FIFA 17™ – Das Review

                                            Getestet und verfasst von General M

Wenn Menschen überall auf der Welt stolz einen Berg noch eingeschweißter Hüllen fotografieren, die allesamt das Gleiche enthalten, dazu Kommentare verfassen wie „Den ganzen Laden leer gekauft!“ oder „Endlich kann es losgehen! Die meisten von euch werde ich jetzt lange Zeit nicht sehen!“, dann kann das nur zwei Dinge bedeuten: Gina Wild dreht wieder Pornos, oder ein neues FIFA ist auf dem Markt. Auch wenn die Gefahr jetzt groß ist, einige von euch zu enttäuschen: Letzteres ist der Fall! Wir haben uns für euch ins Stadion begeben und zeigen euch Stärken und Schwächen des Spiels auf!

Als Vorbereitung auf FIFA 17 habe ich viele Stunden mit dem Vorgänger verbracht. Mit dem kam ich nach kurzer Zeit überaus gut klar und hatte selbst als Anfänger eine Menge Spaß. Die meisten Features von FIFA 16 haben natürlich auch dieses Jahr ihren Weg ins Spiel gefunden. Darunter befinden sich alleine über 50 Turniere, natürlich ist auch die Bundesliga mit dabei. Auch einige ausgewählte Frauen – Mannschaften sind vertreten, denen schenkt man dieses Jahr allerdings weitaus weniger Aufmerksamkeit als beim Debüt Ende 2015, was sehr schade ist. Dennoch, mit ingesamt 650 spielbaren Teams aus aller Welt bietet FIFA 17 einen gewohnt unschlagbaren Umfang, der jetzt auch erstmal die Japanische Liga beinhaltet. Auf das durch die EM so berühmt gewordene Nationalteam aus Island muss man leider verzichten – denen war die angebotene Lizenzgebühr zu gering. Auch die Nationalmannschaft aus Kroatien glänzt durch Abwesenheit. Aber das sind im Rahmen des Gebotenen wohl nur kleine Tropfen auf dem heißen Stein. Besondere Aufmerksamkeit hat man in diesem Jahr übrigens dem FC Bayern München gezollt – deren Spieler wurden durch Körperscans mit besonderer Sorgfalt ins Spiel übertragen. 

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Neben besagten Turnieren gibt es natürlich auch alle bekannten Online – Modi sowie das Ultimate – Team, mit dem man wie gewohnt über zahlreiche Karten und geschickte Schachzüge auf dem Transfermarkt das bestmögliche Team auf die Beine stellen kann. Hierfür ist übrigens kein PS+ oder XBOX LIVE Gold – Abonnement erforderlich, lediglich die Online – Partien setzen den kostenpflichtigen Dienst zwingend voraus. Grundlegend tut sich FIFA 17 extrem schwer, was Neuerungen angeht. Das giilt auch für die Karriere, wo man entweder Spieler oder Trainer sein darf. Bis auf eine große Ausnahme hat man sämtliche Inhalte aus dem Vorjahr übernommen.

Journey (Nein, nicht die Band)!

Erstmals bietet FIFA einen eigenen Storymodus, welcher im Kern sehr stark an den Karriere – Modus von NBA 2K angelehnt ist und dem Aufstieg eines jungen Spielers bis an die Spitze der Weltrangliste folgt.

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Alex Hunter hat es nicht ganz leicht. Der Vater hat längst die Biege gemacht, seine Mutter gibt nach Kräften alles, was sie kann, um ihrem einzigen Kind die Verwirklichung seines Traums zu ermöglichen – bei den ganz Großen mitspielen! Die Voraussetzungen sind da, liegt ihm das Kicken doch quasi im Blut. Sein Großvater väterlicherseits war Ende der Sechziger Jahre selbst ein Star auf dem Rasen und steht dem hitzköpfigen Jungspund mit Rat und Tat zur Seite. Das gilt natürlich auch für seinen Agenten Michael und Mama Hunter. Hat man sich beim Training gut geschlagen, winkt umgehend ein Vertrag für die Premier League. Dort muss man sich entscheiden, ob man lieber mehr Zeit auf dem Rasen verbringen will, um mehr Skills, dafür aber weniger Kohle zu erhalten, oder ob man für viel Geld den Bankdrücker spielen möchte. Wie man sich auch entscheidet, an diesem Punkt beginnt die Karriere erst richtig. Wir folgen Alex durch die Höhen und Tiefen einer aufstrebenden Profikarriere, deren Geschichte oftmals etwas zu erzwungen auf die Tränendrüste drückt und im Kern nichts anders macht als all die üblichen „From Zero to Hero“ – Stories, die man aus anderen Genres bereits seit Jahren kennt. Die gekonnte Inszenierung in Kombination mit den hervorragend agierenden Darstellern rettet den Modus jedoch neben vielen spaßigen Kleinigkeiten vor dem Schiffbruch. Fakt ist, mit großen Storytwists und Co. sollte man nicht rechnen. Auch stört hin und wieder die Tatsache, dass zwischen der Weiterführung der Story oft zu viel Zeit vergeht. Hier muss trainiert werden, da muss etwas verbessert werden…ab und an zieht sich die Erzählung sehr in die Länge. Trotzdem bringt der Journey – Modus etwas frischen Wind in das sonst so auf Bewährtes setzende FIFA und EA beweist, dass im Fußball ebenso eine Geschichte erzählen kann, wie es 2K’s NBA – Reihe bereits seit Jahren tut. Wirklich Innovation sucht man aber leider vergebens, da ändert es auch nur wenig bis nichts, dass innerhalb der Geschichte durch Dialogauswahl (Neutral, Hitzköpfig, Cool) der Spielstil beeinflusst wird.

