Final Fantasy XV: Windows Edition – „So müssen Portierungen sein!“

                                             Getestet und verfasst von General M

Ob PC – Spieler überhaupt in den Genuss von Final Fantasy XV kommen würden, welches ja bereits Ende 2016 auf XBOX One und PlayStation 4 erschien, blieb lange ungewiss. Die Portierung wäre extrem kompliziert, hieß es seinerzeit von Seiten der Entwickler. Den meisten Gamern jedoch war bei diesen Worten schnell klar, dass dies lediglich behauptet wurde, um die Leute nicht vom Kauf der Konsolenfassungen abzuhalten. So funktioniert Marketing eben. Und besagte Fassungen waren ja technisch durchaus gelungen, wenngleich auch angesichts der jeweils begrenzten Systemressourcen nicht perfekt. 

Ein Jahr und ein paar Zerquetschte später erblickt Final Fantasy XV nun auch endlich auf dem PC das Licht der Welt. Und man merkt sehr schnell, dass es sich dabei nicht bloß um eine simple Portierung handelt. Der im Rahmen der PC – Veröffentlichungen im Franchise erstmals genutzte Beiname „Windows Edition“ hat durchaus Stellenwert. Was genau PC – Enthusiasten hier erwartet, klärt unser Test. 

HINWEIS: Dieser Testbericht beschäftigt sich hauptsächlich mit den technischen Aspekten der PC – Version. Eine detaillierte Übersicht über Gameplay und Co. bietet unser TESTBERICHT zu den Konsolenfassungen.  

Vier Emos in der Wildnis

Die Hauptgeschichte hat sich im Vergleich zu den Konsolenfassungen nicht geändert. Der Spieler schlüpft in diesem bewusst auch an Serieneinsteiger gerichteten Teil in die Rolle des jungen Prinz Noctis. Dieser reist mit seinem Gefolge ins verfeindete Königreich Niflheim, um dort Jungendfreundin und Kronprinzessin Lunafreya zu ehelichen. Große Lust hat der aufbrausende Prinz zwar nicht, aber die Heirat verspricht Frieden…oder zumindest glaubt Noctis´ Vater Regis das. Denn kaum ist der Prinz mit seinem Gefolge im schnittigen Gefährt auf dem Weg zur Hochzeit, greifen die Niflheimer das Heimatreich Lucis an. König Regis lässt dabei sein Leben. Natürlich sinnt Noctis auf Rache. Zur Seite stehen ihm dabei Schwertkämpfer Gladiolus, Fahrer und Koch Ignis, sowie der junge und aufbrausende Prompto. Während die Truppe von dort an stets die Schergen aus Niflheim im Nacken sitzen hat, beginnt gleichzeitig die Suche nach uralten Waffen, deren Stärke den Erfolg des Racheplans garantieren soll…

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      Mit dem Regalia im Hintergrund präsentiert sich die Truppe auch auf dem PC eindrucksvoll. 

Tatsächlich kommt die Handlung im Vergleich zu anderen FF – Ablegern wesentlich dünner daher, erfordert dafür aber auch kein stundenlanges Einlesen in die Lore. Zumal gleichzeitig mit dem Animationsfilm „Kingsglaive“ eine mehr als hervorragende Gelegenheit vorhanden ist, vorab mehr über die Welt von Final Fantasy XV zu erfahren. Der imposante Einstieg ins Spiel weicht aber dennoch zügig einer überraschend enttäuschenden Handlung mit vielen Längen und Leeren. Auch die Linearität späterer Kapitel enttäuscht noch immer, da die Reihe zumeist wesentlich mehr spielerische Freiheit geboten hat, als es hier letzendlich der Fall ist. In Sachen Storytelling bleiben diese Mankos wenig überraschend auch Teil der Windows – Version. Diese besitzt jedoch im direkten Vergleich den Vorteil, dass die Bonusepisoden, welche auf den Konsolen lediglich als kostenpflichtiger DLC erhältlich sind, hier bereits integriert sind. Weitere kostenpflichtige Inhalte sind aber erst kürzlich angekündigt worden, so richtig komplett ist Teil XV also auch auf dem PC noch nicht. Der Umfang ist und bleibt dennoch gewaltig, auch die zahlreichen, wenngleich auch wenig abwechslungsreichen Nebenaufgaben sorgen neben der Jagd nach Fischen und Fotos für Beschäftigung. Gleichzeitig ist auch der schnell nervige Zwang zur Parkplatzsuche und Betankung für den Regalia erhalten geblieben. 

