Blu-Ray: „Golden Kamuy – Volume 1“

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                                                        Getestet und verfasst von General M 

                          Quelle Bildmaterial: „©Satura Noda/SHUHEISHA, GOLDEN KAMUY Project. All rights reserved.“

                                  Ab sofort erhältlich als Blu-Ray, DVD und via Anime on Demand

81bvLw8kHJL. SL1500 Geschichten über das Suchen und Finden von Schätzen begeistern die Menschen über alle Generationen bereits seit Jahrhunderten. Dass eine ebensolche Suche manchmal auch zwanzig Jahre und länger dauern kann, beweist seit 1997 und ohne absehbares Ende beispielsweise One Piece mit weltweit unfassbarem Erfolg. Doch in der Welt existieren zum Glück nicht nur Piratenschätze, weswegen Golden Kamuy möglicherweise eine tolle Alternative für alljene darstellt, die schon beim bloßen Anblick von Schiffen hoffnungslos der Seekrankheit verfallen. Die Prämisse jedenfalls klingt spannend genug, dass wir euch die auf dem Manga von Saturo Noda basierende Animeserie unbedingt vorstellen wollen.

Die erste Volume

Wir schreiben den Beginn des 20. Jahrhunderts. Die territoriale Ausbreitung des sich stetig modernisierenden Japan führt zu immer neuen Spannungen mit Russland, dass sich um die Sicherheit der eigenen Grenzen sorgt. Im Februar 1904 kommt es zwischen den beiden Kaiserreichen schließlich zum Krieg. Eineinhalb Jahre später wurde nach vielen verlustreichen Schlachten und unter Mithilfe amerikanischer Diplomaten ein Friedensvertrag geschlossen. Der Russisch-Japanische Krieg gilt als erster bedeutsamer Sieg einer asiatischen Großmacht über eine, Teil Europas. Was bleibt, ist viel Material für zukünftige Geschichtsbücher, während die kämpfenden japanischen Soldaten in der Gegenwart einem ungewissen Schicksal entgegenblicken. 

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So auch Saichi Sugimoto, der sich nach Kriegsende als Goldschürfer auf der Insel Hokkaido verdingt, um die blinde Witwe eines gefallenen Kameraden finanziell unterstützen zu können. Obwohl sich der Veteran der Schlacht um Hügel 203 durch seinen rücksichtslosen Kampfeswillen einen Namen machen konnten, ist ihm nun nicht viel mehr geblieben als ein einfacher Titel. „Der Unsterbliche“ weiß allerdings längst, dass man von Ruhm alleine nicht reich werden kann und sucht verzweifelt nach gewinnträchtigeren Tätigkeiten, als Tag für Tag mit Waschpfanne und Sieb das eiskalte Flusswasser zu durchforsten. Als ihm eines Tages die Geschichte über das Golden Kamuy, einem gewaltigen und mehr als gut verstecktem Goldschatz aus dem ehemaligen Besitz der Ainu (ein Volk japanischer Ureinwohner) an die Ohren getragen wird, tut er dessen Existenz zunächst als bloßen Mythos ab. Doch was wäre, wenn sich dahinter mehr verbirgt als das einfache Geplapper alter Männer?

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Letztendlich entschließt sich Sugimoto doch, nach dem Schatz zu suchen. Dabei stellt sich schnell heraus, dass er mit seinem Vorhaben keineswegs allein ist. Auch viele andere jagen dem Golden Kamuy getrieben von Gier und Mordlust hinterher. Die Suche nach dem Versteck führt die Schatzsucher zu einer Reihe von Tätowierungen, die einst auf den Körpern einiger Gefängnisausbrecher versteckt worden sind. Nur wenn man diese miteinander kombiniert, offenbart sich die Lage des Golden Kamuy. Auf seiner Odyssee gerät Sugimoto schließlich an die junge Ainu Asirpa, welche dem Kriegsveteranen in der rauen Ödnis Hokkaidos zunächst das Leben rettet und sich diesem nach einigen Anfangsschwierigkeiten bei der Schatzjagd anschließt, dabei aber ganz eigene Motive verfolgt…

Die Rezension

EIn unverbrauchtes Setting, vielschichtige Hauptcharaktere und eine spannende Handlung zeichnen das erstmals 2014 erschienende und seitdem konstant fortgesetzte Werk von Manga Artist Satoru Noda aus. Über fünf Millionen Exemplare gingen bisher über die weltweiten Ladentische. Nebenbei liefert das Werk auch für Fans japanischer Geschichte Unmengen interessanter Hintergrundinformationen, besonders über den historisch belegten Krieg und das Volk der Ainu. Was mich von Anfang an gefesselt hat, ist die ungewöhnliche Beziehung zwischen Asirpa und Sugimoto, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Auf der einen Seite steht ein junges Mädchen, dass fernab von Krieg und größerer Zivilisation konsequent nach den Bräuchen ihres Volkes lebt und nichts von der Moderne weiß, die im restlichen Japan längst Einzug gehalten hat. Auf der anderen Seite steht mit Sugimoto ein vernarbter und desillusionierter Kriegsveteran, der für sein Land alles gegeben und am Ende außer eines schnöden Titels doch nichts dafür bekommen hat. Beide werden von ganz unterschiedlichen Motiven angetrieben, können einander aber durch ihre jeweils einzigartigen Fähigkeiten samt Wissen immer wieder optimal unterstützen. Das Ergebnis ist ein faszinierendes Zusammenspiel zweier sehr gegensätzlicher Charaktere, bei dem man als Zuschauer stets neugierig darauf ist, wie es sich wohl entwickeln wird. 