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Es ist die übliche Geschichte vom Underdog und seinem besten Freund, die man in der Form eben schon so oft gesehen hat, dass sie einen einfach nicht mehr vom Hocker hauen will. 

Verschlimmbesserungen

Wenngleich FIFA als Reihe seit Jahren der Konkurrenz in Sachen Umfang den Rang abläuft, gilt diese doch in Spieler- und Pressekreisen allgemein immer noch als die spielerisch gelungere Variante. Besonders in diesem Jahr wünscht man sich eine Fusion der jeweiligen Marken von EA und Konami, denn dem FIFA – Entwickler gelingt es dieses Jahr nicht, in Sachen Gameplay angemessene Veränderungen herbeizuführen. Zwar wurde das Deckungsspiel verbessert, dafür ist das Flankenspiel im Vergleich zum letzten Jahr dieses Mal so ungenau und frustrierend, dass man am liebsten auf Ein – Mann – Aktionen setzen will. Die gelingen allerdings auch nur selten, da sich die vom Computer gesteuerte Mannschaft oftmals völlig von ihren Positionen losreißt und sich wie ein gewaltiges Rudel auf den Spieler stürzt, der gerade im Ballbesitz ist. Das sorgt für weitere Frustmomente, zumal unsere eigenen Teamkameraden nur selten den Mut besitzen, ihre Positionen zu verlassen und Chancen für uns zu schaffen. Besonders ärgerlich ist dieser Umstand im Journey – Modus, weil die dort gestellten Bonusziele, ja je nach Position sogar ein Torschuss gar nicht möglich ist. Manche nennen das gehobenen Anspruch, ich nenne es einen Abfall von Fairness, die es im Vorgänger noch viel eher gab. So skalieren die dieses Mal lediglich drei vorhanden Schwierigkeitsgrade untereinander mit weitaus weniger Befriedigung, Einsteiger und Gelegenheitsspieler können selbst auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad schnell die Lust am Spiel verlieren. Hinzu kommen teilweise erschreckend dämliche K.I. – Aussetzer, die so einfach nicht sein müssen.

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In der Tat hat man für jeden Schritt nach vorne in Sachen Gameplay an anderer Stelle wieder zwei Schritte zurück getätigt. Das ist besonders ärgerlich, wenn man bedenkt, dass die Konkurrenz gerade in Sachen Gameplay nochmals ordentlich zugelegt hat und viel flüssigeres, taktischeres Spiel ermöglicht. Und genau damit auch erfolgreich werben kann.

Mehr Kanten als Rundungen

EA hat werbetechnisch dieses Jahr lediglich zwei Punkte in den Vordergrund gestellt, um das neue FIFA anzupreisen – zum einen den bereits erwähnten Journey – Modus, zum anderen den technischen Umstieg auf die hauseigene Frostbite Engine 3, die unter anderem Battlefield, Need for Speed und Co. antreibt. Da diese Engine durchaus fordernd ist, kommen nur noch Besitzer einer PlayStation 4, XBOX One oder eines PC’s in den Genuss der neuen Grafik – Engine samt Journey – Modus. PlayStation 3 und XBOX 360 erhalten nicht viel mehr als ein einfaches Roster – Update auf Basis der bereits bekannten IGNITE – Engine. Tatsächlich kommt FIFA 17 auf aktuellen Systemen jetzt ein ganzes Stück hübscher daher, selbiges gilt für die Lichteffekte und die Physik. Dafür schwankt die optische Qualität der Spieler teilweise stark. Man merkt, dass nur wenige Spitzenspieler neu designed wurden, ein Großteil wurde einfach aus dem Vorgänger recycled und hebt sich deutlich negativ vom Rest ab, besonders der mit spezieller Hingabe integrierten Spieler des FC Bayern. Dafür bekommt man allgemein höher aufgelöste Texturen geboten und auch die Gesichtsanimationen sahen nie besser aus. Der Preis dafür und für flüssige 60 Frames pro Sekunde ist wenigstens auf den Konsolen hoch – die von uns getestete PlayStation 4 – Fassung leidet in nahezu jeder Situation an deutlich sichtbarer und unschöner Treppchenbildung, dazu kommt stellenweise starkes Kantenflimmern. Der PC macht da dank Anti – Aliasing erwartungsgemäß eine weitaus bessere Figur und schlägt die Konsolenfassung in 1080p – Auflösung bereits klar. Auf höheren Auflösungen bis 4K ist FIFA auf dem heimischen Rechenknecht eine noch schönere Augenweide.

