UHD: „Der Hobbit: Die Spielfilm-Trilogie“

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                                                      Getestet und verfasst von General M 

                                             Quelle Bildmaterial: „©Warner Bros. Entertainment Inc. All rights reserved.“

                                                                    Ab sofort erhältlich

81XUEtx8e7L. SL1500 Nach dem Welterfolg von Der Herr der Ringe war klar, dass es irgendwann Nachschub aus Mittelerde geben muss. Obwohl sich Der Hobbit als direkte Vorgeschichte geradezu prädestiniert für dieses Vorhaben zeigte, war die Produktion alles andere als einfach. Die relativ dünne Vorlage von J.R.R. Tolkien musste zunächst mächtig erweitert werden, um überhaupt genügend Material für drei Filme bieten zu können, was bei Puristen alles andere als gut ankam. Gleichzeitig war lange Zeit unklar, ob Peter Jackson auch die neue Trilogie umsetzen würde, ehe dieser nach zahlreichen Verzögerungen und Problemen schließlich widerwillig erneut Platz auf dem Regiestuhl nahm. Nun hat Warner die Prequels endlich auch in 4K veröffentlicht. 

Die Filme

Seitdem die verbündeten Völker von Mittelerde der Tyrannei des fiesen Sauron in einem gemeinsamen Kraftakt scheinbar für immer ein Ende gesetzt haben, wähnt sich die Welt in Frieden. Im idyllischen Auenland, wo gerade unter Hochtouren sämtliche Vorbereitungen für den 111. Geburtstag des unnatürlich langlebigen Hobbits Bilbo Beutlin (Ian Holm, Alien) laufen, erinnert sich dieser zurück an sein wohl größtes Abenteuer: Weit entfernt im Norden lebte das Volk der Zwerge einst in unvorstellbarem Wohlstand tief unter dem Berg Erebor. Der sogenannte Arkenstein sicherte den Herrschaftsanspruch von König Thrór und dessen Nachfahren, darunter Enkel Thorin (Richard Armitage, Ocean´s 8). Die zunehmende Arroganz der Zwerge sorgt aber dafür, dass sich mit der Zeit immer mehr alte Freunde, darunter die nicht minder von sich überzeugten Waldelfen, zunehmend benachteiligt vorkommen und sich letztendlich in Feindschaft abwenden. Kein Wunder also, dass das Bergvolk plötzlich ganz alleine darsteht, als eines Tages der Drache Smaug angelockt von den goldgefüllten Hallen Erebors ein wahres Massaker im und um den einsamen Berg herum anrichtet, ehe er es sich auf den eroberten Schätzen gemütlich macht. 

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Nachdem auch der Versuch, dass von Orks besetzte Moria zurückzuerobern in einem verlustreichen Blutbad endet, welches die Herrscherlinie bis auf Thorin völlig vernichtet, finden die Verbliebenen schließlich ein neues Zuhause in den blauen Bergen. Doch die Sehnsucht nach der alten Heimat bleibt groß, der Traum einer Rückeroberung unvergessen. Als Thorin vom verschlagenen Zauberer Gandalf (Ian McKellen, X-Men) den Schlüssel zu einer geheimen Tür in den Erebor ausgehändigt bekommt, schart der Zwergenfürst entschlossen zwölf seiner treuesten Untertanen um sich. Doch um Smaug zu überlisten, der den Geruch von Zwergen auch im Schlaf meilenweit gegen den Wind riechen kann, bedarf es der Hilfe eines Meisterdiebes. Dafür auserkoren wird ausgerechnet der konservative junge Bilbo Beutlin (Martin Freeman, Sherlock), dessen Leben bisher so ruhig und ereignislos verlaufen ist, dass er das heimische Auenland noch nie verlassen hat (und auch nicht unbedingt den Wunsch dazu verspürt). Erst nach einem unfreiwilligen, ereignisreichen Abend in Gesellschaft der Zwerge entschließt er sich auf die letzte Sekunde doch noch dazu, dem Unternehmen beizutreten. Sehr wohl wissend, dass er bei seiner eventuellen Rückkehr nie wieder derselbe sein wird. 