Fortschritt durch Technik

Dass sich inhaltlich nichts ändern würde, war den allermeisten von Anfang an klar. Sehr viel wichtiger ist eher der technische Aspekt, besonders in Hinsicht auf manch weniger gute Portierung eines Final Fantasy – Ablegers auf den PC, wenngleich hier in letzter Zeit vieles besser gemacht wurde. Das aber waren allesamt ältere Titel, entsprechend kritisch muss man die Version des aktuellsten Titels betrachten. Die Entwicklerversprechen wurden hier nicht gebrochen, die PC – Version wischt mit den Konsolenfassungen komplett den Boden auf. 

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                  Mechanikerin Cidney sieht auf dem PC ein ganzes Stück hübscher aus. 

Angefangen bei der unbegrenzten Bildrate, welche ein wesentlich angenehmeres und flüssigeres Spielgeschehen als die Konsolen bietet, bis hin zur Abwesenheit der vorher noch lästigen Pop- Ups und FPS – Einbrüche, auf dem PC ist Final Fantasy seinen Geschwistern drastisch überlegen. Zusätzlich darf man sich über wesentlich höher aufgelöste Texturen und Schatten freuen, auch die Partikeleffekte und Beleuchtung sieht ein gutes Stück besser aus. Aber all das sind ja meistens Vorteile, die jedwede PC – Portierung zu bieten hat. Was Final Fantasy XV letzendlich so stark von den Konsolenfassungen abhebt, sind die zahlreichen Zusatzfeatures, die eben nur auf dem PC (und unter Verwendung einer leistungsstarken Nvidia – Grafikkarte) genutzt werden können. Darunter besondere Verfahren zur Schattendarstellung, ebenso aber auch das leistungshungrige Nvidia – Hairworks, welches für deutlich natürlichere Haardarstellungen sorgt. 

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                   Dank Nvidia Hairworks sehen die Haarbüschel lebendiger als je zuvor aus. 

Für absolute Enthusiasten mit High End – Systemen wird zusätzlich zu dem mit gut 75 GB Installationsgröße bereits sehr festplattenhungrigen Spiel ein optionales, kostenloses HD Paket zum Download angeboten. Dieses schaufelt weitere 60 GB auf die Festplatte, tauscht sämtliche Videosequenzen durch hochskalierte 4K – Versionen aus und sorgt nochmals für höher auflösende Texturen und Co., ist aber wirklich nur für absolute Spitzenrechner tauglich. Mit installiertem Zusatzpaket und auf maximalen Settings bricht selbst unser Testsystem mit Geforce 1080ti bei nativer 4K – Auflösung ordentlich ein. Eine angepeilte Bildrate von wenigstens 60 Frames ist selbst mit dem Nvidia – Flaggschiff nicht möglich, stattdessen pendelt sich die FPS je nach Geschehen zwischen 30 und 40 Bildern ein. Das macht es nicht unspielbar, aber eben auch nicht optimal. 

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             Dank zahlreicher Einstellungsmöglichkeiten läuft FF XV auch auf alten PC´s flüssig. 

