Assassin´s Creed: Rogue Remastered – „Templer Ahoi!“

                                            Getestet und verfasst von General M

Ein kleines bisschen Geschichte: Im November 2014 hatte die aktuelle Generation von Konsolen, nämlich die PlayStation 4 sowie die XBOX One gerade ihren ersten Geburtstag hinter sich. Nach dem überaus gelungenen Black Flag, welches im Vorjahr als Launch Titel für beide Plattformen erschienen war, sich aber technisch noch an der Vorgängergeneration orientierte, wollte Ubisoft (damals noch dem jährlichen Veröffentlichungsturnus folgend) die Power der neuen Konsolen endlich utilisieren und veröffentlichte 2014 mit Unity einen Current Gen -exklusiven Titel, der vielen Kennern wohl bis Heute aufgrund seiner massiven Performanceprobleme sowie den zahlreichen Bugs in negativer Erinnerung bleiben wird. Da aber zu dem Zeitpunkt noch nicht jeder eine aktuelle Konsole im Raum stehen hatte und die Vorgängergeneration, nämlich XBOX 360 und PlayStation 3, noch immer weit verbreitet waren, wollte Ubisoft auch diese Sparte bedienen. Das Ergebnis dieser Bemühungen war Assassin´s Creed Rogue, ein Spin – Off der Amerika – Trilogie (bestehend aus Black Flag, Assassin´s Creed III und Assassin´s Creed Liberation), welches exklusiv für die Last Gen – Generation erschien und im Jahr darauf auch auf dem PC erschien. Etwas mehr als drei Jahre später kommt Rogue als Remaster auch auf der Current Gen. Wir haben pünktlich dazu erneut die Segel gesetzt und klären, wie sinnvoll die Anschaffung ist und wie groß die Unterschiede zu den Urversionen sind. 

Von Verrat und Vergeltung

Das chronologisch weit nach den Ereignissen von Black Flag spielende Rogue beleuchtet die Geschehnisse der Zeit, in der Templer – Großmeister Haytham Kenway die Macht seines Ordens in den neuen Kolonien zu festigen sucht und schließt damit zahlreiche Lücken bis zum Aufstieg des Connor in Assassin´s Creed III. Der Spieler schlüpft in die Rolle des jungen, ungestümen Shay Patrick Cormack, der gemeinsam mit seinem Bruder Liam Teil der Assassinen um Anführer Achilles Davenport ist. Der zu diesem Zeitpunkt noch wesentlich idealistischere, wesentlich menschenfreundlichere Achilles sieht Potenzial in dem jungen Rekruten und vertraut ihm eine wichtige Mission an, nämlich das Auffinden weiterer, serienessentieller Edensplitter – mächtige Artefakte einer hochentwickelten Vorläuferzivilisation, nach denen auch die Templer gieren. 

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            Auf der Suche nach den Edensplittern gerät Assassine Shay zwischen die Fronten.

Doch mit der Zeit beginnt Shay, die Motive der Assassinen, welche zu deren Erfüllung unter Achilles nicht minder gnadenlos vorgehen als die ach so bösen Templer, mehr und mehr zu hinterfragen und wendet sich schließlich in einem spektakulären Twist von seinen ehemaligen Brüdern und Schwestern ab. Schwer verletzt von den Templern gerettet, findet Shay alsbald einen neuen Platz in deren Reihen. Während das gleichzeitig veröffentlichte Unity bereits mit vielen neuen Mechaniken in Sachen Bewegung und Kampf aufwartete, folgt Rogue ganz den stark vereinfachten Spielprinzipien der älteren Ableger. So sind die Gefechte zumeist mühelos durch zeitig gut abgepasstes Kontern zu gewinnen, auch das Erklimmen von Gebäuden und das Manövrieren über Hindernisse funktioniert nahezu vollautomatisch. Wer einige Zeit mit Origins oder Syndicate verbracht hat, wird womöglich von der immensen Vereinfachung alter Tage kalt erwischt werden. Diese stellt im direkten Vergleich zu den etwas anspruchsvolleren Fortsetzungen nämlich durchaus einen spürbaren Rückschritt dar. Gleiches gilt auch für die Hauptgeschichte, die zwar spannend beginnt und ebenso spannend endet, ein Großteil aller Ereignisse dazwischen wirkt im Vergleich zu bekannten Ablegern dieser Zeit aber wenig einfallsreich und darüber hinaus auch recht generisch. 

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             Den Seegefechten fällt mehr Bedeutung zu als in „III“, aber weniger als in „Black Flag“.

