WWE 2K18™ im Test – „Schein und Sein“

                                              Getestet und verfasst von General M 

Das obligatorische WWE – Review ist für mich ein wenig zur Hassliebe geworden. Wobei das Wort „Hassliebe“ sich ja immer noch aus den beiden Wörtern „Hass“ und eben „Liebe“ zusammensetzt. Die Liebe rührt daher, dass mit WWE Smackdown vs. RAW 2007 seinerzeit meine mittlerweile recht umfangreiche Arbeit als Spieletester begonnnen hat und man soll seine Wurzeln immer in guten Ehren halten. Der Hass resultiert unweigerlich aus den in meinen Augen kontinuierlich schlechter werdenden Ablegern, die sich scheinbar qualitativ somit auch am wahren Produkt der WWE ausrichten. Und das Jahr für Jahr für Jahr. Im letzten Jahr habe ich konsequent darauf verzichtet, dem Spiel eine Wertung auszusprechen. In meinen Augen schien es gänzlich unnötig, ein theoretisch zum Vorjahr identisches Spiel erneut zu bewerten, hatte man sich doch im Kern abermals darauf beschränkt, die Features gefühlt einfach neu auszuwürfeln und somit manches aus den Vorgängern wieder an Bord zu holen und anderes einfach wieder zu streichen. Die große Frage ist: Was macht WWE 2K18 besser als seine Vorgänger? Ist die lange Dürreperiode der Einfallslosigkeit und die konsequente Weigerung zur technischen Innovation endlich vorbei? Finden wir es heraus! 

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Die neue Freiheit?

Kernstück ist natürlich auch in diesem Jahr wieder der Karrieremodus, in welchem man den vorher per Editor gestalteten Charakter auf der Reise vom Trainingscenter bis zum WrestleMania – Main Event begleiten darf. Dabei greift uns abermals Cheftrainer und WWE Legende Matt „A-Train“ Bloom kräftig unter die Arme. Im Performance Center erlernt der Frischling nicht nur die Grundlagen der Submissions, welche in diesem Jahr mit einem frei wählbaren Alternativmodus endlich dem hektischen Katz und Maus – Minispiel Abhilfe schafft und stattdessen ein wesentlich entspannteres Drücken von vorgegebenen Tastenabfolgen im richtigen Moment anbietet, sondern erhält ebenfalls eine Einführung in die neue Hebemechanik, mit deren Hilfe sich Gegner im Ring nun dynamischer und flexibler kontrollieren lassen. So kann man aus der Grundstellung bequem in Würfe und andere Kombinationen übergehen, oder aber den Gegner auf Wunsch auch einfach über die Seile schmeißen. Natürlich nur, bis sich der Kontrahent mit einem Konter aus dem Griff befreien kann und man im Ernstfall selbst plötzlich derjenige ist, der per hektischem Drücken auf die Kreis-/B-Taste aus dem Halt entkommen muss. Es folgt abschließend der obligatorische Grundkurs „Promo“, ehe man eine hoffentlich erfolgreiche Karriere bei NXT startet und von dort entweder als Liebling der Massen oder aber als Nemesis des Guten die weiteren Stufen der Karriere erklimmt. In deren Verlauf ist natürlich abermals möglich, zentralen Einfluss auf laufende Fehden zu nehmen, indem man zum Beispiel andere Matches stört oder für einen Wrestler den Save macht, um ihn im besten Fall anschließend als Verbündeten gewinnen zu können. Womöglich handelt es sich dabei ja sogar um das virtuelle Abbild eines von Freunden kreierten Superstars?

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         Sämtliche Akteure bleiben stumm. Die Mimik ist oftmals völlig unpassend zum Text.

