UHD/BD: „Red Heat“

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                                                        Getestet und verfasst von General M 

                                       Quelle Bildmaterial: „Red Heat, ©1989 STUDIOCANAL GmbH. All rights reserved.“ 

                                        Ab 24. Oktober 2019 erhältlich als UHD und Blu-Ray

715xFWmFmGL. SL1200 Das Genre der sogenannten Buddykomödien erfreut sich bis in die Neunziger Jahre hinein großer Beliebtheit und brachte zahlreiche Vertreter hervor, die zwei ganz unterschiedliche Charaktere immer wieder in mal mehr, mal weniger ungewöhnliche Situationen katapultierten, die es schließlich mit vereinten Kräften (und einer ordentlichen Packung Humor) zu bewältigen galt. Red Heat zählt zu den bekanntesten Vertretern jenes Genres und entstand 1989 im Zeichen von Glasnost und Perestroika unter der Regie von Actionspezialist Walter Hill. Dreißig Jahre später folgt nun erstmals eine Auswertung in 4K und Blu-Ray Remastered. Wir haben beide Versionen für Euch gesichtet.

Der Film

Der eiserne Vorhang steht kurz vor dem Fall, noch jedoch regieren Sozialismus und Kommunismus große Teile der Welt. Im Zentrum der Arbeiter- und Bauerndiktatur kämpft man aber mit ganz anderen Problemen: Weil der georgische Drogenhändler Viktor Rosta (Ed O´ Ross, Universal Soldier) nicht müde wird, Moskau mit seinem Gift zu überfluten, heften sich der eisenharte Polizeikommisar Ivan Danko (Arnold Schwarzenegger, Terminator: Dark Fate) und sein Kollege an dessen Fersen. Zwar gelingt es nach einigen Mühen, den Gangster aufzuspüren, bei der anschließenden Schießerei wird Danko´s Kollege aber von Rosta erschossen, ehe dieser zusammen mit zwei seiner Schergen sich in die U.S.A. absetzt. 

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Nachdem Rosta in Chicago beim Versuch, die nächste große Drogenlieferung in die Heimat zu verschiffen wegen eines Bagatelldelikts festgenommen wird, schicken die Sowiets Danko in die „Mud City“, um den Straftäter nach Moskau zu holen und ihm dort den Prozess machen zu können. Als Begleitung stellt ihm die lokale Polizei ausgerechnet den launischen Detective Art Ridzik (James Belushi, Twin Peaks) zur Seite, der sich erwartungsgemäß so gar nicht mit dem Job als Babysitter anfreuden kann und lieber erst schießt, ehe er ein paar Fragen stellt. Als Rosta bei der Überführung erneut die Flucht gelingt und Ridzik´s Partner dabei ebenfalls ums Leben kommt, wollen die blamierten Sowiets den lädierten Danko so schnell wie möglich zurück nach Moskau befördern. 

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Der denkt aber gar nicht daran, einfach so die Flinte ins Korn zu werfen und tut sich kurzerhand mit dem auf Rache sinnenden Ridzik zusammen, um den Drogenpabst endgültig zur Strecke zu bringen. Der Culture Clash zwischen Kapitalismus und Kommunismus ist aber nur eines der vielen Probleme, die es im Großstadtdschungel zu bewältigen geht. Und selbstverständlich geht bei den gemeinsamen Ermittlungen einiges zu Bruch. Trotzdem scheinen die auf den ersten Blick so gegensätzlichen Gestalten gar nicht so verschieden zu sein, wie man meinen könnte…

Die Rezension

Enstanden auf dem Wendepunkt des kalten Krieges, bewies Walter Hill nach Nur noch 48 Stunden mit Red Heat erneut sein Gespür für harte, aber auch humorvolle Buddykomödien, die sich besonders an ein eher erwachsenes Publikum richten. Mit der Kombination von Jim Belushi als klassisch versifftem Chicagoer Cop und dem damals rasant aufsteigenden Arnold Schwarzenegger als eisenharter Sowietkommisar gelang den Machern ein absoluter Glücksgriff bei der Besetzung, wobei man allerdings auch Ed O´Ross loben muss, der hier als Schurke herrlich fies und glaubwürdig agiert. Deftige Sprüche und teils überraschend explizite Gewaltszenen sorgten dafür, dass der Film hierzulande erst ab 18 Jahren freigegeben wurde, wobei der Film seit jeher hauptsächlich in leicht bis mittelstark gekürzten Fassungen im Abendprogramm ausgestrahlt wurde und nur in Nachtwiederholungen die unzensierte Version nachgereicht wurde.

