UHD/BD: „ES: Kapitel 2“

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                                                        Getestet und verfasst von General M 

                                                 Quelle Bildmaterial: „©2019 Warner Bros. Pictures. All rights reserved.“ 

                                             Ab sofort erhältlich als UHD, Blu-Ray und DVD

71dvRwzqjL. SL1500 Angst vor Clowns? Dann bedarf es wohl kaum einer psychologischen Vorwarnung um zu merken, dass ihr schleunigst den Artikel wechseln solltet! Mit dem ersten Teil der Kinoadaption von Stephen King´s gleichnamigem Mammutwerk über eine Gruppe problemgeplagter Jugendlicher, die sich mit der bevorzugt als Spaßmacher auftretenden Inkarnation eines uralten Bösen herumschlagen müssen, gelang Regisseur Andy Muschietti 2017 ein absoluter Überraschungshit. Im letzten Jahr flimmerte dann mit ES: Kapitel 2 das langerwartete Finale über die Kinoleinwände und brachte die Saga zu einem gelungenen Ende. Ob das auch für die brandneuen Heimkinoveröffentlichungen gilt, klärt wie immer unser Test.

Der Film

Wir erinnern uns: Im folgenreichen Sommer des Jahres 1987 zog der Club der Verlierer aus, um sich unter der weitläufigen Kanalisation des lauschigen Kleinstädtchens Derry den Grauen eines uralten namenlosen Bösen zu stellen, welches von dort aus bereits seit Urzeiten bevorzugt Jagd auf kleine Kinder macht und große Kraft aus deren Angst zieht. In der Gestalt des gruseligen Clowns Pennywise (Peter Skargard, Castle Rock) versuchte ES damals, die bunte Truppe Jugendlicher um Stotterer Bill Denborough (dessen Bruder Georgie einst auf grausame Weise ES zum Opfer fiel) dem gleichen Schicksal zuzuführen wie hunderten Kindern zuvor. Allerdings gelang es den Teenies, Pennywise nach einem langen und harten Kampf zu besiegen. Was bleibt, ist lediglich die Erinnerung an eine Kuss zwischen Bill und der rebellischen Beverly und sowie dem Blutschwur, sich ES – sollte er je wieder auftauchen – erneut entgegenzustellen. Der Fluch des Vergessens, der Derry seit jeher überschattet, hat letztendlich auch die siegreichen Kämpfer heimgesucht. 

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Als exakt 27 Jahre später dem Besucher eines örtlichen Jahrmarktes bei lebendigem Leibe das Herz aus der Brust gerissen wird und einmal mehr rote Ballons durch Derry fliegen, versammelt der ansässig gebliebene Mike Hanlon die alte Truppe, um den Schwur zu erfüllen und ES endgültig zu vernichten. Doch der ehemalige Club der Verlierer ist weit verstreut und jeder hat über die lange Zeit ganz eigene Wege eingeschlagen. Bill (James McAvoy, X-Men: Erste Entscheidung) ist mittlerweile glücklich verheiratet, strauchelt aber als Autor. Der einst pummelige Ben ist zum attraktiven und erfolgreichen Architekten geworden, während der ewige Spaßvogel Richie Tozier (Bill Hader, Barry) seine Karriere als Comedian vorantreibt. Der ewige Hypochonder Eddie hat es ebenfalls zu Wohlstand gebracht, steht aber weiterhin unter der Fuchtel seiner herrischen Mutter. Und während auch Beverly Marsh (Jessica Chastain, Zero Dark Thirty) beruflich einigen Erfolg verbuchen kann, leidet sie daheim unter den Launen ihres gewalttätigen Partners. Eines haben sie aber alle gemeinsam, nämlich wiederkehrende Albträume, deren Ursprung sich mangels Erinnerung an die vergangenen Erlebnisse keinem erschließt. Mit dem Anruf aus der Heimat kehrt allerdings nicht nur langsam die Erinnerung zurück, sondern auch die Angst. Und die packt Stan Uris als letztem übrigen Clubmitglied so sehr, dass er sich in der heimischen Badewanne lieber die Pulsadern aufschlitzt, als sich dem Grauen in Derry erneut zu stellen. Die unfreiwillige Reunion steht unter keinem guten Stern. 

