Batman™ – A Telltale Series: Das Finale im Test

                         
                                           Getestet und verfasst von General M

Hinweis: Die erste Episode von Batman ist augenblicklich auf allen Plattformen kostenlos verfügbar.

Wie schnell doch ein halbes Jahr vorübergehen kann! Wie schnell doch ein Jahr vorübergehen kann! Ist 2016 wirklich schon so gut wie zuende? Haben wir gefühlt nicht gestern noch Würstchen und saftige Steaks über Holzkohle gegrillt, einen Sprung vom Zehner im Freibad gewagt oder uns über den Pollenflug beschwert? Wie man es auch dreht und wendet, Fakt ist: 2016 ist tatsächlich in etwas mehr als 2 Wochen Geschichte. Dass es dabei auch ein Jahr Videospielgeschichte war, wird unser Jahresspecial zeitig beweisen. Bis dahin jedoch stürzen wir uns ein letztes Mal in diesem Jahr mit dem dunklen Ritter in den Kampf, testen die finale Episode von Telltales Batman und geben dem Spiel nicht die Wertung, die es braucht, aber jene, die es verdient.

Der Butler war’s.

Nein, das ist zum Glück kein Spoiler auf die Identität von Lady Arkham, die bereits seit Ende der dritten Episode feststeht. Es wäre auch eigenartig, wenn gerade der treue und resolute Butler sich eine solche Identität zulegen würde. Dennoch spielt er wie die meisten bisher auftretenden Charaktere des Spiels eine zentrale Rolle im Finale. Kurzum: Er wird entführt. Natürlich klebt sich Bruce Wayne alias Batman sofort an die Spur der offensichtlichen Kidnapper, in den Ruinen unter Arkham Asylum kommt es dann zum großen Showdown. Vorher gilt es jedoch, den wahnsinnig gewordenen Harvey Dent alias Two-Face zu stoppen (was überraschend kurz in den ersten Minuten der Episode abgefrühstückt wird), eine Aussprache mit Selina Kyle zu suchen (was überraschend kurz und kalt zur Mitte der Episode abgefrühstückt wird) und als Bruce Wayne endgültig seinen guten Ruf zurück zu erlangen (was überraschend kurz am Ende der Episode abgefrühstückt wird).

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Ja, es wird tatsächlich extrem viel gefrühstückt. Die Brötchen sind warm und gebuttert, aber der Aufstrich fällt recht dünn aus. Gerade in Sachen Two-Face hätte ich mir mehr gewünscht als ein einfaches, kurzes Dialoggeplänkel mit offensichtlichem Ausgang. Ebenso hätte der Storyfaden mit Selina etwas mehr Tiefe vertragen können. 

Stärken und Schwächen

Man merkt zu deutlich, dass die finale Episode bis auf ein paar wenige sehr positive Überraschungen (darunter auch am Ende ein zu erwartender Teaser für eine zweite Staffel) zu sehr auf Action und damit die obligatorischen, zu keinem Zeitpunkt fordernden Quicktime – Events ausgelegt ist. Damit ruiniert man teilweise die mir noch immer als grandios in Erinnerung gebliebene Episode 3, da diese eindrucksvoll bewiesen hat, dass Telltale tolles Storytelling beherrscht und spult ein Finale ab, welches in den knapp 2 Stunden Spielzeit zwar viel Batman, aber viel zu wenig Bruce Wayne zeigt. Denn gerade dort, in der Beziehung zwischen Bruce und Alfred sowie dem Konflikt mit Dent und Selina liegen die großen Stärken der Episode, die zu guter letzt aber auch eine glaubwürdige und nachvollziehbare Erklärung für das Verhalten der Bösewichtin liefert. Trotz verschenktem Potenzial und der abseits der Action gewohnt teilnahmslosen Interaktion hat man alle Fäden weitestgehend sinnvoll miteinander verbunden. Das macht die erste Staffel zu einem durchaus runden Genuss, der zum Glück nicht wie Telltale’s Game of Thrones mit einem einfach beschissenen, sondern erwartungsvollen und versöhnlichen Ende aufwartet. Natürlich bietet gerade die Welt von Batman noch massig Potenzial für eine Fortsetzung, diese sollte dann aber stellenweise etwas konsequenter ausfallen.

