Friday the 13th: The Game – „Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann?“

                                            Getestet und verfasst von General M

Vorneweg, es hat ein wenig gedauert, diesen Bericht zu schreiben. Obwohl das Spiel bereits ein paar Wochen alt ist, wurden wir erst jetzt mit einigen Testmustern versorgt. Das mag auch daran liegen, dass der Start des Spiels sehr holprig verlaufen ist und abgesehen von schweren Verbindungsproblemen auch von zahlreichen Bugs geplagt war. Mittlerweile, das ist das Privileg des späten Rezensierens, läuft die Sache bereits ein gutes Stück runder, besonders bei den Serverkapazitäten hat das kleine Entwicklerteam von Gun stark nachgebessert. Kann der durch Crowdfunding finanzierte Titel jetzt überzeugen, oder sollten Interessenten doch noch warten?

„Töte sie! Töte sie alle!“

Horrorfans, besonders jene der Klassiker, werden mit Jason Voorhees wohl bestens vertraut sein. Der Killer mit der Hockeymaske, dessen Markenzeichen übernatürliche Fähigkeiten bis hin zur Unsterblichkeit sowie eine scharfe Machete sind, gehört längst zu den Ikonen der Horrorgeschichte und reiht sich damit in eine elitäre Riege ein, der auch Freddy Kruger, Michael Myers und die Kardashians angehören. So sollte es wohl ein feuchter Traum für alle Genrefans sein, Jason mal persönlich lenken zu können und Jagd auf diejenigen zu machen, die seine Ruhe am Camp Crystal Lake stören. Das dachten sich auch die Entwickler von Gun, sicherten sich die Lizenz von Paramount und sammelten per Crowdfunding das nötige Kleingeld zusammen, um auf Basis der Unreal Engine 4 ein rein auf den Mehrspieler ausgelegtes Spiel zu erschaffen, in welchem man entweder in die Haut eines Teenagers schlüpft, oder aber in die Hautreste der Ikone selbst. Ich habe mich dabei zahlreiche Runden mit Spielkollege Dante gestürzt, mal als flüchtender Teenager, mal als Jason. Dabei sind wir beide durch zahlreiche Höhen und Tiefen gewandert…und gerannt. 

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                 Nahezu jeder Jason der Reihe ist vertreten, alle haben eigene Fähigkeiten. 

In der allerersten Partie durfte ich mit Jason ran, während Dante sich zu den Überlebenden gesellt hat. Während ich also auszog, die überall auf der Karte verstreuten Teenies gewerkschaftsfähig abzuschlachten, hatte der Kollege gleich zu Beginn wenig Glück mit seinen Mitspielern: Aus Spaß an der Freude schoss ihm ein anderer Survivor in den Rücken, Dante konnte die restliche Partie nur noch als Spectator fungieren. Ein großes Ärgernis, da die Zusammenarbeit und nur die Zusammenarbeit überhaupt eine Chance für das Team der Teenies darstellt, um per Auto oder Boot siegreich das Match zu verlassen. Hierzu müssen nämlich allerlei Dinge aufgetrieben werden, die jedes Mal zufällig irgendwo auf der Karte abgelegt werden. Dem Auto fehlt es an Benzin, auch muss der Motor startklar gemacht werden und auch nach den Schlüsseln muss man suchen. Dem Boot fehlt die Schraube, auch hier benötigt man Sprit. 

Mission: Impossible

Großes Manko: Der Zufallsfaktor. Wo genau auf der recht weiträumigen Karte die Gegenstände versteckt sind, verrät das Spiel natürlich nicht. Stattdessen muss jeder Winkel abgesucht werden, selbst kleinste Hinweise auf den Verbleib der rettenden Utensilien sucht man vergeblich. Also durchsucht man Hütten, Schuppen und Co. in der Hoffnung, zufällig auf Hilfsmittel zu stoßen. Dabei bewegt man sich aufgrund der chronisch mangelhaften Kommunikation unter den Mitspielern zumeist sinnlos im Kreis, verschanzt sich stattdessen irgendwo und hofft, einfach durch Ablauf der Rundenzeit zu gewinnen. Ein fataler Irrtum, da das Zeitlimit so großzügig bemessen ist, dass man auf diese Weise eigentlich kaum entkommen kann. Klar, überall liegt hilfreiches Zeug herum. Mit Schraubenschlüssel, Baseballschlägern und Co. lässt sich Jason kurzzeitig betäuben, aufgrund seiner übernatürlichen Fähigkeiten wie Sonarortung, Teleportation über weite Flächen und mehr ist die Flucht zumeist nur von sehr kurzer Dauer. Zu übermächtig ist die Slasher – Ikone, ganz gleich in welcher Form sie auftritt. Umso mehr muss man als Teenager im Team arbeiten, müsste sich aufteilen und systematisch nach den Kleinteilen zum Ausgang suchen. Nur…das macht niemand. Da laufen die Leute planlos durch die Gegend, ohne genau zu wissen, was sie tun sollen, außer eben wegzurennen, wenn Jason sie aufgespürt hat. Dem ohnehin extrem mächtigen Psychopathen wird es so nur noch viel leichter gemacht, die Runde für sich zu entscheiden. 

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           Die Jugendlichen ihrem Ende zuzuführen ist alles, nur keine Herausforderung. 

