God of War™ – „God of Wow“

                                                Getestet und verfasst von General M 
                                                     
                                                               Ab sofort erhältlich

81DCdmM VvL. SL1500 Was tun, wenn in Griechenland keine Götter mehr zu erledigen sind? Diese Frage wird sich Kratos wahrscheinlich gestellt haben, nachdem er auf seinem Rachetrip nahezu jeden Gott vom Berg Olymp getötet hat. Nach ganzen acht Jahren Wartezeit liefern die Santa Monica Studios nun endlich die Antwort: In den eisigen Norden übersiedeln, sesshaft werden, eine Familie gründen und endlich mal zur Ruhe kommen. Für Fans der Reihe ein schwer vorstellbares Szenario. Und zum Glück hält die Ruhe des einstigen Kriegsgottes nicht an. Es dauert nicht lange, bis der jetzt Vollbart tragende Spartener wieder zur Waffe greifen muss. Gut für uns. Aber sehr schlecht für seine Feinde…

Die Bürden eines Ehemannes 

Midgard, Reich der nordischen Götter. Hierhin, zwischen Eis und Schnee, hat sich Kratos Jahre nach den Ereignissen von „God of War III“ zurückgezogen und gemeinsam mit seiner neuen Frau Faye und dem jungen Sohn Atreus endlich etwas Ruhe gefunden. Doch das fragile Idyll währt nicht lange. „God of War“ beginnt mit der Beerdigung von Faye, deren plötzliches Ableben Kratos und seinen Spross mit einer schweren Aufgabe zurücklässt, nämlich ihrem letzten Wunsch, dass beide ihre Asche vom höchsten Gipfel der neun Welten verstreuen. Doch bevor Vater und Sohn sich auf die schwierige Reise machen, wartet noch Ärger vor der eigenen Haustür. Ein geheimnisvoller Fremder, der scheinbar über göttliche Kräfte verfügt, rückt dem mittlerweile etwas in die Jahre gekommenen Spartaner etwas zu provozierend auf die Pelle, worauf er in der folgenden Auseinandersetzung scheinbar von Kratos getötet wird.  

God of War Screen 9

Die Reise zum höchsten Gipfel Midgards stellt sich schnell als hartes Unterfangen heraus, denn ein undurchdringlicher Nebel hinter Kratos und Atreus am Weiterkommen. Es ist nur eine von vielen Hürden auf dem Weg zum Ziel, der zudem von zahlreichen Feinden gepflastert ist. Hinzu kommt, dass Kratos, der noch immer von den Geistern seiner Vergangenheit verfolgt wird, in Sachen Erziehung nicht gerade die beste Wahl darstellt. Und Atreus weder von der Vorgeschichte seines Vaters weiß, noch um sein eigenes Dasein als Halbgott. Auf das ungleiche Gespann wartet eine Odyssee voller Gefahren und Erkenntnisse, zumal auch die nordischen Gottheiten wieder kräftig mitmischen. 

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In Sachen Storytelling gelingt es „God of War“, über den gesamten Spielverlauf von circa 12 Stunden (je nach gewählter Schwierigkeit und Gesamtfortschritt auch wesentlich mehr), eine nahezu perfekte erzählerische Balance zwischen den zahlreichen Charakteren zu finden, die darüber hinaus allesamt mit überraschend viel Charaktertiefe glänzen können. Im Vordergrund steht dabei natürlich stets das Verhältnis zwischen Vater und Sohn, welches sich über den gesamten Spielverlauf stetig sinnvoll weiterentwickelt und dabei viele packende und emotionale Momente liefert. Die God of War – Reihe war trotz ihrer actionlastigen Ausrichtung stets darum bemüht, den Spielern gleichzeitig auch eine gute Story zu liefern. Was man hier letztendlich abgeliefert hat, kann aber einfach nur als grandios bezeichnet werden und ist nicht nur neue Referenz für die Reihe, sondern allgemein eine neue Referenz für die gesamte Videospielindustrie. Denn das Spiel nimmt sich viel, aber nie zu viel Zeit für seine Charaktere, deren Wesen nuanchiert und nie übereilt Stück für Stück an den Spieler vermittelt werden und erzählt einfach eine stets spannende und stimmige Geschichte, ohne dabei aber je die Wurzeln der Reihe zu vergessen oder gar zu verleumden. Denn Kratos ist immer noch der mürrische Antiheld, als den man ihn kennen und lieben gelernt hat. Stur, unnachgiebig, verbittert. Es ist faszinierend zu beobachten, wie diese Eigenschaften im Verlauf der immer intensiveren Vater-Sohn-Beziehung langsam etwas aufbrechen und der Spartaner auch mal eine verletzliche, sorgsame Seite offenbart. Genau diese Momente tragen immens zum Spielgefühl bei und wirken nie deplatziert oder gar überzogen. Alles hat das richtige Maß und Gewicht. Und das ist wirklich eine Kunst für sich.

