BD: „Fack ju Göhte 3“

                                         
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91rUNQleZL. SL1500  Wer je behauptet hat, der Deutsche Film kann abseits von den immer gleichen Schweiger- und Schweighöfer – Filmen keine Komödie mehr, wird spätestens 2013 eines Besseren belehrt worden sein. Der erste Teil von Fack ju Göhte mauserte sich nicht nur zum in Deutschland meistbesuchten Kinofilm des Jahres, sondern wurde durch Sprüche wie „Chantal, heul leise!“ auch gleich Kult. Für die Darstellerriege um Elyas M´Barek, Max von der Groeben, Jella Haase und Co. öffnete der Erfolg Tür und Tor für zahlreiche weitere Filmproduktionen. Klar, dass eine Fortsetzung her musste. Die kam dann 2013 und verkaufte abermals die meisten Eintrittskarten des Jahres. Wie heißt es so schön? Aller guten Dinge sind drei! Das große Finale lief Ende Oktober 2017 in den Kinos an und vervollständigte nicht nur die Reihe, sondern abermals die Kunst, erfolgreichster Film des Jahres an den heimischen Kinokassen zu sein. Ab dem 22. März stehen Blu-Ray und DVD in den Regalen, wir haben ein letztes Mal mit Herrn Müller die Schulbank gedrückt. 

Final Fack

Die Idee von Regisseur und Autor Bora Dagtekin, nach dem bewusst überzogenen zweiten Teil mit dem „Final Fack“ wieder zurück zu den Wurzeln der Reihe zurückzukehren und sich wieder mehr auf den Schulalltag sowie das gesamte Drumherum zu konzentrieren, klingt erstmal nicht schlecht. Der unfreiwillige Lehrer Zeki Müller (Elias M´Barek, „Dieses verdammte Herz“) wurde von der ehemaligen Herzensdame Lisi Schnabelstedt sitzen gelassen und gammelt zusammen zwischen Zigarettenkippen, leeren Bierdosen und einem Berg von Altpapier zusammen mit deren Nichte Laura herum, welche gerade so mit Mühe und Not aufpasst, dass nicht alles in völligem Chaos versinkt. Auch um die Problemklasse 11b steht es nicht sonderlich gut. Als die beim Besuch des Berufsinformationszentrums hemmungslos vorgehalten bekommt, welche Perspektiven nach dem Abitur (wenn sie es denn überhaupt erlangen) auf Danger, Zeynep und Co. warten, schalten die kurzerhand in den Kriegsmodus. 

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             Zeki Müller und Kollegin Biggi haben mit den Allüren der Schüler allerhand Probleme. 

Gleichzeitig schlägt sich Klebstofffan und Rektorin der Goethe – Gesamtschule Gudrun Gerster (wieder grandios: Katja Riemann, „Er ist wieder da“) mit den Behörden herum. Ein Kontrollbesuch endet angesichts der wesentlich erfolgreicheren (und wesentlich sauberen) Konkurrenzschulen nicht nur mit der drohen Schließung der Gesamtschule, sondern auch mit einem zerstörten Kleinwagen und einem an eine Drohne gebundenen Schüler mit Superheldenambitionen. Vier Wochen bleiben, um nicht nur einen dicken Vorgabenkatalog umzusetzen, sondern auch die rebellischen Schüler zum Abitur zu peitschen. Eine Mammutaufgabe für Zeki, eigentlich nach dem Schuljahr sein Lehrerdasein an den Nagel hängen wollte. Zum Glück erhält er bei seinem Vorhaben, welches er wie gewohnt mit unkonventionellen Mitteln umsetzt, tatkräftige Unterstützung von Kollegin Biggi Enzberger (Sandra Hüller, „Toni Erdmann“). Gleichzeitig muss er sich auch entscheiden, ob er der Schule tatsächlich den Rücken kehren will, oder ob er nicht doch das Zeug dazu hat, auch nach der 11b dem Beruf treu zu bleiben…