Die Vielzahl jener Möglichkeiten sorgt dafür, dass sich zwar selten eine Karriere wie die andere anfühlt, all das jedoch über die letzten Jahre dennoch bereits alles irgendwie schonmal dagewesen zu sein scheint, zumal es inszenatorisch wie erzählerisch im Grunde kaum spürbare Neuerungen gibt, trotz deutlich mehr Zufallsereignissen und Nebentätigkeiten. Daran ändert auch der erstmals (und seitdem auch letztmals) in Smackdown vs. Raw 2011 genutzte Feature der freien Bewegung im Backstage – Areal nichts. Tatsächlich wirkt die erneute Implementierung nicht minder einfallslos wie schon vor gut sieben Jahren und präsentiert, ganz gleich in welcher Stadt die jeweilige Show gastiert, immer den gleichen, fast klaustrophisch engen L-förmigen Bereich mit Authority – Büro, Parkplatz, Catering – Ecke und Produktionsbüro. Überall lassen sich zufällig platzierte Superstars für ein Schwätzchen finden, wobei aber gleich das weitere große Manko der Karriere offenbart wird: Abermals finden sämtliche Gespräche nur in Textform statt. Tatsächlich wurde nicht ein einziger Charakter mit Stimme versehen, nicht einmal der erstellte Superstars verliert nur ein Wort. Stattdessen bewegen alle Akteure in nahezu grotesk schlechter und oftmals überhaupt nicht zum Text passenden Mimik in Dauerschleife den Mund, bis man sich endlich erbarmt und zum nächsten Textblock übergeht. Das raubt besonders in den Promos jedwede Form von Atmosphäre und wirkt insgesamt einfach nur lächerlich auf einem Niveau von vor zehn Jahren und mehr. Schade eigentlich, hat man doch das Promo – System um einige sinnvolle Freiheiten erweitert und ist so nicht mehr an einen bestimmten Weg gebunden, sondern kann aus einer Reihe von schamlos die WWE glorifizierenden Textbausteinen (die sich leider schnell wiederholen) wählen, was immer man mag, solange am Ende eine nachvollziehbare Promo herauskommt. Die Tatsache, wie Entwickler YUKE´S abermals daran scheitert, das Spiel inhaltlich um wirklich sinnvolle Neuerungen zu ergänzen, dafür aber abermals darin brilliert, Mechaniken, die bereits vor sieben Jahren nicht funktioniert haben, nun nahezu 1 zu 1 erneut ins Spiel zu implementieren und diese auch noch groß im Rahmen von Videos anzupreisen, sorgt wenigstens bei mir auch in diesem Jahr für unverständnisvolles Kopfschütteln. Vom qualitativen Stand einer „Journey“ á la FIFA oder dem hauseigenen NBA 2K ist man auch in diesem Jahr jedenfalls wieder meilenweit entfernt. 

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        Abermals startet man als Rookie bei NXT. Inhaltliche Neuerungen sucht man vergeblich. 

So bliebe im Rahmen der Karriere abschließend beinahe nur zu sagen, dass man im Grunde exakt die gleichen Pfade beschreitet, wie auch in den Vorjahren, sich dazwischen aber eben zusätzlich wie ein stoischer Riese durch ein kleines Zwergendorf stampfend wirkend durch einen detailarmen Backstagebereich quälen muss. Wäre da nicht zusätzlich noch die unsägliche Tatsache, dass man sich auch hier erstmals dazu entschieden hat, eine Lootbox – Mechanik einzuführen. Zwar werden diese in drei Qualitätsstufen verfügbaren Kisten ausschließlich durch virtuelle Währung erworben und nicht wie mit mittlerweile zum unsäglichen Standard gehörenden Echtgeldtransaktionen, trotzdem stört das System den Spielablauf in meinen Augen empfindlich. Zwar gibt es hier im Grunde keine Pay-2-Win – Mechanik, auch Echtgeld muss nicht investiert werden, aber die für die Goldkiste fälligen 10.000 Virtual Credits sind angesichts der horrenden Vielzahl damit erwerblicher Güter wie Superstars, Moves, Perks und Co. eine ganze Stange Bares, deren Investition wohlüberlegt sein will. Klar sind die dort auffindbaren temporären Booster gerade für Rookies zu Beginn recht nützlich, gleichzeitig aber fehlt dann oftmals das Geld, um die Charakterwerte verbessern zu können oder sonstige wichtige Anschaffungen zu tätigen.

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          Spielerplage Lootbox: Auch WWE 2K18 fährt in diesem Jahr mit Beutekisten auf. 

