UHD: „Tage des Donners“

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                                                     Getestet und verfasst von General M 

                                              Quelle Bildmaterial: „©Paramount Pictures GmbH. All rights reserved.“ 

                                                                     Ab sofort erhältlich

81wIR1gGH9L. SL1500 Knapp vier Jahre nach dem weltweiten Sensationserfolg Top Gun kam es zur erneuten Zusammenarbeit von Regisseur Tony Scott, Produzent Jerry Bruckheimer und Hauptdarsteller Tom Cruise. Tage des Donners erzählt dann auch fast die gleiche Geschichte, nur dass sämtliche Rivalitäten dieses Mal nicht im Cockpit eines Kampfflugzeuges ausgetragen werden, sondern auf der Rennstrecke. NASCAR statt Navy lautete die Devise, welche den Machern zwar immerhin das Dreifache seiner Kosten bescheren konnte, insgesamt aber deutlich hinter dem Erfolg von Top Gun zurückblieb. Trotzdem hat der Film zahlreiche Fans. Ob die mit dem kürzlich erfolgten Release als UHD glücklich werden, klärt unser Test. Ladies and Gentlemen, schnallen Sie sich an, starten Sie die Motoren und geben Sie Gas!


Der Film

Die Amerikaner sind schon eigenwillig. Wo der Rest der Welt das metrische System nutzt, misst man Entfernungen dort in Meilen. Hier spielt man Fußball mit den Füßen, dort Football mit den Händen. Beim Rennsport sind wir uns da schon ein wenig ähnlicher: Beim NASCAR zieht es jede Saison Millionen Amerikaner vor die Fernseher, alternativ wird sogar einfach das Campingmobil nahe der Strecke geparkt, während Corn Dogs und Kaltgetränke sich ihren Weg durch die prall gefüllten Zuschauerränge bahnen. Die zu Tourenwagen hochgerüsteten Straßenkreuzer genießen oft mindestens so viel Ruhm wie ihre Fahrer. Diesen Ruhm will auch der ungestüme Nachwuchsfahrer Cole Trickle (Tom Cruise, Top Gun: Maverick) nun für sich beanspruchen, der nach einigen Erfolgen in der Formel plötzlich ohne Lizenz dasteht und deswegen beim NASCAR-Team von Autohändlerbaron Tim Daland anheuert.  

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Daland, der nicht nur dringend einen neuen Fahrer, sondern auch einen finanzkräftigen Sponsor benötigt, setzt große Hoffnungen in den jungen Cole, der bereits bei seinem ersten Probefahren den bisherigen Streckenrekord des Saisonfavoriten Rowdy Burns (Michael Rooker, The Walking Dead) übertrumpfen kann, im echten Renngeschehen aber zunächst hauptsächlich durch mangelnden Anpassungwillen und fehlendes Teamplay auffällt. Unter der Fuchtel des alternden Konstrukteurprofis Harry Hogge (Robert Duvall, Nur noch 60 Sekunden) findet Cole aber schnell zu alter Form zurück und beschert dem Team erste wichtige Siege. Das große Ziel bleibt aber der Goldpokal auf der legendären Strecke von Indianapolis am Saisonende. 

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Nachdem die Rivalität mit Erzfeind Burns schließlich in einem verheerenden Unfall resultiert, finden sich die beiden verletzten Streithähne in der Obhut der talentierten Neurochirurgin Dr. Claire Lewicki (Nichole Kidman, Big Little Lies) wieder, die sich nach einigem Zögern schließlich auf eine Liebesbeziehung mit Cole einlässt, obwohl sie dessen Leidenschaft für den Rennsport vor allem aufgrund der damit verbundenen Gefahren nicht teilen kann. Während aus einstigen Rivalen abseits der Strecke langsam enge Freunde werden, holt Daland das aufstrebende NASCAR-Talent Russ Wheeler (Cary Elwes, SAW) erst übergangsweise als Ersatz für Cole ins Team, zeigt sich von dessen Leistungen aber schnell so begeistert, dass er kurzerhand ein zweites Team gründet, was zu neuen internen Spannungen führt. In Indianapolis soll sich nun endgültig entscheiden, wer der beste Fahrer ist…

