Overwatch™ – Blizzard’s Meisterstück

                                         Getestet und verfasst von General M 

Ich saß mal mit jemandem beim Essen und führte eine lange Konversation über Spielehersteller. Irgendwann zwischen zwei Bissen Steak und Salat hörte ich folgenden Satz von meinem Gegenüber: „Klar ist Blizzard erfolgreich. Die können ja auch nur Warcraft, StarCraft und Diablo. Solange ein Schuster bei seinen Leisten bleibt, braucht er sich ja nicht sorgen.“ Diese Unterhaltung liegt bereits Jahre zurück. Blizzard dagegen hat seitdem bewiesen, dass sie weitaus mehr können. Mit Hearthstone haben sie ein erfolgreiches, toll gemachtes Kartenspiel geschaffen. Heroes of the Storm ist eine gute Alternative zu League of Legends und Co., besitzt dabei aber ganz viel eigenen Charme. Und mit ihrem neuesten Projekt „Overwatch“ ist es ihnen tatsächlich gelungen, den allermeisten Team Arena – Shootern vom ersten Tag an den Rang abzulaufen. Warum das so ist, zeigt unser Testbericht zur PC, PlayStation 4 und XBOX One – Version.

Rebellion der Maschinen

Die Rahmenhandlung von Overwatch ist denkbar einfach. Sollte man wenigstens meinen. Die Maschinenwesen der Omnics erheben sich gegen die Menschheit, es kommt zum Krieg. Zum Glück steht die Overwatch in den Startlöchern, die mit ihren insgesamt 21 Helden tapfer auf Seiten der Menschheit kämpft, bis sie letztendlich aufgelöst wird und in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Als der Konflikt Jahre später jedoch erneut ausbricht, versammeln sich die Helden erneut. Der Clou an der Sache ist: Im Spiel selbst bekommt man von allem gar nicht viel mit. Nahezu die gesamte Geschichte wird außerhalb des Spiels erzählt, in Form von virtuellen Comics, Animationsfilmchen und Co. All das wird in regeömäßigen Abständen veröffentlicht und lässt den Spieler tiefer in die sogenannte Lore eintauchen. Die Rahmenhandlung outsourcen, geht denn das? Ja, das geht! Und mehr noch, es funktioniert! Die Produktion von Spielen läuft heute teilweise über Jahre und verschlingt Unsummen von Ressourcen, finanziell und personell. Eine neue Marke zu etablieren ist zusätzlich eine immense Herausforderung, selbst für ein nahezu legendäres Entwicklerteam wie Blizzard. Aus diesen und anderen Gründen entscheiden sich viele Entwickler bei der Programmierung ihres Spiels heutzutage meist dazu, möglichst viele Spieler anzulocken, indem sie in zentral für solisten ausgelegte Spiele noch einen Mehrspielermodus einbauen, oder eben umgekehrt. Während dem Solisten Mehrspielmodi oft als sinnlos erscheinen und der Online – Gamer den Einzelspielermodus links liegen lässt, geht man aufgrund der hohen Kosten heute wieder konsequentere Wege und entscheidet sich konsequent dafür, Spiele wieder mehr für eine bestimmte Gruppe zu machen, was sich gerade im Bereich der Multiplayer – Games zentral auf das Genre auswirkt. Overwatch wagt diesen Schritt und beschränkt sich ausschließlich auf Mehrspieler – Partien, wenngleich die Story durchaus Potenzial für eine Kampagne oder dergleichen bieten würde. Dennoch zahlt sich dieser Mut aus. Denn Overwatch funktioniert.