Tatsache ist, die zentrale Schwäche des Spiels ist das extrem unausgeglichene Balancing zwischen Killer und Opfern. Letztere haben kaum Chancen, sich zu organisieren, haben keine Hinweise, wo bereits jemand gesucht hat, während Jason jederzeit durch seine Sinne sehen kann, in welchem Gebäude sich die Jugendlichen befinden. Erfahrungspunkte gibt es zwar auch für die Verlierer, aber eben nicht so viele, dass sich damit große Sprünge oder Freischaltungen erkaufen lassen können. All das geschieht übrigens über eine Ingame – Währung, mit der sich sehr ähnlich wie in Dead by Daylight Perks und Verbesserungen aller Art freischalten lassen können, um die Überlebenschancen gegen Jason zu erhöhen. Wer sich trotzdem nicht auf die Suche nach einer funktionierenden Fluchthilfe macht, wird früher oder später (meist aber früher) trotzdem ins Gras beißen. So geschehen auch in einer Runde, in der Dante und ich beide auf Seiten der Teenies gespielt haben und dann gemeinsam versucht haben, Jason zu entkommen. Trotz größter Anstrengungen und Kommunikation sind wir von einer durchsuchten Hütte in die nächste gelangt, bis wir am Ende dann entdeckt und getötet worden sind. Spielspaß sieht deutlich anders aus. Wenn dem Spiel auf Dauer Erfolg bescheiden sein soll, muss der Entwickler dringend am Balancing arbeiten. Das ist im momentanen Zustand eine einzige Katastrophe. 

Bugs und Glitches

Obwohl der Titel auf der fortschrittlichen Unreal Engine 4 basiert, ist davon im Spiel kaum etwas zu spüren. Zwar gelingt es den Entwicklern, durch gutes Sounddesign und eine gruselige Atmosphäre ein beklemmendes Szenario zu erschaffen, in welchem man als Überlebender schnell und gerne in leichte Paranoia abdriftet, gleichzeitig gibt es aber auch viele Störfaktoren, welche das Erlebnis technisch ruinieren. 

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          Serienheld Tommy Jarvis eilt den Überlebenden zu Hilfe. Sofern man ihn rufen kann. 

Da fallen beispielsweise die grottigen Gesichtsanimationen auf, die eben so furchtbar aussehen, dass man sich davor beinahe mehr fürchten mag, als vor Jason selbst, obwohl man zu jeder Zeit erkennen kann, dass in seine Darstellung und Animation weit mehr Fleiß geflossen ist. Auch das Ragdoll – System glitcht ohne Ende und lässt tote Jugendliche meistens so seltsam am Boden zurück, dass man meinen könnte, sie hätten generell nur aus Haut und Blut bestanden. Ferner gibt es viele Kleinigkeiten, an denen man sich stören kann. Türen, die sich komisch öffnen, Schattenflimmern, übereinander laufende Texturen…die Liste der Makel ist lang, selbst nach den ersten großen Patches. Am Ende macht es auch wenig Unterschied, ob man in Full HD, 2K oder 4K spielt, wirklich schön anzusehen ist das Spiel auch auf maximalen Settings nie. All das, was vom ersten Satz an bis zu diesem Satz hier beschrieben wird, hat Dead by Daylight, an dessen Spielprinzip sich das Spiel nahezu identisch annähert, bereits von Anfang an viel besser gemacht. Da nützt am Ende auch die starke Lizenz nichts mehr. Kollege Dante und meine Wenigkeit kamen am Ende überein, dass der Preis von knapp 35€ für das Gebotene immer noch viel zu hoch bemessen ist. Und das wir ganz froh waren, grundsätzlich keinen Cent für das Spiel bezahlt zu haben. Denn darüber hätten wir uns beide am Ende sicher geärgert.

Fazit und Wertung 

ava2 „Friday the 13th ist zu großem Anteil der reinste Horror – und das nicht im guten Sinne. Das katastrophale Balancing ruiniert einen mit starker Lizenz versehenen Dead by Daylight – Klon und raubt den Überlebenden mangels jedweder Form von Hinweisen im Angesicht des übermächtigen Jason sämtlichen Spielspaß. Ein Genuss mag das Spiel nur für denjenigen sein, den der Zufallsgenerator als Killer bestimmt. Auch technisch ist das Spiel keine Augenweide. Atmosphärisch ja, auch das Sounddesign ist gelungen, aber alles in allem trügen zahlreiche Bugs und Glitches sowie grottige Animationen und matschige Texturen das Spielvergnügen zusätzlich. Mein Tipp: Abwarten, bis das Spiel in einem annehmbareren Zustand ist, oder einfach auf Dead by Daylight ausweichen.“

PRO:

+ Gute Umsetzung der Serienstimmung
+ Jeder Jason besitzt eigene Fähigkeiten
+ Stimmige Atmosphäre mit gutem Sounddesign
+ Gefundene Leichen haben kurzzeitigen Einfluss auf die Überlebensfähigkeiten
+ Mittlerweile stabile Server
+ Perks – System

CONTRA:

– Katastrophale Spielbalance
– Jason viel zu übermächtig
– Keine Hinweise für die Teenager
– Teenager lassen sich meistens problemlos finden und töten
– Kaum Teamplay mit Randoms möglich, damit vorprogrammierte Niederlage
– Keine Übersicht, wo man bereits nach Supplies gesucht hat
– Bugs und Glitches
– Grausame Animationen
– Seltsames Ragdoll – Verhalten
– Wenig Kartenvielfalt

                                              GESAMTWERTUNG:     54%  

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