Die Rezension

„Lass uns einfach alles wie bei Top Gun machen, nur eben ein bisschen anders!“ So oder zumindest so ähnlich wird die Aufforderung seitens Tom Cruise an Drehbuchautor Robert Towne gelautet haben, als beide sich an die Arbeit zum Skript von Tage des Donners machten. Dummerweise hatten sich in den vier Jahren seit Pete „Maverick“ Mitchell und seinen tollkühnen Luftmanövern sämtliche Zuschauergewohnheiten geändert. Nicht nur leichte Liebeskomödien standen plötzlich hoch im Kurs, auch große Epen wie der im selben Jahr vielfach mit dem Oscar© prämierte Der mit dem Wolf tanzt lösten Millionen Tickets an den weltweiten Kinokassen. Tatsächlich sind die Parallelen zu Top Gun derart unübersehbar, dass man es keinem verübeln kann, wenn er nicht zwei Mal für den selben Film zahlen will. Ein junger, einzelgängerischer Aufsteiger im ewigen Clinch mit Authoritäten, eine Rivalität aus der später Freundschaft entsteht und nicht zuletzt eine unkonventionelle Liebesbeziehung…alles verpackt im Gewand eines gefährlichen Berufs und garniert mit ganz viel Testosteron. Fertig ist Tage des Donners, ein Titel, der sich eher für die Zeit nach viel mexikanischem Essen anbietet. 

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Wo Tony Scott in Top Gun wenigstens noch mit bisher ungekannten Bildern inmitten der endlosen Himmel aufwarten konnte, entfalteten die aus Archivmaterial in den Film geschnittenen Rennsequenzen schon deutlich weniger Staunen. Filme wie der bereits 1971 entstandene Le Mans lieferten deutlich authentischere Rennsequenzen, für alles andere konnte man auch einfach direkt bei einem realen Rennen gastieren (was beim Fliegen schon etwas schwieriger ist). Über die mangelnden inhaltlichen Qualitäten des Films täuschten dann auch die gewohnt rasanten Schnitte als typischen Markenzeichen des Regisseurs nicht mehr hinweg. Die Liebesbeziehung zwischen Claire und Cole wirkt aufgesetzt, zudem ist die Rolle der Neurochirurgin mit der damals erst zweiundzwanzig Jahre alten Kidman auch noch völlig fehlbesetzt und soll ausschließlich auf das Bestreben von Tom Cruise zurückgehen. Die Darsteller verliebten sich schließlich am Set ineinander und gaben sich kurz nach den Dreharbeiten das Ja-Wort. Immerhin elf Jahre hielt die gemeinsame Ehe.

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Tage des Donners ist eine schlechte Kopie von Top Gun geworden und eignet sich als solche wirklich nur für jene, die nach dem Ausflug in die Luft nicht genug vom inszenatorischen Grundkonzept bekommen konnten. Generisch, vorhersehbar und stellenweise einfach langweilig, haben die Macher alles nur erdenkliche versucht, den anspruchslosen Geist der Achtziger irgendwie in das folgende Jahrzehnt zu transportieren, wo man gegen Pretty Woman und Co. aber völlig unterging. Der gescheiterte Abgesang auf eine ganze Ära resultierte aber immerhin in einem kreativen Umdenken seitens der Filmemacher, welches uns später immerhin moderne Klassiker wie Mission: Impossible oder The Rock – Fels der Entscheidung bescherten. Sogesehen kann man Tage des Donners letztendlich doch irgendwie dankbar für seine Existenz sein.  Kann man sich ruhig mal ansehen, muss man aber nicht. 

