Project CARS 2™ – „Königsklasse für Simulationsjunkies“

                                        Getestet und verfasst von General M

Die Woche der sportlichen Competition geht weiter. Dieses Mal im Bereich des Motorsports. Innerhalb der nächsten 30 Tage buhlen gleich drei Kandidaten um die Gunst des Rennfanatikers. Gran Turimso Sport wird Mitte Oktober exklusiv für PlayStation 4 erscheinen, Ende September gibt Microsoft mit Forza 7 auf dem PC und der XBOX One Gas und ab Mittwoch glühen die Reifen bei Project CARS 2 auf dem PC sowie auf den Konsolen von Sony und Microsoft. Wir durften uns bereits eine Woche vor Launch hinter das virtuelle Steuer setzen und haben das Tuning – Monster auf Herz und Nieren geprüft. 

Ein Paradies für Feinmechaniker

Anders als beispielsweise ein Forza Horizon ist und bleibt CARS eine Simulation mit besonderem Fokus auf realistischem Fahrgefühl. Jedes der 180 Fahrzeuge aus sämtlichen Klassen fährt sich dabei ganz unterschiedlich, Werte wie Gewicht, Benzinstand und sogar Reifentemperatur können auf der virtuellen Strecke über Sieg und Niederlage entscheiden. Zwar kann das Spiel in Sachen Fuhrpark nicht mit der Konkurrenz mithalten (alleine Forza bietet über 700 Fahrzeugmodelle), glänzt dafür jedoch mit bis ins kleinste Detail den Vorlagen nachgebildeten Boliden. Zudem lassen sich unter den 60 verfügbaren Kursen natürlich ebenso zahlreiche lizensierte Strecken finden, auf den Nürburgring muss man ebenso wenig verzichten wie auf Silverstone und Co. Auch für die bereits aus dem Vorgänger bekannten Kart – und NASCAR – Rennen gibt es eigene Kurse, dank zahlreicher Streckenvarianten warten weit über 100 Kurse auf den Spieler. Den Kürzeren zieht dabei jedoch der Rally – Bereich, der keine eigenen Strecken abbekommen hat. Zwar lassen sich auf einem zugefrorenen Eissee einige waghalsige Drifts ausführen, wahre Rally – Fans sind jedoch mit Titeln wie DIRT 4 besser beraten. 

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     Aufgeräumt aber komplex: CARS 2 bietet eine Vielzahl von Spielvarianten und Optionen.

Die aus Kacheln bestehenden Menüs mit zahlreichen Unterkategorien offenbaren bereits auf den ersten Blick, welcher Gesamtumfang dennoch in CARS 2 verborgen ist. Selbst Freunde schneller und unkomplizierter Rennen können vor Beginn massig Feineinstellungen vornehmen. Wie viele Runden sollen gefahren werden, welche Fahrzeugklassen dürfen an den Start gehen, eben alles, was man braucht, um sein Erlebnis frei nach persönlichen Ansprüchen erschaffen zu können. Darüber hinaus bietet die Spiel auch zahlreiche Wetterlagen, die sogar dynamisch wechseln (was nebenbei unverschämt gut aussieht) können. Es bleibt jedoch nicht bei Regen, Sonne und Schnee. Vom leichten Nieselregen zum handfesten Gewitter mit Aquaplaning oder gar einem ausgewachsenen Schneesturm bei Nebel ist alles frei kombinierbar. Wer also sein Können testen will, sollte Schneesturm und Nebel mal bei Nacht ausprobieren. Besonders cool: Da das Spiel stets reale Wetterdaten abruft, kann eine Strecke mit genau dem Wetter gespielt werden, welches gerade tatsächlich lokal herrscht. 

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             Der Verbund aus mehreren Ferraris hat es bei Schnee und Nebel extrem schwer. 

