Horizon Zero Dawn: The Frozen Wilds – „Kalt, aber Oho!“

                                         Getestet und verfasst von General M

Mit „Horizon Zero Dawn“ erschien Anfang März 2017 einer der bisher schönsten und besten Exklusiv für die PlayStation 4. Die Geschichte um die Ausgetoßene Aloy, die sich in einer postapokalyptischen Welt mit List und Tücke gewaltigen Maschinenwesen erwehren muss, bewies nicht nur eindrucksvoll, dass die Holländer von Guerilla Games mehr können als nur Killzone, auch für Publisher Sony war das Spiel dank bisher über 3 Millionen verkaufter Exemplare ein voller Erfolg. Dass die Abenteuer von Aloy also weitergehen werden, war nur eine Frage der Zeit. „The Frozen Wilds“ setzt die Geschehnisse des Hauptspiels zwar nahtlos fort, ist aber dennoch keine vollwertige Fortsetzung, sondern „lediglich“ eine umfangreiche Erweiterung. Wir haben ein weiteres Mal zu Bogen und Co. gegriffen und sind mit der tapferen Heldin in den eisigen Norden gewandert.

Willkommen bei den Banuk´s!

Wer das Hauptspiel bereits absolviert oder aber zumindest weit in der Kampagne fortgeschritten ist, wird dem Stamm der Banuk bereits begegnet sein. Die kälteresistenten Nomaden bevölkern den schneebedeckten Norden des Landes. Dieser öffnet sich in der Erweiterung nun erstmals für eine detaillierte Erkundung. Hinter der Grenze, dem sogenannten „Schnitt“, bestehen die Gefahren für Aloy aber nicht nur in den eisigen Temperaturen. Gerüchte besagen, dass sich in einem Vulkan, den alle nur Donnerkamm nennen, ein Dämon eingenistet hat. Während solche Gerüchte die wissbegierige Jägerin nicht schrecken, sollten wahrheitssuchende Spieler trotzdem gut gerüstet sein, ehe sie sich über den Schnitt wagen. Wenigstens Level 30 sollte man erreicht haben, ferner ist ein gewisser Progress in der Hauptgeschichte nötig, erst dann kann und darf man die Schneeschuhe schnüren! Das empfohlene Level ist auch dringend nötig, da im Norden sechs neue Monster lauern die ordentlich austeilen und je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad nur mit viel Geschickt und taktischer Finesse ausgeschaltet werden können. Das bedeutet, verstecken und observieren sowie ordentlich Gebrauch von allen nur erdenklichen Gadgets und Goodies zu machen. Dass die Entwickler den Schwierigkeitsgrad allgemein ein gutes Stück angezogen haben, fällt schnell auf. Unfair geht es dabei aber glücklicherweise niemals zu.

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                              Aloy geht den Ursprüngen der Maschinen auf die Spur. 

Im Verlauf der mit circa 11-13 Stunden für eine Erweiterung angemessen lang ausgefallenen Hauptgeschichte lernen wir nicht nur einiges mehr über die Lebensweise der Banuk, sondern kommen auch einigen Geheimnissen über den Ursprung der Maschinenwesen auf die Spur. Abseits davon lassen sich natürlich auch zahlreiche neue Sammelobjekte finden, die weitere nützliche Informationen preisgeben. Obwohl die Erzählung solide inszeniert ist und endlich auch mal etwas Humor aufblitzen lässt, bleibt die Geschichte stellenweise etwas zu vorhersehbar. Die wenigen neuen, unterhaltsamen Rätsel sind meistens ohne großes Überlegen zu lösen. Auch die Nebenmissionen bieten im Vergleich zum aus dem Hauptspiel Bekannten nur wenig Neues, machen aber dennoch Spaß. Alles in allem bewegt sich das Storytelling auch dank der exzellent geschriebenen Dialoge stets auf hohem Niveau, wenngleich ich mir gewünscht hätte, dass manche der Charaktere ein wenig mehr Zeit und Spielraum zur Entfaltung erhalten hätten. So wirkt die Geschichte hin und wieder etwas gehetzt und überhastig abgebremst, was eigentlich gar nicht notwendig gewesen wäre. Für den Preis von knapp 20€ bekommt man aber dennoch angemessen viel geboten. Zumal der eigentliche Star der Erweiterung die Welt selbst ist. 

Bräuche des Nordens

Dass die Maschinenwesen des Nordens um einiges gefährlicher sind als die Verwandten aus den Südlanden, liegt nicht nur an den neuen Fähigkeiten, sondern auch an der mysteriösen Macht der Türme, die in jedem Areal zu finden sind und nicht nur starke Feindesverbände herbei locken, sondern die Maschinen zusätzlich noch anstacheln und sogar reparieren können. Oberste Priorität sollte also stets sein, die Türme auszuschalten, ehe man sich ins Gefecht stürzt. Anderenfalls ziehen selbst erfahrene Jägerinnen hier schnell den Kürzeren. Da die Türme aber mit ein wenig Geschick recht einfach abzuschalten sind, sollte diese kleine Hürde niemanden abschrecken. 

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         Der eisige Norden birgt zahlreiche neue Gefahren, darunter diese neue Monsterspezies.