Dass man zusätzlich eine Vielzahl kosmetischer Inhalte erst durch Losverfahren in den Lootboxen findet und zu Beginn in Sachen Haardesign und Kleidung nur eine unzureichend geringe Auswahl vorfindet, wirkt zusätzlich ärgerlich. Ich kann und will einfach nicht verstehen, wieso diese unsinnigen Lootboxen seit neuestem selbst in die unpassendsten Szenarien hineingezwungen werden. WWE 2K18 stellt ein solches nämlich zweifelsohne dar, da sie den Spieler einer für die Reihe essentiellen Sache berauben, nämlich der sonst von Beginn an vorhandenen Gestaltungsfreiheit. Ein Gutes verbleibt jedoch: Der neue Road to Glory – Modus! Hier darf man mit seinem erstellten Superstar online gegen die Chars anderer Spieler antreten und sich dabei mit wechselnden Challenges und anderen Aufgaben zusätzliche Belohnungen verdienen. Der gewöhnliche Online – Modus ist natürlich auch enthalten, aber wenigstens hier spürt man etwas frischen Wind und kehrt gleichzeitig davon ab, Erfolgsjägern langweiliges Grinding aufzuzwingen, da Road to Glory auch wesentlich mehr Spaß macht! Definitiv ein Schritt in die richtige Richtung!

Quantität statt Qualität?

WWE 2K18 wirbt abermals mit dem größten Roster aller Zeiten, was angesichts des gewaltigen Umfangs, welcher sich aus aktuellen Superstars sowie zahlreichen Legenden vergangener Tage zusammensetzt, definitiv auch stimmt. Obwohl man nun darüber streiten darf, ob ein Roman Reigns tatsächlich ein Overall von 95 verdient und somit WIRKLICH stark dargestellt wird. Im Kern ist das Roster dieses Jahr auch etwas aktueller als noch im Vorgänger, besonders natürlich deswegen, weil nun auch im Spiel endlich das Brand Splitting samt neuer Arenen und Designs Einzug gefunden hat, was natürlich auch auf den Universe – Mode einigen Einfluss nimmt, wo man nun deutlich mehr Möglichkeiten hat, Events zu gestalten und direkten Einfluss auf das WWE – Geschehen zu nehmen. Sehr viel mehr als ein inhaltliches Upgrade hat man hier allerdings auch nicht abgeliefert, Kenner werden sich daher sofort zurechtfinden und können umgehend mit der Programmplanung beginnen, dürfen dabei aber eben keine nennenswerten Neuerungen erwarten. 

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     Dabeisein ist alles: Bobby Roode ist noch bei NXT, hat es aber immerhin ins Spiel geschafft.

In Sachen Aktualität befindet sich das Spiel wie gewohnt etwa auf April – Niveau, also ist ab WrestleMania 32 Schluss mit Aktualität. Sämtliche seitdem in der WWE stattgefundenen Ereignisse von zentralerer Bedeutung, wie zum Beispiel die kürzlich erfolgte Reunion von „The Shield“ sucht man hier entsprechend vergebens, auch das aktuelle Theme von Seth Rollings oder in der Zeit erfolgte optische Veränderungen vieler Superstars haben hier keinen Platz gefunden. Dafür ist dieses Mal auch das NXT – Roster in beinahe vollständiger Form vertreten. Lediglich Alistair Black wird später als kostenpflichtiger DLC nachgereicht, welchem dann auch die bei WrestleMania zurückgekehrten Hardy Boyz angehören werden. Weitere Inhalte dieser Art wird es ebenfalls geben, für Besitzer der knapp 90€ teuren Season Pass – Edition werden diese aber dann kostenlos sein. Insgesamt gilt aber auch in diesem Jahr wieder mehr Quantität statt Qualität hinsichtlich des Rosters, da die Darstellung der Wrestler in Sachen Qualität starken Schwankungen unterliegt. Eine Dana Brooke, welche im letzten Jahr wie Gollum´s fiese Schwester ausgesehen hat, sucht man dieses Jahr zwar zum Glück erfolglos, besonders lieblos im Vergleich zu manch anderem spielbaren Charakter stechen aber besonders die Legenden hervor. Und auch die Arenen folgen leider dem aktuellen WWE – Prinzip der Innovationsarmut, da der Grundaufbau abgesehen von WrestleMania immer der gleiche ist und eben nur die Banner und Logos entsprechend ausgetauscht werden. Dank der gewohnt umfangreichen Exhibition – Modi, die von gewöhnlichem 1 zu 1 über Extreme Rules auch erstmals 8 – Mann – Action bieten, bleibt WWE 2K18 trotz schwankender Qualität aber dennoch ein extrem umfangreicher Titel, zumal auch die Creation Suite wieder mit zahlreichen Möglichkeiten aufwartet, Gürtel und Arenen nach Belieben zu erstellen und dann mit der Community online zu teilen. Der beliebte Create-a-Story – Modus fehlt leider auch dieses Jahr wieder. 

