UHD/BD: „Rambo: Last Blood“

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                                         Quelle Bildmaterial: „©2019 Universum Film GmbH. All rights reserved.“

                               Ab 31. Januar 2020 erhältlich als UHD, Blu-Ray und DVD

71TyIWhVjjL. SL1500 Während andere Menschen im Alter von 73 Jahren längst Dauergast beim Orthopäden sind, wird Actionlegende Sylvester Stallone nicht müde, eine seiner wohl legendärsten Kinorollen ein weiteres Mal auf die Zuschauer loszulassen. Die Rede ist natürlich von John Rambo, der erstmals 1982 die Leinwände der Welt unsicher machte. Nicht ganz vierzig Jahre später soll die Reihe mit Rambo: Last Blood nun einen vorläufig endgültigen Abschluss finden. Dass es dabei einmal mehr gleichermaßen blut- wie bleihaltig zugeht, wird Fans der Reihe wohl kaum überraschen. Dass zu einem guten Film aber weit mehr gehört als Effekthascherei, zeigt unser Vorabtest zu Blu-Ray und UHD. 

Der Film

Vietnam. Afghanistan. Burma. Die Gräuel einiger der brutalsten Konflikte der Menschheitsgeschichte mag der mittlerweile in die Jahre gekommene Armeeveteran John Rambo (Sylvester Stallone, Creed 2: Rocky´s Legacy) überlebt haben, die mentalen Traumata jedoch haben tiefe Spuren bei dem Mann hinterlassen, der es einst fast ausschließlich mit seinem Messer bewaffnet gegen ganze Gegnerkompanien aufnehmen konnte. Nun ist Rambo zurück ins ländliche Arizona gegangen und lebt dort auf der Farm der mittlerweile verstorbenen Eltern. Als Rancher will das mit dem verdienten Frieden aber auch nicht so recht funktionieren. Wenigstens sorgen die alteingesessene Hausverwalterin Maria mitsamt ihrer Großnichte Gabriella für ein bisschen familiäre Atmosphäre im sonst so einsamen Dasein des Kriegshelden, besonders die lebensfrohe Gabriella weckt in Rambo sowas wie Vatergefühle.

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Als der Teenager aber entgegen aller Warnungen nahezu auf sich gestellt im benachbarten Mexiko nach ihrem richtigen Papa suchen geht, gerät Gabriella prompt in die Hände eines mächtigen Menschenhändlerringes um die beiden Brüder Victor und Hugo Martinez, die ihre Opfer erst mit harten Drogen gefügig machen und sie dann zur Prostitution oder noch Schlimmerem zwingen. Auf der Suche nach dem Mädchen wird Rambo übermannt und von den Schergen der Brüder fast totgeschlagen. Mithilfe der ortsansässigen Journalistin Carmen Delgado, welche die Aktivitäten der Menschenhändler seit geraumer Zeit beobachtet und den den schwerverletzten Rambo wieder aufpeppelt, gelingt es schließlich, Gabriella doch noch zu befreien. Die Freude ist allerdings nur von kurzer Dauer, denn das Mädchen verstirbt noch auf der Heimfahrt an den Folgen ihrer unmenschlichen Qualen. 

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Spätestens jetzt brennen bei Rambo endgültig die Sicherungen durch. Ohne Rücksicht auf Verluste und frei von jedweder Gnade dezimiert der hochdekorierte Veteran die Bande der Gebrüder Martinez, ehe er Obermotz Hugo zum Abschied nichts weiter zurücklässt als den in handliche Stücke zerteilten Torso seines Bruders. Der rachsüchtige Hugo schart nun ein ganzes Killerkommando um sich und macht sich entschlossen zu blutiger Rache auf den Weg zu Rambo´s Farm. Dort wartet in den unterirdischen, mit allerlei Fallen gespickten Tunneln allerdings etwas auf die Fieslinge, dass noch weitaus schlimmer ist als der Tod…

