BD: „Death Wish – Ein Mann sieht rot“

                                            Getestet und verfasst von General M

                    Quelle Bildmaterial: STUDIOCANAL, „Ein Mann sieht Rot“, Blu-Ray

w225 Die deutschen Jugendschutzbehörden hatten seit jeher nicht nur ein großes Problem mit der Darstellung von Gewalt, auch Selbstjustiz als Thema wurde damals wie heute nicht gerne gesehen. Der 1974 von Regisseur Michael Winner inszenierte Rachethriller „Death Wish – Ein Mann sieht rot“ landete entsprechend zügig auf dem Index. Dass unsere Behörden mittlerweile etwas liberaler bei der Betrachtung agieren, lässt sich nicht nur daran erkennen, dass einer der Filme mit der umfangreichsten Zensurgeschichte aller Zeiten, nämlich Evil Dead, seit einer ganzen Weile ab 16 Jahren in ungekürzter Form überall frei erhältlich ist, sondern wohl auch daran, dass „Death Wish“ seit Februar ebenfalls vom Index runter ist und ebenfalls bereits unzensiert für Jugendliche geeignet ist. Ganz zufällig geschah die Neuprüfung dabei allerdings nicht, immerhin steht alsbald der Kinostart des Remakes in den Startlöchern. Für uns Grund genug, den Klassiker mit Charles Bronson ebenfalls neu zu betrachten. 

Ein Mann sieht rot

Für den Architekten Paul Kersey (Charles Bronson, „Spiel mir das Lied vom Tod“) ist Welt eigentlich ganz in Ordnung. Der erfolgreiche Architekt steht kurz davor, einen überaus lukrativen Deal abzuschließen, daheim warten eine hübsche Frau und eine nicht minder attraktive Tochter. All das ändert sich eines Tages schlagartig, als beide bei einem Einbruch in den eigenen vier Wänden von einer Gang Halbstarker brutal misshandelt und vergewaltigt werden. Die Frau stirbt wenig später im Krankenhaus, die Tochter ist derart traumatisiert von den Geschehnissen, dass sie in ein Sanatorium eingewiesen werden muss. 

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                   Die Missbrauchsszenen sind selbst heute noch extrem intensiv und hart. 

Für Paul bricht eine Welt zusammen. Zornig und verbittert darüber, dass die Polizei scheinbar machtlos ist, greift er zum Revolver, jagd nachts in den Straßen von New York den Tätern hinterher und hinterlässt auf seiner Suche eine immer blutigere Spur unter den zahlreichen Kriminellen der Stadt. Während der Architekt in der Bevölkerung zunehmend zum Helden avanciert, wird die Luft für den Rächer immer dünner – die Polizei, allen voran Detective Ochoa, ist ihm nämlich dicht auf der Spur…

Die Rezension

Trotz kleinem Budget wurde „Death Wish – Ein Mann sieht rot“ zu einem stattlichen Erfolg. Raubein Charles Bronson, der bereits 2003 verstarb, mimt den rachsüchtigen Kersey mit gewohnter Wortkargheit, gleichzeitig aber auch mit einer überzeugenden Präsenz. Das düstere New York ist dabei ein hervorragender Schauplatz, welcher von Kameramann Arthur Ornitz prima eingefangen wurde. Dass sich die Jungendschutzbehörden seinerzeit hierbei angesichts des Endes besonders am Film gestört haben, ist verständlich. Betrachtet man den Film allerdings heute im Rahmen moderner Ansprüche, wirkt der Film trotz einiger weniger verbliebener Härten beinahe harmlos, wenngleich die Misshandlungsszenen der Familie selbst heute noch extrem packend und gleichermaßen verstörend wirken, da man als Zuschauer jederzeit extrem nahe bei den Opfern ist und auch die Darsteller in den jeweiligen Szenen glaubwürdig agieren. 

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             Schwarzwerte und Kontrast können sich trotz beachtlichem Filmalter sehen lassen.

