Wie das Washington Street Journal berichtet, untersucht der WWE-Vorstand einen Schweigegeld-Vorwurf in Höhe von 3 Millionen Dollar, die Vince McMahon einer ehemaligen Mitarbeiterin gezahlt haben soll, mit der er angeblich eine Affäre hatte. Die ehemalige Mitarbeiterin soll das Unternehmen im Januar 2022 verlassen haben, nachdem sie dort seit 2019 als Anwaltsgehilfin tätig war und die „Trennungsvereinbarung“ verbietet ihr, über ihre Beziehung zu McMahon zu sprechen.
Der WWE-Vorstand hat im April eine Untersuchung eingeleitet, die Berichten zufolge weitere Vertraulichkeitsvereinbarungen ähnlicher Art zutage gefördert hat, die Ansprüche gegen McMahon und den derzeitigen WWE-Chef für Talentbeziehungen John Laurinaitis beinhalten. Der Vorstand hat die in New York ansässige Anwaltskanzlei Simpson Thacher & Bartlett LLP mit der Durchführung der Untersuchung beauftragt. Die vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass McMahon seine eigenen persönlichen Mittel verwendet hat, um die ehemals weiblichen Angestellten, die die Verträge unterzeichnet haben, zu bezahlen. Er soll nicht auf die Mittel des Unternehmens zurückgegriffen haben.
Ein WWE-Sprecher erklärte, dass das Unternehmen die Ermittlungen in vollem Umfang unterstützt und die Beziehung mit der ehemaligen Anwaltsgehilfin einvernehmlich war. Weder McMahon noch Laurinaitis antworteten direkt, nachdem sie um eine Stellungnahme gebeten worden waren, aber WWEs Anwalt Jerry McDevitt sagte: „WWE hat der Ex-Angestellten bei ihrem Ausscheiden keine Gelder gezahlt“.
Es wird vermutet, dass die WWE-Vorstandsmitglieder von der 3-Millionen-Dollar-Vereinbarung durch eine Reihe anonymer E-Mails erfuhren, die von einer Person verschickt wurden, die behauptete, ein Freund der ehemaligen Anwaltsgehilfin zu sein. In der ersten E-Mail wird behauptet, McMahon habe die Frau mit einem Gehalt von 100.000 Dollar eingestellt, welches jedoch auf 200.000 Dollar erhöht wurde, nachdem er eine sexuelle Beziehung mit ihr begonnen hatte. Außerdem wird behauptet, dass McMahon sie Laurinaitis „wie ein Spielzeug“ überlassen habe. In der E-Mail heißt es: „Meine Freundin hatte so viel Angst, dass sie kündigte, nachdem Vince McMahon und Anwalt Jerry ihr Millionen von Dollar gezahlt hatten, damit sie den Mund hält!“
Es wird angenommen, dass es sich bei den 3 Millionen Dollar NDA um eine Vorauszahlung von 1 Million Dollar handelte, wobei die restlichen 2 Millionen Dollar über einen Zeitraum von fünf Jahren gezahlt werden sollten.
Die Ermittlungen werden nun ausgeweitet, um die Personalprogramme der WWE und die gesamte Unternehmenskultur zu untersuchen. Das Vorstandsmitglied Man Jit Singh leitet die Untersuchung für den 12-köpfigen Vorstand, dem noch die McMahon-Familienmitglieder Stephanie McMahon und ihr Ehemann Paul Levesque angehören. Stephanie trat im Mai, einen Monat nach Beginn der Untersuchung, von ihren Aufgaben als WWE Chief Brand Officer zurück und gab an, Zeit mit ihrer Familie verbringen zu wollen.
Die WWE hat sich noch nicht öffentlich geäußert, aber die folgende Nachricht an ihre Mitarbeiter geschickt:
„Das Wall Street Journal hat einen Bericht über WWE veröffentlicht, der Anschuldigungen enthält, die wir und unser Vorstand ernst nehmen.“
Fightful Select konnte weiteres zu den Behauptungen herausfinden. Den Informationen zufolge wurde die Beziehung zwischen McMahon und der Anwaltsgehilfin von vielen in der Firma vermutet und es wurde angedeutet, dass die Mitarbeiterin um die Zeit der WWE-Kürzungen im April 2021 eine erhebliche Beförderung erhielt. Sie soll von John Laurinaitis Assistentin zur „Direktorin“ aufgestiegen sein.
Fightful erkundigte sich auch nach einem Kommentar von Nia Jax, diese zeigte sich sehr frustriert nach ihrer Entlassung und veröffentlichte am 30. April folgenden Kommentar: „Es ist eine Schande, manche Leute verdienen es, die Gelegenheit zu bekommen, als der Star zu glänzen, der sie wirklich sind, aber leider können bestimmte höhere Stellen nie über ihre eigenen perversen Wege hinwegsehen. Schade, dass es nicht die Glücklichen gibt, die mit Erpressung ihren Job behalten können.“
Von höherer Stelle wurde diese Äußerung jedoch nicht weiter verfolgt und lediglich als „verbitterte“ Äußerung abgetan.
In einem weiteren Update hat Fightful Select einen Kommentar von einem anonymen weiblichen WWE-Talent über Laurinaitis erhalten und diese sagte:
„Ich würde mir lieber meinen ganzen Mist in einem Müllsack schicken lassen, wenn ich gefeuert werde, als mich mit ihm herumschlagen zu müssen und mir ist klar, beides sind keine guten Optionen.“
Laurinaitis wurde 2021 zum Head of Talent Relations der WWE ernannt, und es gab „Frustration und Unmut“ unter den weiblichen Talenten im Backstagebereich, als diese Entscheidung getroffen wurde. „Viele“ Frauen haben Laurinaitis Einstellungspraktiken als „archaisch“ empfunden. Mehrere andere Quellen sagten, dass es Verdachtsmomente für Laurinaitis‘ Fehlverhalten gab, die bis in die 2000er-Jahre zurückreichen.
Ein männlicher Wrestler, der in den 2000er und 2010er Jahren aktiv war, sagte gegenüber Fightful, dass es schon lange Gerüchte über John Laurinaitis Fehlverhalten gab, während ein ehemaliger Writer erwähnte, dass es Mitte der 2000er Jahre ein offener Verdacht war. Quellen teilten Fightful auch mit, dass sie erwarten, dass Laurinaitis von seinem Posten zurücktreten wird, wenn alles gesagt und getan ist. Eine Quelle spekulierte, dass Laurinaitis „als neuester Sündenbock für Vince aufgebaut wird“.
Diese ganzen Anschuldigungen könnten die größte Bedrohung für McMahons Macht bei WWE seit dem Steroid-Prozess vor fast drei Jahrzehnten werden.