Blu-Ray: „Chaos auf der Feuerwache“

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                                                       Getestet und verfasst von General M 

                                               Quelle Bildmaterial: „©Paramount Pictures GmbH. All rights reserved.“ 

                                                  Ab sofort erhältlich als Blu-Ray und DVD

71kEfffaQFL. SL1200 Willkommen im wohl größten Sommerloch aller Zeiten. Wo man zum Jahresbeginn zunächst noch mit einigen spannenden Heimkinoauswertungen rechnen durfte, offenbart sich nun dank Corona gähnende Leere. Ein ungewohntes Gefühl, dass nach Wochen und Monaten des Dauertippens und Rezensierens plötzlich jeden Morgen ein fast leerer Schreibtisch auf einen wartet. Aber eben auch nur fast, denn mit Chaos auf der Feuerwache erreichte uns mit Chaos auf der Feuerwache gerade rechtzeitig zum Wochenende doch noch gegenwärtig so rarer Nachschub. Ob die mit WWE-Superstar John Cena in der Hauptrolle besetzte Komödie das Loch füllen kann? Unser Test zur Blu-Ray liefert die Antwort. 

Der Film

Wo Hitze herrscht, ist auch Feuer nicht weit. Weil das auf kaum einen anderen Ort wie das ewig sonnige Kalifornien besser zutrifft, wurde eine spezielle Elitetruppe der Feuerwehr auf die Beine gestellt, um besonders schnell und effektiv auf die regelmäßigen, verheerenden Waldbrände reagieren zu können. Angeführt wird die Truppe vom dienstbeflissenen Jake „Supe“ Carson (John Cena, Bumblebee), der seinen Beruf zwar über alles liebt, sich aber ständigen Vergleichen mit seinem legendären, einst ebenfalls als Brandbekämpfer tätigen Vaters ausgesetzt sieht. Ebenfalls in der Wache tätig sind neben Ex-Knacki Rodrigo Torres (John Leguizamo, Spawn) auch der übermäßig loyale Mark Rogers (Keegan-Michael Key, Dolemite is my Name) sowie der hünenhafte aber schweigsame „Axe“ (Tyler Mane, X-Men), der seine Feuerwehraxt wahrscheinlich sogar mit unter die Dusche nimmt. 

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Als das Quartett während eines Einsatzes die drei Kinder Zoey, Will und Brynn (Brianna Hildebrandt, Deadpool 2) rettet, müssen sich die erfahrenen Brandspezialisten plötzlich einer ganz neuen Aufgabe zuwenden: Dem Babysitten. Weil die Eltern der Kids scheinbar Schwierigkeiten haben, umgehend aus ihrem Urlaub nach Hause zurückzukehren, liegt es nun an Jake und Co., sich bis zu deren Ankunft um die Geschwister zu kümmern. Allerdings erweist sich die Feuerwache nur bedingt als guter Ersatz für ein Kinderzimmer. Ein zerkratztes Löschfahrzeug und das versehentliche Auslösen des Schaumteppiches sind nur der Anfang einer ganzen Reihe von Katastrophen, denen sich die im Umfang mit Kindern völlig unerfahrenen Feuerwehrmänner stellen müssen. 

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Besonders für Jake, der auf die Beförderung zum Regionalkommandeur aller ansässigen Wachen spekuliert, werden die Chaoskids immer mehr zum Problem. Helfen soll nun ausgerechnet Ex-Freundin Amy (Judy Greer, Jurassic World), die immer noch starke Gefühle für „Supe“ hegt, aber mit dessen Fixierung auf den Job auf permanentem Kriegsfuß steht. Mit der Zeit entdecken die Brandprofis aber ihr Herz für die Kinder und zudem auch komplett neue Seiten an sich selbst. Als sich herausstellt, dass es sich bei Brynn und ihren Geschwistern in Wirklichkeit um verwaiste Ausreißer handelt, steht plötzlich das Jugendamt auf der Matte. Aber sind die Feuerwehrmänner überhaupt noch gewillt, ihre Gäste wieder gehen zu lassen? 

Die Rezension

Chaos auf der Feuerwache ist so ein Film, den Erwachsene nur deswegen im Kino besuchen, weil die Kids eventuell Spaß daran hätten, selbst dann aber nach wenigen Minuten im bequemen Sessel hemmungslos einschlafen. Die Handlung ist weder neu, noch ergibt sie zu irgendeinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise Sinn. Nicht nur, dass sich der Film von Genreveteran Andy Fickman (hierzulande sicher nicht der optimalste Nachname) ausschließlich an jüngere Zuschauer bis sechs Jahre wendet, er gibt sich auch keine Mühe, irgendein Publikum über dieser Altersgrenze anzusprechen. Hier brennt allenfalls die Einfallslosigkeit, welche beim Drehbuch beginnt und bei dessen Ausführung endet. Dazwischen stolpert ein gewohnt chronisch hölzern agierender John Cena durch ein-zwei halbwegs gelungene Gags. Leider mangelt es auch vollständig an irgendeiner Art Chemie zwischen ihm und Judy Greer, was die vorhersehbare Liebesgeschichte nicht gerade aufwertet. Für die wenigen unterhaltsamen Momente des Films zeigt sich dann auch eher der restliche Cast verantwortlich, wobei besonders die sympathischen Jungdarsteller über viele miese Momente hinwegtrösten. Warum aber ausgerechnet die durch Deadpool so bekannt gewordene Brianna Hildebrandt sich für diesen Nonsens hergegeben hat, frage ich mich immer noch. 