Die Rezension

Eigentlich bot der unter der Regie von Stallone selbst inszenierte vierte Teil der Reihe, nämlich der 2008 entstandene John Rambo, einen optimalen Abschluss der Reihe. Elf Jahre später greift Sly nun aber trotzdem nochmal zu Messer und Bogen, um es mit einem mexikanischem Menschenhändlerkartell aufzunehmen. Und so sehr ich die Reihe auch liebe, so überflüssig ist Rambo: Last Blood in meinen Augen schlussendlich geworden. Was der von Romanautor David Morell erschaffenen Figur fehlt, ist zunächst ein globaler Konflikt im Ausmaß des Vietnamkrieges oder der sowietischen Invasion in Afghanistan, der für einen entsprechenden Handlungsrahmen sorgt, in dem sich der chronische Einzelgänger bewähren kann. Dagegen will sich der Kampf gegen eine mexikanische Gang so gar nichts ins gewohnte Raster einfügen, der epische Maßstab der Vorgänger weicht einem verhältnismäßig kleinen Konflikt, der die vielen Schwächen im Drehbuch (von denen auch die übrigen Ableger nie verschont geblieben sind) einfach nicht zu kaschieren vermag. Stallone, der hier einmal mehr entscheidend am Skript mitgewirkt hat, wusste wohl darum, dass er mit über siebzig Jahren kaum mehr glaubhaft in Asien oder dem nahen Osten wüten kann. Alleine unter diesem Gesichtspunkt hätte man das Projekt lieber ganz bleibenlassen können.

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Wirklich Fahrt nimmt Rambo: Last Blood erst zum ultrabrutalen Finale auf. Bei 101 Minuten Laufzeit ist das viel zu spät. Das Gebotene entschädigt besonders Gorefreaks für die aufgebrachte Geduld, nach knapp zwanzig Minuten ist das Spektakel aber auch schon wieder vorbei. Bis dahin dümpelt Stallone gewohnt wortkarg ganz ohne lange Mähne durch einen gleichermaßen trüben und ereignislosen Film, der bis auf die Figur nur wenig mit früheren Teilen gemein zu haben scheint. Die Schurken hat man spätestens nach dem Abspann wieder vergessen und irgenwie wird man das Gefühl nicht los, dass die allgemein extrem klischeehafte Darstellung von Mexiko und seiner Bewohner als konsequent in Slums lebenden Kriminellen nichts anderes darstellt als Stimmungsmache zugunsten eines rassistischen Präsidenten und seiner einwandererfeindlichen Propaganda. Wer Rambo nochmal in Aktion sehen will, kann bis zum Showdown eigentlich den kompletten Film vorspulen und hat trotzdem alles relevante verstanden und gleichzeitig nichts essentielles verpasst. Wer sich übrigens darüber wundert, dass Stallone hier anders klingt als sonst: Nachdem der jahrzehntelange Stammsprecher Thomas Danneberg in den verdienten Ruhestand gegangen ist, übernahm hier einmal mehr Jürgen Prochnow die Synchronsation der Hollywoodlegende, der Sly bereits im ersten Rocky seine Stimme geliehen hat. Das mag gewöhnungsbedürftig sein, allerdings keineswegs schlecht. 

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Dass die hiesigen Jugendschützer die oft hemmungslos überzogene Gewaltdarstellung ohne weiteres mit einer Freigabe ab 18 Jahren durchgewunken haben, überrascht am Ende doch sehr. Schließlich verweilt der Vorgänger in seiner unzensierten Fassung bis heute auf dem Index, obwohl die dort gezeigten Szenen teilweise sogar harmloser sind und auch das Motiv der Selbstjustiz nicht so zentral im Vordergrund steht wie es hier der Fall ist. Gerade an solchen Aspekten haben sich die Sittenwächter sonst doch stets so gestört. Regie übernahm übrigens der Adrian Grünberg, der nach seinem gelungenen Debütfilm Get the Gringo allerdings zu sehr auf Bewährtes baut. Rambo: Last Blood ist eine zähe, inhaltlich kaum mehr zeitgemäße Ansammlung von Langeweile, Brutalität und Stereotypen, die in den Achtziger so noch hätte funktionieren können, allerdings im Jahr 2019/2020 kaum mehr vom Hocker reißen kann. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist – ein Sprichwort, dass Sylvester Stallone entweder noch nie gehört hat, oder einfach nicht verstehen kann. Da verwundert es kaum, dass selbst Schöpfer Morell sich angewidert vom Film distanziert hat. Ein weiterer Ausflug des Vietnamveteranen ist angesichts eher mauer Einspielergebnisse und vernichtender Kritiken übrigens sehr unwahrscheinlich. Zum Glück, muss man ausnahmsweise sagen. 

