Super Mario 3D All-Stars – „Ein faules Jubiläum“

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                                                        Getestet und verfasst von General M 

81sQ90TPS5L. SL1500 Wenn der legendärste Klempner der Welt Geburtstag feiert, wird natürlich auch angemessen gefeiert. Zum 35. Jubiläum von Super Mario hat Nintendo deswegen nicht nur das ein oder andere neue Spiel für die Zukunft angekündigt, sondern auch eine zeitexklusiv erhältliche Compilation von drei der bekanntesten Abenteuer des ewigen Prinzessinnenretters. Damit bringt Super Mario 3D All-Stars Abenteuer aus drei Generationen erstmals auf der Nintendo Switch zusammen. Enthalten sind neben Super Mario 64 auch Super Mario Sunshine und Super Mario Galaxy, allesamt mit überarbeiteter Grafik sowie verbesserter Steuerung, um den Bedürfnissen aktueller Hardware und ihrer Nutzer gerecht zu werden. Was auf den ersten Blick als überfällige Erfüllung feuchter Fanträume klingt, entpuppt sich in der Praxis allerdings als extrem faule Umsetzung, die weit hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Lohnt der Kauf trotzdem? 

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Dreimal Mario, dreimal Nostalgie

Die gute Nachricht ist, dass Kenner der drei Spiele im Rahmen der Compilation genau das geboten bekommen, was sie aus Kindheits- und Teenietagen bereits auf dem Nintendo 64, dem Gamecube sowie der Wii erlebt haben. Die schlechte Nachricht ist…nun, eigentlich genau dieselbe. Denn abseits von der höheren Auflösung und hier und da getauschten Texturen hat sich visuell so gut wie nichts getan. Damit verpasst Nintendo die Chance, den in Sachen Gameplay relativ zeitlosen Plattformern auch grafisch in die Moderne zu verhelfen. Bedenkt man, wie aggressiv der japanische Mutterkonzern gegen die teils eindrucksvollen Remakes von Fans vorgeht, denen genau dies gelingt, ist das eine ziemlich herbe Enttäuschung. Besonders Super Mario 64, damals Starttitel für die erste richtige 3D-Heimkonsole, hätte etwas mehr als ein Anheben der Auflösung auf 720p bei immerhin stabilen 30 Frames pro Sekunde extrem gutgetan. Hinzu kommt, dass es anders als auf der ursprünglichen Konsole hier immer wieder zu auffälligen Pop Up´s kommt. 

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Und obwohl gerade hier die Bedienung über Joy Con´s und Pro Controller definitiv besser von der Hand geht als seinerzeit mit dem gewöhnungsbedürften Pad des Nintendo 64, funkt einem die immer noch sperrige Kameraführung genauso gerne dazwischen wie im Veröffentlichungsjahr 1996. Nach stolzen vierundzwanzig Jahren kann man definitiv mehr erwarten als ein absolutes Anpassungsminimum. Das Spiel macht zweifellos immer noch eine Menge Spaß, fühlt sich in dieser Form zum 35. Geburtstag aber wie ein immer wieder servierter Kuchen an, dessen Reste anschließend bis zum nächsten Jubiläum wieder im Eisfach verschwinden. Nur dass er halt jedes Mal ein bisschen schlechter schmeckt und die Geschmacksnerven im Wissen auf das was kommt auch nicht mehr wirklich kitzeln kann. Da kann man genauso gut bei einer der bereits erhältlichen Versionen bleiben, zumal das Spiel hier genau wie die anderen beiden ebenfalls lediglich über einen Emulator läuft. 

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Etwas besser gehalten hat sich das in Fankreisen seit jeher kontrovers diskutierte Super Mario Sunshine. Teilweise brutal schwer und damit deutlich weniger zugänglich als die vielen anderen Ableger, dazu einmal mehr Kameraprobleme und die Tatsache, dass die Isla Delfino nicht viel mehr zu bieten hat als Meer, Palmen und grüne Wiesen. Was ich dem Spiel von 2002 aber immer zugute gehalten habe war, dass es schon damals den Mut hatte, mechanisch neue Wege zu gehen. Der auf dem Rücken angebrachte Wasserwerfer Dreckweg 08/17 und sämtliche darauf aufbauende Mechaniken waren ihrer Zeit voraus. Heute ist das aber fast schon wieder kalter Kaffee und trotz überarbeiteter Steuerung ist der Umgang mit dem Schmutzbeseitiger immer noch eine frustanfällige Herausforderung. 720p gibt´s Handheldmodus, während im Dock sogar native 1080p erreicht werden, beides bei ebenfalls durchgehend stabilen 30 Frames pro Sekunde. Alles in allem wäre aber auch hier wesentlich mehr möglich gewesen. 