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             Dank Brand Splitting bietet der Universe – Modus nun deutlich mehr Möglichkeiten. 

PC oder Konsole?

Die auffälligste und mit am meisten beworbene Neuerung in diesem Jahr ist die überarbeitete Grafik. Genüsslich las ich seitdem die zahlreichen Kommentare unter entsprechenden Screenshots im Netz, wo die „neue Engine“ gefeiert wurde. Fakt jedoch ist, dass WWE 2K18 abermals auf dem selben morbiden Technikgerüst aufbaut wie in den Jahren zuvor, lediglich neue Beleuchtungstechniken und ein erweiterter Animationspool suggerieren auf den ersten Blick einen grundlegenden Neuaufbau des technischen Fundaments, der aber rasch verpufft, wenn man erstmal selbst vor Fernseher oder Monitor sitzt. Erst dann wird man Zeuge der zahlreichen auffälligen Macken wie beispielsweise den üblichen Problemen bei Physik und Kollisionsabfrage, mit welchen sich die Reihe nun schon seit Ewigkeiten plagt. Zahlreiche (aber selten lange) Ladezeiten nerven besonders im Karriere – Modus, auch das spricht schon für alte Technik. Ja, die neue Beleuchtung lässt alles etwas schicker und plastischer wirken, ist aber letzendlich nur ein oberflächlicher Anstrich einer längst abbruchreifen Fassade und theoretisch Kundentäuschung. Aber werfen wir mal einen detaillierten Blick auf die technischen Neuerungen und ebenso auch auf die museumsreifen Altlasten des Spiels.

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        Die Entrances gehören dank neuer Beleuchtung dieses Jahr zu den Highlights des Spiels. 

Während die Entrances wirklich exzellent und hochdetailliert wirken, hat man das starke Gefühl, dass die hier aufgebrachte Qualität massiv zurückgefahren wird, sobald das Match erstmal begonnen und die Kamera in die Vogelperspektive gewechselt hat. Denn dort scheint von den neuen Techniken plötzlich gar nichts mehr vorhanden zu sein, sondern wirkt exakt so wie in den letzten Jahren auch. Und nur so erklärt sich der für mich in diesem Jahr schwerwiegendste Kritikpunkt in Sachen Technik, der vor allem der in diesem Jahr erstmals zeitiglich zu den Konsolen erschienenden PC – Version zur Katastrophe verkommen lässt: Die Einzüge werden nämlich ebenso wie Nahaufnahmen und Wiederholungen nur in 30 Frames pro Sekunde dargestellt (wahrscheinlich um Framedrops auf den Konsolen zu vermeiden) und sind als solche mit einem Hardlock versehen, auch die Menüs laufen nur gebremst und hacken immer mal wieder ab, während das Vogelperspektiven – Geschehen widerum stets in blitzsauberen 60 Bildern pro Sekunde dargestellt wird. Die Konsequenz ist ein ständiges Wechseln der Bildrate, was nicht mal flüssig geschieht, sondern extrem auffällig und abgehackt. Während man auf den Konsolen davon nicht allzu viel merkt und ein solches Vorgehen hier nicht neu ist, trifft es den PC besonders hart, da die ruckligen 30 Bilder und der permanente Wechsel dafür sorgen, dass man schon nach kurzer Zeit Kopfschmerzen bekommt. Die Optimierung der PC – Version kann insgesamt nur als absolut ungenügend bewertet werden, da aktuelle Technik auf dem PC grundsätzlich in jedem Moment wenigstens 60 Frames ermöglicht, sofern vorhanden. Selbst mit 4K – Auflösung muss man sich hier immer noch mit Kantenflimmern herumplagen, die sterilen Umgebungen und die altbackenen Texturen kommen hier noch drastischer zum Vorschein. FXAA ist die einzige Möglichkeit zur Kantenglättung, Feineinstellungen sind fast gar nicht vorhanden. Momentan kann ich die PC – Version nicht empfehlen, sondern muss sogar eindringlich davor warnen. 

