Blu-Ray: „Aku no Hana – Die Blumen des Bösen“

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                                                     Getestet und verfasst von General M 

                                     Quelle Bildmaterial: „©Shozu Oshimi/Akunohana Committee. All rights reserved.“

                            Ab sofort erhältlich als Blu-Ray, DVD und via Anime On Demand

71nD1NOQFsL. SL1500 Heute betreten wir ausnahmsweise einmal keine gewohnten Animegefilde, sondern begeben uns auf einen düsteren, visuell einzigartigen Pfad inmitten der sonst so kunterbunten japanischen Trickkunst. Basierend auf Charles Beaudelaires ab 1857 veröffentlichter, wegweisender Gedichtsammlung Les Fleurs du Mal über die Entfremdung des eigenen, in Konventionen gefangenen Daseins, erschuf Shuzo Oshimi über fünf Jahre eine vielbeachtete Mangaadaption, deren erste Hälfte 2013 auch als zwölfteilige Serie umgesetzt wurde. Der ungewöhnliche Look, der mithilfe von Rotoskopieverfahren erreicht wurde sowie die finstere Erzählweise eignen sich nicht für jedermann. Doch die, die sich für Aku no Hana öffnen können, lässt es möglicherweise lange Zeit nicht mehr los. 

Die Serie

Auf der Suche nach dem Prototypen der personifizierten Langeweile wäre der Mittelschüler Takao Kasuga wahrscheinlich der perfekte Kandidat. Dessen soziale Kontakte lassen sich bestenfalls als überschaubar bezeichnen. Stattdessen verbringt er die meiste Zeit mit dem Lesen von Büchern. Besonders Baudelaire´s Klassiker Die Blumen des Bösen hat es dem Sonderling angetan. Gäbe es da nicht diese brennende Sehnsucht nach der allseits beliebten Klassenkameradin Nanako Saeki, würde Kasuga wohl gar nicht spüren, überhaupt am Leben zu sein. Als der sich eines Tages in einem impulsiven Moment der Sportkleidung seines Schwarms bemächtigt, wird Kasuga dabei ausgerechnet von der rebellischen Mitschülerin Sawa Nakamura beobachtet, die nun damit droht, ihn als Dieb zu entlarven und somit vor der ganzen Klasse als Perversling darzustellen, sollte er ab sofort nicht genau das tun, was sie von ihm verlangt. Ein „Vertrag“ mit unabsehbaren Folgen wird geschlossen.

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Kasuga hat keine andere Wahl, als mitzuspielen. Das erzwungene Miteinander wirkt anfangs noch harmlos, entwickelt sich aber schnell zu einer unkontrollierbaren Situation, denn Nakamura ist fest entschlossen, Kasuga Schicht für Schicht von den Zwängen gesellschaftlicher Konformität zu befreien, notfalls mit aller Gewalt. Die folgenden Ereignisse reißen den stillen Außenseiter immer tiefer in einen Sumpf aus Selbsthass, Verzweiflung und völliger Zerissenheit. Als Saeki sich wider Erwarten tatsächlich für Kasuga zu interessieren beginnt und beide eine Beziehung eingehen, wächst die Angst davor, als Kleiderdieb aufzufliegen, nur noch weiter ins Unermessliche. Und Nakamura denkt überhaupt nicht daran, das junge Paar einfach so ziehen zu lassen. Mit immer perfideren Methoden nährt sie die Saat des Bösen in Kasuga´s Herz, bis dieser sich die Frage stellen muss, ob die Sadistin nicht vielleicht sogar die bessere Partie für ihn wäre. Gefangen zwischen Himmel und Hölle bahnt sich eine Katastrophe an…

Die Rezension

Aku no Hana – Die Blumen des Bösen ist so ganz anders als alles, was man im Animebereich bisher gesehen hat. Die düsteren und surrealen Bilder alleine erzeugen durch die komplette Abwesenheit musikalische Begleitung eine depressiv-bedrohliche Kulisse, der man sich ebenso wenig zu entziehen vermag wie den völlig kaputten Charakteren mitsamt ihren bohrenden Gedanken. Durch den allgegenwärtigen Minimalismus kommt das alles nur noch mehr zur Geltung, die Serie lässt einem keine Chance, sich durch positive Gedanken vom aktuellen Geschehen auf dem Bildschirm ablenken zu können. Trotz ihres einzigartigen Looks, der besonders unter Fans der deutlich klassischer inszenierten Mangavorlage zahlreiche Kontroversen ausgelöst hat, wirkt das Gezeigte realistisch genug, um seine Wirkung nie zu verfehlen.