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Schon Der Spion von nebenan wirkte auf mich wie ein gelangweilter weil viel zu vorhersehbarer und erneut aufgekochter Versuch, möglichst wenige neue Ideen unter den Mantel eines frischen Settings zu kaschieren. Auch Chaos auf der Feuerwache folgt letztendlich der gleichen Prämisse eines Daddy ohne Plan (übrigens vom selben Regisseur) und behandelt die immer gleiche Story von deneinzelgängerischen Erwachsenen, die durch eine zunächst unfreiwillige Bindung an Kinder erkennen, worum es im Leben wirklich geht. Da muss es doch noch mehr geben, über das man Drehbücher schreiben kann. Ist Hollywood denn so einfallslos geworden, einem gefühlt immer wieder den gleichen Film aufzustischen, dabei aber die Qualitätsschrauben jedes Mal ein bisschen weiter zu lockern? Anders kann ich mir diesen lieblosen Aufguss einer längst bis über die Grenzen des erträglichen hinaus ausgekochten Formel einfach nicht erklären. Für blutjunge Zuschauer sicher trotz besserer Alternativen ein guter Zeitvertreib, werden sich Erwachsene hier wahrscheinlich wünschen, dass es wirklich irgendwo im Haus zu brennen anfängt. Das wäre dann wenigstens ein guter Grund, sich um die 96 Minuten Gesamtspielzeit zu drücken, welche für mich zu den längsten und am schwierigsten durchzuhaltenden Minuten im gesamten Kinojahr zählen. 

Die Blu-Ray

Während man inhaltlich durchaus Grund zur Kritik hat, überzeugt die technische Seite des Films auf ganzer Linie. Der komplett digital gedrehte Film wird über die Blu-Ray so blitzsauber und detailreich wiedergegeben, dass man stellenweise meinen könnte, man hat eine nativ in 4K auflösende UHD im Laufwerk. Selbst feinere Texturen werden messerscharf wiedergegeben, was definitiv einen Achtungserfolg darstellt, kommt es in solchen Momenten doch häufig zu Unruhen. Die Farbgebung ist angenehm natürlich geraten, Gelb-und Grüntöne wurden optimal abgemischt und liefern einen stimmigen Gesamtlook. Abseits davon nutzt die Blu-Ray die vielseitigen Möglichkeiten des Films für farbliche Highlights exzellent aus. Sei es nun der sattrote Einsatzwagen oder das knallige Hemd von „Axe“, gute Gelegenheiten um seinen Fernseher bestmöglich zu kalibirieren liefert Chaos auf der Feuerwache immer wieder. Und weil die Kontraste sich ebenfalls sehen lassen können, vergeben wir für das Bild gerne die Bestnote im Blu-Ray – Segment. 

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Zu ähnlich guten Erkenntnissen kommt man auch beim Ton, obwohl Paramount leider wie immer nur Dolby Digital 5.1 für die deutsche Synchronfassung anbietet, während der englische Originalton wenigstens mit einer verlustfreien Masterspur aufwartet. Chaos auf der Feuerwache ist ein dialogbetonter Film mit nur wenigen Einsatzmöglichkeiten für effektreichen Raumklang. Beide Fassungen sind gleichlaut abgemischt worden und erfordern keinerlei Nachjustierung, die Stimmverständlichkeit im Center ist von Anfang an makellos und orientiert sich sehr nahe am Referenzpegel. Sämtliche übrigen Lautsprecher sorgen dank Hall für die nötige Räumlichkeit, auch der Soundtrack verteilt sich darüber ordentlich im Zimmer. Hörbare Unterschiede waren im Vergleich zur englischen Masterspur nicht auszumachen. Es mangelt aber eben auch einfach an guten Vergleichsmöglichkeiten.

Die Extras

Eingeläutet wird das Bonusmaterial zunächst von knapp fünfzehn Minuten Deleted Scenes, die es nicht mehr in den fertigen Film geschafft haben. Sämtliche Erweiterungen liegen allerdings nur in englischer Sprache vor, sind für das Zielpublikum also denkbar ungeeignet. Ähnlich verhält es sich dann auch mit dem Rest: Ein paar Pannen vom Dreh und ein Einblick in das Gewitzel abseits des Drehs entpuppen sich eigenartigerweise in ihrer Gesamtheit von etwa fünf Minuten witziger als der gesamte Film. 

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Deutlich kürzer geraten ist das Featurette, in dem John Cena die Geschichte der drei kleinen Schweinchen ganz neu interpretiert. Zusammen mit Keegan-Michael Key verliest der WWE-Superstar im Anschluss noch Mails des Regisseurs, ehe Cast und Crew einmal ganz für sich definieren, was Familie eigentlich bedeutet. Am ehesten interessant (aber leider ebenfalls furchtbar kurz geraten) ist der Blick auf die echten Einsatzkräfte geraten, die für den Film Vorbild gestanden haben. Leider gehen alle guten Ansätze bei den Extras stets in der viel zu knapp bemessenen Laufzeit verloren. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Man fragt sich ja doch, was die Produzenten und Filmemacher in Hollywood treiben, dass sie seit Jahrzehnten immer wieder versuchen, den Zuschauern gefühlt jährlich die gleiche Story in minimal anderem Setting anzudrehen. Und wie kann es sein, dass ein so einfallsloser und sinnfreier Film wie Chaos auf der Feuerwache dann auch noch mehr als doppelte seiner Kosten wiedereinspielt? Aber gut, Geschmäcker sind eben verschieden. Meinen hat die lieblos inszenierte Komödie einfach nicht getroffen. Alles schon mal dagewesen, nur oft eben besser. Wer trotzdem einen Blick riskieren will, bekommt eine in Bild und Ton gelungene Blu-Ray geboten, die lediglich das Bonusmaterial so zügig abfrühstückt, dass man dort höchstens an der Oberfläche des Machbaren kratzt.“ 

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