Burnout: Paradise – Remastered: „Durch die Schallmauer“

                                           
                                              Getestet und verfasst von General M 

Dass der Trend der Remaster auch im Jahr 2018 munter anhält, haben die Publisher dieser Welt längst erwiesen. Dass man dabei aber nicht immer auch ein qualitativ hochwertiges Produkt abliefert, leider ebenso. Ob die Neuauflage des knapp über zehn Jahre alten „Burnout: Paradise“ für XBOX One und PlayStation 4 ins gleiche Fettnäpfchen trifft, oder hier tatsächlich endlich mal wieder eine gelungene Überarbeitung eines Klassikers auf den Spieler wartet, soll unser Testbericht klären. 

Take me down! Oh, take me down! 

Ah, Paradise City, wie habe ich dich vermisst. Dich und all das, was du zu bieten hast. Die fiktive Großstadt, die von Hochhauspanoramen bis hin zu Hafenanlagen, Küstenabschnitten und lauschigen Wäldern alles zu bieten hat, was ein Spielplatz für Straßenraudis benötigt, hat selbst zehn Jahre nach Erstveröffentlichung nichts von ihrem Charme verloren. In Zeiten, wo krampfhaft versucht wird, aktuellen Genrevertretern mit aufgezwungenen, zumeist völlig deplatzierten Storys etwas mehr Auftrieb zu verleihen, bleibt Burnout auch im Remaster ganz der Serientradition verpflichtet und richtet sich ausschließlich an Arcade – Fans, die nicht einen Großteil ihrer Zeit damit verplempern wollen, ihr Gefährt in irgendwelchen Garagen feinjustieren zu wollen und anschließend auf der Nordschleife neuen Geschwindigkeitsrekorden nachzujagen. Hier gilt: Ran an´s Steuer eines der über 130 fahrbaren Untersätze und mitten rein in den Verkehr! Leider verbleibt der Fahrzeugwechsel noch immer unnötig kompliziert: Wer den Boliden wechseln will, muss erst den Schrottplatz anfahren. Ein Schnellreisefeature sucht man vergebens. 

               Das Remaster konserviert das grandiose Geschwindigkeitsgefühl des Originals. 

In zig Einzelspieler – Wettbewerben findet sich für jeden etwas. Klassische Straßenrennen, aber auch Klassiker wie der Road Rage – Modus bieten ideale Gelegenheiten für alle, die zwischen 5 Minuten und 5 Stunden Zeit haben und einfach mal die Sau rauslassen wollen. Das Prinzip zeichnet das Franchise aus und obgleich es als solches schon so lange Bestand hat, wirkt es heute wie eine mehr als willkommene, mehr als vermisste Abwechslung zu Totalschäden wie dem letzten Need for Speed, dessen altehrwürdige Traditionen längst halbgaren Pay-2-Win – Abzocken weichen mussten. Fakt ist, das muntere Verschrotten von Konkurrenten (oder dem eigenen Vehikel) macht heute noch genauso viel Spaß wie damals. Zwar wirken die zahlreichen Straßen von Paradise City gemessen am aktuellen Anspruch gegenüber Rennspielen in einer offenen Welt eher dünn befahren, dem Spielspaß tut das aber keinerlei Abbruch. Ob man nun mit Supersportwagen, Motorrädern oder sogar dem legendären Ecto – 1 der Ghostbusters die Wege unsicher macht, dank des nahezu perfekten Balancings der Fahrzeuge in Sachen Handling auch bei Geschwindigkeiten jenseits der Schallmauer ist und bleibt Burnout: Paradise ein grandioser Arcade – Racer, der damals seiner Zeit sogar ein wenig voraus gewesen schien. Inhaltlich entspricht die neue Version der Complete Edition des Originals, enthält also sämtliche Verbesserungen und Erweiterungen, für knapp 40€ wird eine ganze Menge geboten.

                    Der gewaltige Fuhrpark enthält sämtliche Inhalte der Complete Edition. 

Begleitet wird das Spielgeschehen von einem genialen, abwechslungsreichen Soundtrack, der sich aus 30 Jahren Musikgeschichte zusammensetzt und mit vielen namhaften Interpreten aufwartet. Leider muss man dazu sagen, dass die altbekannte DJ Atomica, welche durch das Radioprogramm von Paradise City führt, damals wie heute so sehr nervt, dass man ihr am liebsten die Zunge rausschneiden möchte. 