Die Rezension

Die erste Stunde des Films weiß mit zahlreichen extremen Momenten zu überzeugen und reiht sich so bestens in die Serientradition ein. Der an die Drohne gekettete Schüler, das Chippen der Problemschüler mit Tier – GPS sowie der extrem misslungene Versuch von Ploppi und Chantal, mit Hilfe von Virtual Reality und elektronischer Stimulation ein Schäferstündchen abzuhalten, treiben einem mitunter Lachtränen in die Augen. In seinen besten Momenten gelingt es dem Film, Humor nahe an der Grenze zu präsentieren und gleichermaßen auch eher ernsthafte Momente mit einem Spruch humorvoll aufzulösen. Das große Problem ist aber, dass Regisseur Dagtekin ab der zweiten Stunde völlig von dieser Erfolgsformel abkommt und es bis zum Ende nicht mehr schafft, sie in seiner Ganzheit wiederzufinden. Die Lacher werden deutlich weniger, während die weiteren ernsten, weiterhin überzogenen Momente ohne einen entsprechend humorvollen Abschluss einen als Zuschauer völlig aus der Stimmung und dem Konzept reißen. Wie der Regisseur in einem Interview sagte, wird es mit einem vierten Teil schwierig, da er einfach keine Ideen mehr hat. Diese Tatsache kommt in der zweiten Hälfte des Films leider deutlich zu Tage. 

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             Auch Uschi Glas ist in ihrer Rolle als Schüleropfer Leimbach-Knorr wieder mit an Bord. 

Zwar spielt Elias M´Barek den liebenswerten Kotzbrocken Zeki Müller wieder sehr gut, die Chemie mit den restlichen Darstellern funktioniert hervorragend, auch Jella Haase verleiht ihrer Rolle als Chantal überraschend viel Charaktertiefe, wenn beispielsweise ihr häusliches Umfeld thematisiert wird. Der Umgang mit den jeweiligen Situationen, darunter auch Chantals versehentliche Teilnahme an einer Selbstmordgruppe, wirkt aber oft deplatziert und unpassend für eine Komödie. Wo Max von der Groeben in der Rolle des Danger in den ersten zwei Filmen noch für viele Lacher sorgen konnte, wirkt die völlig infantile, gleichermaßen aber auch aggressive und nahezu anstaltsreife Umsetzung der Rolle im dritten Teil nach kurzer Zeit nur noch unglaublich nervig. Mit knapp über zwei Stunden Laufzeit wirkt der Film dabei auch stellenweise viel zu lang. Der Abschluss ist dann wieder versöhnlich und weckt Erinnerungen an die Vorgänger, bis dahin ist es aber für den Zuschauer gefühlt ein weiter Weg. Nach einem sehr starken Einstieg im Fazit für mich leider ein enttäuschendes Serienfinale. 

Die Blu-Ray

Technisch kann die Scheibe mit guter Bildschärfe überzeugen. Das bewusst knallige, kontrastreiche Bild wird hervorragend wiedergegeben und auch die Schwarzwerte stimmen. Der Ton liegt im Format DTS-HR 5.1 vor, die Stimmen aus dem Center sind jederzeit exzellent verständlich, aber auch alle anderen Elemente werden kraftvoll und gut abgemischt aus den jeweiligen übrigen Boxen wiedergegeben. Eine Hörfilmfassung in Dolby Digital 2.0 für Hörgeschädigte liegt ebenfalls vor.

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        Jella Haase glänzt erneut als Chantal, verleiht der Rolle aber auch überraschend viel Tiefe. 

In Sachen Bonusmaterial sieht es ebenfalls sehr gut aus. Enthalten sind ein umfangreiches Making Of, ferner Interviews mit Cast und Crew, außerdem ein kurzes Special von der Premiere und zwei Audiokommentar – Features. Wer sich nach oder vor dem Film über die Entstehung informieren möchte, bekommt also reichlich Extras geboten. Lediglich die Interviews fallen extrem kurz aus und haben lediglich Auszugsqualität. Als Ergänzung zum restlichen Zusatzmaterial ist das Gezeigte aber ausreichend. Einige Teaser und Trailer runden das Gesamtpaket ab. 

Fazit 

ava2 „Fack ju Göhte war für mich seinerzeit ein absoluter Überraschungshit. Seit Ballermann 6 (Ja, ich lege meine Maßstäbe tief an) habe ich mich nicht mehr so über eine deutsche Kömodie kaputtlachen können, auch die Fortsetzung hat mich trotz Abstrichen überzeugen können. Das große Finale der Reihe fängt ebenfalls stark an und bietet genau das, was die Filme auszeichnet, ab der zweiten Stunde geht all das aber mehr und mehr verloren. Genügend humorvolle Momente hat der Film definitiv, allerdings verpulvert er sie nahezu allesamt in der ersten Hälfte, während der Rest es kaum noch schafft, den Zuschauer aus den ernsteren Momenten wieder auf die Straße des Humors zurückzuführen. Man merkt, dass die Ideen verbraucht sind. Für Komplettisten ist die Blu-Ray aber dank guter Technik und viel Zusatzmaterial absolut empfehlenswert.“

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