Die UHD: Das Bild

Nanu, wo ist denn das Wort zur meist obligatorischen Blu-Ray? Obwohl Paramount für die UHD ein komplett neues Master in nativem 4K anfertigen ließ, hat man offenbar kein Interesse daran gezeigt, dieses auch in Form einer neuer Blu-Ray auf den Markt zu werfen. Eine solche liegt der Neuauflage zwar bei, ist aber komplett inhaltsgleich zur bisherigen Erstauflage von 2009. Was für reguläre HD-Konsumenten nicht zu Unrecht extrem ärgerlich ist, gibt uns immerhin optimales Material für einen Vergleich an die Hand. Schon in den ersten Szenen offenbaren sich einige erstaunliche Differenzen zwischen den über zehn Jahre auseinanderliegenden Veröffentlichungen. Nur geringfügig bessere Kontraste als bei der völlig im Dunkeln versumpfenden alten Blu-Ray von Top Gun, die damals ebenfalls zeitgleich auf dem Markt aufschlug, sonst aber farblich ebenso übersättigt und detailarm, das sind auch hier die Grundpfeiler eines nach heutigen Maßstaben komplett aufwandsbefreiten, alles andere als zeitgemäßen Releases, welches gleichzeitig eine (im negativen Sinne) referenzverdächtige Verschmutzung aufweist. 

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Für die Neuauflage hat Paramount zum Glück nicht nur einen komplett frischen Scan anfertigen lassen, sondern diesen anschließend auch umfangreich von beinahe sämtlichen Blitzern und Schmutzpartikeln bereinigen lassen. Das in nativem 4K ausgegebene Bild ist alleine durch bereits wesentlich sauberer als jenes der Blu-Ray. Zusätzlich dazu offeriert der Film als UHD einen erweiterten Farbraum nach Rec.2020 und supported sowohl HDR10 als auch Dolby Vision. Bei der allgemeinen Bildqualität haben wir es dann auf den ersten Blick mit einer kleinen Offenbarung zu tun. Nicht nur, dass die UHD sowohl im Vorder- als auch im Hintergrund unzählbar mehr Details ausgibt, auch in Sachen Stabilität sie sich um ein Vielfaches überlegen. Wenn die Kamera in der Vogelperspektive über die randvoll besetzten Zuschauertribünen geht, erkennt man auf der Blu-Ray allenfalls eine nichtssagende Masse, während die UHD bereits dort drastisch besser auflöst und viel mehr Details samt entsprechender Abgrenzung bietet. Lediglich das immer noch sehr präsente Filmkorn verhindert Spitzenwerte, was sich aber über den gesamten Film zieht und schlicht Alter und Machart geschuldet sein dürften. Gelegentlich fällt auf, dass die Verantwortlichen ein bisschen nachgefiltert haben, anderenfalls dürfte es nicht zum gleichen Freezing des Korns kommen, unter dem zuletzt auch die neu in 4K aufbereiteten alten Star Wars-Filme gelitten haben. Mit dem Unterschied, dass man in diesem Fall ein ordentliches Stück besser damit leben kann, weil sich dieser Effekt ausschließlich auf den Horizont auswirkt. 

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Dankbarerweise hat man bei der Farbgebung darauf verzichtet, die ohnehin schon zu übersättigte Palette weiter zu intensivieren. Stattdessen zeigt sich das neue Color Grading wesentlich natürlicher und fährt eher zwei Gänge zurück, dies aber in die absolut richtige Direktion. Was bisher aussah wie Tokio bei Nacht oder die Strandpromenade von Miami Beach, wirkt über die UHD zwar immer noch bunt, überstahlt aber nicht mehr permanent. Darüber freuen sich auch sämtliche Hauttöne, deren teils unnatürliche hohe Gelbanteile ebenfalls einem viel natürlicheren Look weichen. Statt Sonnenbrand gibt´s nun eine viel gesündere Kolorierung, obwohl die UHD sich seltsamerweise gelegentlich noch mit unschönen Oberflächendarstellungen herumplagen muss. Hier hätte man durchaus sorgfältiger abmischen müssen. Kommen wir wie immer abschließend zu den Kontrasten, kann man diesbezüglich nur noch Gutes berichten: Dunkle Bereiche offenbaren nun dank besser nuancierter Schwarzanteile eine im Vergleich zur Blu-Ray massiv überlegene Durchzeichnung, weshalb sich auch dort Details zeigen, die man in dieser Form höchstens seinerzeit im Kino letztmalig zu sehen bekam. HDR10 unterscheidet sich zu Dolby Vision hauptsächlich in einem etwas helleren Bild, weil aber beide Ausgabeoptionen gleiche Stärken und Schwächen liefern, ist die Wahl ausnahmsweise schlichtweg Geschmackssache. Besitzer der alten Blu-Ray bekommen insgesamt mehr als genug Argumente für ein Upgrade geliefert. 

