Battlefield 1™ – Dadada Dada Da! – Teil II

                                        Getestet und verfasst von General M

Heidewitzka! Seit Freitag um Punkt Mitternacht ist Battlefield 1 auch in Deutschland offiziell spielbar. Wer bereits vorher in den Genuss der Konsolenfassung kam, musste im Gegensatz zu den PC – Spielern zwar nicht warten, mag allerdings noch etwas leere Server vorgefunden haben. Das hat sich mittlerweile geändert. Seit Gestern Mitternacht sind die Server auf allen Plattformen zum Bersten voll. Ich habe mich in das Kernstück gestürzt – und bin positiv überrascht! 

Weniger Battlefront, mehr Battlefield! 

Der Vergleich mit Star Wars: Battlefront ist im Grunde etwas ungerecht, immerhin decken beide Spiele andere Genres ab. Aber dennoch sind sie im Kern sehr ähnlich. Beide Titel stammen von DICE, beide Spiele nutzen die gleiche Engine und ähnliche Menü – Oberflächen, auch die Freischaltungssysteme ähneln sich. Battlefield besinnt sich dagegen mehr auf das, was die Fans der Reihe verlangen: Squad – Gameplay, starker Fokus auf Massenschlachten in weitläufigen Arealen und Klassenspezialisierungen. Es bietet im Kern all das, was man bei Battlefront so schmerzlich vermisst hat, übernimmt aber auch ein Manko, nämlich der Mangel an Waffen – Customization. Heißt: Zwar können die Hauptwaffen mit kleineren Modifikationen angepasst werden, darunter Visiere und dergleichen, sehr viel mehr sucht man aber vergeblich. Und letztendlich gab es im ersten Weltkrieg natürlich auch keine High Tech – Red Orb’s und Co., dafür aber eine Vielzahl unterschiedlicher Waffenarten, die allesamt Vor- und Nachteile bieten.

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Während der Sturmsoldat mit Maschinenpistolen und Schrotflinten einen hervorragenden Allrounder auf kurze bis mittlere Distanzen abgibt und gleichzeitig als einzige Klasse über ein starkes Arsenal an Panzerabwehrwaffen verfügt, konzentriert sich der Sanitäter lieber auf Karabiner und halbautomatische Waffen, kann dafür aber verwundete Truppen zuverlässig heilen und wiederbeleben. Wer sich in Battlefield 4 noch über die zahlreichen Sanitäter geärgert hat, die keine Zeit damit verschwenden, um ihre Defibrilatoren aufzuladen, kann hier aufatmen – die Spritze belebt schnell und zuverlässig ohne langes Klicken. Scharfschützen verlassen sich auf weite Distanz natürlich auf Scharfschützengewehre und richten richtig gezielt verheerende Schäden an, sind jedoch leicht zu flankieren und auf kurze Distanz quasi chancenlos. Zu guter letzt bietet der Support Munitionskisten und mäht mit seinem Maschinengewehr tiefe Schneisen in feindliche Horden. Die Klassen sind dabei gut ausbalanciert, die Waffen fühlen sich jedoch grundlegend klassenintern zu ähnlich in ihren Funktionen an, so dass es auch Leute jenseits der Level 50 – Marke gibt, die trotzdem noch mit dem Grundarsenal durch die Gegend laufen.  

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Erfreulich ist dagegen die breite Anzahl an Granaten, die nach Erwerb allen Klassen zur Verfügung stehen. Darunter explosive Granaten, die je nach Typ sofort oder mit Zeitverzögerung funktionieren, Brandgranaten, Rauch und mein persönlicher Favorit, die Gasgranate. Die hüllt ein großes Gebiet in dichten Nebel und verursacht Schaden über Zeit, ferner eine extreme Sichtbehinderung (Hitler bekam im ersten Weltkrieg sowas ab, man sieht ja, wohin das führte). Zum Glück verfügt jeder Soldat über eine Gasmaske. Die wird mit simplem Tastendruck auf- und abgesetzt und schützt vor dem Gas, macht aber das Zielen mit Kimme und Korn unmöglich. So muss man sich entscheiden, ob man dem Gegner in der Gaswolke auf die Pelle rücken will, oder doch lieber einen Ausweg aus dem grünen Gift suchen will und den Gegner dann erneut angeht, sobald sich das Gas verzogen hat. 

