Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten & Memoria – „Adventureklassiker x Zwei“

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                                                  Getestet und verfasst von General M 

dsakaDie Welt der Pen-&-Paper-Rollenspiele ist vielseitig und hat sich längst ihren Weg aus seltsam riechenden Kellerräumen hinauf auf große Bühnen erarbeitet. Einer der erfolgreichsten deutschen Beiträge dazu ist Das Schwarze Auge. Bereits seit 1984 entführt das von Ulrich Kiesow erdachte Fantasyerlebnis seine interessierten Helden in magische Welten. Aber auch abseits davon hat sich die Reihe in Form von Romanen und Videospielen einen Namen gemacht. Mit Satinavs Ketten und dem Nachfolger Memoria entstanden zwischen 2012 und 2013 zwei bis heute extrem beliebte Adventures unter dem Dach der Hamburger Spieleschmiede Daedalic, die nun endlich auch den Weg auf sämtliche aktuellen Konsolen geschafft haben. Beide Titel durften wir uns mit freundlicher Unterstützung aus dem Norden erneut für euch ansehen. 

                   Hinweis: Sämtliches Bildmaterial wurde auf der XBOX Series X erstellt. 

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Von Feen, Raben und jungen Helden 

Kurz und knapp bekommt ihr mit Satinavs Ketten und Memoria auch auf Konsolen der Last- und Current Generation dieselben hervorragenden Spiele wie auf PC geboten. Die mit immenser Liebe zum Detail per Hand gezeichneten Hintergründe zählen immer noch mit zum Besten, was das Genre klassisch-zweidimensionaler Adventures jemals hervorgebracht hat. Die Story selbst wurde unter Mitarbeit jener Autoren geschrieben, welche sonst auch die Geschichten für die Vorlage verfassen. Doch nicht nur dort waren Profis am Werk, denn selbst die deutschen Sprecher leisten durchgehend hervorragende Arbeit. Mit Sascha Draeger (seit Jahren als Feststimme von Peter „Tim“ Carsten in TKKG tätig), Stephanie Kirchberger und Manuela Bäcker konnte man drei versierte Sprecher für die zentralen Hauptrollen beider Spiele gewinnen, aber selbst kleinere Nebenrollen wurden professionell besetzt, während der orchestrale Soundtrack durchgehend auf Kinoniveau performt. Die gute Nachricht ist, all das hat sich bis heute exzellent gehalten. Lediglich die Bewegungsanimationen der Charaktere fallen etwas unschön aus dem Rahmen, verschmerzen kann man das aber allemal. 

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Da beide Spiele unmittelbar miteinander verknüpft sind, empfiehlt es sich dringend, zunächst mit Satinavs Ketten zu beginnen. Dort begegnen wir dann erstmals dem Vogelfänger Gerold, der es gemeinsam mit der quirligen Fee Nuri gegen ein wiedererwachtes Übel aufnehmen muss, dass den ganzen Kontinent Aventurien in ewige Finsternis zu stürzen droht. Zwar gelingt das Unternehmen nach zahlreichen gefährlichen Auseinandersetzungen, doch im Anschluss steht das Duo vor einer ganz neuen Aufgabe. Hier setzt schließlich Memoria ein und lässt uns zusätzlich zu deren Geschichte auch ein gänzlich neues Abenteuer erleben, welches über fünfhundert Jahre in der Vergangenheit liegt. In der Gestalt der jungen Prinzessin Sadja kämpfen wir darum, unseren Namen unsterblich zu machen, was natürlich in einem spannenden neuen Abenteuer resultiert. Und obwohl Memoria nicht ganz die erzählerische Klasse des Vorgängers besitzt und dessen sympathische Hauptfiguren im weiteren Spielverlauf immer weiter aus dem Fokus des Spielers gedrängt werden, macht auch die Fortsetzung eine Menge Spaß. 

