SPECIAL: Blade Runner 2049 – „Die Blu – Ray im Test“

                                   
                                              Getestet und verfasst von General M

M-Reviews ist stets bemüht, den treuen Lesern und neuen Interessenten ein möglichst großes Spektrum an Rezensionen anbieten zu können. Obwohl wir uns in den knapp drei Jahren seit Gründung ausschließlich mit Videospielen befasst haben, wurde das Projekt ursprünglich als universelle Testplattform für Medien aller Art ins Leben gerufen. Mit freundlicher Unterstützung von Sony Home Entertainment Europe möchten wir nun wagen, eine erste Blu-Ray – Rezension zu veröffentlichen. Eure Resonanz entscheidet darüber, ob wir diese Sparte weiter ausbauen, oder ob wir weiterhin zu 100% den Videospielen treu bleiben. 

Die Geschichte des Blade Runner – Franchise ist mit eine der interessantesten Erfolgsgeschichten, die Hollywood zu bieten hat. Anfang der Achtziger adaptierte Drehbuchautor Hampton Fancher zusammen mit David Webb Peobles den bereits Ende der Sechziger von Sci – Fi – Autor Phillip K. Dick verfassten Roman „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ zum endgültigen Skript für „Blade Runner“. Der Brite Ridley Scott, der sich bereits 1979 mit Alien als talentierter Filmemacher empfohlen hatte, nahm auf dem Regiestuhl Platz. Für die Rolle des Blade Runners Rick Deckard konnte Harrison Ford gewonnen werden, die weibliche Hauptrolle wurde mit Sean Young besetzt, welche die Rolle der Rachael mit einer wunderschönen, stets geheimnisvollen und kühlen Präsenz ausfühlte. Der Niederländer Rutger Hauer startete mit seiner hervorragenden Darstellung des Roy Batty eine erfolgreiche Filmkarriere außerhalb der Heimat. Und auch die Nebendarsteller waren alle toll besetzt, gleichzeitig schuf Komponist Vangelis einen zeitlosen Synthie – Soundtrack, welcher die eindrucksvoll zum Leben erweckte Dystopie gekonnt zu untermalen wusste. Dennoch war dem schwierig zu produzierenden Film zu Beginn kein nennenswerter Erfolg vergönnt. Testvorführungen einer ersten Schnittfassung fielen beim U.S. – Publikum gnadenlos durch, viele verstanden die Handlung nicht und empfanden das Geschehen als zu komplex. Zu den zahlreichen daraufhin entstandenen Fassungen alleine könnte man ganze Artikel verfassen, doch ist das Original nun nicht Gegenstand dieser Besprechung. Fakt ist, Blade Runner wurde erst über die Jahre nach seiner Kinoauswertung zum Kultfilm, der auch dank des hervorragenden Final Cut auf Blu-Ray nichts von seiner Zeitlosigkeit oder gar seinem Anspruch verloren hat. Eine Fortsetzung stand deshalb lange im Raum. 

Rachael Blade Runner
          Die Protagonisten des Originals sind auch für die Fortsetzung von immenser Bedeutung. 

Ende Oktober 2017 war es dann endlich soweit. Nach über 25 Jahren kam das Sequel Blade Runner 2049 in die Kinos. Für das Drehbuch zeichnete sich abermals Hampton Fancher aus, Ridley Scott übernahm die Produktion und der bereits mit „Sicario“ und „Arrival“ vielbeachtete Kanadier Denis Villeneuve nahm auf dem Regiestuhl Platz. Während sich die Kritiker dieses Mal gleich von Anfang an größenteils begeistert von der Fortsetzung zeigten, war der Film jedoch finanziell abermals kein großer Erfolg. Seit Mitte Februar steht die Heimkinoauswertung in den Regalen.

Menschlicher als der Mensch

Mehr als 30 Jahre sind nach den Ereignissen des ersten Films vergangen. Das Los Angeles von 2019, wie es im Original von 1982 dargestellt wurde, existiert längst nicht mehr in alter Form. Nachdem die damals für die Produktion von Replikanten verantwortliche Tyrell Corporation drei Jahre nach den Geschehnissen um Roy Batty mit dem Modell Nexus 8 erstmals Androiden erschuf, die statt den festgelegten vier Jahren Lebensspanne nicht an künstlich erschaffene Lebensdauer gebunden ist, ist vieles geschehen. Darunter nicht nur eine stetig wachsende Feindseligkeit gegenüber den zu Menschen nahezu identischen Androiden, deren einziger Nachteil gegenüber echten Menschen nur noch die mangelnde Zeugungs- und Empfängnisfähigkeit ist, auch ein Blackout fand statt, welcher nahezu alle Aufzeichnungen der Stadt löschte. Wenig später ging die Tyrell Corporation endgültig pleite, eine gewaltige ökonomische Krise war die Folge. 