Zwar muss sich der Titel in Sachen Umfang keineswegs hinter anderen Titeln verstecken, bietet aber abseits der Handlung aufgrund der wesentlich stärker zentralisierten Umgebungen weniger spielerische Freiheit als beispielsweise ein Black Flag. So hat Rogue einen gewissen Hybridcharakter, der sich aus vielen Spielelementen des dritten Teils, aber auch dem stärker auf Seewege fokussierenden vierten Teil zusammensetzt. Das Ergebnis ist ein „Best of Both Worlds“ – Spiel, welches durchaus gefällt, dem ich aber am Ende doch eine etwas inspirierte Handlung gewünscht hätte. Zumal das übliche Drumherum, nämlich die Parallelhandlung im Abstergo der Gegenwart, völlig belanglos bleibt und eher stört.

Die Vorzüge der Current Generation 

Technisch basiert die Current Gen – Fassung auf der bereits Anfang 2015 veröffentlichten PC – Version, die bereits zahlreiche Verbesserungen gegenüber der alten Konsolenfassungen erfuhr und mit wesentlich höher aufgelösten Texturen, Schatten sowie verbesserter Physik und Beleuchtung aufwarten konnte. Dementsprechend ist ein Großteil dieser Erweiterungen auch in der Current Gen – Version enthalten, lediglich die extrem leistungshungrigen PhysX – Effekte bleiben weiterhin exklusiv PC – Spielern vorbehalten. Trotz einigem Alter sieht Rogue dabei heute noch sehr gut aus und sorgt besonders auf dem Wasser immer noch für eine tolle Atmosphäre. Auf den normalen Konsolen wird natives Full HD geboten, PlayStation 4 Pro und XBOX One X bieten darüber hinaus hochskaliertes 4K und weitere Verbesserungen, beispielsweise eine nochmals feinere Ausleuchtung und etwas mehr Bevölkerung in den Straßen der Städte. Der Unterschied ist aber gering genug, um nicht weiter ins Gewicht zu fallen. Wesentlich bedeutsamer ist, dass Rogue nun auf allen gegenwärtigen Plattformen mit flüssigen 60 Frames läuft und somit ein wesentlich flüssigeres und dynamischeres Spielgeschehen ermöglicht. 

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                    Das Remaster profitiert ungemein von den zahlreichen Verbesserungen.

Zwar wirkt nicht mehr jede Textur zeitgemäß und auch die Darstellungen der Gesichter und deren Mimiken können mit aktuellen Titeln nicht mehr mithalten, im Rahmen des Möglichen hat Ubisoft aber alles aus der alten Engine herausgeholt. Gleichzeitig bleibt der gewohnt gute Soundtrack, ferner ist die Qualität der Deutschen Synchronsprecher über alle Zweifel erhaben und fährt mit Jürgen Kluckert, Dietmar Wunder und vielen anderen namhaften Sprechern gewohnt hochprofessionelles Personal auf. Als zusätzlichen Pluspunkt darf man anführen, dass der geringe Preis von weniger als 30€ gemessen am Gebotenen mehr als nur fair ist. So stellt das Remaster nicht nur für Komplettisten und alljene, die bereits auf den alten Konsolen Spaß mit Rogue hatten dar, sondern ist grundsätzlich als eines der besseren Titel aus dem AC – Universum zu betrachten. Und als solcher durchaus spielenswert. 

Fazit und Wertung

ava2„In Sachen Storytelling liegt Rogue zwar ein gutes Stück hinter den Abenteuern von Ezio und Bayek zurück, dennoch bietet das Remaster von Rogue besonders für Fans der alten Amerika – Trilogie viel Nostalgie und einige erneute Begegnungen mit liebgewonnen Charakteren der Saga. Technisch ist die neue Fassung nun sehr nahe an der PC – Version und den alten Konsolen alleine schon durch die doppelte Bildrate haushoch überlegen. Wer mit Connor nie warmgeworden ist, gleichzeitig aber die Seefahrt liebt und Piraten hasst, findet in Rogue auch heute noch einen spielerisch wohlbalancierten Hybriden, der eben lediglich inhaltlich kaum Neues bietet und dessen Spielmechaniken im Vergleich zu den neueren Ablegern sehr rückständig wirken.“

PRO:

+ Im Vergleich zur Last Gen – Version grafisch deutlich hübscher
+ Flüssige Bildraten
+ Spaßige Seegefechte
+ Budget – Preis
+ Exzellentes Preis-Leistungsverhältnis
+ Hervorragende Deutsche Sprecher
+ Atmosphärischer Soundtrack

CONTRA:

– Uninspirierte Handlung mit wenigen Höhepunkten
– Im Vergleich zu aktuellen Titeln sehr rückständige Spielmechaniken
– Spielerisch kaum fordernd
– Weitaus weniger spielerische Freiheit als andere Ableger
– Großstädte wirken sehr ähnlich strukturiert und optisch kaum verschieden
– Belanglose Gegenwartsabschnitte 

                                                   GESAMTWERTUNG:     78%

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