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Dabei muss sich das Spiel aber auch die leise Kritik gefallen lassen, diesbezüglich auf vielen Ebenen sehr ähnlich zu „The Last of Us“ zu agieren, welches nahezu dem gleichen Schema folgt und daher das Rad nicht gänzlich neu erfindet, es dafür aber mit der gleichen Qualität wie der Naughty Dog – Megahit schwungvoll dreht. Ferner lässt das Ende noch einige Fragen offen, höchstwahrscheinlich ganz bewusst in Voraussicht auf eine mögliche Fortsetzung. Etwas unbefriedigend lässt es den Spieler aber augenblicklich doch zurück. 

Die Pflichten eines Vaters

Atreus ist dabei im Spielverlauf mehr als nur ein Handlungselement, sondern steht Kratos auch im Kampf zur Seite. Dabei ist es zum Glück nicht nötig, ständig auf den kleinen Pimpf Acht zu geben, da dieser wunderbar autonom agiert und gut auf sich selbst aufpassen kann. Ferner ist er extrem nützlich beim Lösen vieler Rätsel, da er anders als sein Vater die Runensprache von Midgard lesen kann, welche viele nützliche Hinweise bieten. Auch kann Kratos bei Bedarf weitere besondere Fähigkeiten seines Sprosses nutzen und so beispielsweise einen Pfeilhagel oder eine Reihe von Spektralwesen zur Unterstützung herbeirufen. Ohnehin wurde das Kampfsystem komplett überarbeitet und ähnelt in seiner Form nun sehr einem „Assassin´s Creed: Origins“. In der Praxis bedeutet das besonders auf höheren Schwierigkeitsstufen, dass man mit stumpfem Draufhauen keinen Blumentopf mehr gewinnen kann, sondern stattdessen gezwungen ist, im richtigen Moment auszuweichen und zu parieren. Das Geschehen wurde so auch von einer freien, weiten Perspektive ausschließlich in die fixierte dritte Person verlagert, also mittendrin statt nur dabei. Grundsätzlich inszeniert God of War seine Kämpfe mit wesentlich weniger Tempo als die Vorgänger, was aber gleichzeitig auch für mehr Intensität sorgt.

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Dabei verfügen die Gegner nun genau wie Kratos auch über ein Stufensystem und einen festen Lebensbalken, was besonders auf höheren Schwierigkeitsgraden viel Gewicht zugesprochen bekommt, wo einem die Gegner so gut wie immer haushoch überlegen sind. Besiegte Gegner bringen Erfahrung, mit denen man im übersichtlich gestalteten Menü nach und nach neue Kombos und Fähigkeiten freischalten kann. Viele davon werden aber erst im weiteren Handlungsverlauf zugänglich, weshalb Kratos nie übermächtig wirkt, aber auch nie unterlegen, weil das Spiel die Herausforderungen entsprechend gut abmessen kann. Übrigens: Da im Spiel zahlreiche Collectibles versteckt sind, für deren Erreichen oftmals bestimmte Fertigkeiten vorausgesetzt werden, ist es für Komplettisten ratsam, sich erst nach der Haupthandlung auf die Suche danach zu begeben, da man im Anschluss an die Story freien Zugang zur Welt erhält und viel bequemer an die vielen Sammelgegenstände gelangen kann. Erstmals in einem God of War kann Kratos ferner auch auf besonderes Equipment in Form von speziellen Rüstungen zurückgreifen, welche die bevorzuge Spielweise des Spielers unterstützt. Diese Rüstungen gibt es entweder als Questbelohnungen, oder können von Kratos mit bestimmten Materialien hergestellt werden. Diese sind rege im ganzen Spiel auf zahlreiche Truhen verteilt, die erst entdeckt werden wollen. Insgesamt sind aber absolut ausreichend Materialien vorhanden, um spätestens zum Ende der Hauptgeschichte hin jedes Rüstungsgut in der Tasche zu haben. Das ständige Suchen nach Ressourcen lenkt gelegentlich aber auch etwas zu sehr vom Rest ab. 

