Necropolis™ – Das minimalistische Dark Souls

                                            Getestet und verfasst von General M 


Deutschland schwitzt. Es ächzt unter der Last der Hitze, sehnt sich nach einer Abkühlung, die wenigstens im Westen des Landes trotz Ankündigung des Wetterdienstes nicht kommt. Tagsüber ist man erschöpft, kippt literweise Wasser in sich rein, Abends dagegen, wenn es kurzzeitig abkühlt und man wach wird, sitzt man auf der Toilette oder nimmt sich die Zeit für ein Spiel. Da trifft es sich gut, dass Necropolis frisch erschienen ist. Der Titel, welcher sich als extremst minimalistisches Perma – Death – Game mit Raum für bis zu drei Mitspieler präsentiert, schickt sich an, im Genre ganz oben mitzuspielen. M-Reviews hat getestet, ob dieses Vorhaben gelingt. 

Die Handlung des Spiels ist recht beiläufig und daher schnell erklärt: Eine Gruppe von bis zu vier Abenteurern beginnt im obersten Stockwerk einer uralten, geheimnisvollen Pyramide. Das Ziel ist klar, sich stetig Stock für Stock nach unten zu arbeiten, wo eine große Belohnung warten soll. Was einfach klingt, erweist sich schnell als knackige Herausforderung. Jedoch nicht nur in Sachen Schwierigkeitsgrad, sondern auch in einigen anderen Belangen.

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Da die jeweiligen Stockwerke von einem Zufallsgenerator generiert werden, ist jeder Durchgang theoretisch anders. Und da ein Tod eben bedeutet, dass man wieder ganz von vorne beginnen muss, könnte man meinen, dass Necropolis endlos viel Spaß bietet. Dem ist jedoch nur teilweise so. Zwar nötigt die Neuerschaffung der Etagen stets zu Vorsicht und einer gewissen Grundspannung, bietet im Endeffekt jedoch nur wenig Variablen und Abwechslung, um den Spielspaß über mehr als eine Handvoll Runden tragen zu können. 

Minimalismus ist nichts Schlechtes, im Gegenteil, lädt er doch gerade in solchen Titeln zum Entdecken ein und nötigt den Spieler dazu, die Augen nach Informationen zur Spielwelt aufzuhalten. Das geschieht hier hauptsächlich durch Codices, auf welche man immer wieder stößt und welche einem die einzelnen Fähigkeiten und Mechaniken näher zu bringen sollen, oftmals aber durch stellenweise etwas aufgesetzten Humor kaum brauchbare Informationen bieten. Immerhin erfährt man so, dass getötete Gegner Lebenspunkte regenieren, dafür bleibt einem das Spiel wichtige Informationen zu Rüstungen und Waffen schuldig, von denen man sich oft Stunden nach dem Aufsammeln noch verzweifelt fragt, wozu die Dinge eigentlich genau gut sind und welche Boni sie bieten. Das ist dahingehend ärgerlich, weil der gewollte Minimalismus eine Stufe erreicht, wo er für das weitere Gameplay etwas hinderlich sein kann. So ist man gezwungen, zu dem permanenten Tod einer Spielfigur auch noch Trial – and – Error – Passagen in Kauf zu nehmen, was dem nervenarmen Spieler sicher den ein oder anderen Moment von Ärger bescheren kann. In Sachen Kampfsystem orientiert sich Necropolis übrigens tatsächlich sehr an Dark Souls. Angriffe aller Art kosten je nach Stärke unterschiedlich viel Stamina, die sich nur in kurzen Ruhepausen wieder auffüllt und damit angreifbar für gegnerische Hiebe macht, zumal auch das Parieren mit dem Schild seinen Preis hat. So muss man sich im Rahmen des angenehm schnellen Gameplays immer mal wieder entscheiden, ob man einen Kampf bis zum Ende führen möchte, oder doch lieber kurzfristig die Flucht ergreift. Andererseits stellen kleinere Gegnergruppen im späteren Verlauf selten eine Gefahr dar, selbst große Brocken lassen sich zumeist einfach dadurch besiegen, dass man hinter sie gelangt und ihnen dann ein paar Combos verpasst. 

