Der Film
Schnell wird klar, warum Kaito Kid den kleinen Kerl über die Grenze geschmuggelt hat, denn am Schauplatz eines Mordes im weltbekannten Marina Bay Sands Hotel ist eine Visitenkarte des Meisterdiebes aufgetaucht, die dieser dort aber gar nicht platziert hat. Um herauszufinden, wer Kid das blutige Verbrechen anhängen will, ist ein wenig Detektivgespür unbedingt nötig. Gleichzeitig hat es Kaito aber auch auf den großen Preis des Karateturniers abgesehen, nämlich das wertvolle, in den Siegergürtel eingearbeitete Kleinod Blue Sapphire. Trotz absolut gegensätzlicher Interessen arbeiten die ewigen Feinde einmal mehr zusammen, zumal Conan ohne Kaito kaum problemlos zurück nach Japan gelangen würde. Während der immer wieder mitansehen muss, wie sich Ran an ihren „Shinichi“ kuschelt, verkrachen sich Sonoko und Makoto über die mysteriöse Bedeutung seines stets präsenten Stirnpflasters.
Tatsächlich treiben sich immer mehr dubiose Gestalten im Dunstkreis des Saphirs herum, darunter der renommierte Kriminalpsychologe Leon Lowe und dessen Bodyguard Hezli Jamaluddin, der im Turnierfinale gegen Makoto antreten wird. Hilfe bei ihren Ermittlungen bekommt das Duo vom lokalen Ordnungshüter Rishi, der aber selbst das ein oder andere Geheimnis verbirgt. Als eine weitere Leiche auftaucht und langsam klar wird, welche Pläne der Mörder mit all seinen Taten wirklichen verfolgt, ist es beinahe schon zu spät. Im explosiven Showdown steht dieses Mal nicht nur das Leben der Helden auf dem Spiel, sondern auch die Zukunft einer ganzen Stadt. Haben Meisterdetektiv und Meisterdieb endgültig ihren Meister gefunden?
Die Rezension
Trotz gewohnt komplexer Geschichte und einer ordentlichen Portion Action hat mich Die stahlblaue Faust einfach nicht überzeugen wollen. Zu sehr stört mich die Abkehr der klassischen Serienformel zugunsten immer größerer Bombastorgien, hinter der logische Elemente vollkommen vergessen werden. Was das angeht, ist die Nummer #23 die ziemlich traurige Krönung. Angefangen bei Kaito Kid, der sich quasi mit einem Fingerschnippen in exakte Abbilder anderer Personen und deren Geschlecht verwandeln kann bis zu Conan, der nur aufgrund eines knackigen Teints von allen Beteiligten nicht erkannt wird, obwohl Stimme und Charakteristika immer noch identisch sind. Auch wie mühelos er Anschluss an Ran und Co. findet, obwohl diese ihn erst kurz zuvor scheinbar zum ersten Mal getroffen haben, mutet mehr als seltsam an. Was mir an der Serie immer so gut gefallen hat, war deren Nachvollziehbarkeit bei der Aufklärung der Fälle, schlüssige und realitätsnahe Auflösungen und die damit einhergehende Bodenständigkeit. Bei der Umsetzung von Die stahlblaue Faust scheinen die Macher all das komplett vergessen zu haben.
Lediglich ganz zum Schluss wird versucht, zumindest eine halbwegs brauchbare Erklärung dafür zu liefern, warum Ran Kaito Kid nicht sofort enttarnt, schließlich schlüpft der Dieb nicht zum ersten Mal in die Identität von Shinichi. Und sowieso, wieso sollte der ewig abwesende Kudo sich plötzlich auf so eine Reise einlassen, ohne sich dafür zumindest ein paar Fragen gefallen lassen zu müssen? All das ist so offensichtlich problematisch für die gesamte Glaubwürdigkeit des Films, dass man darüber hinaus nur noch schwer Fokus auf die eigentliche Story legen kann. Während die Motive des Killers bis zum Ende im Dunkeln bleiben, gibt es zumindest an dessen Identität von Anfang an nur wenige Zweifel. Die wenigen Überraschungen und Twists ändern daran auch nichts. Selbst die Lacher sind extrem rar gesät, was vor allem daran liegt, dass Kogoro in der ganzen Geschichte so gut wie keine Bedeutung hat. Zwar funktionieren Conan und Kaito Kid als Team wider Willen weiterhin gut, so langsam braucht der Detektiv aber endlich mal wieder ein Abenteuer ohne den leidenschaftlichen Gauner.