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       Die PC – Version verkommt dank Framerate – Mischmasch und Rucklern zum Desaster. 

Die Konsolen plagen sich dafür besonders im 8 – Mann – Modus mit teilweise extremen Einbrüchen der Bildrate. Gleichzeitig bleibt der Erzfeind der Akteure die Interaktion mit den Ringseilen, mitunter sind sogar extrem starke Grafikglitches aufgetreten. Absolut nicht mehr zeitgemäß, sondern nur noch als hässlich zu beschreiben, bleiben die wie zugeschnittene Teppichproben aussehenden Haare. Und auch das Publikum, welches sich qualitativ durchschnittlich von den Superstars im Ring unterscheidet, wirkt wie aus einer anderen, älteren Welt. Hinzu kommen abermals die gleichen steifen Bewegungen, teilweise seltsamen Animationen, ineinander greifende Körper und altbekannten Bugs der Vorgänger. Ganz ehrlich: Hier groß von „neuer Engine“ oder einem „Overhaul“ zu reden, ist nicht nur frech, sondern schlichtweg gelogen. Es ist unter´m Strich noch immer der SELBE. ALTE. SCHEIß. Den aber zum Vollpreis nach dem alten Motto: „Möglichst wenig arbeiten, aber möglichst viel kassieren.“

Gleichzeitig hat man zwar endlich Abschied vom Kommentatoren – Duo JBL/Michael Cole genommen, das neue Gespann aus Corey Graves, Byron Saxton und…Michael Cole schafft es aber auch in diesem Jahr nicht, die Matches nachvollziehbar zu kommentieren. Weder transportieren sie großartig Emotion, noch erzeugen sie einen Hauch von Individualismus. Jedes zweite Match, und sei es noch so belanglos, ist gleich ein „Klassiker“, alles ist „awesome“…kurz und knapp: Die Kommentare wirken wie müde vom Blatt abgelesen und dienen abermals nur der Glorifizierung eines Unternehmens, welches inhaltlich wie qualitativ schon längst nichts mehr gerissen bekommt. Diesbezüglich ist WWE 2K18 der perfekte Begleiter, da er sich grundlegend eigentlich ebenso präsentiert: Ideenlos und verbohrt unzeitgemäß, aber gleichzeitig mit Anspruch auf ein weltweites Monopol angesichts mangelnder, im Mainstream wahrnehmbarer Konkurrenz. 

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          Statt echten Fotos nutzt WWE 2K18 auch dieses Jahr stellenweise potthässliche Stills. 

Ja, ich bin frustiert und genervt von der Reihe. Wenn man denn wirklich mal einen genauen Blick riskiert, die Reihe kennt und mit dem zunehmenden spielerischen Anspruch anderer Vertreter im Genre des Sports vergleicht, dann ist die WWE 2K – Reihe eigentlich längst klinisch tot. Daran können die wenigen Neuerungen (von denen noch weniger positiv sind) nichts mehr ändern. Es war, es ist und bleibt in Sachen Gameplay eine reine Konterorgie, die Einsteiger wahrscheinlich mehr frustrieren wird als FIFA – Spieler Controller schrotten. Gameplay – Flow? Praktisch nicht vorhanden. Und selbst der Soundtrack, der in den Vorjahren meist immer noch überzeugen konnte, wirkt trotz direkter Mitwirkung von „The Rock“ selbst wahllos zusammengeklatscht und oftmals völlig unpassend. Ich weiß, dieser Artikel wird enorm viel Heat auf sich ziehen, manche werden nahezu jedem oder vielen Worten gnadenlos widersprechen und sagen: „Das ist Meckern auf viel zu hohem Niveau!“ Kleingeisterei. Frustriertes Gehate. „DANN GUCK DOCH KEIN WWE MEHR! UND SPIELE ES AUCH NICHT MEHR!“ Und ich respektiere diese Meinung. Immerhin steht der Spielspaß ja im Vordergrund. Aber sagt selbst, Leser, Spieler, WWE – Fans: Seid ihr es nicht irgendwann leid, jedes Jahr zwischen 55 und 70€ auf den Tisch zu legen, voller guter Hoffnung aufgrund des bisher in Trailern präsentiertes, nur um am Ende doch wieder enttäuscht zu sein, weil sich doch wieder nichts getan hat, was den Vollpreis auch nur ansatzweise rechtfertigt? Nahezu jedes Sports – Game, welches ich in den letzten Wochen getestet habe, hat in irgendeiner Form etwas beinhaltet, dass die Anschaffung gerechtfertigt hat. WWE 2K18 hat für mich absolut nichts, was dafür spricht. 