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Dabei ist die grundlegende Idee gelungen erdacht und ebenso gelungen umgesetzt und macht gerade mit Mitspielern viel Spaß. Trotzdem bleibt auf Dauer nicht genügend übrig, um auf lange Zeit motivierend zu sein. Der für PC, XBOX ONE und PlayStation 4 erschienende Titel überzeugt dagegen durch seinen charmanten, düsteren Grafikstil. Die dadurch kreierte Atmosphäre passt wunderbar ins Spielgeschehen. Das Gameplay ist zu Beginn düster und nur hin und wieder von etwas Neon durchzogen, je tiefer man sich jedoch begibt, desto mehr Abwechslung gibt es in den Arealen. Düstere Gewölbe weichen großen Kristallhöhlen, auch die Vegetation nimmt zu. Die Gebiete laden zum Erkunden ein und verlieren doch nie das Mysteriöse, dass ihnen diesen wunderbaren Charme verleiht. Gleichzeitig hatte ich viel Spaß dabei, den hämischen und humorvollen Kommentaren des Narrators zu lauschen, der einem theoretisch nichts weiter als den Tod wünscht.

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Auch die Bedienung ist gut gelungen und lässt sich auf jedem System mit jedem Eingabegerät gut meistern. Davon profitiert das intuitive und gut umgesetzte Kampfsystem. Was die Vertonung angeht, hat man wie beim Rest auch eher auf Minimalismus gesetzt, dennoch weiß das Spiel sehr wohl, an den richtigen Stellen auch die passende musikalische Untermalung zu bieten. Die große Stärke des Titels bleibt am Ende der kooperative Modus, wenngleich die Mechanik der Spielerbelebung sich eigentlich völlig mit dem Perman – Death – Konzept beißt. Andererseits, warum muss man alles immer unnötig schwierig gestalten? Für den empfohlenen Preis von knapp 30€ sind jedenfalls einige spaßige Runden alleine oder zu viert drin, ehe dem Titel trotz Zufallsgeneratoren die Luft ausgeht. 

Fazit und Wertung

ava2 „Der Ausflug in die Pyramide ist zu Beginn überaus vielversprechend und motivierend. Gerade mit mehreren Spielern macht der Titel viel Spaß. Allerdings geht Necropolis aufgrund der repetiven Zufallsgeneratoren, der stellenweise inkonsequent vermischten Mechaniken und der doch etwas zu minimalistischen Hilfestellung und Erklärungen schneller die Luft aus, als es einem lieb sein mag. Dennoch, der Ansatz weiß zu überzeugen und ist ein willkommener Kandidat in Sachen „Sommerlochbehebung“. Wer es bis ans Ende schafft, wird ein ähnliches Erfolgserlebnis verspüren, wie es Spieler der Souls – Reihe nur zu gut kennen werden. Ruhig mal einen Blick riskieren!“

PRO:

+ Charmanter, minimalistischer Grafikstil
+ Unterstützung für bis zu vier Spieler
+ Anspruchsvolles Gameplay
+ Netter, düsterer Humor
+ Gelungene Atmosphäre
+ Kampfmechaniken sind gut umgesetzt
+ Intuitive, leicht zu erlernende Bedienung
+ Angemessener Preis
+ Gute (englische) Vertonung

CONTRA:

– Zu wenig Hilfestellung
– Kaum Hinweise auf die Lore
– Rüstungen und Waffen ohne nähere Beschreibungen
– Viel Trial-and-Error
– Manche Mechaniken fügen sich kaum sinnvoll ins Spielgeschehen ein
– Repetive Zufallsgeneratoren schmälern Wiederspielwert

                                         GESAMTWERTUNG:     67%

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
 
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