UHD/BD: „Die dunkelste Stunde“

                                                Getestet und verfasst von General M 

       Quelle Bildmaterial: „Die dunkelste Stunde, ©2017 Universal Pictures. All rights reserved.“

                                                        Erhältlich ab 24. Mai 2018

91ECkS8MpuL. SL1500 Über die letzten Jahre erlebten die filmischen Darstellungen historisch relevanter Persönlichkeiten eine Form der Hochkultur, wie es sie zuvor noch nie gegeben hatte. Ob Helen Mirren als Königin Elisabeth II. in „Die Queen“, Colin Firth als stotternder König in „The King´s Speech“ oder Meryl Streep als ehemalige Britische Premierministerin Margaret Thatcher in „Die eiserne Lady“ (allesamt übrigens in ihren jeweiligen Rollen oscarprämiert), die Sparte biographischer Filme boomt mit großem Erfolg. So war absehbar, dass auch dem bedeutendsten Britischen Staatsmann des 20. Jahrhunderts, nämlich dem zweimaligen Premier Winston Churchill, früher oder später ein prestigeträchtiger Spielfilm gewidmet werden würde. Zwar wurde dessen Leben bereits häufig verfilmt, mit Gary Oldman in der Rolle des ungemütlichen und teilweise auch heftig umstrittenen Staatsmannes dafür aber nie zuvor derart meisterhaft auf der Leinwand inszeniert. Die Belohnung war ein längst überfälliger Oscar© bei den diesjährigen Academy Awards für den besten Hauptdarsteller, welchem zahlreiche weitere Preise vorangingen. Ab dem 24. Mai steht das Meisterwerk von „Abbitte“ – Regisseur Joe Wright nun auch im Heimkino parat. Passend dazu haben wir Blu-Ray und UHD sorgfältig für euch getestet.      

Der Film

Während sich die Nationalsozialisten im Jahr 1940 nach dem Überfall auf Polen nun auch nach Westen ausdehnen und in dessen Folge bereits Holland und Belgien überrannt haben, steht nun auch der Britische Bündnispartner Frankreich kurz vor dem endgültigen Fall. Der alternde, an Krebs erkrankte Premierminister Neville Chamberlain, der von Hitler bisher äußerst erfolgreich um den Finger gewickelt wurde, glaubt wie manch anderer Politiker nicht daran, dass Deutschland auch für die Britische Insel bald zum Problem werden wird. Nachdem dieser unter dem großen Druck der Opposition gezwungen ist, seinen Rücktritt beim königlichen Oberhaupt George VI. (Ben Mendelssohn, „Ready Player One“) einzureichen, ernennt letzterer notgedrungen den einzigen Kandidaten der Konservativen Partei zu Chamberlain´s Nachfolger, welchen die Opposition zu akzeptieren bereit ist: Den raubeinigen Winston Churchill (Gary Oldman, „The Dark Knight“). Der steht zwar aufgrund seiner Misserfolge im ersten Weltkrieg ebenfalls in der Kritik, ist entschlossen, Hitler mit aller Macht entgegen zu treten.

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Die erste Bewährungsprobe folgt prompt: Knapp 300.000 Soldaten der Britischen Berufsarmee sind von den Deutschen in Dünkirchen und Calais eingekesselt und warten auf Evakuierung. Ein scheinbar aussichtsloses Unterfangen, über dessen Lösung im Kriegskabinett heftigst diskutiert wird. Nachdem Calais endgültig gefallen ist, drängt vor allem der durchtriebene Außenminister Halifax zu Friedensverhandlungen mit Deutschland. Doch Churchill ahnt nur zu gut, dass ein möglicher Vertragsfrieden mit Hitler nicht von langer Dauer sein wird. Entgegen aller Ratschäge entschließt er sich nicht nur zum erbitterten Wiederstand gegen die Nazis, sondern auch für ein waghalsiges Rettungsmanöver der eingeschlossenen Soldaten…   

