UHD/BD: „Gemini Man“

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                                                    Getestet und verfasst von General M 

                                           Quelle Bildmaterial: „©2019 Paramount Pictures. All rights reserved.“ 

                      Ab 13. Februar 2020 erhältlich als UHD, Blu-Ray, Blu-Ray 3D und DVD

619KbUoIMUL. SL1200 Dass Will Smith mit seinen mittlerweile über 50 Jahren immer noch für satte Action gut ist, beweist er aktuell an der Seite von Martin Lawrence in Bad Boys For Life auf den Kinoleinwänden der Welt. Doch nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Musiker ist der Mann aus Philadelphia weiterhin gefragt, obwohl Smith gerade in den letzten Jahren nicht wirklich ein Händchen für gute Drehbücher bewiesen hat. Ein gutes Beispiel dafür ist Gemini Man unter der Regie des dreimaligen Oscar©-Preisträgers Ang Lee. Im Kino nur mäßig erfolgreich gelaufen und von der Kritik weitestgehend verissen, soll die anstehende Heimkinoveröffentlichung Rechteinhaber Paramount nun vor noch größeren finanziellen Verlusten retten. Ob dazu überhaupt eine reelle Chance besteht, klärt unser exklusiver Vorabtest.

Der Film

Als hochdekorierter Soldat hat Henry Brogan (Will Smith, Bad Boys For Life) seinem Land treue Dienste geleistet, mittlerweile verdient sich der etwas in die Jahre gekommene Scharfschütze sein Geld mit streng geheimen Attentatsmissionen im Auftrag der Subdivision der D.I.A., einer Subdivision des U.S. – Verteidigungsministeriums. Nachdem einer dieser Aufträge allerdings nicht ganz wie geplant verlaufen ist, schmeißt Henry endgültig das Handtuch hin. Die anbahnende Freundschaft zur Bootsverleihbesitzerin Danny (Mary Elizabeth Winstead, Birds of Prey) verspricht erste friedliche Perspektiven nach erfolgtem Ruhestand. Als Henry jedoch von einem alten Weggefährten darüber informiert wird, dass seine letzte Kugel einem Unschuldigen galt, gerät er prompt ins Visier seiner ehemaligen Arbeitgeber, die zur Vertuschung sämtliche Mitwisser beseitigt sehen wollen. Dabei gerät auch Danny, die in Wirklichkeit als Agentin zur Beobachtung abgestellt worden ist, schnell ins Kreuzfeuer der ausgerückten Killer. 

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Zusammen mit Kumpel Baron (Benedict Wong, Dr. Strange) gelingt die Flucht nach Kolumbien, aber der Arm der Agency reicht selbst bis nach Südamerika. Dort geraten Henry und Co. wenig später in einen Hinterhalt: Ein junger Attentäter, der Brogan zum Verwechseln ähnlich sieht, kann erst nach einer abenteuerlichen Verfolgungsjagd kurzzeitig abgeschüttelt werden. Irritiert über den jugendlichen Doppelgänger, entschließen sich die Gejagten, zum Angriff überzugehen und einige Antworten einzufordern. Doch Spiegelbild Junior (ebenfalls Will Smith) bleibt an den Flüchtigen dran und ist seinerseits wild entschlossen, seinen Auftrag erfolgreich zuende zu bringen. Die Wahrheit über seine Existenz ist unfassbar: Unter Regie von GEMINI – Obermotz Clay Verris (Clive Owen, King Arthur) wurde Henry ohne sein Wissen geklont, um den Prototyp einer ganz neuen Form von schmerz- und gefühlsunempfindlichen Soldaten zu erschaffen.

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Junior beginnt, selbst unangenehme Fragen zu stellen und entgleitet allmählich der stetigen Manipulation seines „Vaters“. Klären kann die vielen offenen Fragen um seine Existenz aber nur sein älteres Ich. Doch reicht eine gemeinsame Identitätskrise aus, um aus erbitterten Feinden Freunde werden zu lassen?

