Fallout 4™ – Eine Reise nach Far Harbor

                                 Getestet und verfasst von General M

Wer bereits einige Zeit mit der postapokalyptischen Welt von Fallout 4 verbracht hat, wird sicher längst erkannt haben, dass sich im Rahmen der Haupthandlung eine komplexe Geschichte über Ethik und den Wert synthetischen Lebens verbirgt, welche dem Spieler letztendlich schwere Entscheidungen abverlangen wird. Nach zwei eher kleinen Erweiterungen schickt Bethesda jetzt mit Far Harbor die wohl größte Erweiterung ins Feld, welche man je im Rahmen kostenpflichtiger Zusatzinhalte für einen Fallout – Titel erschaffen hat. Wir schiffen uns für euch nach Far Harbor ein und klären, ob der DLC den Einzelpreis von knapp 25€ wirklich wert ist. 

Á la Julia Leischik

Der DLC startet wie jeder andere auch über ein frisch eingetroffenes Funksignal, welches uns zurück in die Detektei Valentine führt. Ein neuer Auftrag ist eingegangen. Ganz im Nordosten des Gebiets lebt Familie Nakano das Leben einfacher Fischer, hat aber ein Problem: Tochter Kasumi ist verschwunden und wir sollen sie wiederfinden. Das hochbegabte Töchterchen hat sich nämlich in den Kopf gesetzt, dass es ein Synth ist und daher das heimische Häuschen Hals über Kopf verlassen. Die Spur führt weit in den Norden, nach Far Harbor, wo es einen sicheren Zufluchtsort für Synths geben soll. Also machen wir uns auf den Weg hinterher. 

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Was als einfache Rückholaktion beginnt, entfaltet sich sehr schnell zu einer überaus komplexen Geschichte, der es gelingt, den Spieler über Stunden zu fesseln und zum Nachdenken zu animieren. Zu viel will ich natürlich nicht verraten, aber ich kann nur sagen, dass es das Finale moralisch gesehen mehr als in sich hat. Bis es soweit ist, gilt es allerdings, eine Menge Probleme zu lösen. Far Harbor ist alles, nur kein idyllisches Eiland. Da wäre zum einen der Nebel, der das Leben (und Atmen) nahezu unmöglich machen würde, hätten die dort ansässigen Synths nicht dafür gesorgt, dass die Fraktion der humanoiden Einwohner des Küstenstädchens Far Harbor mit Nebelkondensatoren ausgerüstet wird. Zwischen Synths und Humanoiden scheint also alles wunderbar zu laufen? Denkste. Es gibt auch misstrauische Stimmen unter der Einwohnerschaft, welche die Synths und deren Basis nur zu gerne in Schutt und Asche legen würden, während andere die künstlichen Lebensformen massiv verteidigen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, ist auf Far Harbor auch noch eine dritte Fraktion ansässig, die Spieler von Fallout 3 sicher in Erinnerung behalten haben – die Kinder des Atoms. Diese Ansammlung religiöser Fanatiker, welche die Strahlung als göttliche Macht verehrt, verfolgt ganz eigene Ziele. Drei Fraktionen…eine Menge Entscheidungen. Und diese wollen wie immer klug getroffen werden, da von der Wahl unserer Handlungen das Schicksal einer ganzen Insel abhängt…zum Guten, aber auch zum Schlechten. Dahingehend bleibt sich die Reihe treu, schafft es aber auch, eine tragische, spannende Geschichte voller toll geschriebener Charaktere zu erzählen, die mich sehr in ihren Bann gezogen hat.

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Far Harbor selbst ist dabei stimmig und sehr atmosphärisch umgesetzt. Der dichte Nebel liegt zu jeder Zeit über der Insel, überall lauern tödliche Bedrohungen für hochstufige Spieler. Zwischen verseuchten Seen, hochradioaktiven Zonen und ganz vielen verrotteten Wäldern kann man sich wirklich verlieren. Man möchte fast meinen, man spielt stellenweise den Film „The Revenant“ nach. Es gibt vieles zu entdecken, neue schlagkräftige Waffen in Besitz zu nehmen und darüber hinaus auch die Chance, die bisher beste Rüstung im Spiel abzustauben. Hobbyköche testen neue Rezepte, Komplettisten schlagen sich auf der Jagd nach einer Handvoll neuer Achievements in die Wälder…für die 25€ wird einem definitiv einiges geboten.  

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Am Ende der Haupthandlung mag man vielleicht manchen Entschluss bereuen. Und die Dinge, die sich zu Beginn gut angefühlt haben, stellen sich als Falsch heraus. Ich für meinen Teil hatte am Ende den Wunsch, manches anders zu machen, musste aber letztendlich mit den Konsequenzen meiner Entscheidungen leben. Und dabei habe ich viele Dinge gelernt, die sich auch auf das wahre Leben übertragen lassen. Die Diskussion, welchen Wert Leben jedweder Art hat, trifft in heutigen Zeiten mehr denn je wieder den Nerv der Zeit. Far Harbor ist in der Tat ein Lehrstück für eine gelungene DLC – Umsetzung. Respekt. 

Fazit

ava „Hut ab, Bethesda. Far Harbor hat mich nicht nur über Stunden unterhalten, sondern mir auf kleinem Raum eine Geschichte präsentiert, wie sie viele große Haupttitel vermissen lassen. Mehr denn je spürte ich die Konsequenzen meiner Handlungen und Entscheidungen und konnte mich nebenbei ganz in der unheimlichen, hart umkämpfen Insel verlieren. Natürlich sind 25€ kein Pappenstiel, wenn man bedenkt, dass man das Hauptspiel hier und da mittlerweile bereits zu besagtem Preis erwerben kann. Und dennoch sollte sich auch Nichtbesitzer des Season Pass gut überlegen, ob sie nicht einen Ausflug in den Nebel wagen sollten. Er wird sich lohnen. Versprochen!“ 

PRO: 

+ Toll erzählte Geschichte
+ Atmosphärisches Far Harbor
+ Spürbare Konsequenzen eigener Entscheidungen
+ Etliche Wendepunkte sorgen für Spannung
+ Neue Ausrüstung, Achievements und Rezepte
+ Für den Preis angemessener Umfang

CONTRA:

– Einige Grafik – Bugs
– Stellenweise etwas leere Gebiete


                                      GESAMTWERTUNG:     88

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