TEKKEN 7™ – Der Injustice – Killer?

                                         Getestet und verfasst von General M

Hach, man muss ja zugeben, dass die letzten Wochen in Sachen Releases sehr mager waren. Aber allgemein bieten die ersten beiden Jahresquartale ohnehin nur selten das Programm, welches von Sommer bis Winter präsentiert wird. Während sich dann im November zumeist die Shooter gegenseitig den Rang ablaufen, sind Mai und Juni dieses Jahr für Fans von Arcade – Prüglern viel interessanter, immerhin wusste Injustice 2 im letzten Monat im Test sehr zu überzeugen. Da die „Dead or Alive“ – Reihe von Fans seit langer Zeit als tot erachtet wird und die Mortal Kombat – Reihe aus dem gleichen Studio kommt, muss man sich die Frage nach ernsthafter Konkurrenz stellen. Die Antwort darauf lautet TEKKEN 7. Fast 5 Jahre liegt der letzte Teil der Reihe zurück, seinerzeit noch auf den Last Gen – Konsolen. Wir haben PC- und PS4 – Version getestet. Kann der Klassiker dem aktuellen Platzhirsch das Wasser reichen?

Heihachi! Gesundheit! 

Während sich die Vorgänger meistens damit begnügt haben, im Rahmen eines recht lose zusammenhängenden Arcade – Modus jeweils kleinere, charakterspezifische Geschichten zu erzählen, inszeniert T7 einen actionreichen Story Modus rund um Heihachi Mishima´s Begehren, die Kontrolle über seine Firma zurück zu erlangen und die ein oder andere Rechnung der Vergangenheit zu begleichen. Gleichzeitig muss er sich mit dem noch immer nachhaltigen Aufbegehren von Enkel Jin Kazama behaupten und, als wäre das nicht schon genug, auch noch der Rache von Sohnemann Kazuya entkommen, den er in jungen Jahren von einer Klippe geworfen hat. Dass der bekannte Charakter mit der ikonischen Blitzglatze alles ist, nur kein Guter, sollte Serienveteranen natürlich bekannt sein. Wie all das am Ende ausgeht, wird natürlich nicht verraten. Es ist aber durchaus treffend, wenn Publisher BandaiNamco vom Ende einer Ära spricht.

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              Wird der Wurf von der Klippe dem alten Heihachi am Ende zum Verhängnis?

Erzählt wird aus der Perspektive eines Reporters, welcher im von Jin angezettelten Weltkrieg seine ganze Familie verloren hat und nun die Geschichte der Story in Form einer Reportage aufarbeitet. Zwar sind die Hintergründe um den Reporter eher eine passive Nebenhandlung, die auch anders als die eigentliche Geschichte nicht in Spielgrafik, sondern in Form von handgemachten Animationen erzählt wird, dennoch gelangt die sonst eher oberflächlich inszenierte Geschichte so wenigstens zu etwas emotionaler Tiefe. Tatsächlich muss man sagen, dass trotz aller Bemühungen nicht ganz an die Kampagne von Injustice 2 gelangt wird, da diese sich wesentlich weniger ernst nimmt und viele Oberflächlichkeiten durch Humor und Charakterzeichung ausgeglichen wird. T7 mangelt es an beidem. Große Überraschungen sollte man, abseits vom Finale, nicht erwarten. 

Entdecke die Möglichkeiten!

Überzeugender ist da schon der allgemeine Umfang, der zwar genretypisch wenig Neues zu bieten hat, dafür aber Bewährtes nahezu perfektioniert. Unter der starken Riege aus insgesamt 38 spielbaren Charakteren (kombiniert aus sämtlichen Formen etc.), von denen ein Großteil der Reihe mittlerweile zum Inventar gehört, finden sich auch 10 neue Charaktere, sowie der ein oder andere Gaststar aus CAPCOM´s Street Fighter – Reihe, die im weiteren Spielverlauf freigeschaltet werden können. Neben bekannten Recken wie Yoshimitsu, Paul, Eddie Gordo und vielen mehr finden sich aber auch absurde Gestalten wie der Panda wieder. Mit der einsteigerfreundlichen Katarina Alves, Mangafan Lucky Chloe und anderen Neulingen ergibt sich eine durch die Bahn gelungene Auswahl, der es an nichts mangelt.

20170605202352 1          Das Roster von TEKKEN 7 bietet eine ausgewogene Mischung aus Alt und Neu. 