UHD und Blu-Ray: Das Bild

Technisch ist Rambo: Last Blood über alle Zweifel erhaben. Vollständig digital mit REed DSMC2 Gemini – Kamerasystemen gedreht, die am Output immerhin stolze 5K anlegen, entstand in der Postproduktion ein 4K Digital Intermediate, welches in seiner nativen Form wenigstens auf der UHD die Muskeln spielen lassen darf. Käufer Blu-Ray müssen sich hingehen mit einem Downscale auf die üblichen 1080p begnügen. Zunächst sei noch erwähnenswert, dass sämtliche Veröffentlichungen komplett unzensiert sind, was eine kleine Premiere im Ramboversum darstellt. Ferner kommt man anders als das U.S. – Publikum hierzulande in den Genuss einer etwas erweiterten Fassung, die eine komplett andere Eröffnungssequenz enthält, in der sich Rambo gleich zu Beginn als Retter beweisen darf. Nun aber Butter bei die Fische, wie schlagen sich die einzelnen Formate denn qualitativ? 

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Schon die Blu-Ray stellt ein mehr als zufriedenstellendes Gesamtpaket dar und zählt in Sachen Bildqualität zu den ersten erinnerungswürdigen Highlights des jungen Heimkinojahres. Dank durchgehend eindrucksvoller Schärfe werden nicht nur feine Details im Vordergrund optimal herausgearbeitet, darunter beispielsweise Texturen auf Kleidungsstücken, auch Schmutzpartikel, Haarstoppel und die wohl auch mit noch mehr Botox kaum kaschierbaren Falten im Gesicht des Hauptdarstellers sind bestens sichtbar. Aber auch Szenenhintergründe sind wohl definiert und strotzen mit nicht minder vielen Details. Schön beispielsweise die toll texturierten Hausfassaden, wenn Rambo sich durch die Gassen von Mexiko bewegt. Hier merkt man wirklich, dass der Veröffentlichung ein hochwertiges Master zugrunde liegt. Bei der Farbpalette setzt der Film bewusst auf eine erdige Farbpalette mit hohen Orangeanteilen, was das Setting durchaus passend untermalt. Allerdings neigen dadurch auch die Gesichter immer wieder etwas zu krass zum Sonnenbanklook und büßen an Natürlichkeit ein. Primärfarben wie beispielsweise Grün oder Blau sumpfen dadurch immer mal wieder unschön ins Gelbliche ab. Das muss man nicht zwangsläufig mögen, sieht aber andererseits im finalen Ergebnis auch nicht so schlimm aus, wie man es nun erwarten könnte. Sehr ordentlich präsentiert sich dafür wieder die Kontrastgebung. Satte Schwarz- und Weißanteile sorgen bereits bei der Blu-Ray für eine optimale Durchzeichung. Mangels jedweder Körnung hat man es außerdem mit einem blitzsauberen Bild und bester Laufruhe zu tun. 

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Die UHD präsentiert sich nicht nur in nativem 4K, sondern verfügt neben dem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 auch noch über Support für HDR10 und Dolby Vision. Was auf der Blu-Ray schon gut ausgesehen hat, entpuppt sich in vierfach höherer Auflösung als endgültig messerscharfer Genuss, der selbst anspruchsvollste Augen glücklich machen wird. Was das Medium hier an zusätzlicher Definition herausholt, ist einfach nur sensationell und bewegt sich auf absolutem Referenzniveau. Die Farben werden auf der UHD minimal intensiviert, was aber in erster Linie hervorsticht ist die bessere Farbdynamik. So wirkt das Orange nicht mehr ganz so dominant, stattdessen kommen die wenigen Primärtöne wieder besser zur Geltung. Der erdige Look bleibt aber natürlich trotzdem erhalten, es geht hier wirklich nur um Nuancen. Dolby Vision sichert sich bei den Kontrasten einen knappen Vorsprung gegenüber HDR10, da letzteres gerade in dunklen Momenten nicht ganz an die Durchzeichnung unter Dolby Vision heranlangt. Ein sehenswertes Ergebnis bieten allerdings beide Methoden. Wer sich nur mit dem bestmöglichen Filmgenuss zufriedengibt, kommt um die UHD als erste Wahl nicht herum. 