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                Detective K kommt als Blade Runner einem dunklen Geheimnis auf die Spur. 

 
Weitere Jahre später gelang es dem geheimnisvollen Niander Wallace, mithilfe synthetischer Landwirtschaft Herr über die Krise zu werden, Nachdem er die Reste der Tyrell Corporation aufgekauft hatte, erschuf er mit dem Modell Nexus 9 eine neue Form von Replikant, welche über alle Stärken der Vorgängerserien verfügt, dafür aber völlig loyal gegenüber ihren Befehlshabern ist. Zu diesen Modellen gehört auch Detective K (Ryan Gosling, „Drive“), der 2049 beim L.A.P.D. als Blade Runner die letzten flüchtigen Nexus 8 – Modelle in den Ruhestand versetzt und seine Freizeit am liebsten mit dem auf bedingungslose Liebe programmierten Hologramm Joi (Ana de Armas, „Overdrive“) verbringt. Dass auch er als „Skinner“ von der menschlichen Gesellschaft verachtet wird, kümmert ihn wenig. Einer dieser Jobs führt ihn zu den Gebeinen einer längst verstorbenen Replikantin. Die Untersuchung ihrer Überreste fördert Ungeheuerliches zu Tage: Die Frau starb bei der Geburt eines Kindes. Was bisher undenkbar erschien, scheint plötzlich Realität zu sein. Wenn Replikanten in der Lage sind, Kinder zu kriegen, unterscheiden sie sich letztendlich nicht mehr von echten Menschen, ja drohen sogar, ihnen überlegen zu sein.

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                  Der geheimnisvolle Niander Wallace geht für neue Produkte über Leichen. 

Für Polizeichefin Joshi (Robin Wright, „House of Cards“) steht fest, dass diese Entdeckung nie öffentlich werden darf. Sie setzt den loyalen K darauf an, alle Spuren zu vernichten, das Kind aufzuspüren und zu töten. Allerdings ist auch Niander Wallace (Jared Leto, „Suicide Squad“) sehr an diesem Kind interessiert, gelang es ihm doch nie, selbst zeugungsfähige Replikanten zu erschaffen. Während seine Untergebene Luv, ebenfalls Replikantin, auf der Suche nach dem Kind eine Leiche nach der anderen hinterlässt, kommt K selbst einem uralten, dunklen Geheimnis auf die Spur, in welches niemand geringeres involviert zu sein scheint als der vor 30 Jahren verschwundene Rick Deckard (Harrison Ford, „Das Erwachen der Macht“)…

Die Rezension

Regisseur Villeneuve gelang mit Blade Runner 2049 eine bildgewaltige Erweiterung des bisher bekannten Blade Runner – Universums, die viele Fäden des Vorgängers aufgreift, ohne diesen dabei explizit zur Voraussetzung für deren Verständnis zu machen. Dennoch muss man sagen, dass wohl nur Kenner des Originals einen besonderen emotionalen Bezug zur Handlung knüpfen werden. Wo sich der Klassiker von 1982 noch mit der Frage auseinandersetzte, ob Blade Runner Deckard womöglich unwissend ein Replikant ist, befasst sich die Fortsetzung mit dem genauen Gegenteil: Kann ein Replikant ein Mensch sein, ohne etwas davon zu ahnen? Drumherum strickt sich ein immenser philosophischer Ansatz, der zahlreiche Fragen aufwirft. Sind Replikanten die besseren Menschen, welche ihre Schöpfer längst überholt haben? Steht es ihnen als Individuen zu, für ihre Existenz zu kämpfen?

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       In der Rolle des Hologrammes Joi gehört Ana de Armas zu den zentralen Filmcharakteren. 