Übermacht und Taktik

Trotz Squad – Gameplay und verschiedener Klassen gilt bei Battlefield „Masse statt Klasse“, besonders bei so gewaltigen Massenschlachten, die sich in den Modi „Eroberung“ und „Operation“ je nach Wahl zwischen 40-64 (PC und Konsolen) Spielern bewegen. Hier macht Battlefield vieles wieder gut, was Battlefront brutal verbockt hat, da sich letzteres in epischen Ausmaßen dargestellt hat, diese aber hauptsächlich mit kleinen Gruppen gefüllt hat und noch füllt. Battlefield 1 sieht episch aus und fühlt sich gerade aufgrund dieser Massengefechte auch episch an. Da rücken Trupps durch Wälder vor und versuchen, einen extrem gut gesicherten Bunker zu sichern, nur um dann in einen Hinterhalt zu geraten. Oder man versucht, ein altes Kastell zu flankieren. Zwei gehen durch die Fenster, einer durch die Tür (stirbt zuerst), der Rest wirft Rauch und gibt Feuerunterstützung. Und all das gelingt ohne besondere Kommunikation, ist aber (sofern gewünscht), im Squad Chat problemlos möglich. Hier finden sich zwar momentan noch viele Flamer ein, ganz so schlimm wie bei Call of Duty ist es aber zum Glück nicht. Auf weitläufigen Arealen gilt aber zumeist nur, sich möglichst in großen Gruppen zu sammeln, blind voruzrücken und dabei alles niederzumachen, was sich einem in den Weg stellt. Das Spiel geht zumeist sehr fair zu und nach insgesamt weit über 50 Partien in allen verfügbaren Modi bin ich vom Balancing der Karten ebenfalls positiv überrascht, wenngleich es hier und da ein paar etwas zu starke Defense – Spots gibt, beispielsweise der Bunker in den Alpen, der in Rush und Operation nahezu mühelos verteidigt werden kann, indem einfach permanent Granaten geschmissen werden. Dem haben auch die Elite – Klassen wenig entgegen zu setzen. Panzerzerstörersoldat und Wachsoldat haben trotz Panzerung und starker Ausrüstung keine Chance. Besser sieht es da für die Flammenwerfersoldaten aus, die sofern geschickt eingesetzt, den Bunker in Windeseile ausräuchern können. 

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Nervig sind zumeist auch die immer noch viel zu starken Panzer. Obwohl seit der Beta abgeschwächt, mähen sie sich immer noch mühelos durch alle Gegner durch und sind fast nicht aufzuhalten. Nur große Mengen Sprengstoff bringen die Kolosse zu Fall, deren Anbringung ist aber aufgrund der Seitengeschütze oft ein Himmelfahrtskommando. So nimmt ein Panzer mühelos eine gut verteidigte Stellung und und sitzt dann die Zeit bis zur Flaggenübernahme ganz entspannt aus – sehr zum Frust der meisten Mitspieler. Besser wäre es gewesen, mehr Fahrzeuge zu ermöglichen, diese aber dann jeweils drastischer abzuschwächen. So sind die verfügbaren Fahrzeuge stellenweise zu übermächtige Festungen auf Ketten, denen selbst das Arsenal des Sturmsoldaten kaum etwas entgegenzusetzen hat. Die Flugzeuge sind dagegen nützliche und gut balancierte Unterstützer, lassen sich aber wenigstens mit Maus und Tastatur nur schwer steuern. Wer das aber meistert, hat besonders mit den Bombern extrem starke Unterstützung zur Hand. Und dann ist da natürlich noch das Zeppelin. Diese mächtige Himmelsbestie kann mit mehreren Passagieren besetzt werden und stellt eine der mächtigsten Unterstützungseinheiten im Spiel dar. Aufgrund ihrer geringen Geschwindigkeit ist sie allerdings auch ein leichtes und verwundbares Ziel für Flugzeuge und Geschütze. Grundlegend harmoniert das Zusammenspiel von Fahrzeugen, Support und Infanterie erstaunlich gut.

Modus Operandi und Serverstabilität

Während man im klassischen Rush – Gefecht Stück für Stück vorrückt und versuchen muss, Ziele mithilfe von Sprengsätzen in die Luft zu jagen (wobei das feindliche Team dies zu verhindern sucht, bis die Verstärkung aufgebraucht ist), bietet der klassische Eroberungs – Modus mit dem Gewinnen und Halten von Fahnen auf Basis eines Ticketsystems einen der klassischsten Spielmodi des Spiels. Die Operationen bieten dagegen eine Reihe mehrerer Karten im Rahmen kleiner Mini – Kampagnen, die allesamt schön inszeniert worden sind. Ganz neu hinzugekommen ist der Brieftauben – Modus. Hier darf man tatsächlich Brieftauben fliegen, wie der Name eben sagt. Klingt komisch, ist aber verdammt cool und eine super Abwechslung.

