The M-Factor: One Night Stand III – Wie man Salami als Fleischwurst verkauft

 

                                                          Verfasst von General M

    Warnung: Die folgende Kolumne enthält Rabattmarken für einen Sechserpack Bi-Fi sowie Sarkasmus und sollte daher von niemandem gelesen werden. 

   Hach, was leben wir doch in aufregenden Zeiten! Die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Union wurden gerade noch rechtzeitig abgeschlossen, um den Jecken auf den Straßen (und denen, die sich für einen kleinen Feigling von Obdachlosen in dunklen Gassen die Stange massieren lassen) mal einen richtigen Grund geben, sich hemmungslos zu besaufen. Tagtäglich öffne ich die Nachrichten in der Hoffnung, dass Kim Jong-Un seinen Namen in Kam Jung-Um ändert oder Donald Trump etwas so Dummes anstellt, dass man ihn ohne Wenn und Aber seines Amtes enthebt. Ähnliches passierte seinerzeit einem noch jungen Kolumnisten, nachdem eine seiner Hasspredigten auch außerhalb unserer Seite größere Beachtung fand. Die Wahrheit aber ist, dass Menschen Skandale lieben. Menschen sind schadenfroh. Eine Newsmeldung, in der man darüber berichten würde, dass beispielsweise  Roman Reigns aufgrund wiederholter Verstöße gegen die Wellnesspolitik der WWE (sagen wir, er hätte die Dusche abermals ohne Badeschlappen betreten, oder aber Tide Pods gefressen, was bei der Blutuntersuchung nicht so gut war) suspendiert worden wäre, würde weitaus mehr Klicks und Kommentare generieren als ein Artikel, der über die Geburt eines Kindes oder dergleichen berichtet. Das ist nicht nur eine Vermutung, sondern Fakt. Und weil das so ist, habe ich umso mehr Freude daran, von Zeit zu Zeit meinen Senf (mittelscharf, aber dennoch delikat) zum aktuellen WWE – Geschehen beizutragen. Ich merke abermals an, dass sämtliche beigefügten Bilder völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind, zumeist auch mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun haben und nur dazu dienen, die Leser anzulocken, die Bilder viel toller finden als Wörter, weil sie nicht lesen können.

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                   Versucht seit 2003, ein 100 Teile – Puzzle zu lösen: Roman Reigns. 

   Ursprünglich hatte ich angedacht, das ein oder andere zur XFL, bzw. dessen Wiederauferstehung, zu schreiben. Das hat mein werter Kollege und Saunapartner Mathias allerdings bereits in Perfektion getan und wird natürlich Konsequenzen haben. Zum Glück gibt es so viele andere Dinge, die man fokussieren kann. Und ich habe mir fest vorgenommen, ausnahmsweise mal nicht so viel über Roman Reigns zu schreiben. Immerhin gibt sich die WWE nachwievor meisterhaft darin, dieser Aufgabe im besten negativen Sinne selbst nachzukommen. Gleichzeitig ist es aber einfach zu verlockend. Daher werde ich einfach gelegentlich „RRF´s“, nämlich Random Reigns Facts™ in diese Kolumne einbauen. Das mag in der Theorie kompliziert klingen, ist aber in der Praxis unglaublich einfach. Ein Beispiel:

Random Reigns Fact #17: Roman Reigns hat bei seinem letzten Entrance durch´s Publikum dreiundzwanzig Brieftaschen geklaut. 

   Prinzip soweit klar? Ausgezeichnet. Heute möchte ich mich im Kern aber einem ganz anderen Thema widmen, welches ich nicht klar betiteln kann, da es sich aus vielen verschiedenen Einzelteilen wie ein Puzzle zusammensetzt. Hat sich jemand von Euch mal die Zeit genommen, sich die Kommentare unter den Facebook – Beiträgen der WWE Deutschland durchzulesen? Es ist nicht unbedingt die beständige Anzahl an Marks, die einen aufregen kann, sondern viel mehr das chronische Unwissen vieler über das tatsächliche Potenzial vieler, vieler, VIELER Athlethen des augenblicklichen Rosters. Da regen sich beispielsweise zwölfjährige darüber auf, dass beide Rumble Matches von Japanern (nämlich Asuka und Shinsuke Nakamura) gewonnen worden sind, die allenfalls schlechtes Englisch sprechen und entweder total überbewertet sind, oder aber generell als talentfrei beschrieben werden. Nun muss man dem entgegenhalten, dass wir gleichzeitig auch mit Calvin Knie und dem anderen, dessen Name ich gerade vergessen habe über zwei deutsche Kommentatoren verfügen, die auch nur sehr schlecht Deutsch sprechen. Und die Kanadier sprechen ja auch schlechtes Kanadisch! Skandal! Was mich sehr betrübt ist, dass es sich bei beiden…

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                       Hängt sich jede Woche gnadenlos rein: Shinsuke Nakamura.