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Das große Highlight der Sammlung ist und bleibt Super Mario Galaxy. Fünf Jahre nach dem Dark Souls im Klempneruniversum gelang Mario ein rundherum gelungener Einstieg auf der Nintendo Wii. Statt immer gleicher Inselszenarien durften wir gleich mehrere abwechslunsgreiche Planeten besuchen und mussten uns auf der Suche nach den Sternen immer neuen Hüpfherausforderungen im Rahmen kreativ-schmucker Level stellen. Nach einer kleinen Durststrecke gelang der Reihe damit die Rückkehr zur Höchstform. Überwältigend positive Kritiken feierten Grafik, Gameplay und den klugen Einsatz der Bewegungssteuerung. Letztere ersetzt die Switch via Touchscreen aber vor allem im Handheldmodus nur bedingt gelungen. Davon einmal abgesehen ist Super Mario Galaxy aber hervorragend gealtert und wird auch heute noch seinem Ruf gerecht, eines der besten Spiele aller Zeiten zu sein. Wer den modernen Klassiker damals also verpasst hat, kann das jetzt nachholen – im Handheld wieder bei 720p und gedockt in Full HD, jeweils in geschmeidigen 60 Frames pro Sekunde.

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Trotz hohem Gesamtumfang und der Tatsache, dass immerhin zwei der drei Titel überragende Klassiker darstellen, bleibe ich bei meiner anfänglichen Kritik, dass man aus der Compilation viel mehr hätte herausholen können. Besonders, weil man dafür zum Vollpreis an die Kasse gebeten wird. Ärgerlich ist außerdem, dass Nintendo das Spiel nur bis März 2021 verkauft. Dadurch wird Super Mario 3D All-Stars in meinen Augen unehrlich aufgewertet, weil anzunehmen ist, dass die Sammlung anschließend über eBay und Co. nur noch zu Mondpreisen erhältlich sein wird. Man stelle sich vor, dass das jeder Publisher so handhaben würde und beispielsweise ein Cyberpunk 2077 nach wenigen Monaten einfach wieder aus den Ladenregalen und Onlinestores verschwindet. Darunter leidet nicht nur der von Spielemachern so verhasste Gebrauchtmarkt, sondern auch jene, die lange auf ein Spiel sparen müssen oder diese leidenschaftlich gerne sammeln. Für mich ein absolutes Unding, frei nach dem Motto: „Entweder zahlst du jetzt oder du zahlst später viel mehr.“ Es ist nur zu hoffen, dass sich die Spieler gegen solche Praktiken zur Wehr setzen. 

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Immerhin muss Nintendo klargewesen sein, dass man den zahlenden Kunden etwas mehr präsentieren muss als drei marginal angepasste Titel. Deshalb liegt der Compilation noch ein zusätzlicher Musikspieler-Modus dabei, der mit satten 175 Titeln die kompletten Soundtracks zu allen drei Spielen beinhaltet. Der täuscht am Ende aber auch nicht über die Tatsache hinweg, dass wir es hier gemessen an anderen Remastern mit einem der aufwandsärmsten Neuveröffentlichung des gesamten letzten Jahrzehnts zu tun haben. Zum 35. Geburtstag von Super Mario hätte der allseits beliebte Klempner viel mehr verdient – und dessen Fans ebenso. 

Fazit und Wertung 

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Man darf gratulieren! Fünfunddreißig Lenze sind in der Videospielwelt eine unglaubliche Ewigkeit. Aus den Anfängen als namenloser Held in Donkey Kong hat sich eine konkurrenzlose Karriere entwickelt, ein Ende ist nicht abzusehen. Super Mario ist zur Ikone ganzer Generationen geworden, ein Held für alle Altersklassen und nicht zuletzt ein Symbol, dass auch über die Grenzen des Gamings hinaus bekannt ist. Das dazugehörige Geburtstagsgeschenk von Papa Nintendo ist dafür umso enttäuschender ausgefallen. Denn obwohl die drei Titel spielerisch immer noch eine Menge Spaß machen, bleibt besonders grafisch und mechanisch tonnenweise ungenutztes Verbesserungspotenzial über. Dafür den Vollpreis zu verlangen und das Spiel im März wieder aus den Regalen zu nehmen, um Nachfrage und Preis künstlich in die Höhe zu treiben, ist schon ziemlich fies. Wer die jeweiligen Titel bereits auf den Originalplattformen besitzt, kann sich die Compilation komplett sparen. Neueinsteiger und Nostalgiker sollten zumindest darüber nachdenken, was sie für ihr Geld bekommen. Und das ist für ein Remaster alles andere als viel.“ 

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PRO:

+ Drei komplette Spiele in einer Sammlung
+ Super Mario 64 und Super Mario Galaxy bleiben spielerisch zeitlose Meisterwerke
+ Hoher Gesamtumfang

+ Musikspieler-Modus mit kompletten Soundtracks zu den jeweiligen Titeln
+ Überwiegend gut an die Bedienung der Switch angepasste Steuerung
+ Stabile Performance

CONTRA:

– Abseits von Auflösung und Performance visuell nahezu identisch zu den Originalen
– Kameraführung bleibt besonders in Super Mario 64 und Super Mario Sunshine problematisch
– 
Super Mario 64 mit störenden Pop Up´s

– Umständliche Touchscreenbedienung bei Super Mario Galaxy…
– …und fummeliges Dreckweg 08/17-Handling bei Super Mario Sunshine
– Für den geringen Umsetzungsaufwand viel zu teuer
– Extrem fragwürdiges Verkaufsmodell

                                               GESAMTWERTUNG:     7.7/10

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