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Während sich die Gefolgschaft von Thorin trotz anhaltender Gefahren immer näher Richtung Erebor bewegt, regt sich unerkannt von allen Augen erneut das Böse in Mittelerde. Ein geheimnisvoller Nekromant hat den bleichhäutigen Ork Azog damit beauftragt, alles nur erdenkliche zu tun, um das Abenteuer der Zwerge zum Scheitern zu bringen. Die gefährliche Reise führt nach zahlreichen Umwegen schließlich tatsächlich zum Ziel. Doch der alles andere als gut aufgelegte Smaug ist nur eines von vielen Problemen, die zwischen den Zwergen und ihrer Heimat stehen. Es dauert nicht lange, da versammeln sich vor den Toren Erebors ganze Armeen, um aus jeweils ganz eigenen Motiven Anspruch auf den Berg zu erheben. Da ist es nicht gerade hilfreich, dass Thorin zunehmend der Geisteskrankheit seiner Sippe zu erliegen droht, Zwerg Kili sich mit dem Waldelbenspross Legolas (Orlando Bloom, Fluch der Karibik) permanent um die Gunst von Elbin Tauriel (Evangeline Lilly, Ant-Man) streitet und Gandalf immer mehr Anzeichen dafür entdeckt, dass Sauron möglicherweise zurückgekehrt ist. Inmitten der Fronten findet sich ausgerechnet Bilbo wieder, der mittlerweile in den Besitz eines eigenartigen Ringes mit ganz besonderen Fähigkeiten gelangt ist…

Die Rezension 

Nicht nur Fans der Werke von J.R.R. Tolkien sind sich einig, dass die auf dem Buch Der kleine Hobbit basierende Trilogie nicht dieselbe Qualität von Der Herr der Ringe erreicht. Einer Meinung, der ich mich kritiklos anschließe. Nicht nur, dass Peter Jackson zahlreiche Veränderungen am ursprünglichen Werk vornahm, was den zeitlichen Kontext der Reise angeht, auch fügte er viele neue Charaktere – darunter Tauriel und Alfried – hinzu oder ließ zumindest jene auftreten, die im ursprünglichen Buch eigentlich gar nicht vorkommen, beispielsweise Legolas, Saruman und Galadriel. Ohne all das hätten wahrscheinlich maximal zwei Filme ausgereicht und selbst dann würde sich die ganze Sache noch unnötig in die Länge gezogen anfühlen. Die Schlacht der fünf Heere beispielsweise, die im titelgebenden dritten und letzten Teil weit über eine Stunde andauert, wird im Buch über wenige Seiten abgehandelt. Sämtliche Änderungen bzw. Erweiterungen aufzuzählen, würde die Grenzen dieser Rezension deutlich sprengen.

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Doch alleine die wenigen Beispiele sollten ausreichend sein um zu vermitteln, welche immensen Freiheiten sich Regisseur Jackson anders als noch bei dem sehr vorlagengetreu umgesetzte Der Herr der Ringe hier bei der Umsetzung herausgenommen hat. Obwohl die Tricks immer noch mit zum Besten zählen was modernes CGI zu bieten hat und auch die Besetzung bis in die kleinsten Nebenrollen absolute Spitzenklasse ist, leiden die Filme in erster Linie unter der Vielzahl an Hauptrollen. Einen Großteil der Zwerge lernt man über die gesamte Laufzeit selbst im Rahmen der nochmals teils deutlich längeren Extended Cuts nie angemessen kennen, lediglich Thorin, Balin, Dwalin und Kili stechen nennenswert aus der Masse heraus, also gerade mal ein Viertel der gesamten Zwergenbelegschaft. Und obwohl Jackson die unüberschauliche Gruppe immer mal wieder separiert, gelingt es einfach nicht, allen den gleichen Stellenwert einzuräumen, weil er die Trennlinie dabei stets an der falschen Stelle ansetzt.

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Trotz dieser und anderer Schwächen geriet auch die zweite Trilogie aus Mittelerde zu einem weltweiten Hit, alleine der erste Teil spielte über eine Milliarde Dollar an den Kinokassen ein, die Kosten für die gesamte Trilogie waren damit bereits wieder wettgemacht. Von den beiden Fortsetzungen sowie den zahlreichen Heimkinoauswertungen wollen wir da gar nicht erst reden. Und ja, Der Hobbit ist sowohl für Einsteiger in die Welt von J.R.R. Tolkien als auch für langjährige Fans der Bücher und Filme immer noch ein tolles Erlebnis, welches in jede gut sortierte Sammlung gehört. Dafür sorgen unter anderem ein toll aufspielender Cast, sensationell gute Tricks und Kulissen sowie der fantastische Soundtrack, einmal mehr komponiert von Howard Shore. Man darf lachen, man darf weinen und kann im Anschluss abermals auf ein Erlebnis zurückblicken, welches bei allem Diskussionsbedarf um Adaption und Umsetzung des Stoffes dennoch in dieser oder jener Form in Erinnerung bleiben wird und mit jedem Ansehen mehr an Sympathie gewinnt. 