Vorbildliches Remaster 

Technisch trumpft das Remaster überzeugend auf. PlayStation 4 Pro und XBOX One X stellen das Spiel in nativem, kristallklaren 4K dar, während die Bildrate sich ganz gleich, was auf der Flimmerkiste abläuft, stets bei butterweichen 60 Frames bewegt und somit stets ein rasantes, flüssiges Gameplay garantiert. Aber auch auf den normalen Konsolen läuft das Spiel (dann aber bei einfacher Full HD – Auflösung) jederzeit ohne irgendwelche Einbrüche. Die 4K – Variante weiß die Vorzüge des Remasters aber eindeutig besser hervorzuheben. Dank überarbeiteter Texturen, Beleuchtung und Co. muss sich die Neuauflage auch nicht vor aktuellen Titeln verstecken. Pop – Ups gibt es nur ganz, ganz selten mal, auch das nervige Flimmern des Originals gehört der Vergangenheit an. Stattdessen warten satte Farben, eine tolle Bildschärfe sowie nahezu makellose Kantenglättung auf den geneigten Spieler. Nur hin und wieder begegnet man der ein oder anderen Ungereimtheit, angesichts des stets rasanten Tempos, mit der sich der Spieler durch Paradise City bewegt, fällt das aber nicht ins Gewicht. Insgesamt hat das zuständige Team ein hervorragend aufbereitetes Remaster abgeliefert.

     Spektakuläre Kollisionen entfalten vor allem in nativem 4K optisch eindrucksvolles Potenzial. 

Wunderbar funktioniert auch der nahtlose Übergang zwischen Einzelspieler- und Mehrspielermodus, letzterer bietet Spielspaß für acht Spieler. Wer also immer mal seinen besten Freund hemmungslos von der Straße rammen wollte, es aber im wahren Leben aufgrund bestehender Gesetze und der Mitgliedschaft in einer lediglich gesetzlichen Krankenversicherung nicht gewagt hat, bekommt hier die ideale Gelegenheit geboten. Chapeau!

Fazit und Wertung

 „Das Entwicklerteam hinter dem Remaster hat seine Sache gut gemacht. So gut, dass sich Burnout: Paradise Remastered nie wirklich so anfühlt, als hätte es bereits zehn Jahre auf dem Buckel. Es macht einfach einen Heidenspaß, durch Paradise City zu rasen, spektakuläre Unfälle zu bauen und sich dabei ganz entspannt zurücklehnen zu können, ohne dass einem dabei irgendeine dämliche Rahmengeschichte eingeflößt wird. So müssen Arcade Games sein. Es ist schade, dass das Genre im Laufe der letzten Jahre einen so fatalen Weg eingeschlagen hat. Ich wünsche dem Remaster großen Erfolg, alleine schon deswegen, um den Entwicklern und Publishern aufzuzeigen, wie das Konzept eines genialen Arcade Racers aussehen muss: Ganz sicher nicht so, wie es heutzutage der Fall ist.“ 

PRO:

+ Saubere grafische Aufbereitung, welche nahezu alle Macken des Originals ausbügelt
+ Butterweiche Bildraten bei nativem 4K (ONE X/PRO)
+ Vorbildliches, pures Arcade – Feeling
+ Facettenreiche, offen befahrbare Welt 
+ Gewaltiger Fuhrpark
+ Abwechslungsreiche Modi bieten für jeden etwas
+ Weit über hundert Challenges
+ Nahezu perfektes Arcade – Balancing
+ Auch bei Höchstgeschwindkeiten stets prima Kontrolle über das Fahrzeug
+ Genialer, vielseitiger Soundtrack
+ Nahtloser Übergang zwischen Einzelspieler und Mehrspieler

CONTRA:

+ Nerviger DJ
+ Gelegentlich wahrnehmbare Pop-Ups
+ Umständlicher Fahrzeugwechsel
+ Nicht mehr zeitgemäße Verkehrsdichte

                                                     GESAMTWERTUNG:     89%

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