Random Reigns Fact #81: Roman Reigns hat das Lied „Herz an Herz“ von Blümchen komponiert. 

   …Superstars (also Asuka und Nakamura, nicht die beiden im Smaland zurückgelassenen und von der WWE abgeholten Kommentatoren) ja absolute Ausnahmetalente sind, welche bereits lange vor ihren noch relativ jungen Karrieren in der WWE grandiose Matches abgeliefert haben. Die Wahrnehmung der beiden ist aufgrund der an den WWE – Stil gebundenen, stark eingeschränkten und möglichst familienfreundlichen Manöverliste aber derart verzerrt, dass nur diejenigen, die wissen, dass auch außerhalb der WWE Wrestling existiert, durch dieses Netz hindurch blicken können.

Wie man Salami als Fleischwurst verkauft

   Was muss ich da nicht alles lesen? Kevin Owens ist nur eine fette, bösartige Wurst (und das ist ein Originalzitat von jemandem, der aussieht, als würde er täglich die Quartalszuckerernte von Kuba frühstücken, während er dabei ein XXXXL – Shirt mit dem Aufdruck „Diabetes und Selbsthass formten diesen schönen Körper“ trägt!), Jason Jordan sieht Kurt Angle ja gar nicht ähnlich und sollte deswegen vielleicht einen Vaterschaftstest ablegen (die Unterschiede beginnen ja schon dort, dass Kurt Angle Fans hat und Jason Jordan eben nicht) und so weiter. Wrestling ist schon deswegen Fake, weil Leute um Gürtel kämpfen, obwohl sie meistens gar keine Hosen tragen. Verantwortlich für diese verzerrte, ja nahezu grenzdebile Wahrnehmung ist die WWE selbst. Klar hat man als Monopolist im weitesten Sinne die Möglichkeit, Salami als Fleischwurst zu verkaufen und zu hoffen, dass die Fans einfach weiterkauen, ohne daran zu ersticken. 

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                                 Hat ein Näschen für gute Unterhaltung: Triple H.

Random Reigns Fact #3: Roman Reigns ist bei Samoa´s Next Topmodel Zweiter geworden.

   Wer sich aber noch verkauft, ist der Superstar selbst. Nehmen wir einen Nakamura, der in Japan nicht wenige ***** – Sterne – Matches abgeliefert hat, in der WWE aber nun trotz großem Push (frei nach dem Motto „War ja teuer, zu schade zum Wegwerfen“) einfach nicht so sehr ankommt, wie sein Entrance Theme. Um aber eben WWE – konform zu sein, musste die Salami zur Fleischwurst werden. Für alle, die nie von Ligen wie New Japan und Co. gehört haben, sondern stattdessen ausschließlich die Weeklys von Wenig Wrestling Entertaintment als treue Jünger verfolgen, ist also nur jener Nakamura bekannt, der „eigenartig, ja nahezu spastisch agiert und außer Tritten nichts kann“. Oh, ihr armen, unwissenden Lämmer! Das große Problem ist, dass das Programm der WWE abseits vom starken NXT – Format nie geschafft hat, sich weiterzuentwickeln. Man hat der Attitude Ära das Attitude genommen, der folgenden Ruthless Aggression Ära die Aggression und was übrig blieb wurde nicht erweitert oder reformiert, sondern im Rahmen familienfreundlicher Unterhaltung einfach weiterhin als Spitzenprodukt verkauft. Die besten Gewürze nützen nichts, wenn das Fleisch, welches sie ummantelt, längst das Verfallsdatum überschritten hat. Während das von VKM, also dem alten Fleisch, kontrollierte und von Kevin Dunn (nein, nicht dem Typen aus Transformers) produzierte Hauptformat oftmals keinerlei Verwertung für diese qualitativ herausragenden Talente hat und sie bei RAW und Smackdown innerhalb kürzester Zeit in der Bedeutungslosigkeit, höchstens aber in der Mittelmäßigkeit verschwinden lässt, weiß man zumindest bei NXT noch einigen Nutzen daraus zu ziehen und starke Matches abzuliefern, denen meistens auch eine schöne Rivalität zugrunde liegt. Dass man aber dennoch seit Jahren suggeriert, dass man es erst geschafft hat, wenn man es in die roten und blauen Weeklys geschafft hat, grenzt an blanke Ironie. Dass die Rumble – Siege von Asuka und Nakamura natürlich grandiose Möglichkeiten bieten, daran denken momentan nur die Wenigsten. Und das ist sehr schade. 