Die UHD´s: Das Bild


Beginnen wir zunächst mit den Randdaten: Insgesamt sechs Silberlinge hat Warner in einer (zugegebenerweise relativ schnöden) Amaray untergebracht, wobei sowohl Theatrical- als auch Extended jeweils Platz auf einer Scheibe finden. Anders als bei der Erstveröffentlichung der verlängerten Fassungen auf Blu-Ray hat der Major aber sämtliche Extras komplett gestrichen, was natürlich extremst ärgerlich ist, weil hier unzählge Stunden zusätzliches Material fehlen, welches in Umfang und Qualität seinesgleichen sucht. Dafür ist die Box mit knapp sechzig Euro aber relativ preiswert ausgefallen und bietet einen guten Einstieg für alljene, die auf das Drumherum gerne verzichten. Dass Warner allerdings auch hier über die kommenden Jahre erneut zahlreiche Neuauflagen nachrreichen wird, gilt bereits jetzt als gesichert, denn schon 2021 ist zumindest für die Vereinigten Staaten eine Ultimate Edition angekündigt worden, welche dann ganz sicher auch das Bonusmaterial enthalten wird und wesentlich teurer ausfallen wird. Ob man darauf nun warten will oder nicht, bleibt letztlich jedem selbst überlassen. So viel also zu den Basics. 

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Technisch ist die ganze Sache da schon wesentlich undurchschaubarer. Es lässt sich leider nicht ganz klären, ob Peter Jackson für die Neuauflage als UHD wirklich neue Transfers in nativem 4K anfertigen ließ, oder ob hier lediglich vom alten 2K Digital Intermediate zum Einsatz gelangt. Obwohl die Filme vollständig digital in 5K mit Kameras vom Typ Red Epic gedreht worden sind, lagen die Effekte bisher ausschließlich in 2K vor. Es spricht aber vieles dafür, dass wir hier wirklich neue Master präsentiert bekommen, für die sämtliche Effektshots nachträglich auf 4K hochskaliert worden sind. Denn obwohl die bisher erhältlichen Blu-Ray´s bereits sehr gut aussehen, legen die jeweiligen UHD´s in Sachen Definition nochmal einen drauf und liefern noch mehr feine Details in nahezu sämtlichen Einstellungen. So dreidimensional hat Mittelerde bisher nur in den jeweiligen 3D-Versionen ausgesehen. Gleichzeitig profieren alle Fassungen von der höheren Datenrate. Artefaktbildung, besonders in dunkleren Szenen, gehört hier endgültig der Vergangenheit an. Den insgesamt arg glatten Look der Filme hat man sich dabei allerdings erhalten. Körnung ist quasi non-existent, was gerade bei Gesichtern immer wieder für einen sehr glattgebügelten Look sorgt, mit dem sich sicher nicht jeder anfreunden wird. Dass Jackson, der den Transfer persönlich überwacht hat, zusätzlich hier und da nachgefiltert hat, fällt ebenfalls immer mal wieder störend auf. Angesichts der wie gesagt bereits sehr ähnlichen Blu-Ray´s sollte man diesbezüglich also keine Quantensprünge erwarten. Ausreichend Mehrwert wird aber definitiv geboten, um ein Upgrade in Betracht ziehen zu können. 