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Das liegt an vielen verschiedenen Aspekten. Zum einen hinter besagter Story und der Art und Weise, wie sie erzählt wird. Unaufdringlich, theoretisch nur auf Wunsch. Und selbst wenn einen die Hintergründe nicht interessieren, kann man mit dem Spiel viel Spaß haben, was neben der guten Zugänglichkeit auch am tollen Balancing zwischen den 21 Charakteren liegt. Der Definition eines Charakters liegt ja die Vermutung zugrunde, dass dieser über Charakter verfügt. Blizzard ist es tatsächlich gelungen, jedem dieser 21 Helden, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten, Profil zu geben. Jeder Held spielt sich unterschiedlich und fügt sich mit seinen Fähigkeiten toll ins Geschehen ein. Es gibt offensive Klassen, andere sind eher auf Support ausgelegt. Wer den Helden seiner Wahl meistert, stellt eine wichtige Bereicherung dar, die zwischen Sieg und Niederlage den zentralen Unterschied ausmachen kann. Die wahre Persönlichkeit entfaltet sich durch die jeweiligen, toll durchdachten Hintergrundgeschichten, über die man im Rahmen bereits erwähnter Comics und Videosequenzen im Netz, die beinahe die Qualität einer Pixar – Animation erreichen. So ist ein Held nicht einfach nur eine Figur aus Polygonen und Texturen, sondern wirkt im Rahmen eines bunten, verrückten Universums als richtige Persönlichkeit, die einem ans Herz wächst. Wunderbar gewählte Deutsche Sprecher, verschiedene Siegerposen und humorvolle Sprüche, die sich oft gezielt gegen andere Charaktere richten, da diese in der Geschichte miteinander verknüpft sind, setzen dem Ganzen eine wohlschmeckende Kirsche auf. 

Was ist drin?

Wie das im Vergleich wesentlich schwächer abschneidene Battleborn trumpft auch Overwatch zu Beginn nicht mit Vielseitigkeit auf. Die Auswahl der Modi ist noch sehr dünn und beschränkt sich auf wenige Möglichkeiten, ohne dabei gleichzeitig große Neuerungen ins Genre zu bringen. Weitere Inhalte und Charaktere werden mit der Zeit ihren Weg ins Spiel finden, unter anderem im Juni der Liga – Modus, der das Gefechtsgeschehen wohl erst richtig anheizen wird. Das Beste daran: All das wird komplett kostenlos sein. Zwar gibt es auch Mikrotransaktionen, diese beziehen sich aber ausschließlich auf Lootboxen, die man im Spielverlauf ohnehin erhält und die neben Skins und anderen kosmetischen Verbesserungen keinerlei Vorteile bringen. Ob so ein System dann notwendig ist, darf jeder selbst entscheiden. Die Tatsache, dass diese Lootboxen mehr schniekes Beiwerk als Pflicht sind, macht die Transaktionen zu einem neutralen Element, dass man weder loben noch kritisieren muss. 

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Ein Kritikpunkt stellt dagegen die momentane Langzeitmotivation dar. Aufgrund eben jener Tatsache, dass ein Level Up nicht weiter belohnt wird als mit Skins und Co., weiterhin die Abwesenheit freischaltbarer Verbesserungen oder neuer Fähigkeiten, mag den ein oder anderen Spieler auf lange Sicht abschrecken. Aber vielleicht macht Overwatch gerade deswegen so unkompliziert Spaß. Man hat keinen Druck, ständig besseres Zeug farmen zu müssen. Jeder Spieler kann gleich gut und gleich ausgeglichen gegen andere Spieler antreten. Jeder hat die gleiche Chance. Und wer mal untergeht, wechselt einfach nach dem Respawn den Charakter. Da spielt es dann auch keine Rolle, ob jemand anderes bereits in dessen Rolle geschlüpft ist. Nach der Partie können Spieler dann abstimmen, wer sich aus dem Team durch seine Leistung am meisten hervorgetan hat. Das Belobigungssystem funktioniert nur nach oben, Abwertungen gibt es nicht. Ein gutes Spiel kann sich also auszahlen, besonders für das Ego!