Grundsätzlich bietet die PC – Version dafür zahlreiche Feineinstellungen an und ist so auch auf betagteren Systemen sehr gut lauffähig. Dann muss man aber mit vielen Abstrichen leben und kann genauso gut auch direkt zu den mittlerweile extrem günstigen Konsolenfassungen greifen, sofern vorhanden. So oder so sind die Ladezeiten auf dem PC angenehm kürzer als auf PlayStation 4 und XBOX One, mit einer SSD spart man zusätzlich einige Sekunden. Alles in allem eine absolut vorbildliche PC – Fassung, welche qualitativ mühelos mit der herausragenden PC – Umsetzung von „Assassin´s Creed: Origins“ aus dem Hause Ubisoft gleichzusetzen ist. Wer sich im Vorfeld nicht sicher ist, ob der Titel auf seinem Rechenknecht lauffähig ist, sollte sich das separat herunterladbare Benchmark installieren, mit welchem sich die zu erwartende Performance anhand einiger leistungsintensiver Spielszenen gut messen lässt. Glücklicherweise ist es den Entwicklern scheinbar auch gelungen, die im Vorfeld in Benchmark und Demo vorhandene Problematik mit dem rauschenden, nahezu ohrenbetäubend kaputten Sound zu lösen – in der Vollversion war davon nämlich nichts mehr zu spüren. 

Natürlich bietet das Spiel auf dem PC auch nativen Support für eine Vielzahl von Gamepads. Die Steuerung mit Maus und Tastatur ist eher funktioneller Natur und zieht in Sachen Bedienung abseits der Menüs besonders in den hektischen Kämpfen eindeutig den Kürzeren. Das im Test verwendete XBOX One Elite Gamepad hat sich hier als wesentlich bessere Wahl erwiesen. 

Fazit und Wertung

ava2 „Es braucht nicht unbedingt ein Hochleistungssystem, um schnell zu merken, wie viel besser und schöner die PC – Version von Final Fantasy XV im Vergleich zu den Konsolenfassungen ist. Allerdings entfaltet sich die wahre Schönheit des Spiels nur bei leistungsstarker Hardware. Wer diese nicht hat, andererseits aber auch keine Konsole besitzt, ist mit der PC – Version trotzdem exzellent bedient, muss dann aber in Sachen Optik für flüssige Bildraten mit einigen Abstrichen leben. Die Portierung ist absolut vorbildlich und bietet besonders Besitzern starken Nvidia – Grafikkarten einige sehr hübsche Extras. Die inhaltlichen und spielerischen Schwächen der Vorlage gleicht aber wie zu erwarten auch die PC – Version nicht aus. Dafür sind alle bisherigen DLC´s bereits mit an Bord.“

PRO: 

+ Nahezu makellose Portierung, welche die Stärken aktueller PC´s voll ausnutzt
+ Zahlreiche Settings bieten enorme Flexibilität für FAST jede Rechnerklasse
+ Optionales, kostenloses HD – Paket
+ Höhere Bildraten sorgen für ein flüssigeres, passenderes Spielgeschehen
+ Alle bisher veröffentlichten DLC – Episoden inklusive
+ Mit Gamepad eingängige Bedienung

+ Große, abwechslungsreiche Spielwelt
+ Tolle Animationen und Effekte

+ Zahlreiche Schätze und Items zu entdecken
+ Viele Nebenaufgaben
+ Zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten 
+ Optionale Dungeons
+ Epische Bosskämpfe
+ Sinnvolle Spielmechaniken
+ Gut überarbeitete, zugängliche Talentbäume
+ Dynamische Kämpfe mit vielen (optionalen) Spielhilfen
+ Übernachtungssystem
+ Charaktere mit Persönlichkeit
+ Tolle Deutsche Sprecher (außer Prompto)
+ Sprache jederzeit frei wählbar
+ Solider Umfang
+ Gutes Tutorial
+ Bricht bewusst mit vielen Serientraditionen
+ Für Einsteiger und Veteranen gleichermaßen geeignet
+ Hervorragender Soundtrack

CONTRA

– Story bietet wenig Neues
– Erzählerische Qualität nimmt im weiteren Spielverlauf deutlich ab
– Überflüssiger Zwang zum Auftanken und Parkplatzssuche
– Repetive Nebenmissionen
– Sterile Schlauchdungeons
– Größere Kämpfe werden schnell unübersichtlich
– Später sehr linear
– Im Kern etwas zu leicht

                                                  GESAMTWERTUNG:     88% 

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
 
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