Die Rezension

Obgleich der Film keine klassische Biographie darstellt, sondern sich hauptsächlich mit den historisch wichtigen Ereignissen des Jahres 1940 auseinandersetzt, in welchem sich England und Deutschland noch nicht unmittelbar im Krieg befanden, stellt der von Gary Oldman bis ins letzte Detail akribisch dargestellte Charakter des Winston Churchill zu nahezu jeder Zeit den absoluten Mittelpunkt des Geschehens dar. Mithilfe aufwendiger Maskentechnik sieht Oldman nicht nur aus wie der 1965 verstorbene Premier, sondern spricht und bewegt sich exakt so wie das Original, ohne dabei jedoch eine bloße Imitation darzustellen, sondern tatsächlich eine erschreckend nahe Personifizierung. „Die dunkelste Stunde“ glorifiziert den streitbaren Premier dabei jedoch nie, sondern stellt ihn mit allen Macken dar, die er nun mal besaß. Dazu gehören auch die ruppige Art, das oftmals unflätige Auftreten sowie der enorme Konsum von Zigarren und Alkohol, dem Churchill zu Lebzeiten leidenschaftlich fröhnte. Und doch begegnet man eben jenem Charakter als Zuschauer stets mit Sympathie und einem gewissen Augenzwinkern. Ich persönlich habe jede Sekunde von Oldman´s Schauspiel genossen und war dabei zugleich fasziniert und eingenommen von dessen enormer Präsenz. Für diese grandiose Leistung ist der Oscar© absolut verdient gewesen.

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Aber auch abseits davon ist „Die dunkelste Stunde“ ein fantastischer Film über ein packendes Stück Zeitgeschichte. Während der Film sich in seiner stilistischen Darstellung zu Beginn noch hell und warm präsentiert, wird er im zunehmenden Verlauf immer und immer düsterer, bis das Geschehen fast vollständig von Schwarz verschlungen wird. Ein Problem bei der Produktion wurde dabei unerwartet zum Vorteil: Da der Film nämlich im extrem heißen Sommer des Jahres 1940 spielte, die Dreharbeiten selbst aber im Winter stattfanden, gibt es während des gesamten Films nur sehr wenige Außenaufnahmen zu sehen. Das Spiel mit Licht und Schatten im Rahmen vielbevölkerter Flure und Bunkeranlagen trägt somit extrem zur Intensität des Gezeigten dar und verleiht dem Film eine einnehmende Stimmung, das Bühnenbild ist einfach nur fantastisch. Neben Oldman können aber auch die Nebendarsteller auf ganzer Linie überzeugen. Lily James glänzt in der Rolle der zerbrechlichen Elizabeth Layton, die Churchill als Sekretärin stets unterstützend zur Seite steht, gleiches gilt für Kristin Scott Thomas als Churchill´s Ehefrau Clementine. Ebenso in Erinnerung bleibt Ben Mendelsohn, der als stotternder Monarch zudem eine große Ähnlichkeit zum Original aufweist und der ruhig etwas mehr Screentime verdient gehabt hätte. Ein ganz großes Lob muss man auch Synchronsprecher Udo Schenk aussprechen, der Oldman bereits seit vielen Jahren seine markante Stimme leiht und hier wie Oldman selbst sein ganzes Können eingebracht hat, um Churchill auch in der Deutschen Fassung eindrucksvoll zum Leben zu erwecken. „Die dunkelste Stunde“ ist ein mehr als nur sehenswerter Film, der von Anfang bis Ende ganz ohne Längen und Leere auf ganzer Linie zu begeistern weiß. 

Die UHD/BD 

Da der Film mit extrem hochauflösenden Kameras gedreht wurde, die Bilder in einer Qualität von nativem 3.4K einfangen können, konnte man für die Heimkinoveröffentlichung auf ein erstklassiges Master zurückgreifen, welches ausgehend von der finalen Ausgangsauflösung von 2K bei der Blu-Ray auf 1080p runterskaliert, bzw. 4K bei der UHD – Variante hochskaliert wurde. Im Detail bedeutet das ein bereits sehr gutes, detailreiches und in seiner Farbgebung natürlich wirkendes Grundergebnis bei der konventionellen Blu-Ray, welches aber insbesondere bei den Schwarzwerten immer mal wieder dann etwas unstetig wirkt, wenn Rauch auf dem Bildschirm zu sehen ist. Dann bekommt das Bild einen etwas unschönen Graustich. Auch verschluckt der Film hier aufgrund seiner weniger hochwertigen Nuancierung den ein oder anderen Übergang zwischen Personen und Hintergrund.