Zwei weitere kostenpflichtige Charaktere werden in Zukunft nachgereicht werden, mit dem Gebotenen ist aber auch der zahlungsunwillige Zocker sicher glücklich zu stellen. Wie bereits erwähnt sollte man in Sachen Spielmodi nichts Neues erwarten. Leider mangelt es T7 wie auch Injustice 2 gleichermaßen an genügend Arenen. Neben klassischen Auswahlmöglichkeiten wie Arcade, Training und Co. ist lediglich der Treasure Kampf. Hier tritt man in einer Reihe von Matches gegen die CPU an und erkämpft sich mit jedem Sieg spezielle Beutekisten, die allerhand optische Accessoires erhalten, mit denen man die Hauptcharaktere ganz nach Belieben verschönern kann. Im Gegensatz zu Injustice 2 bleiben die jeweiligen Attribute und Fähigkeiten davon aber unbeeinflusst. Sämtliche Gegenstände sind rein kosmetischer Natur und im Grunde nicht zwingend erforderlich. Andererseits gibt es so vieles anzupassen, dass die unkomplizierte Jagd nach Truhen einen eine ganze Weile motivieren kann. Ebenso wichtig ist natürlich auch die Ausschüttung von Ingame – Währung, welche außerhalb der Story nahezu überall zu verdienen ist. Damit kann man sich ebenso neue Items zulegen, ja sogar die Leiste mit den Lebenspunkten und vieles mehr ganz nach Belieben verschönern. So kann man sich in Sachen Interface und Charakterdesign ein TEKKEN ganz nach persönlichem Geschmack erschaffen. Das gilt übrigens auch für die Schwierigkeitsstufe, die in drei Varianten daherkommt und so sowohl absoluten Neulingen als auch Profis genau das Erlebnis bietet, welches sie vom Spiel erwarten. 

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              Der Charaktereditor bietet unzählige Möglichkeiten für aberwitzige Kreationen. 

Lobenswert: Die Ausschüttung der virtuellen Währung ist absolut fair, zumal man zum Spielstart satte 3 Millionen Münzen frei Haus erhält, mit denen bereits einiges möglich ist. Auf Mikrotransaktionen und käufliche Lootboxen hat man hier zum Glück bewusst verzichtet. Am Editor selbst darf sich beispielsweise die WWE 2K – Reihe gerne ein Beispiel nehmen, denn seltener ging das Editieren im Allgemein unkomplizierter und zugänglicher von Händen als bei T7. 

Wer sich alleine oder gegen einen Freund durch sämtliche Modi geprügelt hat, kann sich online gegen die ganze Welt austoben. Dank des fairen Matchmakings und der angenehmen Reglementierungen können auch Einsteiger mal einen Blick wagen, ohne gleich fürchten zu müssen, von Profis in Grund und Boden geprügelt zu werden. Dafür sorgt die wohlbedachte Matchsuche samt zahlreicher Feinjustierungen. Auch der Netcode arbeitet sauber, Abbrüche und Co. waren während meinen Testmatches weder auf PC, noch auf Konsole feststellbar. Schade: Der Turniermodus ist nur online verfügbar und kann dementsprechend nicht von mehreren Personen an einer Konsole bespielt werden. So ein Modus wäre auch Offline sehr wünschenswert gewesen. 

Die Technik von TEKKEN

Während Konkurrent Injustice 2 noch auf der Unreal Engine 3 basiert, hat Bandai Namco TEKKEN 7 auf der Unreal Engine 4 aufgebaut, was in manchen Momenten mal deutlicher, in anderen Momenten aber auch weniger deutlich spürbar ist. Zuerst jedoch zum wichtigsten Punkt: Die Optimierung ist auf allen Plattformen exzellent gelungen, sogar das Debut auf dem PC ist nahezu makellos. Dank der zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten lässt sich der Titel sogar auf sehr alten Rechenknechten mühelos flüssig zum Laufen bringen, wobei Geschwindigkeit dann natürlich sehr stark auf Kosten der Qualität geht. Potente PC´s dagegen können auch auf maximalen Einstellungen bis zu nativem 4K sorgenlos absolut flüssiges Gameplay gelesen. Zusätzlich bietet nur der PC optionale, in drei Stufen konfigurierbare Bewegungsunschärfe. 

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   TEKKEN 7 kann technisch auf allen Systemen überzeugen. Kleinere Mankos bleiben jedoch.