Die Rezension

Über zwanzig Jahre geisterte das Skript aus der Feder von Damon Lindelof und Billy Ray durch die Hände eventuell interessierter Studiobosse. Die Antwort fiel immer gleich aus: Technisch nicht realisierbar. Der ewige Limbo sorgte schließlich auch dafür, dass interessierte Darsteller wie Johnny Depp und Nicholas Cage zu anderen Projekten abwanderten und Gemini Man über die Zeit beinahe in völlige Vergessenheit geriert. Erst mit dem Aufkommen der gegenwärtig immer beliebteren De-Aging-Technologie (zuletzt meisterhaft eingesetzt in Martin Scorsese´s vielfach Oscar©-nominiertem Meisterwerk The Irishman) konnte das Projekt endlich realisiert werden. Paramount schnappte sich die Rechte und verpflichtete mit Ang Lee als Regisseur auch gleich einen Experten in der Umsetzung von Filmen mit inhaltlichem Schwerpunkt auf Identitätsfindung und satter Action, der dann tatsächlich auch einen Großteil des 138 Millionen Dollar schweren Budgets für die Effekte aufgewendet haben dürfte. Am Ende braucht es aber mehr als einen Regisseur von Weltrang und ein solides finanzielles Polster, um auch ein gutes Endresultat zu produzieren. Und genau das ist Gemini Man nicht geworden.

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Denn weder Lee noch seine talentierten Darsteller – allen voran einem engagierten Will Smith – vermögen es, das bockschwache Drehbuch, welches trotz seiner esspapierdünnen Substanz trotzdem an allen Ecken und Enden an zahlreichen Logiklöchern leidet, auch nur ansatzweise zu kompensieren. Geschichten rund um das Klonen von Menschen gab es seit Jahrtausendbeginn massig, aber selbst ein The 6th Day unter Arnold Schwarzenegger schneidet logischer ab. Und selbst das Killer gegen Killer – Szenario kann angesichts um Welten besser umgesetzten John Wick nichts mehr retten. Für kurzweiligen Spaß sorgt der Film ausschließlich dank seiner hervorragenden Action, darunter eine der wohl eindrucksvollsten Motorradsequenzen, die Hollywood in den letzten Jahren aufgefahren hat. Alles andere hat man dagegen kurz nach dem Abspann genauso schnell wieder vergessen wie die letzten Teilnehmer vom Dschungelcamp. 

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Worin Gemini Man allerdings durchgehend zu überzeugen weiß, ist sein Herstellungsprozess. Gedreht wurde nämlich mit einem neuartigen Verfahren zum Einfangen von Bildern in satten 120 Frames pro Sekunde. Das mag zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig auf das menschliche Auge wirken, könnte aber ein Vorgeschmack auf die Zukunft des Kinos sein. Dadurch ballern sich Smith und Kohorten mit derart geschmeidigen Bewegungen durch die knapp 2 Stunden lange Laufzeit, dass man beinahe das Gefühl hat, dass sich das Geschehen nicht auf einem Bildschirm abspielt, sondern direkt vor der eigenen Nase. Ob sich diese Technik dauerhaft etablieren wird, bleibt abzuwarten. Der Vorteil ist allerdings, dass man wenigstens für die Heimauswertung keine neue Technik anschaffen muss. Nicht ganz so gut gelungen ist dagegen die künstliche Verjüngung des Hauptdarstellers am Computer. Zwar erkennt man im Ergebnis in den besten Momenten einen Will Smith, der gerade noch für Der Prinz von Bel-Air auf der Bühne gestanden haben könnte. Der Effekt ist als solcher aber immer noch sehr entlarvend und einfach noch nicht perfekt. Was nicht ist, kann aber natürlich noch werden. Eindrucksvoll ist der gegenwärtige Stand der Technik in jedem Fall bereits. Dafür (und nur dafür) stellt Gemini Man ein gutes Showcase dar. Viel mehr als das aber eben leider auch nicht.  

UHD und Blu-Ray: Das Bild

Der technische Herstellungsprozess von Gemini Man ist verdammt aufwendig. Für die rasend schnelle Bildrate zeigen sich stark modifizierte ARRI – Kamerasysteme verantwortlich, gedreht wurde zudem in nativem 3D bei 3.2K Auflösung. Um dieses Wissen herum ist die Erwartungshaltung für die dazugehörige Heimkinoveröffentlichung selbstredend immens. Alleine für die Kinoauswertung ließ Paramount verschiedene Versionen anfertigen, darunter auch eine Variante mit lediglich 60 statt der gefilmten 120 Frames, denn nicht jedes Kino konnte das Ausgangsformat problemlos wiedergeben. Jene bildratenhalbierte, aber immer noch extrem geschmeidige Fassung kommt nun auch für die heimische Sammlung zur Anwendung – und zwar von der DVD bis zur UHD, wobei man für letztere minimal auf 4K hochskaliert hat. Da uns die nach langen Fanpetitionen verspätetet angekündigte Blu-Ray 3D nicht zur Verfügung stand, bezieht sich unser wie immer ausschließlich auf die reguläre Blu-Ray, die der UHD als Extra beiliegt. 