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Bei all diesen Neuerungen und Veränderungen der zentralen Spielmechaniken seiner Vorgänger, trägt „God of War“ zurecht keine Ziffer 4 hinter dem Titel, handelt es sich doch um einen waschechten (gelungenen) Reboot der Serie, welche dieser auch sehr gut tut. Gleichzeitig kommt es aber auch überraschend blutarm daher, zumindest gemessen an den wesentlich drastischeren anderen Teilen. Natürlich ist das Geschehen immer noch brachial und sicher nicht frei von Härten, alles andere hätte die Fans wohl auch bitter enttäuscht. Aber das neue God of War überzeugt dafür mit einer packenden Atmosphäre und einer hervorragenden Geschichte. Und das ist mir stets um ein vielfaches lieber als sich schnell abnutzende Gewaltorgien. Lediglich der Verzicht auf die berühmten Quicktime – Events beim Abfertigen von Bossgegnern vermisse ich schmerzhaft. Nicht, dass die je besonders anspruchsvoll waren, aber sie gaben einen in diesen epischen Momenten einfach ein gewisses Gefühl der Interaktion und Kontrolle über das Geschehen. Hier wird man ganz ohne dieses Feature ausschließlich zum Statisten degradiert. 

Die neue Grafikreferenz auf Konsolen

Man muss ja in solchen Momenten ein wenig Mitleid mit jenen haben, welche stets so bedacht darauf sind zu betonen, wie überlegen der PC den Konsolen doch in Sachen Technik ist, oder welche Konsole mehr bietet als die andere. Ja, der PC ist und bleibt das absolute Machtinstrument in der Galaxis und die XBOX One X ist augenblicklich die leistungsstärkste Konsole am Markt. Aber fantastische Exklusivitel wie „Horizon: Zero Dawn“, „The Last of Us“ und „Uncharted“ sind eben nur auf der PlayStation beheimatet. Und genau zu diesen fantastischen Exklusivtiteln darf sich auch „God of War“ zählen, welches mit grandioser Grafik begeistert, die an allen Ecken und Enden beinahe kompromisslos überzeugt. Die Liebe zum Detail, mit welcher die Entwickler die nordische Welt Midgard und deren Bewohner gestaltet haben, nötigt einem unglaublich viel Respekt ab. Extrem gelungene Charakteranimationen treffen auf eine lebendige, abwechslungsreiche Spielwelt, lediglich bei den Gegnertypen hätte ich mir ein klein wenig mehr Abwechslung gewünscht. Aber dieser Aspekt ist angesichts der schieren Grafikpracht absolut zu vernachlässigen. Dabei kommt das Spiel vom ersten Tag an auch noch überraschend bugfrei daher. Schwere Fehler oder erinnerungswürdige Unzulänglichkeiten sind mir im Test zu keinem Zeitpunkt begegnet. 

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Auf der normalen PlayStation 4 sieht „God of War“ bereits umwerfend gut aus und bietet dabei beinahe stets stabile Bildraten im konsolentypischen Bereich der 30 Frames pro Sekunde, nur ganz selten gibt es kleinere Einbrüche. Die etwas gemütlichere Inszenierung des Gameplays sorgt dafür, dass die entsprechende Bildrate sich nicht negativ auf´s Geschehen am Bildschirm auswirkt. Auf der PlayStation 4 PRO allerdings offenbaren sich dann doch einige Vorteile, aber auch ein Nachteil. Wie bereits in vielen Titeln genutzt, hat man auch hier die Wahl zwischen einem Performance- sowie einem Grafikmodus. Letzterer skaliert das Bild zwar auf 4K – Auflösung hoch, dann jedoch muss man für einen viel zu geringen Zugewinn der Bildqualität teilweise extrem starke Einbrüche der Bildrate hinnehmen. Davon ist dringend abzuraten. Der Performance – Modus dagegen bietet natives Full HD, entfernt dafür aber die festgeschriebene 30 FPS – Sperre und ermöglicht so ein spürbar flüssigeres, runderes Spielerlebnis, welches nur gelegentlich mal wieder in die 30er zurückfällt. Dank der dadurch entstehenden, etwas besseren Dynamik, ist die PRO durchaus dem Standardmodell vorzuziehen, aber auch dort bleibt God of War ein technisches Meisterwerk. 