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Mit jeweils neun bis zehn Stunden Gesamtumfang sollte man mindestens rechnen, wobei die Spielzeit abhängig davon ist, wie gut man sich auch unter dem Einsatz verschiedener magischer Fertigkeiten durch die zahlreichen Rätsel knobelt. Nicht immer sind die Lösungswege offensichtlich, selbst wenn man sämtliche Interaktionspunkte und Objekte genau untersucht, muss man immer wieder herumprobieren, bis man letztendlich weiterkommt. Weil man abseits optionaler Hotspotanzeigen keine zusätzlichen Hinweise erhält, zählen beide Spiele entsprechend zu den anspruchsvolleren Vertretern ihres Genres. Die gelegentlich daraus resultierenden Frustmomente sind es aber wert, durchgestanden zu werden. Denn der Lohn dafür sind zwei wunderschön gemachte, überaus atmosphärische Adventures, deren Story und Charaktere einem auch lange nach dem jeweiligen Abspann noch in guter Erinnerung bleiben werden und gerade deswegen zu einem zweiten Durchgang einladen. Neue Inhalte im Vergleich zur alteingesessenen PC-Version gibt es allerdings nicht. 

Zwei Abenteuer, viele Systeme

Egal ob ihr auf XBOX oder PlayStation spielt, oder beide Adventures unterwegs auf der Switch genießen wollt, rein spielerisch könnt ihr überall bedenkenlos zugreifen. Die Bedienung wurde optimal für sämtliche Plattformen angepasst und geht durchgehend prima von der Hand. Egal ob ihr euch durch Dialoge arbeitet oder mit der Umgebung interagiert, all das funktioniert komplett frustfrei. Auch visuell machen die Titel immer noch einen exzellenten Eindruck, obwohl die Neuauflagen weder mit höherer Auflösung noch irgendwelchen remasterten Assets aufwarten. Dass man es hier trotzdem mit älteren Titeln zu tun hat, zeigt sich vor allem an den arg grob aufgelösten Zwischensequenzen, die aber nur einen sehr kleinen Teil des Ganzen einnehmen und dementsprechend verzeihbar sind.

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Ladezeiten gibt es übrigens so gut wie keine, selbst wenn ihr auf Systemen der Last Generation zockt, gelangt ihr blitzschnell von einer Szene zur nächsten. Spezielle Optimierungen für XBOX Series X|S und PlayStation 5 gibt es nicht. Wer die beiden modernen Klassiker also bisher verpasst hat und für das gemütliche Daddeln auf der heimischen Couch bzw. außerhalb seiner vier Wände mit Gerold und Co. auf Reisen gehen will, kann das jetzt mit unseren allerwärmsten Empfehlungen sorgenlos nachholen. Einmal mehr zeigt sich, dass Adventures längst überall daheim sind und nicht zwingend Maus und Tastatur benötigen. Ein Umstand, von dem wir letztendlich alle profitieren, wie die gelungene Umsetzung von Satinavs Ketten und Memoria beweist. 

Fazit und Wertung

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Man muss kein Fan der Pen-&-Paper-Vorlage sein, um mit Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten und dessen Nachfolger Memoria zu haben. Der Einstieg in die Fantasywelt nach Ulrich Kiesow ist angenehm zugänglich geraten und holt alle interessierten Spieler gleichermaßen gelungen ab. Die mit viel Liebe zum Detail erschaffenenden Adventures made in Germany haben in den Jahren seit ihrer Erstveröffentlichung fast nichts von ihrem Charme verloren und sind für Genrefans definitiv Pflichtprogramm. Dank gelungener Portierungen für sämtliche aktuell relevanten Plattformen gibt es nun also keine Ausrede mehr, sich nicht mit Gerold, Nuri und Sadja auf die zauberhafte Reise durch Aventurien zu begeben. 

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PRO:

+ Zeitlos schöne, mit viel Liebe zum Detail von Hand gezeichnete Kulissen
+ Jeweils spannende Story… 
+ …und sympathische Protagonisten
+ Auch ohne Kenntnisse der Vorlage optimal verständlich
+ Mit jeweils mindestens acht Stunden Spielzeit solider Umfang
+ Optionales Hotspot-System
+ Hervorragende Sprecher
+ Opulenter Soundtrack
+ Problemlose Bedienung über sämtliche Plattformen

CONTRA:

– Memoria inhaltlich etwas schwächer als Satinavs Ketten
– Nicht alle Rätsel lassen sich auf den ersten Blick nachvollziehbar lösen
– Charakteranimationen nicht mehr zeitgemäß
– Grob aufgelöste Zwischensequenzen

                                              GESAMTWERTUNG:   8.1/10

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
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