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Klar, das Spiel hat insgesamt einen positiven Eindruck hinterlassen, bietet aber eben abseits der gelungen umgesetzten Vorlage gewohnte Telltale – Kost, in der der Spieler zumeist nur die Rolle des Statisten einnimmt. Hinzu kommen immer noch Controller – Probleme bei Quicktime – Events (insbesondere die Abschluss – Animation will partout nicht funktionieren), einige teilweise störende Lokalisierungsfehler (Arkham Asylum ist plötzlich Selina’s Wohnung), stellenweise fühlt es sich auch so an, als würde das Telltale – Prinzip die Möglichkeiten der gelungenen Story ausbremsen. Auch bleibt das Spiel einige Antworten schuldig. Was genau hat Selina versucht, mitgehen zu lassen? Wo steckt Cobblepot nach Episode 4? Und wer war der Attentäter am Ende des Spiels?

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Trotzdem gebührt dem Spiel auch Lob. Es hat mich bestens unterhalten, leidet kaum unter Längen und ist darüber hinaus hervorragend vertont. Lediglich die Cell Shading – Optik wirkt mittlerweile ziemlich angestaubt und vermag es nicht, die Action glaubhaft und eindrucksvoll auf den Bildschirm zu bringen. Zwischen normalem HD und 4K – Auflösung scheint es ebenso kaum sichtbare Unterschiede zu geben. Mit einer frischen Technik, die vor allem auch mehr Interaktion mit der Spielewelt, größere Areale und mehr Freiheit zulässt, wäre Batman sicher noch etwas besser weggekommen. So bleibt am Ende ein inhaltlich gelungenes, erzählerisch zumeist gut durchdachtes Spiel, welches in Sachen Preis/Leistung absolut überzeugt und für Gelegenheitsspieler eine gewohnt einfache Platin – Trophäe bietet.

Fazit und Wertung

ava2 „Zwar habe ich mir vom Finale etwas mehr versprochen, dennoch ist es Telltale gelungen, die erste Staffel von Batman zu einem guten Abschluss zu bringen. Große Überraschungen sind jedoch leider ausgeblieben, gerade den Charakteren hätte mehr Zeit und weniger Action sehr gut getan, besonders nach der starken dritten Episode. Trotzdem, abgesehen von einigen Schwächen, wurde das Level konstant gehalten. Telltale’s Batman ist für Fans der Storys um den dunklen Ritter eine absolute Empfehlung, eignet sich aber wie vom Entwickler gewohnt nicht für Fans permanenter und großflächiger Interaktion. Die angestaubte Technik, Lokalisierungsfehler im Text und ein eigenartiger Controller – Bug stehen einer tollen Vertonung gegenüber und einer ansonsten im Rahmen der Möglichkeiten atmosphärischen Inszenierung gegenüber.“

PRO:

+ Gelungen eingefangenes Setting der Comic – Vorlage
+ Starke Charaktere mit nachvollziehbaren Motiven
+ Toller Kontrast zwischen Bruce Wayne und Batman
+ Fairer Umfang für den Budget – Preis
+ Bietet durchaus starke und emotionale Momente
+ Gute (englische) Vertonung
+ Atmosphärischer Soundtrack mit starkem Leitmotiv
+ Eingängige Bedienung
+ Fair gesetzte Checkpoints


CONTRA:

– Altbackene Technik
– Kaum Bewegungsfreiheit
– Lässt Fragen offen
– Nebenhandlung wird im Finale recht schnell abgefertigt
– Entscheidungen wirken sich nicht stark genug auf das Spiel aus…
– …daher recht geringer Wiederspielwert
– Schwankende Episodenqualität
– Spielerischer Anspruch quasi nicht vorhanden
– Lokalisierungsfehler
– Der Controller – Bug 
– Kämpfe bestehen ausschließlich aus Quicktime – Events

                                                    GESAMTWERTUNG:     72%

 Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
 
©2016 Wrestling-Point.de/M-Review

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