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Vor Ort werden die Wiederkehrer nicht nur mit ihren ganz eigenen Problemen konfrontiert, sondern auch mit der jeweils oft leidgeplagten Kindheit. Ein altes Indianderritual soll die Macht besitzen, das übernatürliche Wesen endgültig in seine Schranken zu verweisen. Vorher jedoch müssen sich Bill und Co. jeweils ihren  ganz eigenen Ängsten stellen. Doch in der Gestalt von Killerclown Pennywise, der nur darauf gewartet hat, sein einstiges Werk zuende zu bringen, erwartet die kampfentschlossenen Rückkehrer Horror jenseits aller Vorstellungskraft. Und auch der widerwärtige Henry Bowers, der durch Pennywise seinerzeit in den Wahnsinn getrieben wurde, ist aus der Klapsmühle entkommen, um blutige Rache zu nehmen. Im Angesicht der lauernden Gefahren werden nicht nur die Bande der Freundschaft neu geknüpft, auch alte Gefühle werden wieder wach. Aber ist all das auch genug, um ES/Pennywise für alle Zeiten töten zu können?  

Die Rezension

Schon in der 1990 als Zweiteiler für das Fernsehen geschaffenen Erstverfilmung von Stephen King´s Erfolgsroman lehrte Pennywise (bis heute erinnerungswürdig von Tim Curry verkörpert) seine Zuschauer Angst und Schrecken. Für das Remake entschied sich Regisseur Muschietti angesichts des schieren Umfangs der Vorlage ebenfalls dafür, das Werk auf zwei separate Teile aufzuspalten, wobei sich der erste Teil einmal mehr ausschließlich mit den Jugendjahren der Verlierer sowie der ersten Begegnung mit Pennywise auseinandergesetzt hat. Und das alleine bereits mit derartigem Erfolg bei Fans und Kritikern, dass die folgende Wartezeit auf den abschließenden zweiten Teil sich nur noch quälender anfühlte. Nun also übernehmen die erwachsenen Versionen das Ruder und stellen sich entschlossen zum letzten Gefecht. Die immensen Erwartungen an das große Finale könnten also kaum höher sein. Spätestens seit dem abermals erfolgreichen Kinorun kann man nun erleichtert sagen, dass ES: Kapitel 2 den würdigen Abschluss bietet, den man sich im Vorfeld erhoffen konnte. 

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Dass der erste Teil so dermaßen gefeiert wurde, lag besonders als der fantastischen Riege junger Nachwuchsdarsteller, die ihre Rollen allesamt mit Bravour zum Leben erweckt haben. Zwar muss man auf die auch dieses Mal nicht gänzlich verzichten (auch wenn die Macher den seitdem aufgetretenden Wachstumsschüben und Co. mit Computertricks entgegenwirken mussten), der Fokus liegt aber ganz klar auf den mittlerweile erwachsenen Abbildern. Zum Glück haben die Verantwortlichen diesbezüglich ein weiteres Mal ihr Händchen für eine gute Besetzung bewiesen. Mit den jeweils vielfach preisgekrönten Schauspielern James McAvoy, Jessica Chastain und Bill Hader konnte man nicht nur namhafte Darsteller verpflichten, sondern wartet auch optisch mit nachvollziehbaren Ebenbildern der Teenies auf. Vom ersten Moment an ist man dadurch als Zuschauer wieder ganz bei den Figuren, denen man am Ende des ersten Teils in Jugendjahren vorerst Goodbye gesagt hat. Aber auch die übrigen Rollen wurden vorzüglich besetzt, selbst Altmeister Stephen King begeistert durch ein Cameo als schrulliger Antiquitätenhändler. Und dann ist da natürlich auch wieder Bill Skargard, der den fiesen Pennywise mit so viel hämischer Freude mimt, dass es einem den kalten Schweiß von den Schultern treibt. Eine besser aufspielende Besetzung samt optimaler Leinwandchemie als jene von ES hat es wohl seit Jahrzehnten in keinem Horrorfilm gegeben, wenn überhaupt. Alleine dafür lohnt das Sichten auch für jene, die sich sonst eher in anderen Genres heimisch fühlen. 

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Dabei hat Schöpfer King sein Werk nie als gänzliche Horrorstory konzipiert, sondern in erster Linie als eine Erzählung über Freundschaft, Zusammenhalt und problemgeplagte Kindheiten. Viele dieser Aspekte stehen auch im zweiten Teil wieder maßgeblich im Vordergrund, weshalb ein Großteil des Films auch dazu dient, die Charaktere erneut vorzustellen und anschließend mit jeweils angemessener Ruhe weiter zu vertiefen. Etwas spät kommt deswegen auch der Horror in die Gänge, weshalb gerade die erste Hälfte des mit knapp drei Stunden Laufzeit extrem umfangreich ausgefallenen Films puristischen Horrorfans nur wenig zu bieten weiß. Und selbst dann zündet nicht jeder Schockeffekt. Dank des diabolischen Pennywise und immer noch reichlich fiesen Gruselmomenten kommt man danach aber trotzdem noch voll auf seine Kosten. Die ganz perfekte Mischung aus Suspense und Charakterstudie ist ES: Kapitel 2 aber anders als sein Vorgänger nicht geworden. Dafür mangelt es hier dann doch an Ausgewogenheit zum Nachteil des Gruselns. Einen mehr als sehenswerten Abschluss bildet der Film aber in jedem Fall! 