Sämtliche Screenshots dieses Reviews stammen übrigens direkt aus der maximierten PC – Version. Die Konsole steht dahinter aber nur wenig zurück. Zwar sieht die PS 4 – Version noch einen kleinen Ticken besser aus als das XBOX – Pädant, aber auch hier werden butterweiche 60 Bilder pro Sekunde erreicht, Einbrüche in der Bildrate waren nicht festzustellen. Das Gesamtergebnis ist daher in Sachen Beleuchtung und Kantenglättung durchaus schöner als Injustice 2, dieses gewinnt jedoch dank seiner hervorragenden Gesichtsanimationen und den insgesamt etwas schöner gestalteten Charakteren ebenfalls einen Punkt. Auch zeigt T7 hier und da etwas schwache Hintergründe und Texturen, auch vermisst man beispielsweise im Schneelevel korrekt animierte Spuren, aber das alles ist für einen Vertreter dieses Genres eher Meckern auf hohem Niveau. Fakt ist, TEKKEN 7 kann auf jeder Plattform bedenkenlos empfohlen werden. Der Einstand auf dem PC ist ebenfalls exzellent gelungen und unterstützt hierbei überdies auch nahezu sämtlichen auf dem Markt erhältlichen Gamepads, Sticks und Co. 

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      Sogar Heihachi Michima´s Ehefrau ist mit von der Partie. Familientreffen par excellence. 

Das bringt uns zu der üblichen Frage der Bedienung. Auch hier gibt es keinen Grund zur Sorge, die Steuerung ist flüssig, klassisch und einsteigerfreundlich. Letzteres darf man auch den ausreichend gestalteten Tutorials verdanken, welche einem einen guten Überblick über die einzelnen Mechaniken verschaffen. Da man jedes Eingabgerät zu 100% komplett frei konfigurieren kann, lässt sich sogar mit der Tastatur eine annehmbare Bedienung erreichen, wobei ein Gamepad natürlich dennoch die bevorzugte Wahl sein sollte. 

Weniger gelungen ist in meinen Augen (bzw. Ohren) die musikalische Untermalung, die in meinen Augen eher zu einem japanischen Rennspiel passt, weniger aber zu einem actionreichen Beat ´em Up. Dafür können die englischen, bzw. japanischen Sprecher überzeugen. Eine Deutsche Synchronisation gibt es nicht, die entsprechenden Bildschirmtexte wurden aber sauber übersetzt.

Fazit und Wertung 

ava2 „TEKKEN 7 bietet insgesamt ein umfangreiches Paket, welches qualitativ besonders im Story Modus mit Schwächen daherkommt, ansonsten aber klassisches Gameplay bietet, ohne dabei zu viel Neues zu wagen. Die hervorragend in Szene gesetzten, gut ausbalancierten Kämpfe wissen abermals zu begeistern, das Roster ist angenehm groß, die Schatzsuche motiviert und auch online gibt es allerhand zu erledigen. Zwar fehlt es an der Innovation von Gildensystem und RPG – Elementen, welche Injustice 2 auszeichnen, am Ende bleibt aber dennoch ein sehr guter Arcade Prügler. Zudem ist die Optimierung auf allen Plattformen absolut gelungen. Es bleibt also am Ende ganz dem Spieler überlassen, welchen Prügler er sich ins Haus holt. TEKKEN 7 ist ein gelungenes Spiel geworden, welches am Ende nur minimale Makel aufweist.“ 

PRO:

+ Furioser Abschluss der Michima – Geschichte
+ Insgesamt 38 spielbare Charaktere
+ Hervorragend ausbalancierte Kämpfe
+ Technisch exzellent auf allen Plattformen optimiert
+ Motivierende Kistenjagd
+ Faire Ausschüttung der Ingame – Währung/Keine Mikrotransaktionen oder Cash – Grabbing
+ Übersichtliche Tutorials
+ Sehr guter Editor
+ Sauber umgesetzter Online – Modus
+ Drei gut ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
+ Für Einsteiger und Profis gleichermaßen geeignet
+ Frei konfigurierbare Bedienung sowie nahtlose Erkennung aller Eingabegeräte
+ Gelungene Sprecher und sauberer Deutscher Bildschirmtext
+ Kurze Ladezeiten
 
CONTRA:

– Insgesamt wenig Charaktertiefe
– Manch schwache Animation oder Textur
– Unpassender Soundtrack
– Sehr wenige Arenen
– Turniere nur online spielbar
– Story mit einigen inszenatorischen Schwächen
– Wenig Mut zu Neuerungen

                                                 GESAMTWERTUNG:     84%

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.

 

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