Die UHD: Der Ton

Wo Top Gun vier Jahre zuvor noch mit schlichter Stereoabmischung über deutsche Leinwände flimmerte und in dieser Form erst über fünfunddreißig Jahre später zumindest ein kleines Upgrade spendiert bekam, gelang Tage des Donners 1990 mit dem bereits zum Standard avancierten Dolby Digital 5.1 in die Kinos. Wer immer bei Paramount über die Ausstattung hiesiger Veröffentlichungen entscheidet, muss wohl der Meinung gewesen sein, dass dieses Format auch angesichts von Dolby Atmos und DTS:X noch völlig ausreicht, weswegen die UHD bei der deutschen Synchronfassung auch weiterhin in diesem nur auf ein knapp über ein halbes Megabyte kodierte Format setzt. Dafür, dass wir es hier mit einer dreißig Jahre alten Tonspur zu tun haben, liefert der Sound aber ordentlich ab. 

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Die Motorengeräusche werden mit überraschender Kraft aus den Boxen wiedergegeben und verteilen sich effektvoll im gesamten Raum. Und das geschieht wirklich derart gut, dass selbst ein neuerer Film wie The Fast and the Furious (also der erste Teil) nicht imstande ist, da mitzuhalten. Die Stimmverständlichkeit im Center ist auch bei Fahrzeugvollbetrieb gut, generell leiden die Dialoge nicht unter dem sonst üblichen Manko altersbedingtem Blecherns. Dafür mangelt es der Abmischung weiterhin an Bass. Wenn es auf der Strecke nämlich mal rumst, agiert der Subwoofer eher zurückhaltend. Ein Problem, welches auch die in TrueHD kodierte englische Originalspur hat, die für die UHD ebenfalls übernommen, aber bei der Gesamtlautstärke etwas angehoben wurde. Brutale Kollisionen sind andererseits selten genug, dass man ihnen nicht allzu lange enttäuscht nachsinniert. Auf ein waschechtes Upgrade á la Dolby Atmos müssen dieses Mal also sogar die sonst bevorzugt bedachten Englischsprachler verzichten.

Die Extras

Dieses Mal können wir uns ausnahmsweise einmal sehr kurz fassen, was das Bonusmaterial anbelangt. Die inhaltsgleiche Blu-Ray hat auch dieses Mal außer dem Trailer zum Film nichts zu bieten, während die UHD immerhin mit einem etwas aktuelleren, aber auch nur sechsminütigen Rückblick von Producer Jerry Bruckheimer aufwartet. Dazu gibt´s abschließend den isolierten Score von Deutschlands Erfolgsexport Hans Zimmer, der an sich wirklich hörenswert ist. Weil es das damit auch schon gewesen ist, kann man hier trotzdem kaum zufriedenstellend urteilen, besonders wo Top Gun als ewiger Vergleich wesentlich mehr neues Material aufzufahren wusste. Ein gutes Standing ist eben alles. Dieses genießt Tage des Donners bei den Verantwortlichen aber offensichtlich nicht. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Hier donnert gar nichts. Auch dreißig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung enttäuscht das einfallslose Rip-off von Top Gun mit beinahe gleicher Story, gleichen Figuren und einer noch unglaubwürdigeren Liebesgeschichte, verzichtet dabei aber gerade auf die eindrucksvollen Bilder, die das Fliegerabenteuer der Achtziger trotzdem so erfolgreich gemacht haben. Fans des Films dürfen sich dank brandneuer UHD trotzdem über ein teilweise fantastisches Upgrade freuen, welches nur noch wenige Schwächen der ruhestandsüberfälligen Blu-Ray mitbringt (und direkt noch zwei-drei dazu addiert). Der Sound hat sich trotz veraltetem Format überraschend gut gehalten, dafür enttäuschen die minimalistischen Extras. Obacht: Die beiliegende Blu-Ray enthält wie sämtliche einzelt in regulärem HD erhältliche Fassungen fußt weiterhin auf dem deutlich schlechter aussehenden alten Master!“

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