UHD und Blu-Ray: Das Bild

Im direkten Vergleich zum ersten Teil haben sich die technischen Spezifikationen bei der Herstellung nicht geändert. Gedreht wurde abermals ausschließlich digital unter Einsatz von ARRI Alexa Mini- sowie XT-Kamerasystemen mit maximal möglichen 3.4K Auflösung. Darauf basierend erstellte man in der Postproduktion ein 2K Digital Intermediate. Somit liefert auch das zweite Kapitel um Pennywise Käufern der UHD kein natives 4K, aber das muss ja wie immer nicht gleich Schlechtes bedeuten. Das merkt man bereits anhand der Blu-Ray, die in Sachen Bildqualität in jeder Hinsicht mit der des Vorgängers gleichzieht.

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Die allgemeine Schärfe ist über jeden Zweifel erhaben, besonders in Nahaufnahmen lässt der Silberling seine Muskeln spielen und stellt selbst feinste Details gut sichtbar dar. Aber auch Weitwinkeleinstellungen kommen über die Blu-Ray knackig zur Geltung. Nicht ganz so gut gefallen haben mir dagegen Farben und Kontraste. ES: Kapitel 2 setzt ganz bewusst auf eine sehr erdige Palette, die an sich auch gut mit dem Setting harmoniert, für meinen Geschmack aber deutlich zu viel Gelb untermischt. Das sorgt speziell bei Hauttönen für einen nicht gerade gesund wirkenden Look. Bei den Kontrasten dagegen stellen sich auch hier altbekannte Probleme ein: In hellen Momenten neigt die Blu-Ray zu leichten Überstrahlungen, während in dunkleren Szenen viele Details im Hintergrund versumpfen, weil es an rettenden Lichtquellen mangelt. Dann kämpft auch die Farbgebung spürbar mit den Nachteilen der Dunkelheit, nicht selten werden Rot- und Orangetöne von einer sonst im Rahmen eines angenehm sauberen Bildes von unschönem Rauschen begleitet. Wenigstens muss man sich zusätzlich nicht auch noch mit Artefaktbildung und Co. herumschlagen, denn trotz ordentlicher Spieldauer verfügt die Blu-Ray über eine sehr gute Komprimierung. 

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Hochskaliert auf 4K schickt sich die neben dem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 auch mit Support für HDR10, HDR10+ und Dolby Vision versehene UHD an, besagte Mankos zu korrigieren. Zur völligen Zufriedenheit will das aber auch nicht gelingen. Große Unterschiede in der Farbgebung gibt es nicht, auch bei der Bildschärfe muss man Zugewinne mit der Lupe suchen. Dafür gereicht es der UHD zum Vorteil, dass sie wesentlich heller daherkommt als ihr Pendant. Davon profitieren primär dunkle Sequenzen immens, verlorene Details kehren zurück und auch die farblichen Akzente können sich endlich anständig entfalten. Das Ergebnis ist in diesen Momenten ein wesentlich homogeneres und ansehnlicheres Bild mit deutlich besserer Durchzeichnung zugunsten optimaler Schwarzwerte, die man für den Mehrgewinn aber guten Gewissens opfern kann – auch, weil Überstrahlungen komplett ausbleiben. Zu verdanken hat man das der erstklassigen Implementierung von HDR10 und Dolby Vision, wobei letzteres einmal mehr hauchfein die Nase vorne hat, weil dort minimal mehr Dynamik zu verzeichnen ist. Alleine durch das hellere Bild stellt die UHD allerdings die erste Wahl für Cineasten dar, der Gesamteindruck der UHD ist ein wesentlich runderer als jener der Blu-Ray. Die gewöhnungsbedürftige Farbgebung muss man aber bei beiden Formaten hinnehmen. 

