Horizon: Zero Dawn™ – Edles Exklusive

                                          Getestet und verfasst von General M

Ja, ich weiß…im Grunde ist es etwas spät, um noch einen Test zu Horizon: Zero Dawn zu bringen. Vom großen Magazin bis zur einfachen Tageszeitung hat sich in den zwei Wochen seit Release nahezu jeder mit dem Spiel befasst. Unser neuer Deal mit Sony kam leider etwas spät zustande und daher können wir unseren Testbericht erst jetzt bringen. Das soll dem fertigen Bericht jedoch nicht seine Wertigkeit rauben, immerhin gibt es da draußen tatsächlich einige Leser, welche viel Wert auf mein Urteil legen. Dafür bin ich ebenso dankbar wie für die Tatsache, dieses Spiel testen zu dürfen. Das Ergebnis lest ihr im folgenden Testbericht.

Zurück zu den Wurzeln

Dass die Europäer längst spitzenklasse AAA – Titel produzieren können, weiß selbst der uninformierteste Gamer seit dem grandiosen (und immer noch anhaltenden) Erfolg von The Witcher 3. Das kommt nämlich aus Polen. Aber auch die Holländer, gerade doch sehr präsent in den Schlagzeilen des Tagesgeschehens, gehören seit Jahren zu den Produzenten erstklassiger Hochglanztitel. Besonders hervorheben sollte man die Jungs und Mädels der Spieleschmiede Guerilla Games. Die haben sich bereits auf der PlayStation 2 mit Killzone einen Namen gemacht und das Franchise auch auf PlayStation 3 und 4 fortgeführt. Da war die Ankündigung vor 2 Jahren, dass man etwas gänzlich neues plane, durchaus Frohlocken wert. Seit Anfang März ist es also soweit, Horizon: Zero Dawn steht exklusiv für die PlayStation 4 in den Regalen. Erzählt wird die Geschichte der jungen Aloy, die sich in einer postapokalyptischen Welt mit gewaltigen Maschinenwesen und feindlich gesinnten Stämmen auseinandersetzen muss, während sie dabei versucht, das Mysterium um ihre eigene Identität zu lüften. Der erzählerische Ansatz ist dabei extrem gut gelungen und beweist, dass die Holländer in Sachen Charakterdarstellung weit mehr können, als sie bisher mit Killzone gezeigt haben. Man begleitet die junge Rothaarige von Kindesbeinen an und zeigt, wie sie als Ausgestoßene und Mutterlose mit ihrem Ziehvater Rost in der Wildnis lebt und das Handwerk eines Jägers und Kriegers erlernt. Das tut der Geschichte sehr gut, da man so umso mehr eine grundlegende Sympathie und Identifikation mit Aloy aufbaut, welche den Spieler bis ans Ende der mit 25-30 Stunden langen Hauptgeschichte begleitet. Man erfährt vieles über ihre innere Unsicherheit, die angeborene Neugierde und eben den Konflikt mit den Angehörigen der anderen Stämme, welche Aloy meiden und sogar attackieren. Auf die zahlreichen Fragen über ihre Herkunft erhält sie erst spät Antworten. Wichtige Informationen über den Ursprung dieser mysteriösen Welt, welche einst von einer hochzivilisierten Spezies bevölkert wurden, ebenso warum die Welt heute wieder in steinzeitlichen Verhältnissen verharrt und auch über die Herkunft der Maschinenwesen verraten die zahlreichen Nebenquests. Diese bieten zwar recht geringen spielerischen Anspruch, die gute Storyführung macht das aber locker wett. 

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  Die Spielewelt ist nicht nur von Maschinen, sondern auch von feindlichen Stämmen bevölkert.

Die Hauptgeschichte dagegen weiß nahezu stets zu überzeugen und bietet nur wenig Leerlauf. Dabei warten auf den Spieler ein paar emotionale Momente und Twists im Plot. Auch gibt es viele Momente, in denen man Aloys Reaktion auf das Erlebte steuern kann. Wählen wir einen klugen Weg? Entscheiden wir uns für offensive Reaktionen? Oder schlagen wir einen emotionalen Pfad ein? Zwar beeinflussen diese Entscheidungen den Ausgang der Geschichte nicht sonderlich, auch mehrere Enden basierend auf diesen Entscheidungen kann man nicht erwarten. Und doch bietet das System ein gewisses Maß an Befriedigung dadurch, dass man jederzeit das Gefühl hat, wenigstens die Persönlichkeit Aloys bestimmen zu dürfen. 

Willkommen im Jurassic Primal Park!