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In Sachen Serversuche gibt es Vor- und Nachteile. Zwar gibt es im Gegensatz zu Battlefront einen Serverbrowser, der massig Auswahlmöglichkeiten bietet, um das Spiel zu finden, nach welchem man sucht, wer jedoch einen eigenen Server anmieten möchte, kann das nur über EA direkt machen. Ein Hoch auf den Monopolismus. Dafür liefen alle bisher getesteten Server stabil und problemlos. Es gab weder hohe Pings, noch Kicks, noch sonstige Macken. DICE hat seine Hausaufgaben gemacht und genügend leistungsstarke Server bereit gestellt, um den Ansturm seit Freitag Mitternacht scheinbar mühelos regeln zu können. Das verdient Lob. Die Ladezeiten sind absolut erträglich ausgefallen und man findet sich auf der in Echtzeit dargestellten Karte super zurecht – lediglich der Einstieg  erweist sich zunehmend lästig, da man immer eine Taste gedrückt lassen muss, um schnell wiedereinsteigen zu können. Mir tut daher ehrlich gesagt ein bisschen der Daumen weh. Aber das ist Krieg und niemand hat gesagt, dass es leicht sein würde. 

Wo ist mein Battlepack?

Zu guter letzt verbleibt ein eher lascher Eindruck über das Level – System. Zwar wird die Grundstufe wie gewohnt über Erfahrung angehoben und mit klassenspezifischen Freischaltungen lässt sich jede Klasse separat aufleveln, allerdings orientiert man sich hier wieder mehr an Battlefront, weniger am umfangreicheren Battlefield 4. Es gibt keine Bonus – Marken für EP – Boosts mehr und Battlepacks erhalten neben den besten Spielern einer Runde nur wenige zufällig ausgewählte. In diesen Packs befinden sich dann meistens nur Skins für die Waffen. Wer darauf nicht warten will, muss Echtgeld investieren, was angesichts der ohnehin sehr fragwürdigen Preispolitik (Premium Pass) recht gewagt erscheint. So fehlen die Franzosen als eine der wichtigsten Kriegsparteien im Hauptspiel, diese kommen erst per DLC. Dafür fühlt sich das Hauptspiel angemessen umfangreich an und bewirkt nicht das Gefühl, man bekäme nur ein Stück der Torte serviert. Mehr als die Hälfte davon ist es aber auch nicht. Der Rest schlägt auf allen Plattformen gewohnt mit knapp 50€ teuer zu Buche. 

Fazit und Wertung

ava2„Battlefield 1 gehört momentan zu den besten Multiplayer – Titeln auf dem Markt und übertrifft die meisten seiner Vorgänger mühelos. Besonders technisch ist der Titel momentan Referenz, sogar trotz Abstrichen auf Konsolen. Wer auf gewaltige Gefechte steht, die dreckig, hart und episch inszeniert sind, kommt am Game nicht vorbei. Außerdem spielt sich die Release – Version dank guter Server überraschend sauber und fair, zumal auch das Balancing gelungen ist und höchstens hier und da noch leicht modifiziert werden muss – besonders was die Panzer angeht, die sind einfach immer noch zu mächtig. Klar kann man hier und da noch Dinge verbessern – aber so, wie es momentan steht, macht Battlefield 1 von der Kampagne bis zum Online – Gefecht unglaublich viel Spaß! Your turn, Call of Duty!“

PRO:

+ Epische Massenschlachten
+ Abwechslungsreiche Karten
+ Klassisches Gameplay dank Rush und Eroberung
+ Gelungen umgesetzte Operationen und Brieftauben – Modus
+ Squad – Gameplay und gut ausbalanciertes Klassensystem
+ Gut inszenierte Kampagne mit Tutorialcharakter
+ Großes Arsenal an Ausrüstung
+ Kriegsanleihen als Währung für neue Ausrüstung
+ Grandiose Schlachtenatmosphäre
+ Übersichtliche, dynamische Karte
+ Technisch Referenzverdächtig
+ Eingängige Steuerung mit Tastatur/Maus (PC) und Controller (Konsolen)
+ Fantastischer Soundtrack
+ Gute Deutsche Sprecher
+ Stabile Server
+ Serverbrowser

CONTRA:

– Ein paar Unzulänglichkeiten in der Menüführung
– Panzer immer noch zu stark
– Etwas hakelige Flugzeugsteuerung
– Ein paar Grafikglitches und Bugs
– Teilweise eigenartiges Ragdoll – Verhalten
– Etwas zu schwache Elite – Einheiten
– Battlepack – Ausschüttung sehr willkürlich 
– Wurfweite von Medikots und Co. überzogen hoch
– Fragwürdige DLC – Politik
– Teilweise stark schwankende Bildrate (Konsolen)

                                        GESAMTWERTUNG:     90%

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