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Und schon hier kristallisiert sich nach wenigen Minuten ein durch die Bank exzellentes Bild heraus. Die allgemeine Schärfe ist referenzverdächtig und offenbart eine Detailfülle, an der selbst manche UHD schon gescheitert ist. Nahaufnahmen bringen eindrucksvolle Details zum Vorschein, selbst feinste Bartstoppeln und Schmutzpartikel kommen perfekt zur Geltung. Dabei gelingt es der Blu-Ray bereits, auch in den temporeichsten Momenten eine schlicht sensationelle Laufruhe zu wahren. Dass das Master einen natürlichen dreidimensionalen Ursprung hat, sieht man aber an den gelegentlich etwas fremd anmutenden Lichtstimmungen. Die Blu-Ray neigt außerdem selten zu kleinen Überstrahlungen. Störend ist all das aber zum Glück nie und dürfte einem regulären Publikum auch kaum auffallen. Etwas auffälliger ist da schon der konsequente leichte Grünstich bei der Farbgebung. Aber auch das tut der sonst gut gewählten warmen Farbpalette keinen allzu großen Abbruch, denn die übrigen Farben bleiben dominant und präsentieren sich gleichermaßen satt-natürlich wie ausgewogen. Kleine Abstriche muss die Blu-Ray dafür trotzdem hinnehmen, auch die Schwarzanteile im Kontrastsegment hätten meiner Meinung nach etwas kräftiger ausfallen können. Unter dem Strich schickt Paramount mit Gemini Man aber einen richtig starken ersten Major in den Kampf um die Qualitätskrone im immer noch jungen Jahr 2020. 

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Die UHD kommt natürlich nicht nur mit der höchstmöglichen Auflösung daher, sondern auch mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020, Support für HDR10 und Dolby Vision gibt es obendrauf. Wer dachte, die UHD hätte der schon guten Blu-Ray nicht mehr hinzuzufügen, der täuscht sich gewaltig. Denn was alleine durch die wesentlich höhere Auflösung nochmals an Schärfe aus dem Bild gekitzelt wird, sucht wirklich seinesgleichen. Nicht nur, dass Nahaufnahmen jetzt endgültig absolut plastisch und real wirken, auch im Hintergrund erkennt man immer wieder Feinheiten, die so auf der Blu-Ray gar nicht zum Vorschein kommen. Gleichzeitig beseitigt die fast komplett gefüllte 100 GB – Scheibe auch noch sämtliche Makel der Blu-Ray. Der Grünstich verschwindet hier komplett zugunsten eines farblich makellos ausbalancierten Bildeindrucks. Kräftigere Farben unterstreichen den warmen Look zusätzlich, besonders die Szenen in Kolumbien wirken dadurch wie aus einem Guss. Unter HDR10 kommen bei Tagesszenen auch die Schwarzwerte so kräftig rüber, dass keine Wünsche offengelassen werden. Dolby Vision dagegen bringt wieder etwas mehr Grün zurück, liefert dafür aber in dunklen Szenen die bessere Durchzeichnung. Der deutlich Mehrgewinn gegenüber der Blu-Ray macht die UHD zur allerersten Wahl für jene, die Gemini Man auch daheim nicht nur kompromisslos schnell, sondern auch eben schön genießen wollen. Für das gebotene, mehr als nur eindrucksvolle Demomaterial ist der etwas höhere Preis mehr als nur gerechtfertigt.

