Fe – „Klangwelten“

                                           Getestet und verfasst von General M

Erstmals im Rahmen der E3 2016 angekündigt, blieb es daraufhin verdächtig still um das innovative Independent Game „Fe“ aus dem schwedischen Entwicklerstudio „Zoink!“. Seit dem 16. Februar ist der Titel nun im Rahmen des neuen „EA Original“ – Programms in digitaler Form für PC, PlayStation 4 und XBOX One zum kleinen Preis erhältlich. EA Originals stellt hierbei eine neue Sparte des Publisher – Riesen Electronic Arts dar, der in letzter Zeit hauptsächlich Schlagzeilen durch immer neue Pay-2-Win – Skandale in Videospielen gemacht hat. Mit dem neuen Programm möchte man dort kleine Studios und ihre Visionen unterstützen, ihnen dabei aber gleichzeitig volle kreative Freiheit bei deren Umsetzung lassen. Ein schöner Grundgedanke. Wir haben uns das innovative Projekt mal genauer angeschaut. 

Ohne Worte

Beinahe ohne jedwede Einleitung beginnt das Spiel auf einer Lichtung. Blau- und Lilatöne domierenden die Umgebung, bis auf wenige Umgebungsgeräusche ist es völlig still. Der Spieler schlüpft dabei in die Haut des fuchsähnlichen Fabelwesens Fe. Wie der erste Schritt aussieht, verrät das Spiel nicht. Vergeblich sucht man nach Questmarkern, Wegpunkten oder Charakteren, mit denen man interagieren kann. Dass der Titel zum Erkunden einlädt, wird sofort zu Beginn klar. Worum es aber genau geht, erschließt sich einem erst mit der Zeit. 

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                        Der stimmige Grafikstil überzeugt nach der Devise „Weniger ist mehr“. 

Bis auf wenige verbliebene Tiere ist die Welt nahezu leer. Schuld daran sind die Geräuschlosen, die einen Großteil der tierischen Bewohner gefangen und verschleppt haben. Dass diese geheimnisvollen Gestalten natürlich auch sehr erpicht darauf sind, das kleine Fabelwesen in ihre Gewalt zu kriegen, sollte klar sein. Bis zur ersten Begegnung vergeht allerdings etwas Zeit, in der man sich mit den Grundmechaniken vertraut machen kann und mit dem Bäumeklettern eine erste von mehreren nützlichen Fähigkeiten erlernt. Als minimalistischer Plattformer setzt das Spiel verstärkt auf Sprung- und Klettermechaniken. Angriffe jedweder Art beherrscht der kleine Kerl allerdings nicht, umso wichtiger ist es, sich im Notfall im Gebüsch zu verstecken und einen Weg um potenzielle Gefahren zu finden. Gerät man erst in den Leuchtkegel der Geräuschlosen, hat man nur wenig Zeit, sich den feindlichen Blicken zu entziehen, anderenfalls wird man gefangen und darf sein Glück bei einem meist fair gesetzten Rücksetzpunkt erneut herausfordern. Obgleich das minimalistische Design einen zu Beginn durchaus in seinen Bann ziehen kann, geht den Aha – Momenten leider schnell die Luft aus. Dafür ist die Umgebung im Rahmen des gerade mal knapp 3 Stunden langen Abenteuers oft zu repetiv. Auch erzählerisch stellt sich bereits nach dem ersten Drittel Ernüchterung ein, das narrative Pulver wird einfach zu früh verschossen. 

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        Mithilfe von Lauten kann Fe mit Flora und Fauna kommunizieren. Gesprochen wird nicht.

Schade eigentlich, bietet das Spielprinzip selbst doch einiges an Potenzial. Die Fähigkeit, mit der Zeit nicht nur neue Fertigkeiten zu lernen, sondern auch durch das Meistern verschiedener Sprachen mit der Tierwelt zu kommunizieren, ist durchaus innovativ, wird aber kaum ausgenutzt. Die eigentliche Kernmechanik des Spiels kann sich also kaum entfalten, wenngleich sie für viele putzige Momente sorgt. Der völlige Verzicht auf gesprochene Worte oder einen untermalenden Soundtrack zwingt umso mehr dazu, dass ein Spiel seine Atmosphäre aus Umgebungen und Spielmechaniken zieht. Dem auf dem Papier durchaus spannend und visionären Konzept von Fe steht im Endergebnis dann aber nur ein recht oberflächlich inszenierter Plattformer gegenüber, der die Möglichkeiten seiner Grundidee nie so recht auszunutzen zu vermag, zumal das Spiel kaum großen Anspruch an den Spieler bietet. Knifflige Rätselpassagen sucht man vergebens.

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      Die Geräuschlosen suchen aufmerksam die Umgebung ab. Die einzige Chance: Verstecken.

Und dennoch ist das Spiel für Entdecker und alljene, die sich gerne auf neue Konzepte einlassen, nicht gänzlich ohne Unterhaltungsfaktor. Dank der gelungenen Bewegungsmechaniken macht es immer wieder Spaß, Bäume zu erklimmen, sich von der Spitze zur nächsten Krone gleiten zu lassen und dabei das Areal nach versteckten Hintergrundinformationen oder Sammelgegenständen abzusuchen. Die Bedienung ist mit Gamepad hervorragend und zugänglich und auch das Ende ist befriedigend. Gleichzeitig stellt der Titel nur sehr geringe Anforderungen an die Hardware. PC und XBOX One X bieten dabei natives 4K, wobei der PC allerdings wie gewohnt mindestens doppelte Bildraten bietet und so für ein noch angenehmeres und flüssigeres Spielgeschehen sorgt. Flüssige 30 Bilder gibt es auch auf der PlayStation 4 Pro, hier allerdings nur bei weniger als der halben Auflösung. Sehen lassen kann sich das Spiel aber auf allen Systemen.

Fazit und Wertung

ava2 „Trotz guten Ansätzen vermag es Fe nicht, in Sachen erzählerischer Tiefe mit modernen Genreklassikern wie Ori and the Blind Forest mitzuhalten. Die Grundidee, ein Spiel zu erschaffen, welches ganz ohne musikalische Untermalung oder große Anleitung auskommt und lediglich Laute zur Kommunikation mit der Umgebung nutzt, mag auf den ersten Blick spannend klingen, vermag es dabei aber nicht, den Plattformer über den gesamten Verlauf der ohnehin sehr kurzen Spieldauer durchgehend interessant und unterhaltsam zu gestalten. Dass es dennoch über einigen Charme verfügt und gerade für ein jüngeres Publikum einen schönen, gleichzeitig stets angenehm geheimnisvollen Einstieg in die Welt der Videospiele darstellt, muss man Fe in jedem Fall positiv anrechnen.“ 

PRO:

+ Charmantes Grunddesign der Spielwelt, die zum Erkunden einlädt
+ Minimalistisches Konzept, welches dennoch nicht frei von Tiefe ist
+ Handlung erschließt sich erst mit der Zeit
+ Sprachen der Tierwelt müssen erst erlernt werden…
+ …und sorgen dann für viele putzige Momente
+ Knuffliger Protagonist
+ Zugängliche Plattformer – Mechaniken
+ Auf Wunsch Hilfen nutzbar

CONTRA:

– Sehr kurz
– Verliert nach dem ersten Drittel deutlich an erzählerischer Qualität
– Wenig innovative Spielgebiete, vieles wirkt schnell vertraut und sich wiederholend
– Spielerisch kaum fordernd

                                                       GESAMTWERTUNG:     65%

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