Maue Karriere

Natürlich ist auch die Karriere wieder mit an Bord und führt einen aufstrebenden Fahrer über seine erste Verpflichtung beim Rennstall seiner Wahl vom Anfänger an die Spitze. Dabei kann man sich wieder frei für den Ausgangspunkt entscheiden. Auf Wunsch kann man bis auf die letzten beiden Premiumklassen entweder im Kart beginnen, oder aber direkt in höhere Territorien vorstoßen. Je nach Platzierung verdient man sich Punkte, am Ende wird dann addiert und der Sieger ermittelt. Bei Saison – Ende kann man dann wahlweise seinem Team treu bleiben, oder aber Rennstall und/oder Liga wechseln. Ferner warten immer mal wieder besondere Einladungsevents, darunter auch die legendären 24 Stunden von Le Mans. Ein computergenerierter Twitter – Feed sorgt nebenbei immer wieder für einen kleinen Überblick über die aktuelle Saison. Dafür lässt CARS 2 jedwede Interaktion mit dem Geschehen abseits der Strecke völlig außer Acht. Eine Geschichte gibt es nicht, der Fahrer bleibt ein identitätsloses Instrument, welches von Rennen zu Rennen tingelt. Pokale werden lediglich in kleinen, belanglosen Videofetzen präsentiert, hier hat man leider viel zu wenig getan. 

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           Die Rennen werden umfangreich präsentiert, die Karriere selbst bleibt jedoch fade.

Dafür präsentiert CARS 2 ein im Genre bisher einzigartiges Feature, nämlich den Renningenieur. Wie erwähnt ist der Titel trotz zahlreicher anfängertauglicher Hilfen wie Bremsassistent und Co. im Kern eine knallharte Simulation. Damit Einsteiger jedoch trotzdem nicht vor Frust Controller und Co. in die Ecke schleudern, kann man dem Ingenieur das aktuelle Fahrzeugproblem schildern und bekommt anschließend eine automatisch anwendbare Empfehlung ausgesprochen, wie dieses Problem gelöst werden kann. Die Kurvenlage ist eher mittelprächtig? Der Ingenieur weiß Rat. Höchstgeschwindigkeiten bleiben aus? Kein Problem. Das sorgt für viel Komfort, welchen Einsteiger wie Profis begrüßen werden. Besonders in den Events vor dem eigentlichen Rennen, also Qualifying und Training, kann der Wagen so zeitig zum großen Finale in optimalen Zustand gebracht werden.  

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     Der Renningenieur steht mit hilfreichen Tipps zur Seite und wendet diese auch direkt an.

Der Simulationsfaktor geht übrigens weit über Benzinverbrauch oder Ähnliches hinaus. Sogar die Temperatur der Reifen wirkt sich spürbar auf das Handling aus. So braucht es erst einige Runden, bis das Gummigemisch eine ideale Temperatur erreicht hat, um euer Fahrzeug jederzeit perfekt in der Kurve zu halten und so den ein oder anderen Totalschaden abzuwenden. In dem Fall wird nämlich anders als beispielsweise in F1 oder Forza keine Rückspulfunktion angeboten. Es bleibt nur noch ein Neustart. In Sachen Handling profitiert CARS 2 extrem von qualitativ hochwertigen Lenkrädern und Pedalen, von denen eine Vielzahl nativ unterstützt wird und jeweils präzise nachkalibrierbar ist. Gelegenheitsfahrer sollten wenigstens ein Gamepad nutzen, welche die Konsolen natürlich ohnehin besitzen, allerdings ist gerade auf dem PC dringend davon abzuraten, die virtuellen Runden mit der Tastatur abzudrücken – die schwammige und unpräzise Steuerung ruiniert den Fahrspaß schnell.  

Online hat sich übrigens einiges getan. Zwar ist der Mehrspielermodus auf dem PC aufgrund der Tatsache, dass die Version für alle Spieler erst in wenigen Tagen freigeschaltet wird noch kaum nutzbar, dafür können dort ab Launch nun ganze Meisterschaften und viele andere Community – Events ausgetragen werden. Wer also von der Karriere genug hat, wird sich früher oder später gewiss mit viel Freude online austoben können. 