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Unweigerlich wird man in Kasuga´s Gefühlschaos hineingezogen und dabei kompromisslos dessen quälenden Gedanken ausgesetzt. Man ahnt, dass der kurze Anflug von fragilem Glück trügerisch und unmöglich von Dauer sein wird. Und beginnt wie die Hauptfigur selbst, die anfänglich noch dämonisch wirkende Nakamura selbst mit anderen Augen zu betrachten. So erwacht auch in einem selbst eine Form von dunkler Saat, die zum Nachdenken und Hinterfragen anregt. Am Ende ist man richtig froh, wieder die Sonne vor der eigenen Haustüre zu sehen. Licht, Farben und positive Gefühle wahrzunehmen. Und trotzdem wird man die Ereignisse dieser Serie nicht so schnell vergessen, das garantiere ich. Dazu tragen übrigens auch die hervorragenden deutschen Sprecher einen großen Teil bei, sogar die sonst unübliche Übertragung japanischer Anrede hat man perfekt in´s Deutsche übertragen. 

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Was die Macher hier abgeliefert haben, ist beinahe schon Arthouse in Reinkultur. Die zwölf Episoden der hier in der Gesamtausgabe auf zwei Mediabooks aufgeteilten ersten Staffel erzählen allerdings nur die Hälfte der Geschichte. Da deren Produktion bereits sieben Jahre zurückliegt, ist auch nicht davon auszugehen, dass der Rest ebenfalls noch in Serienform nachgereicht werden wird, was absolut bedauerlich ist. Wer also wissen will, wie es mit Kasuga, Nakamura und Saeki weitergeht, muss zum Manga greifen oder sich im Netz informieren. Ein vollwertiger Spielfilm ist ebenfalls erschienen, gegenwärtig aber ausschließlich im japanischen Originalton erhältlich. Aku no Hana – Die Blumen des Bösen ist Pflichtprogramm für Fans düsterer und vielschichtiger Erzählungen jenseits aller Normen. 

Die Blu-Ray

Wie bereits erwähnt lag uns für unseren Test die Gesamtausgabe vor, allerdings lassen sich die jeweiligen Volumes auch separat erwerben. Mit gerade einmal etwas mehr über fünfundzwanzig Euro bekommt man das Bundle aber gegenwärtig zu einem sehr vernünftigen Preis, der sich deutlich unterhalb regulärer Preise einpendelt. Verpackt im schicken Mediabook mit jeweils einem umfangreichen Booklet versehen, bekommt man für sein Geld definitiv etwas geboten, zumal es auch an der qualitativen Umsetzung der Serie selbst nichts auszusetzen gibt. Der Transfer in nativem Full HD überzeugt mit durchgehend guter Schärfe und setzt alles andere genauso um, wie es die Macher im Sinn gehabt haben. Dazu zählen neben der bewusst ausgewaschen dargestellten Farbgebung widerum kräftige Kontraste, wobei besonders die knackigen Schwarzanteile Lob verdienen. Es ist eine verdammt düstere Serie, mit der wir es hier zu tun haben. Und zum Glück gelingt es den jeweiligen Silberlingen mühelos, dieser Herausforderung gerecht zu werden. Etwas mehr als vier Stunden Gesamtlaufzeit muss man für einen kompletten Durchgang einplanen. 

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Beim Ton läuft KAZÉ als für die Veröffentlichung verantwortliches Label nach den eher enttäuschenden Ausstattung kürzlich erfolgter Releases hier ebenfalls wieder zur gewohnten Form auf. Die deutsche und japanische Stereospur präsentieren sich nicht wieder im stark komprimierten Format Dolby Digital 2.0, sondern liegen hier als verlustfreie Masterspuren vor. Die Stimmverständlichkeit ist exzellent und auch die sich überlagenden Dialoge samt Effekte kommen über die Front klasse rüber. Ohne einen allgegenwärtigen Score bzw. Soundtrack nimmt man die Umgebungsgeräusche besonders bewusst war. Und hier merkt man dann auch, wieviel Arbeit die Effektkünstler in eine glaubhafte Soundkulisse investiert haben. Natürlich wäre vollwertiger Raumklang noch besser gewesen, gerade der Dauerregen hätte die atmosphärische Grundstimmung noch ein Stück aufwerten können. Aber auch so kann man dem Geschehen wirklich gut lauschen. Für gibt´s abseits der bereits erwähnten Booklets aber keinerlei weiteren Extras.

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Das depressive Gefühl der kommenden dunklen Jahreszeiten schon jetzt erleben, inklusive 5* Mindfuck, das ist Aku no Hana – Die Blumen des Bösen. Wenn Anime auf Arthouse trifft, entsteht ein ganz und gar einzigartiger Hybrid, dessen surrealistischer Look und einprägsame Charaktere einen noch über Tage und Wochen verfolgen werden. Und das im guten Sinne, denn es sind gerade mutige Geschichten wie diese, die einem in Erinnerung bleiben, trotz oder gerade weil man schnell ahnt, dass niemandem ein Happy End vergönnt ist – zumindest nicht auf konventionelle Weise. Und genau darum geht es letztendlich, um das gewaltsame Abstreifen uns auferlegter Konventionen. Das kann nur ein schmerzhafter Prozess sein, in diesem Fall aber nicht nur für Kasuga und Co., sondern auch für den Zuschauer. Tolle Serie, tolle Blu-Ray. Unbedingt ansehen! Punkt, fertig, aus.“

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