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Das Setting ist für das Genre überraschend düster, bietet aber trotzdem alle nötigen Zutaten für eine klassische Actionkomödie im typisch rücksichtslosen Stil der Achtziger Jahre. Es wird geflucht, geschossen und dauernd geht irgendwas kaputt. Obwohl die grundlegende Handlung natürlich längst nicht mehr zeitgemäß ist, kann Red Heat auch heute noch bestens unterhalten und sollte für einen anständigen Männerabend bei Bier und Snacks definitiv auf der Liste stehen. Da Russland seinerzeit übrigens die Drehgenehmigung auf heimischem Boden verweigerte, drehte man einen Großteil der Eröffnungsszenen in der Ukraine. Regisseur Walter Hill wollte aber unbedingt ein paar echte Shots von Moskau im Film haben und drehte die Szenen am Roten Platz heimlich mit Schwarzenegger. Hat sich diesbezüglich eigentlich mal jemand beschwert? 

UHD und Blu-Ray: Das Bild

Red Heat entstand natürlich noch ganz klassisch auf analogem 35mm – Material und ist über die Jahre immer wieder in allen Formen und Farben für den Heimkinomarkt ausgewertet worden. Mit dem Beginn des HD-Zeitalters folgte dann auch alsbald die erste Blu-Ray, die damals noch unter dem Banner von Kinowelt veröffentlicht wurde, aber wie viele andere Filme ihrer unsäglichen Zeit nur wenig Aufmerksamkeit beim Transfer erfuhren. Zum dreißigsten Geburtstag hat STUDIOCANAL nun eine Neuabtastung in 4K vom Originalnegativ vornehmen lassen. Das Ergebnis kann sich definitiv sehen lassen.

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Die alte Blu-Ray litt in vielen Bereichen extrem unter drastischer Körnung und eher suboptimaler Kontrastgebung, was bereits die neue Blu-Ray zu großen Teilen behebt. Die Balance zwischen Originallook und Nachbearbeitung stimmt, denn obwohl man hier ganz sicherlich mit Rauschfiltern gearbeitet hat, liefert die restaurierte Fassung deutlich mehr feine Details als die alte Veröffentlichung. Besonders in helleren Szenen resultiert daraus oft ein Unterschied wie Tag und Nacht. Puristen müssen nun aber nicht erschrocken aus dem Stuhl springen, denn der Film sieht dank weiterhin vorhandender Körnung immer noch authentisch und natürlich aus, nur eben in optisch deutlich erträglicheren Maßen. Die Bildschärfe bewegt sich ebenfalls auf hohem Niveau, muss sich aber gelegentlich ein paar weicheren Einstellungen geschlagen geben, die jedoch in anderer Form nie existiert haben, weil sie Anno ´89 schlichtweg genauso gedreht worden sind. Die Farbgebung agiert nun durchgehend auf wärmerem Niveau und lässt Szenerien und Figuren gesünder ausschauen, Gelb- und Grüntöne dominieren die meiste Zeit über das Geschehen und bringen den typischen Look der Achtziger adäquat auf die heimischen Bildschirme. Bei den Kontrasten darf man sich über kräftigere Schwarzwerte freuen, die nicht nur bei Nahaufnamen in besserer Durchzeichnung auf den Gesichtern resultieren, sondern auch die vielen dunklen Szenen plastischer und differenzierter scheinen lassen. Nur gelegentlich versumpfen kleinere Hintergrunddetails, die auf der alten Blu-Ray noch zu sehen waren. Der Mehrgewinn des Remasters ist aber mehr als überdeutlich. Erhalten geblieben sind allerdings einige Verunreinigungen des Masters, die man auch immer wieder sehen kann. Gemessen am Alter des Films hat man hier aber wirklich ein tolles Resultat erzielen können, weswegen Fans die alte Blu-Ray von Kinowelt nun guten Gewissens in Rente schicken können. 

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Noch besser macht es die UHD, die den Film erstmals in nativem 4K präsentiert und zusätzlich mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision versehen wurde. Die Farbgebung wirkt hier einen Ticken kräftiger und intensiviert vor allem Primärtöne, wenngleich sich der Unterschied zwischen UHD und Remastered Blu-Ray in dem Bereich in Grenzen hält. Hier handelt es sich eher um Nuancierungen, die aber dafür alles noch Mögliche aus dem neuen Master rauskitzeln. Auffälliger ist da eher die viel feinere Körnung, die aus der vierfach höheren Auflösung resultiert und die Laufruhe nochmals verbessert, was den dunkleren Szenen mehr zugute kommt. Bei den Kontrasten punktet die UHD mit feineren Spitzen in den jeweiligen Kontrastbereichen und sorgt für mehr Bilddynamik und gemessen am Quellmaterial auch bestmögliche Durchzeichnung. Der Unterschied zwischen HDR10 und Dolby Vision fällt ausnahmsweise nicht ganz so stark ins Gewicht wie bei vielen anderen, hauptsächlich aktuellen Filmen, dennoch hat Dolby Vision angesichts der Tatsache, dass ein Großteil des Films bei Nacht stattfindet, die Nase vorne. Das fällt vor allem bei der Objektdifferenzierung im Hintergrund auf, wo HDR10 dann doch nicht immer glänzen kann und Details versumpfen können. Dafür liefert die UHD ein paar unglaublich tolle, messerscharfe Einstellungen ab, darunter beispielsweise die Weitwinkelaufnahme vor dem Gespräch von Danko und seinem Vorgesetzten. Allerdings bleiben die masterbedingt eher soften Shots auch im Rahmen der UHD enthalten. Die bietet ein bisschen mehr von allem und stellt dementsprechend auch die erste Wahl dar, wer aber noch nicht im 4K – Zeitalter angelangt ist, kann auch bei der Remastered Blu-Ray guten Gewissens zugreifen. Schöner sah der Film nämlich so oder so noch nie aus.