UHD und Blu-Ray: Der Ton 
 
Auch aus einem anderen Grund empfiehlt sich die UHD als erste Wahl für das Sammlerregal, denn (typisch) Paramount kommt die deutsche Synchronfassung des Films auf der Blu-Ray nur in stark komprimiertem, völlig veraltetem Dolby Digital 5.1 – Format daher. Dolby Atmos mit verlustfreiem TrueHD – Kern gibt´s hier ausschließlich für den englischen Originalton. Erst in Form der UHD gibt es auch für deutschsprachige Zuschauer Audioqualität im Rahmen modernster Standards. Das ist zumindest ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, der gewichtige Nachteil für Käufer der Blu-Ray hinterlässt aber weiterhin einen extrem bitteren Nachgeschmack. Wenigstens ein bisschen Entwarnung dürfen wir an dieser Stelle geben, denn trotz veraltetem Format liefert die deutsche Tonspur der Blu-Ray eine überraschend kraftvolle wie dynamische Klangkulisse mit ständig aktiven Rücklautsprechern und zahlreichen gut platzierten Umgebungsgeräuschen, denen es ebenso wenig an Kraft mangelt wie den gut verständlichen Dialogen im Center und nicht zuletzt auch allen anderen Frontelementen. Das Level der Originalspur erreicht man hier aber nur unter Vorbehalten, denn erstens muss man hier noch ein paar Dezibel nachjustieren, ehe wirklich gute Stimmung aufkommt, und zweitens bleiben die Bässe im Deutschen selbst dann viel zu schwach und spiegeln kaum adäquat das Geschehen am Bildschirm wieder. 

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Wie es richtig geht, beweist dann einmal mehr die UHD. In zeitgemäßem Atmos-Gewand kann die deutsche Synchronfassung wieder zu ihrem englischsprachigen Gegenstück aufschließen und bringt neben deutlich kräftigeren Bässen auch die vielen kleinen Feinheiten zurück, die man auf der Blu-Ray noch vermissten musste. Dazu gibt es dann natürlich noch die zusätzliche Deckenebene, die das Geschehen nach oben und damit immersiver in den Raum öffnet. Große Überraschungen bleiben im dem Segment aber generell aus, stattdessen wirkt vor allem der Soundtrack über die Heights präsenter und geht nicht mehr ganz so sehr unter wie auf der Blu-Ray. Ein paar Hintergrundgeräusche haben es ebenfalls auf die obere Ebene geschafft. Hinter den Möglichkeiten zurück bleibt man dann ausgerechnet bei den Actionsequenzen, wo deutlich weniger los ist, als man hätte erwarten können. Kleinere Erweiterungen bei den Schusswechseln kann man zwar gut heraushören, ganz große A-Ha! – Effekte bleiben aber aus. Trotzdem kann der Fazit am Ende nur der sein, dass alleine durch die deutlich größere Dynamik der deutschen Atmos-Spur auf regulärer Ebene ein klarer Mehrgewinn gegenüber der nur mageren Ausstattung der Blu-Ray entsteht. Also auch hier ein klarer Sieg für die UHD. 

Die Extras

Ein bisschen Bonusmaterial hat es zu guter letzt auch auf den Datenträger geschafft. Die behandeln vor allem die technische Seite der Produktion und gibt noch einmal etwas ausführlicher wieder, was wir hier bereits kurz und knapp an Notizen angemerkt haben. Wer darüber hinaus noch etwas mehr über die lange Schwebe des Projekts erfahren möchte, wird ebenso bedient wie alle, die ausführlicher über die Technik hinter der digitalen Verjüngung und den Kameraprozessen informiert werden möchten. Hier kommt durch, dass Gemini Man sicher nicht der letzte Film von Regisseur Lee gewesen ist, der unter Einsatz gleicher Technik entstanden ist. Etwas über eine Stunde Gesamtlaufzeit fasst das ausschließlich auf der Blu-Ray untergebrachte Bonusmaterial – das geht definitiv in Ordnung und ist gerade für Technikfans mehr als spannend. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Mangelnde Mühen kann man Ang Lee bei der Umsetzung eines über zwei Dekaden alten Drehbuchs ebenso wenig vorwerfen wie der engagierten Darstellerriege. Doch das dünne Skript lässt viele Fragen offen und offenbart sein eigentliches Alter nur allzu schnell. Immerhin: Dank gut choreografierter Kampfszenen und guter Effektqualität macht Gemini Man zumindest als kurzweiliger Actioner Spaß. Interessanter als der Film selbst ist aber eher dessen Technik: Selbst mit für das Heimkino halbierter Bildrate ist der Film immer noch ein rasanter, unheimlich geschmeidiger Ausblick in die mögliche Zukunft des Filmemachens. Der bereits guten Blu-Ray steht eine in Sachen Bild- und Tonqualität überragende UHD gegenüber, die auch hartgesottenste Standardauflösungsgucker davon überzeugen könnte, den überfälligen Sprung auf 4K zu wagen. Die umfangreichen Extras findet man aber zum Glück bei beiden Versionen.“ 

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