Hübsche Autos, maue Szenerie

Technisch hält Project CARS 2 leider nicht das, was die ersten Trailer versprochen haben. Zwar sehen die Fahrzeuge auf jeder Plattform hervorragend aus, auch die fantastischen Wettereffekte sind eine Klasse für sich, abseits davon hat sich aber im Vergleich zum Vorgänger nur wenig getan. Besonders die Strecken wirken steril und hängen aktueller Technik mindestens eine Generation hinterher. Hinzu kommen unschöne Pop – Ups, im Hintergrund sieht man Objekte spastisch flimmern. 

pCARS2AVX 2017 09 19 12 48 01 318    Die Innenräume strotzen nur so vor liebevollen Details. Hier zu sehen beim Ford Mustang.

Die Fahrzeuginnenräume sind dagegen absolut hervorragend in Szene gesetzt. Jedes Fahrzeug wurde von Innen nach Außen 1 zu 1 dem Original nachgebildet. Auch die Motorensounds klingen fantastisch und sorgen für ordentlich Wumms. Umso unschöner fällt der Kontrast zwischen Fahrzeug und Umgebung stets aus. Natürlich achtet man beim Rennen auf die Straße, aber aufmerksame Fahrer blicken natürlich trotzdem gerne mal nach links und rechts und saugen die Umgebung in sich auf. Besonders auf dem PC zeigt sich besagter Unterschied auf 4K – Auflösung drastisch und wirkt noch störender als auf den Konsolen, wo dank niedriger Auflösung alles etwas homogener wirkt. Dafür stimmt die technische Optimierung, sämtliche Versionen laufen mit butterweichen 60 Frames pro Sekunde, der PC liegt aber wie erwähnt dank zahlreicher Einstellungsmöglichkeiten in Sachen Bildschärfe, Kantenglättung und Co. ein gutes Stück vorne und unterstützt außerdem VR. Es bleibt abzuwarten, wie sich Forza 7 und Gran Turismo Sport in Sachen Grafik behaupten werden. Besonders auf die Spielumgebung wird dann ein genaues Auge geworfen werden. 

Fazit und Wertung 

ava2 „Zwar steckt die Fortsetzung des seinerzeit durch Crowdfunding finanzierten Vorgängers ebenfalls wieder voller Umfang und bietet darüber hinaus so viele Möglichkeiten zum Feintuning, dass Simulationsfans die Schlüpfer feucht werden, ein wirklich großer Schritt ist jedoch ausgeblieben. Abermals bleibt die Karriere blass und verzichtet auf jede Form von Geschichte. Der Rennstall ist zwar umfangreich, beschränkt sich aber ausschließlich auf Rennboliden und lässt Straßenkreuzer aller Art vermissen. Da ist die Konkurrenz längst weiter. In Sachen Grafik sind ebenfalls kaum Fortschritte zu erkennen. Wettersystem und Fahrzeugdetails begeistern, auch atmosphärisch ist der Titel top. Dafür stören die sterilen, teilweise hässlichen Streckenumgebungen und Pop – Ups. Mein Tipp: Die Konkurrenz abwarten und dann entscheiden.“

PRO:

+ Edel in Szene gesetzter Fuhrpark
+ Knackige Motorensounds
+ Starkes Lizenzpaket
+ Konkurrenzlose viele Strecken
+ Für Profis anspruchsvolle Simulation…
+ …welche sich dank der zahlreichen Fahrhilfen aber auch für Casuals eignet
+ Ein Fest für Freunde der Feineinstellung
+ Exzellente Fahrphysik
+ Geniales Wettersystem
+ Geschmeidige Performance
+ Nativer Support für zahlreiche Lenkräder
+ Renningenieur als wegweisendes neues Feature im Genre
+ Fordernde Challenges

CONTRA:

– Sterile, altbacken wirkende Umgebungen
– Störende Pop-Ups
– Einfallslos inszenierte Karriere ohne jedweden Tiefgang
– Im Vergleich zur Konkurrenz eher kleiner Fuhrpark mit Fokus auf Rennboliden
– Kein Rückspul – Feature
– Keine richtigen Drift – Strecken


                                                 GESAMTWERTUNG:    86%

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