UHD und Blu-Ray: Der Ton

Nicht nur das Bild hat ein schönes Upgrade erfahren, sondern auch am Sound hat sich ein bisschen was getan. Der präsentiert sich nämlich nun anders als zuvor nicht mehr in schnödem Stereo, sondern im verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Format und holt damit zum englischen Originalton auf, der im gleichen Format an Bord der Blu-Ray und UHD untergebracht wurde. Zwar bleibt der Ton insgesamt weiterhin eher auf den Frontbereich fokussiert, gerade bei Schusswechseln oder dem effektreichen Finale bekommt man jetzt aber von allen Seiten etwas auf die Ohren. Das klingt zwar gelegentlich etwas blechern und dementsprechend auch typisch Achtziger, fügt sich aber gerade deswegen gut in die allgemeine Immersion ein.

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Vor allem der Soundtrack des leider viel zu früh verstorbenen James Horner macht Gebrauch von der Raumklangkulisse und auch der Subwoofer darf in den richtigen Momenten zeigen, was in ihm steckt. Alles nicht im Referenzbereich, aber trotzdem eine solide Verbesserung, welche sich der der alten Tonspur definitiv überlegen zeigt – alleine schon, weil sich das Geschehen mehr in den Raum öffnet, was gerade im Rahmen des tumultgeplagten, völlig überfüllten Polizeireviers und den stark befahrenen Straßen Chicagos einen sehr wohl wahrnehmbaren Unterschied ausmacht. 

Die Extras

Vorweg: Sämtliches Bonusmaterial wurde erfreulicherweise sowohl auf der Blu-Ray, als auch der UHD untergebracht. Die vorhandenen Featurettes setzen sich allesamt aus bereits bekanntem Material zusammen. Ein Teil stammt noch von der alten Kinowelt – DVD, der Rest von der Blu-Ray – Erstveröffentlichung, während man das Extra über Arnold Schwarzenegger gar vom Release zu Der City-Hai rübergeholt hat. Obwohl also nicht neu, ist das gebotene Material nicht uninteressant. Man erfährt unter anderem mehr über die weltgeschichtlichen Hintergründe des kurz vor Mauerfall und Co. entstandenen Films, spricht über die Probleme beim Dreh und stellt auch die Produzenten nochmal näher vor, die zu der Zeit mit Rambo und Co. einen Erfolg nach dem anderen feierten. Außerdem gibt es einen Tribut an den während der Dreharbeiten verstorbenen Stuntkoordinator, ein Interview mit Ed O´Ross, der ein wenig über sein Typecasting als Gangster philosophiert und auch das Making Of zum Film hat es auf die Discs geschafft. Ein paar Trailer und Spots runden das Paket ab. 

Fazit 

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Wenn ein gebürtiger Österreicher als Russe auftritt, kann das entweder unfreiwillig komisch oder einfach nur verdammt lustig werden. Red Heat ist zum Glück ein überaus gelungener Beitrag zum Buddygenre der Achtziger geworden, der sich mit Härten nichts zurückhält und herrlich kompromisslos zur Sache geht. Die Kombination aus Arnold Schwarzenegger und James Belushi funktioniert grandios und sorgt für viele gelungene Sprüche, handgemachte Action und ein krachendes Finale gibt es obendrauf. Wer die politischen Seitenhiebe auf den damals herrschenden kalten Krieg ignorieren kann, wird auch nach dreißig Jahren noch seinen Spaß an Red Heat haben. Dank Neuabtastung und umfangreichem Remastering kann man den Film nun endlich auch in guter Qualität erleben, wobei die UHD in allen Aspekten etwas besser performt als die ebenfalls schon sehr gute Blu-Ray. Neue Extras gibt es nicht, dafür hat der Ton ein brauchbares Upgrade erfahren. In dieser Form ist die Actionkomödie für die kommenden dreißig Jahre definitiv gut gerüstet.“  

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.

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