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Atmosphärisch beweist EA dagegen, dass sie nichts von ihrer alten Klasse verlernt haben. Die Stimmung im Stadion reagiert intuitivier und mitreißender als je zuvor und schafft hervorragende Stadionatmosphäre im heimischen Wohnzimmer. Die Kameraführung ist prima wie eh und je, besonders in den Pausen wird das bisherige Spielgeschehen toll eingefangen und zusammengefasst. Ebenso kann man wieder nur denjenigen gratulieren, die sich für die Auswahl des 50 Track starken, abwechslungsreichen (aber passenden) Soundtracks verantwortlich zeigen. Als Deutsche Kommentatoren kommen wie auch im Vorjahr wieder der mittlerweile weitläufig aus dem TV bekannte Frank Buschmann und sein Kommentatorenkollege Wolff Fuss zum Einsatz. Fans sind ja durchaus gespaltener Meinung, was die Qualität der beiden Sprecher im Vergleich zum gelungenen Originalkommentar angeht, allerdings machen die Beiden ihre Sache nicht gerade schlecht, wenngleich sich leider auch dieses Jahr vieles schnell wiederholt. Gerade die in England beginnende Journey wirkt stellenweise völlig aus dem Kontext gerissen, wenn plötzlich die beiden Deutschen Sprecher erklingen. Gewöhnungsbedürftig ist das allemal. 

Fazit und Wertung

ava2 „FIFA 17 gelingt es trotz Journey – Modus und neuer Grafikengine nicht, sich nennenswert vom Vorgänger abzusetzen. Dafür wird im zentral wichtigsten Element, nämlich dem Gameplay, zu wenig Neues geboten, dafür aber zu vieles eher verschlimmbessert. Auch die groß angepriesene Journey bietet nichts, was man nicht schon mal in anderen Spielen gesehen hat – und das bereits vor 2-3 Jahren. Alles andere wurde nahezu 1 zu 1 kopiert. Das teilweise nervige K.I. – Verhalten, die extrem störende Treppchenbildung an nahezu allen glatten Flächen und das katastrophale Flankenspiel machen FIFA 17 sicher nicht zu der Granate, die alle erwartet haben. Es wäre sehr ratsam, sich im kommenden Jahr wieder verstärkt dem Spiel auf dem Rasen zu widmen. Ein altes Auto in neuer Karosserie bleibt im Endeffekt trotzdem ein altes Auto. Daran ändert auch der gewohnt gewaltige Lizenzpool nichts. Schade.“

PRO:

+ Enormer Umfang
+ Über 650 Teams aus 30 Ligen enthalten
+ Alle bekannten Modi aus dem Vorgänger mit dabei
+ Motivierte Darsteller im Journey – Modus
+ Hervorragender Soundtrack
+ Wunderbare Stadionatmosphäre
+ Angenehm kurze Ladezeiten
+ Gewohnt gute Steuerung
+ Gute Tutorials machen das Spiel auch für Anfänger einsteigerfreundlich
+ Gewohnt gut umgesetztes Ultimate Team

CONTRA:

– Hässliche Treppchenbildung an nahezu jeder Stelle (PS4/XBOX1)
– Kantenflimmern (PS4/XBOX1)
– Stellenweise verwaschene und detailarme Texturen samt Hintergründen
– Journey – Modus erzählt wieder nur die immer gleiche Geschichte
– Dialogoptionen haben nur wenig Auswirkungen aufs Spielverhalten
– Geschichte zieht sich hin und wieder
– Ingesamt zu wenig Neuerungen
– Viel Recycling
– Stellenweise eher verschlimmbessertes Gameplay
– Frustrierendes Flankenspiel
– Gegner verlassen sorglos ihre Positionen
– Eigene Teammitglieder agieren stellenweise wie festgewurzelt
– Unausgeglichene Schwierigkeitsgrade
– Teils heftige K.I. – Aussetzer

            GESAMTWERTUNG:     73% (PC)
                                                70% (XBOX1/PS4)

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
 
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