Überfütterung

   Die WWE leidet nicht nur am Problem mangelnder Kreativität und der immerwährenden Einmischung eines Mannes, der nicht in der Lage ist, sein Produkt moderner zu gestalten und der zudem nicht müde wird, hinter den Kulissen weiter an den Fäden der Verdammnis zu spinnen, sondern momentan auch an einer starken Überfütterung an Personal. Um die Leute, denen man ja nun monatlich hohe Gehaltssummen auszahlt, wenn sie nicht gerade ihren Puller ungefragt in Frauen stecken, überhaupt noch irgendwie unterbringen zu können, gibt es jede Woche Six Man – Tag Team – Matches, die im Grunde aber keinerlei Mehrwert zu den erzählten Geschichten beitragen, sondern viel eher nur noch nerven. Würde irgendjemand jeden Abend GZSZ schauen, wenn da eine halbe Stunde nur noch ohne Sinn und Verstand gepimpert werden würde? Ja! Aber bei WWE wird nicht drei Stunden lang gepimpert! Großer Missstand! Die Talente sind gezwungen, auswärts zu pimpern und auf die Veröffentlichung durch Dritte zu hoffen! So viele Talente wären besser anderweitig aufgehoben. Nehmen wir einen Finn Balor, der bei NJPW zu den besten Pferden im Stall gehörte, mittlerweile aber als blasser Midcarder bei der WWE versauert. Gut, dafür hat er Cathy Kelley kennengelernt, aber es geht ja um´s Prinzip. Wenn viele Leute momentan danach schreien, Kenny Omega zur WWE zu holen, dann sagt die eine Hälfte „Wer?“, die andere Hälfte schreit „Bitte nicht!“ Und letztere tun das aus Rücksicht auf Kenny Omega! 

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                      Wurde kurz nach der Indien – Tour Shiva geopfert: Jinder Mahal.

Random Reigns Fact #98:  Wenn man Roman Reigns rückwärts schreibt, kommt Namor Sngier dabei raus. 

   Es ist ja schön und gut, dass die WWE es sich leisten kann, nahezu jeden Topstar der Welt unter Vertrag zu nehmen. Es macht nur wenig Sinn, wenn diese Stars dann mangels Zeit, künstlerischer Restriktion und Ideen wieder nur versauern, wo sie uns doch beste Unterhaltung liefern könnten, wenn man sie denn nur ließe. Entlassungen finden kaum noch statt, mittlerweile gehen die Stars lieber selbst, wenn sie keine Lust mehr haben, werden dann aber vorher im Rahmen der Shows aber noch als Bösewichte dargestellt, um ihnen den Abgang so unangenehm wie möglich zu gestalten, bzw. den Start in alles, was denn danach kommt. Hierzulande würde man das wohl Mobbing nennen. Insgesamt erinnert all das ein wenig an die Massentierhaltung bei Hühnern. KFC – Werbung wird ja schon genug gemacht! Gleichzeitig ist es noch immer nicht gelungen, sich von den alten Hasen loszulassen. Und die alten Hasen wiederum opfern bis heute gerne gnadenlos das Standing aufstrebender Toptalente. Ja, die WWE müsste dringend ausmisten. Einen Frühjahrsputz abhalten. Das Roster verkleinern, Qualität statt Quantität auch in Hinsicht der Weeklys bringen. Andererseits, was kann man in drei Stunden nicht alles an Werbung verkaufen? Oder wie viele Tickets für Houseshows absetzen? Solange man mit möglichst wenig kreativem Aufwand so viel Geld einnehmen kann, wird sich wohl nichts daran ändern. Immerhin klappt das Prinzip ja auch bei den Videospielumsetzungen prima. Auf lange Sicht gilt aber immer noch das alte Sprichwort: „Viele Köchen verderben den Brei“. Bei der WWE jedoch muss man zusätzlich auch sagen, dass es nicht gut ausgehen kann, wenn eine Schüssel Brei unter fünfzig Hungrigen aufgeteilt werden muss. Dabei wird niemand satt. 

                                                 
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Fortsetzung: The M-Factor: One Night Stand III.5 – Das zu erwartende Ergebnis