Am Ende wird dem Zuschauer eine Menge Spielraum für Interpretationen gegeben und erhält sich damit das Konzept des Vorgängers, dessen Handlung bis Heute Gegenstand zahlreicher Diskussionen ist. Kameramann Richard Deakins ist es gelungen, der Welt der Blade Runner von 2049 zu jeder Zeit etwas Bedrohliches und Beklemmendes zu verleihen. Mithilfe von heftigen Kontrastwechseln untermalt er dabei meisterhaft die Handlungsstränge sowie die Charakterentwicklungen über den Verlauf von 163 Minuten Spieldauer. Die Belohnung: Eine von insgesamt fünf Oscarnominierungen.

Die Blu – Ray

Auch der brillante Score von Benjamin Wallfisch und Hans Zimmer, die bereits bei Dunkirk zusammengearbeitet haben und dafür ebenfalls ins Oscarrennen 2018 gehen, untermalt das Filmgeschehen nahezu perfekt. Basierend auf dem Synthie – Score von Vangelis erweitern die beiden Composer die Musik um wuchtige Bässe und viele neue Elemente, bleiben der Vorlage aber jederzeit treu. Die DTS – HD MA 5.1 – Tonspur der Blu-Ray vermag dies zwar eindrucksvoll wiederzugeben, kommt aber qualitativ nicht ganz an die leider nur auf Englisch verfügbare Dolby Atmos – Tonspur heran, welche darüber hinaus ausschließlich auf der UHD – Variante verfügbar ist. Die exzellente Abmischung ist dennoch eindrucksvoll und sorgt je nach Verfügbarkeit eines entsprechenden Systems für kristallklaren Raumklang im oberen Referenzbereich. Lediglich den Hall hätte man für mich in nahezu allen Szenen mit Niander Wallace etwas herunterregeln können. Der überwiegt bereits bei leicht reduzierter Lautstärke aus allen Ecken so sehr, dass das gesprochene Wort kaum noch zu verstehen ist. 

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         Die visuell überwältige Welt von Blade Runner 2049 kommt auf Blu-Ray toll zur Geltung.

In Sachen Bildqualität erreicht die Blu-Ray dank exzellentem Schwarzpegel und kontrastreichen, natürlichen Bildern Güteklasse A mit Sternchen und muss sich dabei nicht vor der 4K – Variante verstecken, die lediglich mit etwas mehr Plastizität punktet. Der visuelle Stil des Films, der dank verschiedener Farbgebungen bewusst kühl wirken soll, kommt auch im Heimkino wunderbar zur Geltung. Dabei ist auch die Bildschärfe über nahezu jeden Zweifel erhaben. Da das 3D – Format aber auf der aktuellen Generation von Fernsehgeräten kaum noch eine Rolle spielt, haben wir auf eine entsprechende Sichtung gänzlich verzichtet. 

Enttäuschend fällt jedoch die Ausstattung aus. Die normale Blu-Ray enthält als Bonusmaterial lediglich ein Making Of sowie drei kurze Features, welche die Geschehnisse zwischen Original und Fortsetzung aufarbeiten. Wer mehr Hintergrundinformationen wünscht, muss zur Special Edition mit Bonus Disc greifen, welche zudem auch in den höherpreisigen Editionen enthalten ist, darunter der 200€ teuren Deckard Blaster Edition, die eine Replik der Blade Runner – Waffe beinhaltet. Das verfügbare Material ist dennoch nicht uninteressant, fällt aber selbst kombiniert mit den Inhalten der Special Edition weitaus weniger umfangreich als erwartet aus. 

Fazit

ava2 „Blade Runner 2049 ist eine würdige Fortsetzung zum Kultfilm von 1982 geworden und hat als solche das Potenzial, über die kommenden Jahre und Jahrzehnte ebenfalls Kultstatus zu erlangen. Raum für eine weitere Fortsetzung ist bereits gegeben. Klar, der Film ist vielschichtig und extrem komplex in seiner Erzählung, weswegen es eine Weile dauert, bis er sich dem Zuschauer in all seinen Ausmaßen erschließt. Aber gerade das hat das Franchise schon immer ausgezeichnet. Visuell überwältigend und eine Reise für die Sinne des Betrachters, weiß auch die Blu-Ray für Daheim all das zu konservieren und zu transportieren. Bild und Ton bewegen sich auf Referenzniveau. Lediglich die Extras sind überraschend gering ausgefallen. Hier wäre sicherlich noch viel Raum dafür gewesen, die ein oder andere Geschichte rund um Blade Runner 2049 zu präsentieren. Für Sci-Fi-Fans mit Anspruch ist der Film aber dennoch absolutes Pflichtprogramm für die Filmsammlung.“

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