Eric Bischoff über sein WWE Run als Creative Director von SmackDown: „Ich habe großen Respekt vor Vince und ich bin wirklich enttäuscht von mir selbst!“

Eric Bischoff war beim Oral Sessions Podcast zu Gast und sprach mit Renee Paquette über zahlreiche Wrestling Themen, unter anderem auch über seine kurze Zeit als Creative Director von SmackDown im Jahr 2019.

„Ich hatte nicht viele Ideen, die man als kreativ bezeichnen könnte und das habe ich Vince auch so gesagt, bevor ich zugestimmt habe an Bord zu kommen. Er stimmte zu und ich wurde engagiert. Ich hatte mir das (WWE) Produkt nicht oft angesehen. Ich habe gelegentlich hereingeschaut, so wie ich es immer noch mache. Wahrscheinlich beobachte ich es jetzt mehr, weil mir immer wieder Fragen zum aktuellen Produkt gestellt werden und ich wäre ein Idiot, wenn ich nichts wüsste. Also suche ich mir bestimmte Dinge heraus die aktuell sind und schalte ein, um zu sehen wie sie sich weiterentwickeln. Und das habe ich damals nicht getan.

Nur wenn ich in der richtigen Stimmung gewesen bin, habe ich zwanzig Minuten bis eine halbe Stunde lang Wrestling geschaut. Dann schaltete ich aus und habe etwas anderes gemacht. Ich bin also nicht mit dem Gedanken rangegangen: ‚Hey, was wäre, wenn wir ein Match zwischen diesem Typen und diesem Typen hätten? Und was, wenn dieser Fight zu dieser Auseinandersetzung führt?‘ So etwas hatte ich nicht im Sinn.

Eric Bischoff blieb nur ein paar Monate im Amt, bevor er durch Bruce Prichard ersetzt wurde. Bischoff hat viel Zeit gehabt um auf das zurückzublicken, was schiefgelaufen ist und er kommt zu dem Schluss, dass er zu viel Wert darauf gelegt hatte, wie die Leute ihn zu jener Zeit wahrgenommen haben, anstatt aggressiv aufzutreten sowie wie es McMahon seiner Meinung nach gewünscht hätte.

„Wenn ich jetzt zurückblicke, denke ich: ‚Was wäre gewesen, wenn ich dort als Alpha-Führungskraft aufgetreten wäre – von der alle wissen, dass Vince sie mag? Das hätte ich machen können, weil es meiner Natur nicht fremd ist – sehr aggressiv und konzentriert zu sein.“

Ein Problem, welches Eric Bischoff während seiner Amtszeit nicht hatte, war der Mangel an persönlichen Begegnungen mit Mr. McMahon, mit dem er nach eigener Aussage mehr zu tun hatte, als ihm lieb war. Er stellte jedoch klar, dass er keine Probleme mit dem WWE Boss hat und wiederholte, dass er in dieser Hinsicht aggressiver hätte vorgehen und sich mehr Zeit nehmen sollen, um sich sowohl mit dem Writing Team als auch mit den Talenten vertraut zu machen.

„Ich habe großen Respekt vor Vince und ich bin wirklich enttäuscht von mir selbst! Ich hätte mir eine bessere Chance erarbeiten können. Vince möchte, dass man als Führungskraft die Kontrolle übernimmt. Er möchte eindeutig von aggressiven Leuten umgeben sein, die ihr Geschäft auf aggressive Weise angehen. So ist er nun einmal.

Natürlich möchte er niemanden, der so ist wie er selbst oder der ihm und seiner Herangehensweise so nahe wie möglich kommt. Und ich bin mit der folgenden Einstellung angefangen: ‚Okay, ich werde mich einfach in das System einarbeiten und wenn die Zeit reif ist, werde ich mein Ding machen‘.

Übrigens brauchte ich mindestens sechs Monate oder mehr, um wirklich zu verstehen, um herauszufinden wo meine Stärken sind und um die Writer wirklich zu verstehen und um in Erfahrung zu bringen, was einige wirklich gut konnten und was nicht, damit man sie nicht in Situationen bringt, in denen sie wahrscheinlich versagen werden. Das alles braucht einfach seine Zeit. Und dann muss man die Talente kennen lernen.

Es reichen keine kurzen Begegnungen im Backstagebereich. So funktioniert das einfach nicht. Man muss sich etwas Zeit nehmen, zumindest mache ich das so. Vielleicht läuft das bei anderen Personen und Talenten anders, aber ich denke nicht, dass es so klappen kann.“

Eric Bischoff teilte ebenfalls mit, was im heutigen Pro-Wrestling zu kurz kommt und zu wenig Aufmerksamkeit bekommt.

 
Eine Sache die mich wirklich enttäuscht ist die geringe Berücksichtigung einer Storyline – dies gilt für WWE und alle anderen die professionelles Wrestling inhaltlich produzieren und das ausgerechnet in einer Zeit, in der das Publikum so viele fesselnde Geschichten, beeindruckende Storystrukturen und großartige Charaktere auf so vielen anderen Plattformen zu sehen bekommt.

Scripted Entertainment ist heute wahrscheinlich erfolgreicher als je zuvor. Und der Wrestling-Sport hat keine ausgefeilte Storytelling-Struktur. Nicht jeder Angle wird zu einem Wrestling-Match, denn das ist es, was Wrestling ausmacht. Das war im Wrestling-Sport schon immer so. Gelegentlich stolpern sie über eine gute Geschichte, die wirklich ankommt, aber das ist mehr Zufall als Absicht. Ich habe Vince McMahon mitgeteilt, dass es die große Chance ist, wenn der Wrestling-Sport heute wieder mehr Wert auf eine ausgefeilte Erzählform legen würde. Das Publikum wird aus einer Vielzahl von Gründen immer kleiner, nicht zuletzt weil die Storylines schlecht sind.

Es gibt einfach keine richtigen Geschichten und sie haben auch keine Struktur. Der Anfang, die Mitte und das Ende sind willkürlich zusammengewürfelt. So werden Geschichten im Normalfall nicht geschrieben. Das war nicht der Fall, als ich das letzte Mal dort war und ich glaube auch nicht, dass es anderswo so ist. Es gibt einen Weg, es anders zu machen und ehrlich gesagt bin ich von mir selbst enttäuscht, denn ich war nicht mehr in der Lage, das Spiel zu spielen. Ich war auch nicht in der Lage, mich gut genug zu managen um lange genug dort zu sein und um wirklich zu versuchen, diese Veränderung zu bewirken.“