Dem erfolgreichen Film folgten bis 1994 ganze vier Fortsetzungen, in denen Bronson abermals den Rächer mimte. Da die Sequels allerdings mehr und mehr mit hanebüchenen Storys aufwarteten und zudem wesentlich weniger Intensität im Austausch für immer höhere Bodycounts boten, ist nur das Original wirklich Filmkult und entsprechender Maßstab für das von Hostel – Regisseur Eli Roth inszenierte Remake, in welchem dieses Mal Bruce Willis in die Rolle des Paul Kersey schlüpft. 

Die Blu-Ray

Rechteinhaber STUDIOCANAL hat ganze Arbeit bei der Neuauflage des über 40 Jahre alten Films geleistet und für die HD – Veröffentlichung auf das aktuelle Master zurückgegriffen, welches den Look des Films wunderbar erhält, gleichzeitig aber auch den Ansprüchen an das Format gerecht wird. Bedingt durch das allgemeine Alter des Materials nimmt das Filmkorn in dunklen Szenen zwar gelegentlich etwas überhand, Farbgebung und Schwarzwerte stimmen im Rahmen des bildschirmfüllenden Formates 1.78:1 aber jederzeit. Für mich als Filmfan sind Neuauflagen von älteren Filmen immer ein zweischneidiges Schwert, neigen viele Label doch dazu, das Material der Einfachheit halber unter Einsatz zahlreicher Weichzeichner zu Tode zu filtern, anstatt das Originalmaterial liebevoll aufzuarbeiten und so den jeweiligen Charme der Vorlage zu erhalten. 

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                                     Die Polizei ist ratlos: Wer ist der ominöse Rächer?

Beim Ton darf man jedoch keine großen Sprünge erwarten. Enthalten sind lediglich Deutsche und Englische Sprachausgabe im DTS-HD 2.0 Mono – Format. Man muss jedoch bedenken, dass zum Entstehungszeitpunkt des Films noch kein Raumklang verfügbar war und eine entsprechende Umsetzung mit ziemlicher Gewissheit eine Neusynchronisation erforderlich gemacht hätte, welche erfahrungsgemäß selten bis nie an die Qualität der Originalvertonung heranreichen. Auf konventionellen TV – Geräten kaum hörbar, muss man als Nutzer einer entsprechenden Heimkinoanlage daher damit leben, dass der Ton ausschließlich aus dem Center kommt und sich daher gelegentlich etwas überlagert. Die Stimmen bleiben aber jederzeit klar verständlich. In Sachen Extras sieht es dagegen extrem mau aus, gerade mal ein Trailer zum Film hat es auf die Scheibe geschafft. Übrigens erscheint der Film zeitgleich mit der HD – Veröffentlichung auch als DVD. Hier sieht es in Sachen Umfang ebenso düster aus, ferner glänzt das mittlerweile veraltete Format in Sachen Bildqualität längst nicht so sehr wie das HighDef – Master, bietet aber im Rahmen seiner Möglichkeiten immer noch eine klare Verbesserung zu allen alten Veröffentlichungen. 

Fazit 

ava2 „Death Wish gehört zweifelsohne zu den Klassikern des Rachethrillers und sollte daher in keiner gut sortierten Sammlung fehlen. Die unzensierte Neuauflage eignet sich dank neuem, zeitgemäßen Master wunderbar dazu, alte VHS – Kassetten oder DVD´s endgültig in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken. Lediglich in Sachen Ausstattung enttäuscht die Neuauflage auf ganzer Linie, Extras abseits eines Trailers sucht man vergeblich. Der Thematik des Films ist heute tatsächlich immer noch brandaktuell, bedenkt man, wie viele Schwerverbrecher auch im Jahr 2018 je nach Vergehen geringere Strafen erhalten, als sie beispielsweise ein Raubkopierer erhält. Aber wenn demnächst irgendwer auf Rachefeldzug geht und dann hinterher sagt, General M hätte ihn dazu ermutigt: Nein, habe ich nicht. Böse, böse!“

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