Fazit und Wertung

ava2 „WWE 2K18 ist viel mehr Schein als Sein. In der Karriere herrscht inhaltlich und inszenatorisch absoluter Stillstand, das neue Lootbox – System verkompliziert die Grundmechanik nur um den Faktor „Zufall“. Und in Sachen Technik und Gameplay können die wenigen Verbesserungen auch nicht im Ansatz bewirken, dass das Spiel qualitativ auch nur entfernt zur mittlerweile starken und umfangreichen Sports – Konkurrenz aufschließen kann. Auch in Sachen Technik bleibt der Titel trotz besserer Beleuchtung eine steril anmutende Enttäuschung sondergleichen. Allem voran die PC – Version ist eine absolute Katastrophe, die im momentanen Status keinem zugemutet werden kann. Die WWE – Reihe braucht dringend einen kompletten Neuanfang. Kommentar, Soundtrack, Grafik, Gameplay, Stories…es wird Zeit, das ganze System von Grundauf neu aufzubauen, anstatt sich Jahr für Jahr mit Marginalität und finanzieller Gier von Update zu Update zu retten. Was immer ihr nun denken mögt, für mich ist die WWE – Reihe ab WWE ´13 sang- und klanglos gestorben.“ 

PRO:

+ Exzellent gestaltete Entrances
+ Extrem umfangreiches Roster
+ Zahlreiche Modi
+ Mächtige, sinnvoll erweiterte Creative Suite
+ Vereinfachteres Submission – System
+ Ingesamt nachwievor gewaltiger Umfang
+ Neues Haltesystem bringt mehr Dynamik ins Geschehen
+ Unterhaltsamer Road to Glory – Modus
+ Erweitertes Promo – System
+ Verbesserte Beleuchtungseffekte
+ Community – Share – Feature
+ Endlich überarbeitete, zumeist frustfreie Achievements

CONTRA:

– Insgesamt spürbar veraltete Technik
– Unansehliches Klonpublikum
– Lässt nahezu jede Form der Innovation vermissen
– Karriere nach Schema F
– Stark schwankende Darstellungsqualität der Superstars
– Hässliche Haare, steife Animationen
– Statt echter Fotos abermals nur hässliches Stills
– Keine Showcases
– Kein Create – a – Story – Modus
– Im Kern wieder nur ein Vollpreisupdate
– Gameplay bleibt eine Abfolge aus Kontern und Gegenkontern
– Promos und Gespräche ohne Sprache rauben viel Atmosphäre…
– …und wirken mit grotesken Mimiken nahezu lächerlich
– Völlig sinnlose Lootbox – Mechanik…
– …welche viel gestalterische Freiheit raubt und zudem die Presets drastisch leert
– Gewohnte Probleme mit Physik und Kollisionsabfrage
– Ladezeiten. Ladezeiten everywhere. 
– Hässlicher Backstagebereich (Karriere)
– Emotionsloser, oft unpassender Kommentar
– Soundtrack wirkt wahllos zusammengewürfelt
– Bugs und Glitches
– Online oftmals Lags dank schwacher Server
– Katastrophale PC – Umsetzung, die mit Rucklern und FPS – Wirrwarr aufwartet (PC)
– Starke FPS – Einbrüche bei 8 – Mann – Matches (Konsolen)


              GESAMTWERTUNG:     

                              49% (Konsolen)
                                      40% plus Kaufwarnung (PC)


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