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Abgerundet wird das Ganze durch einen hervorragenden Soundtrack aus der Feder von Hollywood – Composer Bear McCreary, welcher sich unter anderem aktuell für die musikalische Komponente der „The Walking Dead“ – Serien verantwortlich zeigt. Im Englischen Original wurde der bisherige Stammsprecher von Kratos ebenfalls prominent ersetzt, nämlich durch den „Stargate: SG1“ – Darsteller des Teal´c, Christopher Judge. Der verleiht dem gealterten Kratos nicht nur eine passende, raue Stimme, sondern hat außerdem dessen Motion Capturing übernommen. Auch in der nachwievor hervorragenden Deutschen Synchronisation, welche wirklich bis in die Nebenrollen professionell und toll besetzt wurde, gab es eine Änderung an der Spitze. Statt Ingo Albrecht, der Kratos im Deutschen bisher seine Stimme geliehen hat, übernimmt nun Tilo Schmitz, welchen man unter anderem als Stimme der Pro 7 – Blockbusterspots, aber auch aus vielen Filmen und Videospielen kennt. Glücklicherweise kann man jederzeit zwischen Deutsch, Englisch und anderen Sprachen wechseln, ja sogar die entsprechenden Untertitel können davon unabhängig frei gewählt werden. Besser geht´s kaum. 

Fazit und Wertung

ava3„Als großer Fan der Reihe, welche mich vor Jahren maßgeblich von der XBOX zur PlayStation geführt hat, waren die Erwartungen an das erste Sequel nach ´God of War III´, welches gleichzeitig auch ein Reboot des Franchises darstellt, immens hoch. Nun kann ich mit voller Überzeugung sagen, dass diese Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern in vielerlei Hinsicht sogar übertroffen worden sind. Die Vater – Sohn – Geschichte überzeugt auf ganzer Linie, die Spielwelt ist wunderschön und auch die Action haut trotz etwas zahmerer Natur ordentlich rein. Kratos ist älter geworden und ebenso haben sich auch die Ansprüche der Spieler geändert. ´God of War´ setzt dabei genau an den richtigen Stellen an und sorgt dank anspruchsvolleren, intensiveren Kämpfen und vielen damit einhergehenden Veränderungen im Gameplay dafür, dass mit dem Reboot ein fantastischer Neustart der Serie gelungen ist, die hoffentlich noch viele Fortsetzungen hervorbringen wird. Für mich bereits jetzt ein ganz heißer Anwärter auf das Spiel des Jahres.“

Mikrotransaktionen/Pay-2-Win: God of War ist ein reiner Einzelspielertitel und enthält weder Mikrotransaktionen noch fragwürdige Pay-2-Win – oder Lootbox – Mechaniken. Eine Abwertung gibt es daher diesbezüglich nicht. 

PRO:

+ Absolut gelungenes Reboot der Serie
+ Packende, glaubhaft inszenierte Vater-Sohn-Geschichte
+ Fantastische Grafik
+ Wunderschön designte, detailverliebte Spielwelt
+ Unverbrauchtes Setting
+ Viele (optionale) Nebenaufgaben
+ Spielwelt steht einem auch nach Abschluss der Hauptgeschichte offen
+ Atreus agiert selbstständig und erweist sich stets als hilfreich
+ Exzellente Synchronisation
+ Atmosphärischer Soundtrack
+ Schwierigkeit kann (abgesehen vom schwersten Modus) jederzeit gewechselt werden
+ Intensive, taktische Kämpfe
+ Sinnvoll ausbalancierter Fertigkeitenbaum 
+ Optionale, aber nützliche Craftingkomponente
+ Zahlreiche Sammelgegenstände
+ Bestiarium liefert Tipps und Strategien zu Gegnern
+ Zugängliche Bedienung

CONTRA:

– Wenig Gegnervielfalt
– Etwas zu offenes Ende
– Wegfall der Quicktime – Events raubt Immersion
– Schmucklose Menüs
– Suche nach Ressourcen lenkt oft zu sehr vom Spielgeschehen ab
– Gelegentlich kleinere Einbrüche der Bildrate

                                                      GESAMTWERTUNG:     92%

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