Was man dafür ausnahmslos positiv bewerten kann, ist die immense Detailverliebtheit, welche die Macher in die visuelle Umsetzung des Films gesteckt haben. Das Marina Bay Sands Hotel gibt es wirklich und wurde inklusive Umgebung bis in die letzte Kleinigkeit der Realität nachempfunden. Wer mag, kann also theoretisch Urlaub an den Originalschauplätzen eines Trickfilms machen, was schon eine verdammt coole Sache ist. Tricktechnisch ist der Film absolute Spitze. Ein jüngeres Publikum wird aber aufgrund der Tatsache, dass zahlreiche Dialoge in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln dargeboten werden, wahrscheinlich arge Probleme haben, der Handlung ohne erwachsene Hilfe zu folgen. Dafür leisten die Sprecher wie immer tolle Arbeit und auch der Soundtrack passt prima zum Geschehen. All das macht aber eben nicht zwangsläufig auch einen guten Film. Für mich persönlich ist Die stahlblaue Faust im Kern ein brauchbarer Actionthriller…aber ein mieser Detektiv Conan. Zu weit abseits der eigenen Wurzeln agierend, mit zu vielen offenen Fragen und fernab der Realität. Das können die Macher sehr viel besser!
Die Blu-Ray
Kurz und knapp, mir ist in diesem Jahr noch kein besser aussehender Anime auf Blu-Ray untergekommen. Der Transfer in nativem 1080p sieht sensationell gut aus und punktet neben referenzverdächtiger Schärfe und Detailwiedergabe auch mit einer perfekt ausbalancierten Farbpalette, die sich trotz unzähliger Highlights immer auch eine tolle Natürlichkeit erhält. Selbst allerfeinste Nuancen werden optimal herausgearbeitet, dass es einfach nur ein Genuss ist. Gleiches gilt für die Kontraste. Kristallklare Weißanteile treffen auf makellose Schwarzwerte. Selbst kleinste Stabilitätsprobleme bleiben aus, die exzellente Laufruhe wird weder durch Artefaktbildung noch andere Aussetzer negativ beeinflusst. Im Gesamtergebnis ist das eine makellose Zehn auf der Wertungsskala.
Dazu liefert die Blu-Ray sowohl die deutsche Synchronfassung als auch den japanischen Originalton als Masterspur im Format DTS-HD MA 5.1, fährt also auch daheim echtes Kinofeeling auf. Die Dialoge im Center sind klar verständlich, drumherum werden immer wieder gut platzierte Nebengeräusche eingestreut. Vom Raumklang profitieren aber in allererster Linie die zahlreichen Actionsequenzen. Spätestens im Finale reißen die vielen Explosionen kraftvoll den Raum ein, dabei geht natürlich auch der Subwoofer immer wieder ordentlich mit. Hier zuzuhören macht einfach gewaltigen Spaß, auch hier setzt Die stahlblaue Faust neue Genrestandards, an denen sich jede zukünftige Veröffentlichung messen lassen muss.
Dafür sieht es auf den ersten Blick relativ mager bei der Bonusausstattung aus. Der Silberling selbst enthält bis auf drei Trailer zu Film und Serie nämlich keinerlei nennenswerte Extras, dafür liegt dem Release in regulärer Amaray immerhin ein gewohnt hochwertig verarbeitetes Booklet mit zahlreichen Infos zum Film bei. Ganz so schlimm ist das jedoch nicht, denn einerseits passt die Hülle somit perfekt zu den anderen Filmen ins Sammlerregal, andererseits wird für all das mit knapp über zwanzig Euro nicht zuviel verlangt. Da haben wir preislich nämlich sonst ganz andere Kaliber im Portfolio. Von technischer Seite spricht also ausnahmsweise einmal gar nichts gegen einen sofortigen Erwerb.
Fazit
„Auch das mittlerweile dreiundzwanzigste Leinwandabenteuer von Detektiv Conan fährt technisch wieder alles auf, was die moderne Tricktechnik hergibt. Das spiegelt sich in einer qualitativ makellosen Blu-Ray wieder, die man sich in dieser Form und auch dank des fairen Preises bedenkenlos nach Hause holen kann. Dafür hat mich der Film inhaltlich extrem enttäuscht. Die Abkehr von rationalen, klassisch gestrickten Mordfällen zugunsten zunehmend logiklöchriger Action gefällt mir überhaupt nicht und widerspricht allem, was die Serie über Jahrzehnte so sehenswert für mich gemacht hat. Für den nächsten Film wünsche ich mir wieder ein bodenständiges Abenteuer, ohne Kaito Kid, Verkleidungsirrsinn und technische Gadgets, die selbst James Bond alt aussehen lassen würde. Das ist einfach nicht mehr mein Conan.“