UHD und Blu-Ray: Der Ton

Es kracht spät, aber dann dank Dolby Atmos – Tonspur auch im Heimkino mit ordentlich Karacho. Die liefert Universum Film erfreulicherweise nicht nur bei der UHD, sondern bereits auf der Blu-Ray. Bis zum explosiven Showdown bewegt sich der Film in einem überraschend zurückhaltenden Klangspektrum. Aktivität gibt es zwar besonders auf regulärer Ebene massig, die bezieht sich aber zunächst primär auf Hintergrundgeräusche. Gerade in der ersten Hälfte kommt dann von oben auch nicht besonders viel dazu, mit Ausnahme von kleineren Erweiterungen. Was man aber positiv bemerken muss ist, dass all das bereits hervorragend platziert und mit viel Kraft aus den jeweiligen Lautsprechern ausgegeben wird. Das täuscht jedoch kaum darüber hinweg, dass man es hier mit einer eher frontlastigen Tonspur zu tun hat.

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Die Dialoge sind zu jederzeit bestens verständlich, während über links und rechts große Teile der restlichen Kulisse getragen werden. Besonders der Soundtrack von Komponist Brian Tyler zeigt sich in dem Bereich am ehesten präsent und fügt sich stimmig in das übrige Geschehen ein. Wenn es dann endlich dem großen Finale entgegengeht, wird die Heimkinoanlage endlich wach und feuert aus allen Richtungen ein absolut grandioses Effektfeuerwerk ab. Explosionen werden druckvoll, wenn auch nicht referenzverdächtig aus dem Subwoofer wiedergegeben, während das Geschrei der Soldaten in den Tunneln für ein genial wahrnehmbares Echo im ganzen Raum sorgt. Schüsse sind direktional perfekt wahrnehmbar und lassen einen immer wieder ehrfürchtig zusammenzucken. Gäbe es von alldem mehr, hätte die Tonspur locker das Zeug zum allerbesten Demomaterial gehabt. 

Die Extras

Lästiger Scheibenwechsel entfällt für Fans zusätzlicher Ausstattung ausnahmsweise, denn Universum Film hat UHD und Blu-Ray gleichermaßen mit den verfügbaren Extras versehen. Von den circa 66 Minuten Laufzeit entfällt ein Großteil auf die dreiteilige Dokumentation „Drawing Last Blood“, die sämtliche Aspekte der Produktion sehr informativ abdeckt und kaum Fragen über den Schöpfungsprozess von Rambo Number 5 (*döp döp dödö döp*) offenlässt, zumal hier auch Cast und Crew ausführlich zu Wort kommen. Die restliche Viertelstunde beschäftigt sich dann in „From First Note to Last Blood“ ausschließlich mit der Arbeit von Komponist Brian Tyler, was mir als großem Filmmusikfan besonders gut gefallen hat – schließlich kann die Arbeit eines Composers gar nicht hoch genug gewürdigt werden. Im Vergleich zum Gegenstück aus den Vereinigten Staaten hat sich das Label lediglich den Trailer zum Film gespart. Damit kann man aber angesichts der gebotenen Inhalte wirklich gut leben. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„John, ich habe wirklich alles versucht um dir das hier zu ersparen…ob Richard ´Col. Trautman´ Crenna uns auch vor dem miesen fünften Teil der eigentlich optimal abgeschlossenen Reihe hätte bewahren können, würde er noch unter den Lebenden weilen? Unwahrscheinlich. Rambo: Last Blood ist ein gutes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn man über den Zenit hinaus eine Marke ausschlachtet. Bis zum Finale passiert viel zu wenig, generische Schurken, ein müde wirkender Stallone und jedes nur erdenkliche Klischee über Mexikaner können kombiniert mit einem dünnen Skript auch von pervasiver Gewalt nicht kaschiert oder gar ersetzt werden. Für Hardcorefans des Kriegsveterans sind allenfalls die letzten 20 Minuten interessant. Alle anderen können guten Gewissens auf den Film verzichten. Dafür punkten Blu-Ray und UHD mit hervorragender Bild- sowie sehr guter Tonqualität und auch das Bonusmaterial weiß dank umfangreicher Doku zum Film zu überzeugen. Damit ist der Krieg von John Rambo hoffentlich endgültig vorbei.“ 

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