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Golden Kamuy erzählt seine Geschichte nicht nur detailreich in Worten, sondern liefert auch die dazu passenden Bilder. Das für die animierte Umsetzung verantwortliche Studio Geno und Regisseur Hitoshi Nanba erweckt die Jagd nach dem Ureinwohnergold in berauschendem Setting zum Leben. Die Akribie zu sämtlichen historischen Hintergründen des Mangas wird über die Animeserie hervorragend übertragen. Um all das aber wirklich erfassen zu können, benötigt man wache Augen und Ohren. Der Handlung zu folgen ist dabei gar nicht die Herausforderung. Allerdings entfalten Charaktere und Storys erst im nachvollziehbaren Kontext mit dem geschichtlichen Background ihr wahres Potenzial. Und darauf zu verzichten wäre in diesem Fall eine waschechte Schande, denn Golden Kamuy bietet abseits von Wikipedia und Co. einfach eine fantastische Möglichkeit, sich näher mit Japanischer Geschichte auseinandersetzen zu können und immer wieder etwas über Volk und Kultur zu lernen. Dass man ganz nebenbei noch bestens unterhalten wird, ist dabei natürlich auch erwähnenswert. Und weil das Konzept der Serie ebenso gut ankommt wie die Mangavorlage, dürfen sich Fans und alle, die es noch werden bereits auf den Herbst freuen. Dann nämlich erscheint bereits die dritte Staffel zur Serie. Mein Gefühl sagt mir, dass dies längst nicht das Ende sein wird.

Die Blu-Ray

Sugimoto und Asirpa debütieren mit sechs Episoden und einer Gesamtspielzeit von knapp zweieinhalb Stunden auf dem Heimkinomarkt. Der Transfer in nativem Full HD ist extrem gut gelungen. Ein durchgehend knackscharfes Bild, welches selbst feinere Details optimal zu erfassen weiß, verschafft der Blu-Ray ein bestmögliches Grundfundament. Kraftvolle Konturen separieren Vordergrund und Hintergrund ideal voneinander und garantieren mehr als nur eine mindestnotwendige Dreidimensionalität. Weder plagt sich der Transfer mit Kompressionsproblemen, noch lassen sich anderweitige Probleme wie beispielsweise Ghosting ausmachen. Bei der Farbgebung steht Natürlichkeit im Vordergrund. Obwohl das Setting eher düster ist, poppen immer wieder kraftvolle Highlights auf. Auch hinsichtlich der Kontraste kann man nicht meckern. Sattweißer Schnee und fein abgestimmtes Schwarz bringen die letzten nötigen Pluspunkte, um die erste Volume von Golden Kamuy in Sachen Bild referenzverdächtig abschneiden zu lassen. 

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Der Ton präsentiert sich im typischen Format DTS-HD MA 2.0, verlustfrei aber komplett auf den linken und rechten Frontlautsprecher beschränkt. Sämtliche übrigen Lautsprecher oder der Subwoofer werden nicht angesprochen. Trotz der typischen Beschränkungen liefern beide Tonspuren einen guten Job. Die Abmischung zwischen Dialogen, Effekten und Soundtrack kann sich hören lassen. Die deutsche Synchronfassung wartet mit professioneller wie passender Vertonung auf und muss sich hinter der ebenfalls sehr guten Originalvertonung nie verstecken. Wer trotzdem lieber die japanische Fassung hören will, der Sprache aber nicht allzu mächtig ist, kann sich auf die jederzeit zuschaltbaren, sauber lokalisierten deutschen Untertitel verlassen. 

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Bei der Bonusausstattung zeigt sich KAZÈ ebenfalls nicht kleinlich. Angefangen bei einem Sammelschuber, der genügend Platz für den Rest der Staffel liefert, wird das hochwertig verarbeitete Digipak zusätzlich von einem vierzig Seiten starkem Booklet begleitet, eine Tattoo Art Card liegt dem Release ebenfalls bei. Auf dem Silberling selbst war dann neben den sechs Episoden noch Platz für ein jeweils einblendungsfreies In- und Outro sowie sechs kurze Bonusepisoden. Für den gegenwärtigen Preis von knapp fünfundvierzig Euro ist das nicht zu wenig. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Für mich persönlich fühlt sich Golden Kamuy nach den vielen von mir getesteten Veröffentlichungen im Animesegment der letzten sechs Monate wie ein kräftiger Regenschauer nach lange anhaltender Hitze an. Statt Fantasy, Sci-Fi und Co. baut die spannende Geschichte um einen versteckten Goldschatz auf sehr realen Hintergründen auf. Fans japanischer Geschichte kriegen hier ebenso einiges geboten wie alle, die auf der Suche nach einer neuen Serie mit spannenden Charakteren sind. Wer es lieber bunt und schrill mag, wird mit One Piece besser bedient sein. Alle anderen dürfen sich auf eine hochdetaillierte kleine Genreperle freuen, die hoffentlich noch lange Nachschub erhalten wird. Die Blu-Ray zur ersten Volume kommt nicht nur mit guten Extras nach Hause, sondern liefert auch bei Bild und Ton keinerlei Grund zur Klage. Kaufen, ansehen, mitfiebern. Diese Serie ist wahrhaftig…golden.“ 

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