Injustice 2™ – „Royal Rumble á la DC“

                                            Getestet und verfasst von General M

Wenn sich die Helden und Schurken aus dem DC – Universum allesamt gegenseitig an die Gurgel gehen, klingt das auf den ersten Blick wie der Traum eines jeden Comic – Fans. Dass dieses Szenario allerdings auch in Form eines Videospiels funktioniert, hat Entwickler NetherRealm bereits vor ein paar Jahren mit Injustice bewiesen. Der Titel wusste trotz kleiner Macken zu überzeugen, die „harmlosere Alternative zu Mortal Kombat“ fand von seinen Ursprüngen auf PlayStation 3 und XBOX 360 in verbesserter Version auch den Weg auf die aktuelle Konsolengeneration sowie den PC. Nun steht Teil 2 in den Startlöchern, vorerst ausschließlich für PlayStation 4 und XBOX One. Wir sind mit dem DC – Roster in den Kampf gezogen – wie gut ist Teil 2 wirklich?

Zwischen Aliens und Affen

Nach den Ereignissen aus Teil 1 steht es nicht gerade gut um den Zustand der Erde. Nachdem es Batman und seinen Verbündeten gelang, den auf Abwegen geratenen Superman zu besiegen, macht sich eine neue Gruppe daran, die Herrschaft an sich zu reißen. Angeführt von Gorilla Grodd formiert sich eine schlafkräftige Truppe aus Schurken wie Bane, Scarecrow und Co. um den fiesen Primaten, was für den Dunklen Ritter und seine Allierten natürlich wieder allerhand Arbeit bedeutet. Und als wäre das noch nicht genug, lauert Superschurke Brainiac im Verborgenen und verfolgt noch wesentlich gefährlichere Pläne. Bei so vielen bösen Absichten muss Batman Freunde und Feinde an einen Tisch bringen…

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                       Oberfiesling Brainiac verlangt den zerstrittenen Helden alles ab. 

Dass die Handlung der knapp 6-7 Stunden langen Einzelspielerkampagne im Grunde nur darauf abzielt, eine Schlägerei nach der anderen halbwegs nachvollziehbar zu erklären, wird niemanden groß überraschen. Trotzdem wurde die eher belanglose Geschichte im Rahmen des Möglichen durchaus gut und sehr actionreich inszeniert und weiß dank viel Humor sehr zu unterhalten. Besonders die Zwischensequenzen sind klasse in Szene gesetzt und gehen ohne Ladezeiten direkt in die jeweiligen Kämpfe über. Dennoch kommt die Kampagne nicht über einen umfangreichen Tutorialcharakter hinaus. Zwar wird man auch vor dem ersten Spielstart nach Wunsch in einem ausführlichen Tutorial angeleitet, der Single Player bietet dafür eine hervorragende Basis, um das Erlernte zu festigen und sich für das eigentliche Herzstück des Spiels zu wappnen: Den Mehrspielermodus. Im sogenannten Multiversum stehen täglich verschiedene Herausforderungen bereit, die es zu bewältigen gilt. Als Belohnung winken Lootboxen, die neue Ausrüstungsgegenstände für die insgesamt 28 Charaktere bereitstellen. Damit lassen sich nicht nur diverse Grundwerte verbessern, legendäre Beute verändert zusätzlich das Aussehen des Charakters. Wer ganze Sets sammelt, darf sich über weitere Boni freuen. All das verleiht dem Prügler eine interessante und motivierende RPG – Komponente, die allerdings so gut durchdacht wurde, dass schwächeren Charakteren im direkten Gefecht gegen andere Spieler aus der ganzen Welt kein Nachteil entsteht, da der Server immer nur gleichstarke Kontrahenten in eine Arena wirft.

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                       Das Multiversum ist das spielerische Herzstück von Injustice 2. 

Bisher hatte ich dank der stabilen Server viel Spaß im Multiverse. Es ist sogar möglich, dass sich mehrere Spieler in Gilden organisieren und sich bestimmten Challenges gemeinsam annehmen. Mehrere Planeten, Beute, Gilden…Injustice 2 ist im Grunde das Destiny der Beat ´em Up – Unterhaltung. Und das funktioniert überraschend gut!

Feinjustierung

Die wenige Kritik am Vorgänger hat sich der Entwickler zu Herzen genommen und besonders den zentralen Spielaspekt, nämlich den Kampf, nochmals verbessert. Das Gameplay fühlt sich spürbar geschmeidiger an und ermöglicht nun noch flüssigere Aneinanderreihungen diverser Attacken. Dabei bleibt Injustice 2 einsteigerfreundlich und erfordert keine jahrelange Erfahrung als Genreprofi. Alles wird wie bereits erwähnt in Ruhe erklärt, sämtliche Manöver können jederzeit erprobt und nachgeschlagen werden. Die 28 verfügbaren Kämpfer wirken zudem erfreulich vielfältig und kommen allesamt mit eigenen Angriffen und speziellen Moves daher, die allesamt eindrucksvoll dargestellt werden. Wenn zum Beispiel Flash seine Feinde durch mehrere Epochen prügelt, oder Aquaman den Raum flutet, nur um dann einen Magalodon zu entfesseln, geht einem schon mal leicht einer ab. All diese speziellen Fähigkeiten laden sich über das Super Meter auf. Ob man nun Schaden austeilt, oder welchen einsteckt, ein gut abgepasster Moment kann ein Match gänzlich wenden. Dank der neuen Clash – Mechanik können sogar im Spiel Teile des Super Meters verwettet werden. Wenn man mehr als der Gegner wagt, erhält man Gesundheit zurück, verliert man die Wette, bekommt man welche abgezogen. Auch diese Momente fügen sich prima ins Geschehen ein.