UHD und Blu-Ray: Der Ton

Warner startet das neue Jahr vorbildlich und liefert sowohl Blu-Ray als auch UHD mit deutscher und englischer Dolby Atmos – Spur aus, wobei Käufer der Blu-Ray mit dem kleinen Manko leben müssen, dass nur die deutschsprachige Variante auch mit einem verlustfreien TrueHD – Kern aufwartet, während die Originalspur lediglich mit in Dolby Digital Plus und damit komprimiertem Kern aufwartet. Bei der UHD wird wieder eine verlustfreie Basis genutzt. Das hört man aber nur bei den Dialogen richtig raus, die im englischen Original auf der Blu-Ray durchgehend leiser rüberkommen. Wo beide Formate dann wieder gleichwertig punkten ist der effekt- wie kraftvolle Einsatz des Subwoofers. Sobald entsprechende Gelegenheiten vorhanden sind, feuert der Film auf der Niederfrequenzebene ein exquisites Spektakel ab, dass nicht selten die Erde erzittern lässt. Das hebt nicht nur das Finale zu einem extrem atmosphärischen Erlebnis, auch auf dem Weg dorthin lassen sich viele schöne Highlights finden, die das Geschehen dann auch optimal unterstreichen.

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Nicht ganz so viel Aktivität gibt es dagegen im allgemeinen Raumklangbereich im Rahmen der regulären Ebene. Wie bereits im Rezensionsteil erwähnt, verwendet der Film eine Menge Zeit auf die Charaktere und deren jeweilige Entwicklung, was den Fokus gleichzeitig eher auf die Dialoge im Center legt, anstatt auf großes Tohuwabohu in der Umgebung. Zwar ist hinten immer mal wieder was los, besonders in der anfänglichen Szene im Vergnügungspark ist einiges an Bewegung und Hintergrundgeräuschen wahrnehmbar, im späteren Filmverlauf wird all das mangels Gelegenheiten aber auch ein Minimum zurückgefahren. Das volle Spektrum liefern wirklich nur die (viel zu wenigen) Momente mit Pennywise. Die entschädigen dafür aber auch hervorragend für die viele Ruhe zuvor. Die Deckenebene zeigt sich da insgesamt etwas ausgeglichener und aktiver. Viele gut platzierte Geräusche und Effekte sorgen dafür, dass man speziell die Horroreinlagen mit höchstmöglicher Immersion präsentiert bekommt, nicht selten ließen mich Kinderlachen, von der Decke plätschernde Wassertropfen und Co. nervös auf den nächsten Jumpscare hinwarten.

Die Extras

Der erste Blick auf das Bonusmaterial der Blu-Ray und UHD ließ zunächst Schlimmes vermuten, denn mehr als den (immerhin sehr hörenswerten) Audiokommentar von Regisseur Andy Muschietti findet man dort nicht. Spätestens der Blick zur jeweils mitgelieferten Bonusscheibe sorgt dann für Erleichterung, denn genau dort hat Warner alle übrigens Extras untergebracht. Und die können sich durchaus sehen lassen! Mit etwas über 35 Minuten Gesamtlautzeit geht der Löwenanteil für das zweiteilige Featurette „Die Sommer von ES“ drauf. Im ersten Teil wird vornehmlich nochmal die Produktion des Vorgängers aufgearbeitet, während jene der Fortsetzung dann im zweiten Teil dran ist.

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Informativ ist das gebotene Material allemal und stellt für Fans eine optimale Ergänzung dar. Ein weiteres Feature widmet sich im Detail Clown Pennywise und dessen Darsteller Peter Skarsgard, aber auch der prominente Cast darf sich in einem separaten Extra nochmal zu Wort melden. Den Abschluss der insgesamt sehenswerten Beigaben stellt ein kurzes Interview mit Stephen King dar, der hier über die Einflüsse zur Vorlage resümiert. Auf etwas mehr als eine gute Stunde kommen die kombinierten Extras, die wohl keine Fragen offenlassen sollten.  

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Zugegeben, besonders im Gruselbereich nimmt sich ES: Kapitel 2 im Vergleich zum Vorgänger zugunsten seiner Charaktere und deren Entwicklung etwas zu sehr zurück, was den knapp dreistündigen Film gelegentlich zu einer etwas zähen Angelegenheit verkommen lässt. Andererseits entschädigt die tolle Leinwandchemie und Spielfreude der Darsteller dafür recht anständig. Außerdem darf man sich auch dieses Mal über einen herrlich diabolisch aufspielenden Peter Skarsgard als Killerclown Pennywise freuen. Atmospährisch gesehen macht der Film dafür alles richtig und wartet mit ein paar anständigen Schockmomenten auf. Der trotz kleiner Schwächen überaus gelungene Abschluss der Geschichte erstrahlt als UHD noch am ehesten, während Ton und Ausstattung über beide Formate hinweg sehr zufriedenstellen. Fans von Horror und Charakterkino können hier wirklich nur wenig falsch machen.“ 

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