Bis man erstmals alleine die gesamte Welt erkunden kann, vergeht genügend Zeit, um sich mit den Spielmechaniken vertraut zu machen. Gerade Aloys Jugend dient dabei als wichtiges Tutorial, in welchem uns Ziehvater Rost mit den Grundlagen der Bedienung und der Jagd an sich vertraut macht. Dazu gehört auch das Sammeln überlebenswichtiger Ressourcen, wie zum Beispiel Heilpflanzen und Materialien zum Crafting. Denn obwohl Aloys Hauptwaffen der Bogen und ein Speer sind, gibt es viele weitere Waffen und nützliche Hilfsmittel, mit denen die Jagd auf die gewaltigen Maschinen etwas einfacher gestaltet werden kann. Schade ist nur, dass manche Gadgets gefühlt viel zu spät ins Spiel eingeführt werden, obwohl es viel Spaß gemacht hätte, bereits am Anfang mit diversen Fallentypen und Co. experimentieren zu können. Auch der Talentbaum, der sich aus drei Unterkategorien zusammensetzt und jeweils 12 neue Fähigkeiten bietet, wirkt nicht ganz ausgereift, da zwei der drei Talentbäume kaum nützliche Talente bieten und das Spiel auf den ersten beiden Schwierigkeitsgraden sowieso viel zu einfach zu meistern ist, als das man auf solche Talente überhaupt zwingend zurückgreifen muss. Nicht falsch verstehen, die Bossgegner bieten durchaus Herausforderungen, von denen gibt es aber einfach viel zu wenige. So bietet erst der schwere Schwierigkeitsgrad ein forderndes Erlebnis, während der Hobbygamer wohl glücklich darüber sein wird, dass auf Einfach und Normal quasi nichts wirklich herausfordernd erscheint. Hinzu kommt, dass das Spiel nebenbei eine solche Masse an Hilfen bietet, dass man sich ohnehin die Frage stellen muss, warum beispielsweise Collectibles im Spiel versteckt sind, wenn diese durch unglaublich billige Karten allesamt zügig aufgespürt werden können. Darunter sogar eine Rüstung, welche Aloy unbesiegbar macht. Auch ist die Beuteausschüttung so massiv, dass es einem eigentlich nie an Ressourcen mangelt. Hier hätte ich mir insgesamt ein etwas besser strukturiertes Balancing gewünscht. 

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    Die Kämpfe erfordern je nach Gegner Vorbereitung und Taktik, der Anspruch fehlt dennoch.

Ein weiteres wertvolles Hilfsmittel ist Aloys Fokus. Durch ein kleines Artefakt, welches sie in jungen Jahren in einer Höhle gefunden hat, bekommt sie zahlreiche Informationen über Flora und Fauna angezeigt, die anderen nicht auffallen. So kann sie die Marschrouten der Gegner verfolgen und Analysten über Stärken und Schwächen im Kampf gegen die Monster sammeln (von denen sich manche später sogar reiten lassen). Das hilft beim taktischen Vorgehen, vereinfacht das Gameplay aber nur noch mehr. Man muss fast sagen, dass Guerilla Games es in Sachen Spielhilfen etwas zu gut gemeint hat. Weniger gut gelungen ist dagegen die K.I. Zwar haben die größten Kolosse unter den Maschinen durchaus ein mächtiges Fähigkeitenarsenal in Petto, manche können einen sogar in Sekundenschnelle erledigen, wenn man nicht richtig vorbereitet ist, dafür muss man die menschlichen Gegner stellenweise wirklich als dämlich bezeichnen. Geht es mal darum, ein feindliches Lager auszuheben, kann man zwar wie in Far Cry vorher einen Alarm deaktivieren, die dortigen Gegner haben einer übermächtigen Aloy aber sowieso kaum etwas entgegen zu setzen. Mit dem richtigen Bogen kann das halbe Lager ausgeschaltet werden, ohne dass man je gezwungen ist, sich in den Nahkampf zu wagen. Auf Leichen reagieren die Feinde ebenfalls nicht angemessen. Noch ein Minuspunkt für den spielerischen Anspruch. 

Wir haben einen Sieger! 