Natürlich dürfen wir auch die Schauplätze nicht außer Acht lassen. Zwar verfügen die insgesamt 12 Arenen wie im Vorgänger über mehrere Areale, ein paar zusätzliche Karten wären aber wünschenswert gesehen. Die vorhandenen Arenen wurden dagegen wie die Charaktere an sich toll in Szene gesetzt. Großes Lob kann man nur den exzellenten Gesichtsanimationen zusprechen, welche sich qualitativ beinahe mit den momentanen Spitzenreitern Uncharted 4 und Horizon: Zero Dawn messen können. Wenigstens im Genre darf sich Injustice 2 dafür die Goldkrone aufsetzen. 

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                                              Superman hat seine Gegner fest im Griff.

Die technische Seite des Spiels verdient ebenfalls Anerkennung. NetherRealm spielt seine Erfahrung mit der eigentlich schon etwas betagten Unreal Engine 3 aus und präsentiert ein jederzeit absolut flüssiges Geschehehen in nativem Full HD und butterweichen 60 Frames pro Sekunde. Zwar leiden beide Konsolen unter leichtem Kantenflimmern an allen Ecken, das tut dem Spektakel allerdings keinen Abbruch. Man hat das Maximum aus der Technik rausgekitzelt, allerdings wäre mit der aktuellsten Version der Unreal Engine sicher noch ein bisschen mehr möglich gewesen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie sich die mit Sicherheit später erscheinende PC – Version schlagen wird. Dann werden wir das Ganze nochmal detailliert unter nativem 4K beleuchten. Das Gezeigte wird durch einen gelungenen, atmosphärischen Soundtrack untermalt, auch die Deutschen Sprecher können überzeugen. Auch auf technischer Ebene gibt es also nur wenig zu meckern. Nahezu überflüssig zu erwähnen, dass auch die Bedienung wunderbar von der Hand geht.

Zu guter letzt möchte ich allerdings einen für mich wichtigen Kritikpunkt anführen: Während Vorbesteller den Charakter Darkseid gratis erhalten, sind alle weiteren Charaktere in der Zukunft wie schon bei Mortal Kombat X kostenpflichtig. Ein erstes Paket mit drei neuen Kämpfern wurde bereits vor Release des Hauptspiels angekündigt, zwei weitere Pakete werden in Zukunft enthüllt werden. Auch hier sind dann drei neue Kämpfer pro Paket enthalten, damit steigt das Roster auf 37 an. Ich vermisse die Zeiten eines Tekken 3, wo man Charaktere durchs Spielen freigeschaltet hat, nicht durch den Inhalt seiner Brieftasche. Klar, die DLC – Politik ist Heute längst lästiger Standard, aber gerade Kampfspiele sollten wie früher eher dadurch motivieren, Charaktere im Spiel durch Progress zu gewinnen. So muss man als Komplettist neben dem ohnehin schon teuren Hauptspiel sicher noch mal weitere 30-45€ investieren, um das Roster zu komplettieren. Dann doch lieber auf die wie sonst auch erscheinende Complete Edition warten, die irgendwann zum günstigen Preis mit allen Inhalten auf der Disc erscheinen wird. 

Fazit und Wertung

ava2 „Wer die Wartezeit bis TEKKEN 7 überbrücken will und zudem längst vom letzten Street Fighter gelangweilt ist, wird mit Injustice 2 seine helle Freude haben. Das in nahezu jeder Hinsicht sinnvoll verbesserte Gameplay begeistert, auch das Multiverse als zentrales Herzstück des Spiels weiß zu überzeugen. Hinzu kommt eine motivierende Jagd nach neuer Ausrüstung, ein Gildensystem und vieles mehr. Die humorvoll inszenierte, kurzweilige Single Player – Kampagne gibt es als Schmankerl obendrauf. Kritik gibt es nur wenig, abgesehen davon, dass man sich am Gezeigten mangels Abwechslung schnell etwas sattgesehen hat und weitere Charaktere nur in DLC – Form und dann entsprechend kostenpflichtig erhältlich sind. 

PRO:

+ Hervorragende Inszenierung
+ Absolut flüssige Bildrate bei nativem Full HD
+ Umfangreiches Arsenal an Kämpfern…
+ …die allesamt über eigene Fähigkeiten verfügen
+ Sinnvoll verbessertes Gameplay mit vielen kleinen Neuerungen
+ Gelungene Gesichtsanimationen
+ Kurzweilige, spaßige Kampagne
+ Klug durchdachter Multiverse – Modus
+ Gildenbildung
+ Motivierende Jagd nach neuer Ausrüstung
+ Sehr gutes Balancing
+ Insgesamt sehr umfangreich
+ Gute Deutsche Sprecher
+ Passender Soundtrack, der sich je nach Geschehen dynamisch anpasst
+ Für Einsteiger und Profis gleichermaßen geeignet
+ Geschmeidige Bedienung

CONTRA:

– Fragwürdige DLC – Politik
– Recht belanglose Story
– Kampagne hat nur gehobenen Tutorialcharakter
– Nur 12 Arenen
– Keine eigenen Charaktere erstellbar
– Wahrnehmbares Kantenflimmern
– Pro Charakter nur ein Special Move
– Gezeigtes fühlt sich recht schnell routiniert an

                                                  GESAMTWERTUNG:     84%

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