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Die Stärken der UHD´s liegen stattdessen eher bei Color Grading und Kontrasten. Sämtliche Filme verfügen neben einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 auch Support für HDR10 und Dolby Vision. Es dauert keine fünf Minuten, da werden im direkten Vergleich zwischen Blu-Ray und UHD die teils gravierenden Unterschiede deutlich, auf die man sich hier einstellen muss. Bewerten kann man das aber ausschließlich positiv. Der störende Grünstich der Blu-Ray-Veröffentlichungen ist endlich Vergangenheit, stattdessen präsentiert sich die Farbgebung spürbar neutraler und gibt Highlights wie Bilbo´s verschiedenen Westen wieder Raum, um sich angemessen darstellen zu können. Auch die Hauttöne profitieren maßgeblich vom gesünderen Look. Das klingt jetzt nach wenig, macht aber eine ganze Menge aus. Nicht minder gewaltig ist der Profit durch die Implementierung von HDR ausgefallen. Wenn beispielsweise die Sonne über Bruchtal aufgeht, bekommt man einen der wohl besten Gründe für die Vorzüge der aktuellen Technik vor die Augen geknallt, die man gegenwärtig darbieten kann. Was die jeweiligen Filme an Leucht- und Strahlkraft auffahren, ist wirklich absolut atemberaubend. Dolby Vision händelt all das übrigens nur minimal besser als HDR10. Schwarzanteile kommen kräftiger rüber, halten die makellose Durchzeichnung aber durchgehend aufrecht. All das trägt maßgeblich zu einer fantastischen Homogenität bei, welche in ihrer Summe das wohl größte Kaufargument darstellt. 

Die UHD´s: Der Ton

Sämtliche deutsche Synchronfassungen lagen bisher maximal im verlustfreien Format DTS-HD MA 7.1 vor. Daran hat sich in diesem Fall auch nichts geändert. Lediglich der Originalton hat ein Upgrade auf Dolby Atmos erfahren. Und so gut die jeweiligen deutschen Fassungen immer noch klingen, besonders im Ambiente eines guten Heimkinosystems, so ärgerlich ist es einmal mehr, dass man außerhalb primär englischsprachiger Länder wieder mal nur Resteverwertung angedreht bekommt. Denn was im Deutschen bereits auf der regulären Ebene klasse klingt, gerät über Dolby Atmos einfach nur sensationell. Nur dort fliegt Smaug in der Eröffnungsszene des erstens Teils so eindrucksvoll über den Zuschauer hinweg, dass man sich kurz verängstigt duckt. Nur dort kämpfen die Felsriesen so monumental kraftvoll aus allen Richtungen miteinander, dass man sich mitten in einem Weltuntergangsszenario wägt. Nur hier plätschert Regen eindrucksvoll von oben, sausen Pfeile direktional korrekt durch die Luft.

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Was die Macher alleine bei Smaug grundsätzlich an Mehrwert bieten, verdient quasi ein eigenes Gütesiegel. Egal, ob die Feuerschlange sich durch das Goldmeer in Erebor schlängelt, wenig später den halben Berg von innen heraus zerlegt oder im dritten Teil ganz Seestadt in ein Flammenmeer verwandelt, Gänsehaut am Fließband ist garantiert. Bei all dem und mehr geht gleichzeitig der Subwoofer viel härter zur Sache als man es von den bisherigen Tonspuren kennt. Auch der Soundtrack ist immer wieder von oben zu hören, dazu viele kleinere Nebengeräusche. Mehr Immersion geht eigentlich nicht. Die deutsche Fassung bleibt auf der regulären Ebene stark, liefert ebenso hervorragende Stimmverständlichkeit, Aktivität und Effektqualität. Neben den teilweise krassen Einlagen auf der Niederfrequenzebene sind es aber eben diese ganzen Erweiterungen im Deckenbereich, die einen um so viel Gutes berauben. Und das ist und bleibt einfach eine gottverdammte Schande. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Die zeitlose Qualität und Perfektion seiner Der Herr der Ringe-Verfilmungen hat Peter Jackson mit den Nachzüglern nicht erreicht. Dass es sich bei den Adaptionen von Der kleine Hobbit dennoch um sehr sehenswerte Filme handelt, steht aber außer Frage. Hinsichtlich deren Premieren in 4K bleibe ich anders als viele meiner Kollegen mit einem etwas gespaltenen Eindruck zurück. Die größten Unterschiede findet man hier bei Farbgebung und Kontrasten, beides ist definitiv als Mehrwert zu betrachten. Davon abgesehen halten sich die Unterschiede zu den jeweiligen Filmen auf Blu-Ray aber in Grenzen. Der Quantensprung bei der Detailwiedergabe bleibt aus, die glattgetrimmte Optik weiter nicht jeden überzeugen. Deutschsprachige Konsumenten müssen außerdem komplett auf die unglaublichen Erweiterungen von Dolby Atmos verzichten, auch Extras fehlen der Veröffentlichung komplett.“


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