Womit das Spiel jedoch wahrlich überzeugen kann, ist die Technik. Die Landschaften sind lebendig und atemberaubend in Szene gesetzt. Tatsächlich gibt es momentan in der gesamten Konsolengeneration kein schöneres Spiel. Selbst Uncharted 4 kann meiner Ansicht nach grafisch nicht mit Horizon mithalten, wenigstens aber ist es ebenbürtig. Sämtliche Kleidung ist in Bewegung, Gräser reagieren physikalisch korrekt. Es gibt Spuren im Schnee, ein tolles Wettersystem und durch die zahlreichen zufälligen Events im Spiel gibt es eigentlich keine langweiligen Momente. Wenn man zum ersten Mal eine Aussicht über die Map genießt, möchte man dort verharren, mit dem gelungenen Fotomodus experimentieren und sich gerlinde gesagt einen auf diese Schönheit von Spiel runterholen. Die hervorragenden Tag – Nacht – Zyklen reihen sich in diese Aufzählung natürlich auch noch ein. Was The Witcher 3 für PC – Spieler mit potenter Hardware ist, wird voraussichtlich auf lange Zeit Horizon für die aktuelle Konsolengeneration sein. Eben ein atmosphärisch grandioser, inhaltlich toll erzählter Titel, an den man sich erinnern wird. Den Holländern ist es gelungen, sämtliche Versprechungen von einer neuen, futuristischen Spielwelt zu erfüllen. Das ist auch dem grandiosen Art Design der Maschinenwesen zuzuschreiben, welche angefangen bei kleineren Kreaturen bis hin zu den wirklich eindrucksvollen Wesen toll gestaltet sind und einem oftmals Ehrfurcht abverlangen, wenn man ihnen zu nahe kommt, oder sie einfach aus der Ferne beobachtet.  Die Performance bleibt dabei meist immer im grünen Bereich und läuft mit stabilen 30 Bildern pro Sekunde. Laut diverser Analysen schenken sich PlayStation 4 und das Pro – Modell dabei kaum Unterschiede – beide Systeme bieten nahezu die gleiche Erfahrung, wobei der Titel auf dem Pro – Modell mit einem entsprechenden TV – Gerät dank HDR noch lebendigere Farbgebungen ermöglicht.  

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           Das Spiel gehört technisch zu den schönsten Titeln der aktuellen Generation.

Auch bei der Vertonung hat man sich viel Mühe gegeben. Die Deutschen Sprecher sind bis in die Nebenrollen toll besetzt und leisten allesamt hervorragende Arbeit. Der fantastische Soundtrack überzeugt ebenfalls auf ganzer Bahn. Hier hört der Fan die Beteiligung von Hauskomponist Joris de Man heraus, welcher auch für die epischen Killzone – Soundtracks (mit Ausnahme von Shadow Fall) verantwortlich gewesen ist. Alles in allem ist es Guerilla Games wahrlich gelungen, ein grafisch unglaublich imposantes Spektakel abzuliefern, um welches einen PC -, XBOX – und Nintendo – Spieler nur beneiden können. Fakt ist: Wer bisher nach einem guten Grund gesucht hat, sich eine PlayStation 4 zuzulegen, hat ihn spätestens jetzt gefunden. Die Bedienung geht gut von der Hand, ist sinnvoll strukturiert und ermöglicht Aloy ein präzises Fortbewegen in der großen weiten Welt. 

Fazit und Wertung

ava2 „Die Technik von Horizon weiß restlos zu überzeugen. Nichts anderes durfte von man von Guerilla Games nach Krachern wir Killzone erwarten. Aber auch inhaltlich gelingt es, eine packende Geschichte zu erzählen. Mit Aloy präsentiert man zudem eine interessante neue Heldin in der Welt der Videospiele, welche sich durchaus mit Größen wie Lara Croft und Ellie messen kann. In der Kampagne gibt es viel zu sehen, viel zu erleben und immer auch mal eine Freikarte für den Feel – Train. Dem gegenüber steht allerdings ein spielerisch extrem geringer Anspruch, der unter den zahlreichen Hilfen eher leidet als profitiert. Ob es nun der mächtige Fokus ist, die ünermäßig vielen Ressourcen oder die dank billiger Karten leicht auffindbaren Rüstungen und Sammelobjekte: Wer wenigstens ein bisschen Anspruch möchte, sollte dringend auf Schwer spielen. Alle anderen werden sich wohl einfach nur an der Schönheit der Spielewelt erfreuen. Und an einer recht einfachen Platintrophäe. Dennoch, mit Horizon ist ein neues Franchise entstanden, welches sich letztendlich aber an vielen Mechaniken bekannter Genrevertreter bedient und noch viel Potenzial mit sich bringt, seinen eigenen Fußabdruck in der Geschichte des Gamings zu hinterlassen. Hut ab!“

PRO:

+ Grandios designte Spielewelt
+ Flüssige Performance
+ Lebendige Flora und Fauna, inklusive Tag- Nachtzyklen und Wetterwechseln
+ Viel Liebe zum Detail
+ Sympathische Heldin
+ Umfangreiche, gut erzählte Hauptgeschichte
+ Nebenquests offenbaren Informationen zur Lore
+ Viele Sammelobjekte
+ Tolle Deutsche Sprecher
+ Hervorragende Musikuntermalung
+ Eingängliche Bedienung
+ Bestiarium
+ Nützlicher Fokus
+ Crafting fügt sich sinnvoll ins Geschehen ein
+ Verzicht auf unnötigen Mehrspieler – Schnickschnack und Mikrotransaktionen

CONTRA:

– Abseits der großen Kolosse schnell übermächtige Heldin
– Extrem viele Hilfen rauben spielerischen Anspruch
– Auf Einfach und Normal viel zu leicht
– Viele Talente im Talentbaum überflüssig
– Manche Spielmechaniken werden zu spät eingeführt
– Menschliche Gegner teilweise strohdoof

                                                 GESAMTWERTUNG:     89%

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