so sehr beseitigt die aufwendig remasterte Version von Angel Heart nahezu sämtliche Schwächen der totgefilterten alten Fassung aus dem Jahr 2010. Zwar muss man weiterhin mit dem mittelprächtigen Ton des alten Releases leben und bekommt auch im Bonusmaterial lediglich ein wirklich interessantes neues Feature geboten, aber alleine das toll restaurierte Bild rechtfertig einen Kauf voll und ganz. Kleinere Überstrahlungen und ein paar verschluckte Details sind ein angemessener Preis für das, was man letztendlich geboten bekommt, nämlich die seit Kinoveröffentlichung beste Möglichkeit, sich an eine Reise in Okkultimus, Wahnsinn und Schrecken zu wagen.“ 

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.

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