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Die UHD kommt ganz ohne diese Schwächen daher und stellt im direkten Vergleich zur normalen 1080p – Variante nochmal einen deutlichen Mehrwert dar. Zahlreiche Details, wie beispielsweise im Hintergrund aufgereihte Bücher, Texturen an der Kleidung und sogar die kleinen Nähte an den Knopflöchern sind hier bestens zu erkennen und sorgen so für ein derartig hochwertiges und dabei immer ausgewogen wirkendes Bild, dass man gelegentlich das Gefühl hat, tatsächlich vor den jeweiligen Darstellern zu stehen. Auch die Schwarzwerte wirken hier ein ordentliches Stück besser, die eben bemängelten Grauschleier sind in der 4K – Version kaum noch auszumachen. TL;DR: „Die dunkelste Stunde“ profitiert aufgrund seiner bewusst zunehmend immer düsteren Inszenierung massiv von den Vorzügen aktueller Technik. Hier sogar auf eine Weise, von der ich guten Gewissens sagen kann, dass jeder, der über ein gutes 4K – Gerät mit HDR oder Dolby Vision verfügt, unbedingt zur UHD greifen sollte. Zwar ist man auch mit der Blu-Ray gut bedient, diese erreicht aber einfach nicht die Klasse der 4K – Variante. 

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Gleiches gilt übrigens auch für den Ton, der sich erfreulicherweise auf der UHD auch in der Deutschen Sprachausgabe in einer qualitativ hochwertigen Dolby Atmos – Variante präsentiert, die in Sachen Stimmverständlichkeit und Raumdynamik keinerlei Wünsche offen lässt. Dabei muss man allerdings anmerken, dass der Film aufgrund der Tatsache, dass er über keinerlei besondere Effektgewitter verfügt, auch kaum entsprechende Anforderungen an das Heimkinosystem stellt. Der Subwoofer kann sich während der gesamten Spielzeit daher quasi total entspannen. Abgesehen von etwas weniger Dynamik steht die auf der Blu-Ray als DTS-HD MA 5.1 dargebotene Tonspur der Dolby Vision – Variante entsprechend in nahezu nichts nach. Beide Versionen enttäuschen dafür beim Bonusmaterial. Zwar ist der Audiokommentar von Regisseur Joe Wright durchaus interessant und daher sehr hörenswert, mit zwei mageren Zusatzfeatures, die insgesamt unter 15 Minuten Laufzeit innehaben und sich zudem nur sehr oberflächlich mit den Hintergründen des Films beschäftigen, wäre hier wesentlich mehr drin gewesen. Besonders natürlich zu Winston Churchill wäre hier Potenzial für eine umfangreiche Dokumentation vorhanden gewesen, welches aber ungenutzt geblieben ist. 

Fazit 

ava3„Mit ´Die dunkelste Stunde´ ist Regisseur Wright nicht nur eine atmosphärisch dichte Darstellung über ein wichtiges Stück Zeitgeschichte gelungen, sondern auch eine faszinierende Erzählung über das Wesen und Wirken eines Mannes, der die Geschicke des 20. Jahrhunderts wie nur wenige andere maßgeblich beeinflusst hat. Gary Oldman brilliert als Winston Churchill in der wohl besten Darstellung seiner Karriere und durfte dafür neben vielen anderen Preisen zurecht einen Oscar© mit nach Hause nehmen. Die UHD spielt hier gekonnt die Stärken des Formats aus und ist der bereits guten Blu-Ray nochmal ein gutes Stück überlegen. Bei den Extras wäre jedoch bei beiden Veröffentlichungen wesentlich mehr möglich gewesen. Tipp: Den Film unbedingt mit Christopher Nolan´s ´Dunkirk´ kombinieren. Der erzählt nämlich auf nicht minder beeindruckende Weise genau von den Geschehnissen, um die es auch hier zentral geht.“

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
 

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