Mit der Erweiterung kommt nich nur ein neuer Skill Tree ins Spiel, der hauptsächlich für etwas mehr Komfort bei der Erkundung der eisigen Weiten sorgt, sondern auch ein paar neue Waffen sind im Rahmen der Geschichte erhältlich. Viele sind es nicht, aber die haben es dafür umso mehr in sich und lassen sich mit allerlei Elementarkräften verstärken, welche beim Feind großen Schaden verursachen können. Neues Gerät gibt es zwar auch beim Händler zu erwerben, da Aloy mit dem weiteren Kampagnenfortschritt auch kostenlos gut ausgestattet wird, kann man sich diese zusätzliche Investion im Grunde auch ganz sparen. Ein bisschen mehr Vielfalt wäre allerdings wünschenswert gewesen. Dass die Erweiterung im Kern grundsätzlich mehr vom Bekannten bietet, anstatt spielerisch gänzliche neue Wege zu gehen, muss angesichts der Tatsache, dass auch die Mechaniken des Hauptspiels gelungen umgesetzt wurden, nicht zwangsläufig schlecht sein. Etwas mehr spielerische Abwechslung hätte natürlich trotzdem gut getan, von den zentralen Neuerungen, nämlich Gegner, Fähigkeiten und Ausrüstung gibt es einfach zu wenig. Dafür gibt es auf der anderen Seite viel zu viele Kletterpassagen, die wie im Hauptspiel theoretisch keinerlei spielerischen Anspruch besitzen und auch ein Reittier so gut wie überflüssig werden lassen. 

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      Viel zu sehen, viel zu entdecken: Die Welt des Nordens überzeugt durch tolle Atmosphäre.

Dafür kann die schneebedeckte Welt voll und ganz überzeugen. Schöner hat man den Winter bisher wohl nicht auf eine Konsole gebannt. Ob das Knirschen der Fußabdrücke im Schnee, der dichte Nebel, der gelegentlich imposant durch auftauchende Maschinen durchbrochen wird…all das lässt die Welt von Horizon ein ganzes Stück bedrohlicher und gefährlicher wirken. Technisch hat Horizon seit seinem Erscheinen zu Jahresbeginn nichts von seiner Faszination verloren und gehört immer noch zu den aktuell schönsten Titeln überhaupt, nicht nur auf der PlayStation 4. Mit dem erweiterten Fotomodus darf Aloy nun sogar Schneeengel ziehen. Die Immersion ist und bleibt absolut grandios. Nicht zuletzt auch deswegen, weil Guerilla Games ordentlich an den eigenen Werkzeugen geschraubt hat und nun in den Gesprächen und Nahaufnamen wesentlich hochwertigere Mimik präsentiert, als noch in der Hauptgeschichte des Originals, wo alles doch etwas versteift und ausdruckslos wirkte. Die Deutschen Sprecher machen dafür auch dieses Mal wieder einen professionellen Job und sorgen neben dem atmosphärischen Soundtrack für eine gelungene Atmosphäre. Besitzer einer PlayStation 4 Pro und 4K – Fernseher bekommen hier dank 4K Upscaling und HDR nochmal ein Schippchen Pracht extra, aber auch auf dem Standardmodell kann sich das Gezeigte absolut sehen lassen und läuft gewöhnlichen bei stabilen 30 Bildern pro Sekunde. 

Fazit und Wertung

ava2  „Obwohl die erste und laut Entwickler auch einzige Erweiterung zu Horizon Zero Dawn insgesamt nur wenige Neuerungen präsentiert, unterhält es dank erneut interessanter und toll in Szene gesetzten Charakteren durch die Bank weg gelungen. Der schneebedeckte Norden samt neuer Monster sieht toll aus und wurde atmosphärisch und detailverliebt in Szene gesetzt. Die Geschichte bleibt etwas vorhersehbar und kommt qualitativ nicht ganz an die Originalkampagne heran, das erzählerische Niveau ist dank verbesserter Mimiken und Kameraführung aber dennoch auf einem hohen Level.  Etwas mehr Innovation in Sachen Spielmechanik und Gesamtumfang wären aber wünschenswert gewesen. So bietet The Frozen Wilds eine insgesamt sinnvolle Erweiterung und Vertiefung der Grundgeschichte, baut dabei zu sehr auf bewährte Elemente.“

PRO:

+ Wunderschöner, lebendig in Szene gesetzter Norden
+ Kampf gegen neue Gegner erfordert taktisches Überlegen und Planung
+ Handlung setzt nahtlos an die Hauptgeschichte an
+ Gut geschriebene Charaktere und Dialoge

+ Deutliche Verbesserung der Mimiken sorgt für lebhaftere Charaktere
+ Guter Gesamtumfang
+ Fairer Preis
+ Fein angezogenener Schwierigkeitsgrad
+ Exzellentes Motion Capturing
+ Toll erweiterter Fotomodus

+ Sehr gute Deutsche Sprecher

CONTRA:

– Vorhersehbare Handlung
– Baut zu sehr auf Bewährtes
– Im Vergleich zur Originalgeschichte wenig abwechslungsreiche Nebenmissionen

– Nur sehr wenige Erweiterungen der Spielmechanik
– Neuer Skill Tree hat hauptsächlich Komfortfunktion

– Etwas zu einfache Rätsel
– Viel Kletterei

                                                     GESAMTWERTUNG:     86%

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