Eric Bischoff über die Unterschiede zwischen WWE & AEW, WCW Elemente im AEW TV, das Storytelling und die Zukunft beider Wrestling-Unternehmen

Eric Bischoff sprach mit Renee Paquette im „Oral Sessions“ Podcast unter anderem, über die Unterschiede zwischen WWE und AEW.

„Ich glaube nicht, dass man sie wirklich vergleichen kann. Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Offensichtlich war AEW in den letzten zwei Jahren sehr erfolgreich. Sie konnten sich zu einem sehr erfolgreichen Programm zur Hauptsendezeit auf einem großen Network etablieren. Das allein ist schon eine große Leistung, aber wie vergleicht man das mit der Milliarde Dollar, die die WWE jedes Jahr verdient und an ihre Aktionäre zurückgibt? Das sind zwei verschiedene Dinge, also möchte ich sie nicht auf diese Weise vergleichen.

Ich werde daher einfach äußern, was ich an AEW mag. Ich sage schon seit fünfzehn Jahren, dass die WWE zu überproduziert ist. Es ist zu perfekt, es ist so perfekt, dass es sich nicht mehr echt anfühlt. Ich kann keine Verbindung dazu herstellen. Meiner Meinung nach und das ist ausschließlich meine Meinung nach über 30 Jahren in der Branche, denke ich, dass Wrestling als TV-Produkt aus vielen Gründen funktioniert. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass es Wrestling seit Beginn der TV-Zeit gibt. Es gehörte zu den erfolgreichsten Fernsehsendungen zu Beginn der Fernsehgeschichte. Und der Grund dafür, warum Live-Sport so gut funktioniert, ist, dass es dem Zuschauer das Gefühl gibt, in der Arena zu sein, obwohl man es nicht und stattdessen bequem von zu Hause aus zuschaut.

Doch Live-Fernsehen, Live-Action-Fernsehen – insbesondere Wrestling, gibt dem Zuschauer zu Hause das Gefühl, auf den billigeren Plätzen zu sitzen. Nicht unbedingt am Ring, aber auf den Plätzen direkt dahinter. Dennoch hat man das Gefühl dabei zu sein. Und wenn man das Gefühl hat dabei zu sein, fällt es einem leichter, die Geschichte oder Figuren zu verfolgen, die sich vor einem abspielen. AEW schafft es hervorragend, dieses Gefühl zu erzeugen und dem Zuschauer das Gefühl zu geben, dass man direkt dabei ist, obwohl es nicht der Fall ist.

Wenn ich mir die WWE ansehe, habe ich das Gefühl in einem Kino zu sitzen und den Produzenten von Disney on Ice zuzusehen. Es ist zu glitzernd. Lasst mich etwas sehen, was ich nicht sehen sollte. Es sollte nicht alles detailliert dargestellt und auch nicht so viel Geld für die Lichttechnik (sowie die CGI-Technik) ausgegeben werden, denn das gibt mir das Gefühl in einem Kino zu sein und nicht in einer Arena. Ich war noch nie in einer Arena die so aussieht, es sei denn, man sieht sich eine Wrestling-Veranstaltung der WWE an. Ich mag das einfach nicht.

Später wurde Eric Bischoff gefragt, ob es irgendetwas gibt, was AEW von der WCW lernen könnte. Im Großen und Ganzen glaubt Bischoff nicht, dass es da vieles gibt. Allerdings ist ihm noch etwas anderes aufgefallen.

„Es gibt so viele Dinge bei Dynamite, worauf ich mich nicht äußern möchte – es ist kein Plagiat, aber vieles im AEW-Produkt spiegelt das wider, was WCW Nitro zum Erfolg verholfen hat und es gibt Dinge im AEW-Produkt, die auch bei der WWE funktionieren.

Grundsätzlich betrachtet Bischoff AEW nicht als Kopie der WCW. Er sieht eben WCW Elemente im AEW TV und sprach ebenfalls über das wachsende AEW Roster.

„Sie haben viele Wrestler/innen und es liegt in der Natur der Talente, dass sie Leistung bringen möchten und es gibt eine Art mathematische Formel, die einem aufzeigt, wie viele Personen im TV untergebracht werden können.

Es ist großartig, Ersatz- und Entwicklungstalente zu haben und diese Ersatz-Quarterbacks, wenn man so will, die einsatzbereit sind falls es eine dringende Verletzung oder einen Vertragskonflikt oder sonst etwas gibt. Man muss Ersatz haben. Aber es gibt viele Talente, von denen ich glaube, dass sie in einem oder anderthalb Jahren sagen werden: ‚Ich dachte, ich würde hier die Chance bekommen ein Star zu werden‘. Und das kann dann eine eigene Art von Herausforderung darstellen, die dann bewältigt werden muss.

Ich würde wirklich gerne eine strukturierte Formel sehen, denn ich sehe viele der gleichen Fehler im Ansatz von AEW, was als Storytelling bezeichnet wird, aber keines ist, was die Struktur und Disziplin betrifft. Das Schlimme daran ist, dass man dabei Geld auf dem Tisch liegen lässt. Man zieht Matches durch, während keine Geschichte haften bleibt, die das Publikum wachsen lässt. Das ist der schwierige Teil. Wie kann man das Publikum vergrößern? Wie stellt man ein bestehendes Publikum zufrieden? Man will die Fangemeinde erweitern und Zuschauer anziehen, die ansonsten fernbleiben, doch das geht nur mit großartigen Geschichten und großartigen Charakteren.“

Eine weitere Frage, die Bischoff gestellt wurde, war, wo er AEW in fünf Jahren sieht. Seine Antwort darauf war einfach.

„Ich habe keine Ahnung und ich glaube nicht, dass irgendjemand das weiß, denn das Fernsehen verändert sich so schnell. Nehmen wir für diese Frage und Diskussion einfach mal an, dass alles so ziemlich beim Alten bleibt. Streaming-Plattformen, das Verhältnis zwischen aktuellem Streaming und Fernsehen – alles bleibt gleich. Ausgehend von dem, was ich sehen kann, weiß ich zugegebenermaßen nicht, was hinter den Kulissen vor sich geht, ich weiß nicht, was die größere Strategie ist, wenn es eine gibt. Ich habe keine Ahnung. Ich sitze nur am Rande und beobachte das Ganze wie jeder andere auch.“

Eine Sache über die sich Eric Bischoff mehr denn je im Klaren ist, ist die Zukunft der WWE, die seiner Meinung nach auf einen Verkauf zusteuert. Deshalb interessiert ihn, wer die WWE nach dem Eigentümer und Vorsitzenden Vince McMahon leiten wird.

„Wenn man mir diese Frage vor sechs Monaten gestellt hätte, wäre ich wahrscheinlich in der Lage gewesen, sie zu beantworten. Doch, wenn ich mir darüber Gedanken mache. Disneyworld? Wie bereits erwähnt, vor sechs Monaten hätten wir uns darüber gestritten und ich wäre wahrscheinlich nicht von meinem Standpunkt abgerückt, aber jetzt bin ich ein wenig offener für die Idee, dass es wahrscheinlich oder zumindest teilweise wahr sein könnte.