Der augenblicklich günstige Einsteigerpreis beträgt übrigens knapp 40€ für die digitale PC – Version. Im Laden lässt sich dagegen auch für die Konsolen für circa 55€ die Origins Edition erstehen, welche unter anderem noch die gewohnten Goodies für andere Blizzard – Spiele enthält, beispielsweise ein Haustier für World of Warcraft. Die Konsolenfassungen schlagen mit jeweils 60€ etwas teurer zu Buche. Sammler können versuchen, für mehr als das Doppelte eine der nahezu vollständig vergriffenen Collectors Editions zu ergattern, die noch eine Statue enthält.

Bunt und schnell

Technisch macht das Spiel besonders in Sachen Perfomance einen großartigen Eindruck. Sogar auf den Konsolen läuft das Spiel jederzeit butterweich mit 60 Frames und 1080p und steht optisch dem PC kaum in Sachen Qualität nach. Der schafft dank 4K und geringfügig mehr Bildschärfe zwar einen Ticken mehr, all das geht im Rahmen der schnellen Gefechte aber fast vollständig unter, so dass es dem Auge eh nicht mehr wirklich auffällt. So muss ein toller Port aussehen. Zwar ist das grafische Grundgerüst dank seiner bunten und schrillen Comic – Optik nur schwer mit aktuellen Grafik – Highlights zu vergleichen, die für Overwatch eigens entwickelte Engine erfüllt ihren Zweck aber mehr als angemessen und passt wunderbar ins Geschehen. Angenehm kurze Ladezeiten und stabile Server runden das Geschehen ab. Klasse! 

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Die abwechslungsreich gestalteten Landschaften und Maps wissen sehr zu gefallen. Gerade in Sachen Leveldesign hat man bei Blizzard sein Können ausgeschöpft. Es gibt viele gute Spots und das schnelle Gameplay lässt lästigen Campern nur wenig Raum zur Entfaltung. Wie erwähnt macht auch der Sound eine klasse Figur, allen voran die tollen Deutschen Sprecher, darunter zum Beispiel der als Feststimme von Vin Diesel und Nicholas Cage bekannte Martin Keßler. 

Ob nun mit Maus und Tastatur, oder mit Gamepad, Overwatch zeichnet sich durch eingängige und unkomplizierte Bedienung aus, wenngleich die Gamepads nicht ganz die Präzision der Maussteuerung erreichen. 

Fazit und Wertung

ava „Tatsächlich wischt Overwatch aus dem Stand heraus mit sämtlicher atueller Konkurrenz den Boden auf. Das gewohnt exzellente Balancing, die unkomplizierte Bedienung und der reine Fokus auf Online – Gefechte funktionieren selbst jetzt im Rahmen einer gewissen Inhaltsarmut exzellent. Die Matches machen Spaß, das Gameplay schafft es, ganz ohne zusätzlichen Anreiz auf besondere Beute zu fesseln. Die Performance ist geschmeidig, die Charaktere großartig und auch die Konsolenfassungen können mühelos überzeugen. Klar, eine Kampagne hätte man machen können. Aber das Herz und die Seele des Spiels liegen im Multiplayer – Modus, die Entscheidung, sich darauf zu konzentrieren, war richtig und nachvollziehbar. Das Ergebnis ist ein extrem spaßiger, unkomplizierter Team Arena – Shooter, der viel Potenzial hat, sich durch zukünftige Inhalte noch zu verbessern!“

PRO: 

+ Fantastisches Balancing
+ Spaßige und motivierende Gefechte
+ Auf allen Plattformen tolle Performance
+ Gelungene Deutsche Vertonung
+ Hervorragendes Map – Design
+ Liebenswerte Helden mit viel Persönlichkeit
+ Klassischer Blizzard – Humor
+ Stabile Server und gutes Matchmaking
+ Helden spielen sich spürbar unterschiedlich
+ Keine übermächtigen Klassen
+ Kostenlose Upgrades
+ Interessantes Konzept der Erzählung außerhalb des Spiels

CONTRA:

– Momentan etwas inhaltsarm

                                           GESAMTWERTUNG:    93%


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